Umgang mit Therapieende und Krise

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

ziegenkind
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 11:10

Mustang, Du wertest sehr stark. Ich finde es wichtig, erst Mal zu wissen, warum Phoebe das so fühlt wie sie das fühlt.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Phoebe_Buffay
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 11:42

ziegenkind hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 09:48 Warum verbindest Du Enttäuschung mit der Abgabe von Deiner Diss?
Die Diss und die Arbeit in der Wissenschaft war lange Zeit mein Lebensmittelpunkt und hat mir sehr viel bedeutet. Viele andere Lebensbereiche sind da einfach kurz gekommen. Der Druck wurde dann aber immer größer, es sind einige ungute Sachen passiert und ich bin sehr oft über meine Grenzen gegangen. Mir war dann irgendwann klar, dass da keine berufliche Zukunft mehr für mich liegt, ich wollte die Diss aber trotzdem fertig bekommen. Das war nicht einfach, ich hatte immer wieder Krisen, Schreibblockaden und Versagensängste. Ich kann gar nicht fassen, dass es jetzt tatsächlich absehbar, auch wenn ich meine Ansprüche runterschrauben musste. Ich freue mich darauf, sie endlich abzugeben und dieses Kapitel abzuschließen. Die Enttäuschung kommt wohl daher, dass damit meine letzte Verbindung zur Wissenschaft weg ist und da wohl auch erstmal eine große Leere entsteht. Und mir wird erst jetzt so richtig klar, in was für einem destruktiven Strudel ich in den letzten Jahren war.
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 10:46 Wieviele Stunden warst du denn eigentlich in Therapie? Was verstehst du unter „hinbekommen“? Bist du mit deiner Essstörung denn gerade somatisch kritisch?
Gestern war die 100. Stunde. Ich musste selber darüber nachdenken, was ich damit meine. Zu einen natürlich die Essstörung. Sie ist mal schlechter, mal besser. Im Herbst war ich eine zeitlang im Untergewicht (aber nur leicht), da ging es mir körperlich auch nicht besonders gut. jetzt ist es aber wieder besser, also somatisch nicht kritisch. Seltsamerweise habe ich die Essstörung in Therapiepausen besser im Griff. Ich könnte mir also fast vorstellen, dass es mir erstmal wieder besser geht (zumindest bezüglich der Sysmptome), wenn die Therapie zu Ende ist.

Mit „hinbekommen“ meine ich aber mehr, die therapeutische Hilfe anzunehmen. Das ging in ruhigen Phasen ganz gut, wenn ich aber gestresst war, dann wurde es schnell sehr schwierig. Meinte Therapeutin meinte dann mal, dass sie sich dann von mir abgewiesen fühlt. Ich war dann einfach auch oft nicht kritikfähig und habe mich schnell angegriffen gefühlt, obwohl ich von ihr Hilfe wollte und brauchte. Es war für mich sehr schwer, dass Hilfe da war, ich sie aber (zeitweise) offensichtlich nicht annehmen konnte oder nutzen konnte. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich zu anstrengend oder zu viel war. Ich glaube, disen Druck würde ich in eine Klinik mitnehmen, deswegen fühlt sich das nicht gut an. Ich habe Angst, mich dann völlig zu verlieren, weil ich dann so vezweifelt und bedürftig auf de Suche nach Halt bin. Mir ist dann schon klar, dass mir das keiner von außen geben kann. Aber mir fehlt dann innerlich die Ruhe, mir das anzugucken.

Ich hatte gehofft, dass sich diese schlimmen Krisengefühlen über Nacht etwas legen, das ist aber nicht der Fall. Ich würde gerne mit ihr sprechen und weiß gerade nicht, wie ich das bis nächsten Freitag durchhalten soll.
Ich weiß auch, dass es da in mir zwei Seiten gibt und nicht nur dieses kindliche Drama. Ich möchte da gerne mit ihr „vernünftig“ darüber sprechen und mir auch angucken, was da in den letzten Stunden passiert ist und wie es weitergehen kann. Ich möchte die Therapie nicht in diesem Krisengefühl beenden und den Abschied auch selber aktiv gestalten, auch wenn er schwer fällt. Ich will mich auch diesen Themen stellen und mich nicht in diesen kindlichen Gefühlen verlieren. Und ich will diese Leere aushalten (ohne hungern oder essen).

