Seeanemone hat geschrieben: Di., 28.01.2020, 08:19
Zur Zeit habe ich das Gefühl besser damit zurecht zu kommen, Sie nicht in meinem Leben zu haben.
Darüber mit Ihr zu reden, darüber habe ich schon nachgedacht, aber ich habe Angst, meinen Hunger damit zu füttern, wodurch er noch stärker wird. Ich will dass dieses Fremdkörpergefühl verschwindet. Und da es jetzt nach der Begegnung mit Ihr so aufgetaucht ist, glaube ich, dass er mit Ihr, also wenn ich nicht mehr zu Ihr gehe, verschwindet.
Liebe Seeanemone,
meine Gedanken dazu - auch aus eigener Erfahrung. Dieser Hunger, dieses Fremdkörpergefühl...all das sind gerade Dinge du du nicht greifen kannst, die nur in die stattfinden und auf die nur du Zugriff hast. Dieser Hunger und das Gefühl sind nur derzeit stärker als du und haben eine enorme Macht - du denkst über Therapieabbruch nach, aufgrund von Dingen, die in dir drin existieren, aber nicht real greifbar sind. Im Grunde sind es "nur" Gedanken, Ideen, aber nichts handfestes. Und du bist damit allein, schaffst es eventuell, das alles mal für eine Zeit in eine Schublade zu stecken und sie einfach nicht zu öffnen. Aber der Inhalt ist einfach da, er ist verdammt stark und wird die Schublade alleine öffnen. Irgendwann, dann wenn du nicht damit rechnest, wenn du allein bist. Daher meine Idee, hol dir deine Therapeutin als deine Mitwisserin ins Boot.
Ich muss gerade an das berühmte Monster unterm Bett denken, das jeden Abend größer wird, gefährlicher, bedrohlicher. Die Angst vor ihm wird auch jeden Abend größer, bis man als Kind diese Angst bei den Eltern angesprochen hat und gemeinsam mit ihnen geschaut hat, wie das Monster unterm Bett eigentlich so lebt, was es da tut und was man ihm gutes tun kann. Dadurch wurde die Angst nicht größer und das Monster auch nicht. Und so in etwa ist es mit deinem Hunger, er wird größer je kleiner du ihn halten willst, er wird mächtiger. Wenn du nun aber den Mut findest, ihn anzusprechen, nimmst du ihm schon Bedrohlichkeit, weil er da sein darf. Und dann kannst du dir mit deiner Therapeutin anschauen, was dieser Hunger eigentlich genau ist und was du dir in Therapie holen kannst und was du dir im Leben selbst geben kannst, um ihn kleiner zu machen.
Und wenn es mit sprechen nicht klappt, dann schreib es auf, mal es, bastle.... werd kreativ. Sobald du in den Prozess kommst, dass dieser Hunger Form und Gestalt annimmt, übernimmst du die Kontrolle und nimmst ihm die Macht.
Ich drück dir die Daumen und wünsche dir das Durchhaltevermögen, jetzt nicht aufzugeben!