Ich konnte da aber gestern überhaupt nicht mehr darauf zurückgreifen, das war einfach nur Angst, Panik, Wut, und Hilflosigkeit. Das Schlimme war glaube, dass ich das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr bereit, mit mir darüber zu sprechen. Wir hatten schon öfter ähnliche Situationen, aber ich hatte das Vertrauen, dass das nicht das Ende ist und wir darüber sprechen können. Und das hat auch immer ganz gut geklappt, nur die letzten Stunden eben nicht, das hat dann meine innere Stressspirale nur weiter hochgeschraubt. Sie meinte dann gestern irgendwann, ich würde gerade alles kaputt machen und kurz danach, dass sie eine Ende im März gut fände. Die Möglichkeit, es nicht mehr besprechen zu können und die Chance bei ihr nicht genutzt zu haben, macht es gerade sehr schwierig.


ziegenkind
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 12:08

Phoebe, glaubst Du das Krisen und Angst und Schreibblockaden weg sind, wenn Du keine Wissenschaft, sondern irgend etwas anderes machst? Kommen die nicht eher von der Störung? Und heißt das nicht auch, die werden sich in Deinem nächsten Job genau so wieder an Deine Fersen heften?

Ich will keine Angst und keine Krise herbeireden. Ich denke nur, Du brauchst wirklich einen klaren Blick auf Dich und Deine Probleme, um fundiert zu entscheiden, was Du jetzt tust.

Ich kannte all die Versagensängste und Krisen auch. Ein Klinikaufenthalt und zwei Therapien haben mich da raus geführt. Das hat gedauert, ja. Aber dafür ist der Gewinn an Lebensqualität gewaltig. Und - ich bin in der Wissenschaft geblieben - zu meiner großen Freude.

Ich will Dir nicht meins überstülpen. Ich will Dich "nur" anregen, darüber nachzudenken, ob Deine Probleme mit dem Abgeben der Diss und dem Ende des Jobs wirklich vorbei sind. Versagensängste sind in der Regel erfinderisch und hängen sich an alles Mögliche. So schnell kann man gar nicht gucken. Von daher würde ich dafür plädieren, nicht zu vermeiden, sondern das Problem an der Wurzel packen.
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Scars
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 14:12

Phoebe_Buffay hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 11:42
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 10:46 Wieviele Stunden warst du denn eigentlich in Therapie? Was verstehst du unter „hinbekommen“? Bist du mit deiner Essstörung denn gerade somatisch kritisch?
Gestern war die 100. Stunde. Ich musste selber darüber nachdenken, was ich damit meine. Zu einen natürlich die Essstörung. Sie ist mal schlechter, mal besser. Im Herbst war ich eine zeitlang im Untergewicht (aber nur leicht), da ging es mir körperlich auch nicht besonders gut. jetzt ist es aber wieder besser, also somatisch nicht kritisch. Seltsamerweise habe ich die Essstörung in Therapiepausen besser im Griff. Ich könnte mir also fast vorstellen, dass es mir erstmal wieder besser geht (zumindest bezüglich der Sysmptome), wenn die Therapie zu Ende ist.
Dass deine Essstörung in Therapiepausen besser wird, finde ich nicht seltsam, ist auch meine Erfahrung. Vor der Annahme, dass Essstörungen der Emotionsregulation dienen, macht es ja auch Sinn. Je mehr du damit in Kontakt kommst, dich mit den Gefühlen auseinander setzen musst und gleichzeitig keine andere Strategie zum Umgang hast, desto mehr Symptome.

Was meinst du mit „die Chance nicht genutzt haben“? Was hast du denn in den 100 Stunden erreicht? Gar nichts? Oder vielleicht doch etwas?

Für mich klingt das alles so hart, was du schreibst. Sowohl was du zu Klinik als auch zum Abschied schreibst. Vielleicht könnte es dir auch helfen, deine weichen Seiten (Bedürftigkeit, Traurigkeit, kindliche Seiten) aber auch Wut etc. mehr zuzulassen? Die anzunehmen und „lieb zu haben“? Die dürfen doch sein. Meiner Erfahrung nach macht das den Abschied leichter. Man kann der Kinderseele halt nicht erklären, dass das Kontingent jetzt vorbei ist und sie deswegen „vernünftig“ sein soll.
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Phoebe_Buffay
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 15:07

ziegenkind hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 12:08 Ich will Dir nicht meins überstülpen. Ich will Dich "nur" anregen, darüber nachzudenken, ob Deine Probleme mit dem Abgeben der Diss und dem Ende des Jobs wirklich vorbei sind. Versagensängste sind in der Regel erfinderisch und hängen sich an alles Mögliche. So schnell kann man gar nicht gucken. Von daher würde ich dafür plädieren, nicht zu vermeiden, sondern das Problem an der Wurzel packen.
Nein, ich glaube überhaupt nicht, dass meine Probleme dann weg sind. Daher wohl auch die Enttäuschung, das Gefühl der großen Befreiung bleibt aus. Ich fühle mich gerade vor allem sehr abgekämpft. Mir ist auch klar, dass da noch ein langer Weg vor mir liegt und sehe auch meine Probleme. Mein Therapeutin hat mir immer gesagt, dass ich kränker bin, als mir gerade selber bewusst ist. Ich glaube nicht, dass das so radikal stimmt. Nur ist für mich die Frage, was mir da helfen könnte, gerade sehr schwierig. Für mich sind das innerlich zwei Spuren. Die offensichtlichen Probleme wie die Essstörung, die gefühlte Leere, die depressiven Gedanken, der fehelende Selbstwert sind für mich das eine und da bin ich mir sicher, dass ich da theraputische Hilfe brauche.

Das andere sind diese sehr kindlichen Gefühle nach Zuwendung, die Verlassensängste, das Bedürfnis, das jemand da ist, der sich kümmert, tröstet und Verantwortung übernimmt. Das habe ich im Alltag ganz gut unter Kontrolle und ich habe lange gezögert, ob ich eine Therapie wage, weil ich Sorge hatte, dass das übermächtig wird und ich dann gehen muss und damit alleine dastehe. Die Gefühle waren in der Therapie mal stark, mal weniger stark. Vieles habe ich unterdrückt. Ich habe unglaubliche Angst, dass in der Klinik noch weiter in diesen regressiven Strudel gerate, aber durch zeitliche Begrenzung da kaum Zeit bleibt, sich das genauer anzugucken. Ja, ich würde das Problem gerne an der Wurzel packen und nicht vermeiden, aber ich weiß gerade noch nichtmal, wo der Baum steht. Manchmal fühlt sich Klinik eher nach Vermeidung und Flucht an und manchmal ist es genau anders herum.
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 14:12 Dass deine Essstörung in Therapiepausen besser wird, finde ich nicht seltsam, ist auch meine Erfahrung. Vor der Annahme, dass Essstörungen der Emotionsregulation dienen, macht es ja auch Sinn.
Ja, das stimmt schon, den Eindruck habe ich auch. Ich hatte allerdings phasenweise auch das Gefühl, dass ich auch in der Therapie nicht wollte, dass es besser wurde und ich mir da manchmal eine Hilflosigkeit eingeredet (oder eingefühlt) habe, die nicht immer so gegeben war. Ich gerate da immer wieder in einen so regressiven Sumpf und habe dann das Gefühl, dass ich einfach nur richtig krank werden muss, damit mir endlich mal jemand hilft (bzw. ich die Hilfe annehmen kann). Ab einem bestimmten Punkt komme ich dann immer wieder etwas zu mir und dann kriege ich das wieder besser in Griff. Aber so ging es eigentlich über zwei Jahre ständig hin und her.
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 14:12 Was meinst du mit „die Chance nicht genutzt haben“? Was hast du denn in den 100 Stunden erreicht? Gar nichts? Oder vielleicht doch etwas?
Vom Gefühl her momentan gar nichts. Ich würde allerdings schon sagen, dass die Therapie geholfen hat, ich kann aber nicht benennen, auf welcher Ebene. Mir hat dieses Gefühl sehr viel gegegeben, einen Platz bei ihr zu haben und einfach „Patientin“ zu sein und da sein zu können. Ich hatte während der Therapie aber eigentlich durchgängig Sorge, dass ich als Patientin viel zu anstrengend bin, da zu viele Dramen sind und ihr das einfach irgendwann zu viel wird. Das ist nun gestern eingetreten.
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 14:12 Für mich klingt das alles so hart, was du schreibst. Sowohl was du zu Klinik als auch zum Abschied schreibst. Vielleicht könnte es dir auch helfen, deine weichen Seiten (Bedürftigkeit, Traurigkeit, kindliche Seiten) aber auch Wut etc. mehr zuzulassen? Die anzunehmen und „lieb zu haben“?
Ja, das würde ich gerne. Zwischenzeitlich hatte ich in der Therapie auch das Gefühl, dass ich diese kindlichen Gefühlen etwas annehmen kann und hatte auch die Hoffnung, da einen besseren Umgang mit mir zu finden. Aber irgendwie verhärte ich da gerade innerlich wieder. Letzten endlich stehe ich mit diesem emotionalen Chaos jetzt alleine da. Die innerliche Einsamkeit ist da gerade riesig und gleichzeitig ist mir das unfassbar unangenehm, dass ich das gestern so wenig unter Kontrolle hatte und so ein Drama gemacht habe. Vernunft ist da für mich irgendwie der einzige Weg, da wieder rauszufinden und auch wieder Kontakt zu meinen Mitmenschen zu bekommen. Das hat vor der Therapie immer einigermaßen funktioniert und jetzt wird es immer schwieriger.

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Scars
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 16:43

Ok, das finde ich alles sehr verständlich. Auch, dass du mit Härte reagierst um dich da beinander zu halten. Aber umso wichtiger erscheint es mir, dass du wieder jemanden hast, dass du nicht alleine bist.

Was du beschreibst mit „dem Tiefpunkt“, gehört für mich zur Dynamik einer Essstörung dazu. Persönlich kenne ich niemanden, der sich damit nicht immer wieder bis kurz vor knackig runtergewirtschaftet hätte... gibt es vielleicht auch anders, aber auch hier würde ich jetzt sagen, dass du dich dafür nicht so angreifen musst. Ist halt leider so.

Kannst du die positiven Veränderungen oder Einflüsse auf einer konkreten Ebene vielleicht zumindest ein ganz kleines bisschen festmachen? Du schriebst doch schon, dass es dir körperlich etwas besser geht. Was ist da genau? Isst du vielleicht regelmäßiger? Irgendwie sowas. Ich finde es enorm hilfreich am Ende Bilanz zu ziehen, was war gut, was nicht, was sind die Erfolge (und wenn sie noch so klein sind), was bleibt offen. Manches zeigt sich auch erst nach der Therapie, wenn sich das noch ein bisschen gesetzt hat.

Mir fällt ein großer Erfolg ein: du gibst deine Dissertation ab!
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Phoebe_Buffay
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 17:38

Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 16:43 Was du beschreibst mit „dem Tiefpunkt“, gehört für mich zur Dynamik einer Essstörung dazu. Persönlich kenne ich niemanden, der sich damit nicht immer wieder bis kurz vor knackig runtergewirtschaftet hätte... gibt es vielleicht auch anders, aber auch hier würde ich jetzt sagen, dass du dich dafür nicht so angreifen musst. Ist halt leider so.
Ja, das stimmt wohl. Ich hatte allerdings nie das Gefühl, dass ich da komplett die Augen davor verschlossen habe, was ich da tue. Meine Therapeutin ist da anderer Meinung. Sie meint, ich hätte keine Bereitschaft, mich mit meiner Essstörung auseinander zusetzten. Ich bin inzwischen der Meinung, dass ich die Essstörung inzwischen von allen Seiten durchleuchtet habe, mir aber keine helfen kann, wenn ich nicht selber die innere Bereitschaft habe, mein Leben und mein Alltag ohne hungern/überessen/ kotzen auszuhalten. In einer Klinik würde mir das sicherlich gelingen, aber schwierig ist für mich die Erkenntnis, dass mir vor allem Normalität (ohne Krankheit und Krisen) Probleme bereitet. Auch wenn die Sehnsucht danach groß ist.
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 16:43 Kannst du die positiven Veränderungen oder Einflüsse auf einer konkreten Ebene vielleicht zumindest ein ganz kleines bisschen festmachen? Du schriebst doch schon, dass es dir körperlich etwas besser geht. Was ist da genau? Isst du vielleicht regelmäßiger?
Das fällt mir tatsächlich ziemlich schwer. Körperlich geht es mir besser, weil ich seit Weihnachten zwar weniger hunger und weniger Sport mache, aber dafür viele Essanfälle habe und dadurch wieder Normalgewicht habe. Bezüglich des Essverhaltens ist tatsächlich wenig Verbesserung, auch wenn es auch bessere Phasen gibt. Da bin ich inzwischen aber auch resigniert. Mein Ziel ist nicht mehr so die Heilung, sondern ein Umgang damit, der zumindest körperliche Schäden minimiert.

Ansonsten habe ich seit über einem Jahr zum ersten mal eine eigene Wohnung (habe lange im Haus meiner Mutter gewohnt) und dadurch auch die Beziehung zu meiner Mutter etwas kritische beleuchtet.
Es ging in der Therapie aber auch viel um Akzeptanz und die Erkenntnis, das ich sehr lange ein Leben gelebt habe, wo meine eigenen Sehnsüchte und (tieferen) Bedürfnisse überhaupt keine Rolle gespielt haben. Über den Punkt bin ich allerdings nie hinweggekommen. Ich kann nicht sagen, dass meine Lebensqualität sich in der Therapie verbessert hat. Es vielleicht insgesamt wieder lebendiger und emotionaler, aber eben vor allem durch die ständigen Krisen.
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 16:43 Mir fällt ein großer Erfolg ein: du gibst deine Dissertation ab!
Ja, das ist wirklich ein Erfolg, an den ich selber lange nicht mehr geglaubt habe. Das war mit sehr vielen Krisen und Zweifeln verbunden und ich kann es gar nicht fassen, dass es etzt bald so weit ist. Ich habe überhaupt keine Vorstellung mehr davon, wie mein leben ohne Diss aussehen kann und wie sich das anfühlt, wenn das wegfällt.


Ich überlege gerade, warum mich diese Begrenzung mit Ende März so aus der Bahn geworfen hat. Zum einen natürlich, weil die Begrenzung von ihr kam und ich damit wohl schlecht zu Recht komme, dass sie das entscheidet. Aber auch weil ich innerlich darauf eingestellt war, dass ich zumindest bis zur Verteidigung bleiben kann. Ich habe nicht direkt Einfluss, wann die ist, aber wahrscheinlich irgendwann im April (wenn das mit Abgabe im Februar klappt). Ich überlege, ob ich das nochmal anspreche und frage, ob das vielleicht möglich ist. Auf der anderen Seite will ich nicht um Stunden feilschen und dann wieder zu riskieren, dass sie das ablehnt.

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Scars
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 19:55

Phoebe_Buffay hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 17:38 In einer Klinik würde mir das sicherlich gelingen, aber schwierig ist für mich die Erkenntnis, dass mir vor allem Normalität (ohne Krankheit und Krisen) Probleme bereitet. Auch wenn die Sehnsucht danach groß ist.
Na da würde ich sagen: freue ich da mal nicht zu früh. So wie sich das anhört, steckst du ja noch ziemlich drin und „ohne Krankheit ohne Krisen“ muss man erstmal aushalten. Die „Normalität“ ist deswegen so schwierig, weil man mit all dem in Kontakt kommt, was durch die Essstörung gedeckelt wird. Ich bin jetzt seit 2 Jahren weitestgehend symptomfrei und habe mich ziemlich entwickelt aber bin mir absolut sicher, dass das einem stationärer Aufenthalt nicht standhalten würde (wobei ich keinen speziell auf Essstörung machen würde).

Wann der Punkt gekommen ist, dass du die alte Scheisse satt hast und dich lieber mit der Neuen (den ganzen Gefühlen) auseinander setzt, dass musst du selbst wissen. :lol:

Deine wievielte Therapie ist das, dass du schon resigniert hast?! Wie lange hast du deine Probleme schon? Das dauert einfach auch seine Zeit. Gerade wo du vorher dein Leben noch gar nicht gelebt und gefühlt hast (da kommt vllt die Leere her?). Nimmt dich das Therapieende vielleicht auch deswegen so mit, weil du genau weist, dass es noch weiter gehen sollte und du das eigentlich auch möchtest? Ich lese da gerade keinen Grund mit Therapie aufzuhören.
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Wild Mustang
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 20:51

Also, wenn ich hier so lese, dass Menschen "ohne Krankheiten und Krisen" nicht (mehr) klarkommen, das macht mich sprachlos.

Gruß

Mustang
How about I be me?

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Scars
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 21:03

Ja, das kann wirklich eine schreckliche Begleiterscheinung von Essstörungen (wie auch mit anderen Süchten) sein, wenn man so tief drin steckt, dass es einem die Krankheit (im ersten Moment) mehr gibt als sie nimmt. Oder wenn man (unbewusst) negative, vllt sogar traumatische Lebens- und Beziehungserfahrungen immer wieder reinszeniert. Das ist echt ein Teufelskreis. Oder wie meintest du das, Mustang?
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Phoebe_Buffay
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Beitrag Sa., 30.01.2021, 22:38

Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 19:55
Na da würde ich sagen: freue ich da mal nicht zu früh. So wie sich das anhört, steckst du ja noch ziemlich drin und „ohne Krankheit ohne Krisen“ muss man erstmal aushalten. Die „Normalität“ ist deswegen so schwierig, weil man mit all dem in Kontakt kommt, was durch die Essstörung gedeckelt wird.
Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Es gibt ja einen Grund, warum ich mich mit seit Jahren mit Hungern, zwanghaftem Sport und arbeiten ablenke. Das Aushalten dieser inneren Leere und Unruhe ist für mich schwierig. Ich pendel seit Jahren zwischen Kontrolle/Restriktion und Überaktivität und immer wieder depressiven Abstürzen, Kontrollverlust und Erschöpfung. Trotzdem habe ich Sehnsucht nach einem normalen Leben ohne diese destruktive Achterbahn.
Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 19:55
Ich bin jetzt seit 2 Jahren weitestgehend symptomfrei und habe mich ziemlich entwickelt aber bin mir absolut sicher, dass das einem stationärer Aufenthalt nicht standhalten würde (wobei ich keinen speziell auf Essstörung machen würde).
Warst du in einer Klinik wegen Deiner Essstörung? Ich bin mir nicht, ob ich dich richtig verstehe. Du meinst, du würdest wieder zurück in die Essstörung kippen, wenn du einen stationären Aufenthalt machen würdest?

Scars hat geschrieben: Sa., 30.01.2021, 19:55
Deine wievielte Therapie ist das, dass du schon resigniert hast?! Wie lange hast du deine Probleme schon? Das dauert einfach auch seine Zeit. Gerade wo du vorher dein Leben noch gar nicht gelebt und gefühlt hast (da kommt vllt die Leere her?). Nimmt dich das Therapieende vielleicht auch deswegen so mit, weil du genau weist, dass es noch weiter gehen sollte und du das eigentlich auch möchtest? Ich lese da gerade keinen Grund mit Therapie aufzuhören.
Probleme mit dem Essen habe ich schon seit ca. 12 Jahren, vor 3 Jahren bin ich in die Bulimie gerutscht und seit dem wechseln sich Bulimie- und Anorexiephasen ab (ohne längere stabile Phasen mit normalem Essverhalten). Das ist meine erste Therapie. Eigentlich kein Grund, um mich austherapiert zu fühlen. Ich fühle mich trotzdem gerade ziemlich abgekämpft. Es kam wirklich sehr oft die Rückmeldung von meiner Therapeutin, dass ich ihre Hilfe nicht annehme und wir eher gegeneinander kämpfen als miteinander arbeiten. Ich hatte bis zum Ende das Gefühl, dass ich es nicht richtig mache und hatte immer wieder das Gefühl, zu versagen. Das Gefühl ist gerade stark, daher wohl auch gerade die Panik, dass ich jetzt keine Zeit mehr habe. Ich möchte eigentlich noch weiter Therapie machen, aber ich kann meine innere Ambivalenz nicht einfach abstellen. Ich musste mich sehr oft überwinden, zu der Therapie zu gehen und hatte innere Blockaden. Aber ich habe mich trotzdem immer dafür entschieden hinzugehen und mit meiner Therapeutin zu sprechen und jetzt frage ich mich, was da schief gelaufen ist.

Ich lese oft hier im Forum oder in Klinikberichten, dass ein Klinikaufenthalt nur etwas bringt, wenn man sich wirklich darauf einlässt. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich auf die jetzige Therapie eingelassen habe und trotzdem war es bis zum Ende so schwierig und ich hatte oft, das Gefühl, dass ich mich "unterordnen" muss, um Hilfe und Kontakt zu bekommen. Vielleicht geht es mir einfach noch nicht schlecht genug oder mir fehlt der Mut, mein Leben anzupacken... ich bin da gerade ziemlich ratlos.

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Griselda
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Beitrag So., 31.01.2021, 00:38

Liebe Phoebe,
es tut mir leid, dass du so leidest, aber lass dir gesagt sein, du bist nicht allein.
Ich habe meine Therapie vor einem halben Jahr beendet, wegen Corona ziemlich abrupt. Erst jetzt, nach einem halben Jahr konnte ich anfangen mich damit zu beschäftigen was in dieser Therapie eigentlich passiert ist und warum mir dieser Abschied so nahe geht.

Was ich im Rückblick erkannt habe, ist, dass meine Therapeutin zwar sehr einfühlsam war und mich unglaublich gut gestützt hat, aber manche Dinge hat sie nicht gut gemacht. Den Abschied beispielsweise, da ging es drunter und drüber. Weder fand da eine lange Vorbereitung statt noch konnte ich in Frieden gehen. Wir haben zum Beispiel keine einzige Übertragung aufgelöst. Das hat zur Folge, dass ich mit einer Menge ambivalenter Gefühle zurückgeblieben bin, die ich jetzt nur mühsam mit Wikipedia und einer anderen Person (psychologische Beraterin) sortiert bekomme.

Es geht da zwar vorwärts und ich verstehe manche meiner Gefühle ihr gegenüber besser, aber dennoch denke ich, dass es viel hilfreicher und effektiver gewesen wäre, wenn wir dies direkt bearbeitet hätten. Es ist ja einfach so, dass in diesen analytischen Therapien ein ständiges Gefühlsgefälle herrscht. Während der Patient sich grenzenlos öffnet und vertraut wie in einer Liebesbeziehung, behält der Therapeuten innerlich immer Distanz. Wenn am Ende dann versäumt wird, die Einsicht in diese Mechanismen einer Therapie aufzulösen, dann leidet man als Patient, wie wenn jemand sehr Nahestehendes verstorben wäre oder sich getrennt hätte.

Was für mich auch nicht schön war, war die letzte Stunde. Ich hab geredet wie ein Wasserfall, wollte dies und das erzählen und die Situation noch festhalten. Jetzt fehlt mir dieses symbolische Ende in Frieden irgendwie.

Ich glaube, dass bei dir vieles zusammenkommt. Der Abschied von der Dissertation, der Abschied von dem Menschen, der dir bis jetzt grenzenlosen Beistand geboten hat. Und gleichzeitig ist da eben nichts Neues, auf das du dich freuen kannst. Ich weiß jetzt nicht, ob ein Klinikaufenthalt gleich im Anschluss das Richtige ist. Vielleicht wärs besser du machst im Anschluss was Schönes (Reise?) und versuchst dann mit etwas Abstand diese Therapie mit professioneller Hilfe zu verarbeiten.
Dir alles Gute,
Griselda

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Arakakadu
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Beitrag So., 31.01.2021, 08:26

Liebe Phoebe!
Ich wollte dir auch nochmal kurz was schreiben, obwohl ja schon das meiste besprochen wurde. Ich habe die gleiche Problematik wie du (Essstörung, Abhängigkeit und damit verbundenen Ängste Wut und Scham) das könnte alles ich geschrieben haben.
Meine 100h sind auch vorbei und ich zahle jetzt selber. Welche Therapieform ist das bei dir genau? Mein Therapeut ist Analytiker und der einzige Unterschied bei uns beiden ist, dass ich ständig versuche wegzukommen und er sagt, dass genau jetzt ein harter großer Brocken bearbeitet werden muss. Und ich leider auch massiv unter der Abhängigkeit und wollte das auch nie so fühlen. Ich will mich innerlich (obwohl ich immer mit dem Ende drohe) nicht von ihm lösen und werde dann wütend, verletze ihn und überschreite die Grenzen. Er erklärt mir, dass ich rational (wenn ich dann runter komme und sage ich schaffe das auch alleine) weiß, dass die Therapie einen Anfang und ein Ende hat, aber ich emotional mehr will und er mir das nicht erfüllen kann.
Es geht also quasi darum, dass wir uns emotional nicht von der TherapeutIn lösen wollen, weil wir erwarten, dass unsere kindlichen Bedürfnisse von Ihnen gestillt werden, aber es geht darum, in der Therapie zu lernen unsere Gefühle besser zu steuern und uns selbst die Sicherheit zu geben.
Für mich ist es auch sehr schwer und ich kann das alles nachvollziehen was du schreibst. Auch meine Essstörung ist nur wenig besser geworden, ich kotze nicht mehr 3 oder 4x am Tag sondern nur mehr 1-2x oder mal paar Tage nicht. Aber es ist harte Arbeit.
Was ich überhaupt nicht versteh, darum die Frage was deine Therapeutin genau für eine Therapeutin ist: dass du gehen MUSST. Ja sie hat ein Ende. Das ist klar. Aber meiner Meinung nach geht deine Therapeutin nicht gut damit um.. Denn du erlebst ja jetzt genau wieder ein Verlassen werden. Eigentlich müsste Sie dir selbst überlassen ob du gehst oder nicht.
Mein Therapeut sagt dass ich ganz alleine das Ende bestimme und er mir verspricht, dass er von sich aus die Therapie nicht beendet. Er meint aufgrund meiner Vergangenheit ist es völlig normal dass ich mich so fühle und die Abhängigkeit muss ich einfach auch mal zulassen können, aushalten können. Generell aushalten können und nicht kotzen gehen.
Er sagt, wenn wir es gemeinsam schaffen dann genau an die Gefühle ran zu kommen, dann werde ich lernen mit ihnen umzugehen, dadurch werden sich meine Beziehungen verändern und ich werde ihn immer weniger brauchen und werde dann gut gehen können..
Aber er ist eben Analytiker vl liegt da der Unterschied? Ich bekomme nach einer Pause übrigens wieder 100h von der Kasse und die Pause geht ein paar Monate. Daweil ist sie privat.
Ich leider trotzdem sehr unter der abhängigkeit auch wenn ich seine Sicherheit habe dass er mich nicht alleine lässt, trotzdem will ich jede Stunde gehen und habe mir auch jetzt vorgenommen mit Ende Februar die Therapie zu beenden, weil alles sehr verstrickt ist.
Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft und hoffe, dass du mit deiner Therapeutin einen guten Weg findest, ich finde es sehr sehr wichtig, dass ihr das Ende gut besprecht und du ein gutes Gefühl bekommst, was aber nicht heißt, dass du nicht trauern darfst. Aber ganz gut finde ich es nicht, wie sie mit dir umgeht. Auch weil manche schreiben, dass Sie bei dir viel aushalten muss: das ist ihr Job, und sie muss ihre Gegenübertragung im Griff haben! Viel Glück!

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Beitrag So., 31.01.2021, 12:11

Griselda hat geschrieben: So., 31.01.2021, 00:38 es tut mir leid, dass du so leidest, aber lass dir gesagt sein, du bist nicht allein.
Vielen Dank und es tut mir leid, dass du da ähnliche Erfahrungen machen musstest und deine Therapie so schnell beendet war.
Griselda hat geschrieben: So., 31.01.2021, 00:38 Wir haben zum Beispiel keine einzige Übertragung aufgelöst. Das hat zur Folge, dass ich mit einer Menge ambivalenter Gefühle zurückgeblieben bin, die ich jetzt nur mühsam mit Wikipedia und einer anderen Person (psychologische Beraterin) sortiert bekomme.
Ja, das ist gerade auch mein Gefühl. Wir haben über diese Ambivalenzen gesprochen und ich habe ihr auch immer mitgeteilt, dass ich Sorge habe, in diesem emotionalen Schlamassel am Ende alleine zu bleiben, weil die Therapie zu Ende ist. Ich hatte Sorge, dass sie unterschätzt, was diese Therapiebeziehung mit dem Machtgefälle in mir auslöst Sie hat gesagt, dass sie das sehr gut versteht und das wir das Ende gemeinsam gestalten können. Da von habe ich dann aber am Freitag überhaupt nichts mehr gespürt. Ich habe mich ihr einfach nur hilflos ausgeliefert gefühlt.
Griselda hat geschrieben: So., 31.01.2021, 00:38
Wenn am Ende dann versäumt wird, die Einsicht in diese Mechanismen einer Therapie aufzulösen, dann leidet man als Patient, wie wenn jemand sehr Nahestehendes verstorben wäre oder sich getrennt hätte.
Ja, so fühlt sich das tatsächlich für mich so an. Ich habe ihr das so auch so gesagt. Ich habe das Gefühl, dass sich eine Person von mir trennt und meinen Schmerz darüber nicht so recht versteht. Sie ist der Meinung, dass ich alleine gerade nicht klar komme, aber ich mir doch einfache eine neue Beziehung suchen soll. Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass mir das aber nicht hilft, wenn das Dinge betrifft, die mit der Beziehung zu ihr zu tun hat bzw. sich in dieser Beziehung gezeigt haben. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass wir da aneinander vorbei geredet haben.

Ich habe gerade das Gefühl, ich bin wegen chronischer Rückenschmerzen in die Therapie gegangen. Während der Therapie kam es dann immer wieder zu Fieberschüben, die ich vorher nicht hatte und die mich belastet haben. Ich hatte aber das Gefühl und das Vetrauen, dass das Fieber nur einmal richtig hoch werden muss, damit es besser werden. Das ist aber nicht eingetreten und sie wiederholt einfach nur in Dauerschleife, dass ich doch endlich einsehen muss, dass sie mir bei den Rückenschmerzen nicht helfen kann und ich mich dafür stationär behandeln lassen soll. Während ich gerade Sorge, dass das Fieber nicht wieder weg geht und in einer Klinik noch weiter steigt.
Griselda hat geschrieben: So., 31.01.2021, 00:38 Ich glaube, dass bei dir vieles zusammenkommt. Der Abschied von der Dissertation, der Abschied von dem Menschen, der dir bis jetzt grenzenlosen Beistand geboten hat. Und gleichzeitig ist da eben nichts Neues, auf das du dich freuen kannst. Ich weiß jetzt nicht, ob ein Klinikaufenthalt gleich im Anschluss das Richtige ist. Vielleicht wärs besser du machst im Anschluss was Schönes (Reise?) und versuchst dann mit etwas Abstand diese Therapie mit professioneller Hilfe zu verarbeiten.
Ja, das fühlt sich für mich auch nicht so gut an. Ich würde ja eh nicht so schnell einen Klinikplatz bekommen, es gibt da ja auch Wartezeiten. Aber ich will nicht direkt nach dem Therapieende und der Verteidigung in eine Klinik. Ich hatte tatsächlich immer geplant, nach der Dissertation eine längere Wandertour in den Alpen zu machen. Auch wenn Reisen ja gerade etwas unsicher sind, plane ich das vielleicht nochmal intensiver. Einfach um eine etwas schönere Perspektive für das Leben "danach" zu bekommen.

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Phoebe_Buffay
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Beitrag So., 31.01.2021, 12:14

Marlena hat geschrieben: So., 31.01.2021, 08:26 Meine 100h sind auch vorbei und ich zahle jetzt selber. Welche Therapieform ist das bei dir genau?
Vielen Dank für deine Antwort. Es ist eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie, sie hat keine analytische Ausbildung. Ich hatte schon das Gefühl, dass sie die Beziehungsebene im Blick hat und sie war da bisher auch recht offen.
Marlena hat geschrieben: So., 31.01.2021, 08:26 Ja sie hat ein Ende. Das ist klar. Aber meiner Meinung nach geht deine Therapeutin nicht gut damit um.. Denn du erlebst ja jetzt genau wieder ein Verlassen werden. Eigentlich müsste Sie dir selbst überlassen ob du gehst oder nicht.
Ich glaube, sie ist da einfach gerade anderer Meinung. Ich habe das Gefühl, dass sie denkt, dass mir diese Begrenzung längerfristig mehr hilft, auch wenn es jetzt wehtut. Ich will auch gar, dass es grenzenlos ist. Ich habe ja auch das Bedürfnis, mich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Aber dieses Bedürfnis geht meinem Empfinden gerade total unter.

Marlena hat geschrieben: So., 31.01.2021, 08:26 Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft und hoffe, dass du mit deiner Therapeutin einen guten Weg findest, ich finde es sehr sehr wichtig, dass ihr das Ende gut besprecht und du ein gutes Gefühl bekommst, was aber nicht heißt, dass du nicht trauern darfst.
Vielen Dank. Nein, das fühlt sich momentan auch überhaupt nicht gut. Ich ertrage mich in diesem Klammermodus selbst nicht. Aber das Gefühl, dass sie da jetzt so hart abgrenzt und mir vermittelt, dass das alles nicht mehr ihr Problem ist, macht es gerade nur noch schlimmer. Ich möchte es gerne mit ihr besprechen, weiß aber nicht, ob das gerade noch möglich sein wird. Ich hatte am Freitag auch kurzzeitig das Gefühl, dass sie selber damit überfordert ist. Aber vielleicht ist auch nur meine Interpretaion, um ihr Verhalten irgendwie einzuordnen.

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