Unbegrenzte Verhaltenstherapie ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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saffiatou
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Beitrag Sa., 17.04.2021, 15:06

Ich war bei meinem ersten thera auch immer verunsichert, wenn er die Beantragung erst spät, kurz vor Ende der letzten Stunde abschickte. Ich frage dann mal und er sagte, dass er schon sicher ist, wann ein Antrag für Kostenübernahme bewilligt wird und wann nicht und ich mir da keine Sorgen machen muss. Ich war auch immer der Typ, der alles so zeitig wie möglich erledigt wissen will. Aber es ging immer gut. Vielleicht hilft dir das etwas.
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kaja
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Beitrag Sa., 17.04.2021, 17:15

Wenn so ein Antrag Monate eher bei der Kasse eintrudelt, wird der Gutachter auch die u.U. berechtigten Zweifel haben, warum der Bedarf schon jetzt klar ist.

Die Dauer der bewilligten Stunden entspricht ja nicht analog der Schwere der Erkrankung.
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Montana
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Beitrag Sa., 17.04.2021, 17:33

Zwei, drei Wochen wären nicht Monate. Aber davon abgesehen kann man selbstverständlich lange vorher wissen, dass die Stunden nicht reichen. Bei einer schweren dissoziativen Störung z.B. ist das völlig normal. Fachbücher sprechen von einer Therapiedauer um die acht Jahre bei ein bis zwei Stunden pro Woche. Das ist im deutschen Gesundheitssystem aber nicht berücksichtigt, obwohl Konsens unter Fachleuten.


kaja
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Beitrag Sa., 17.04.2021, 18:08

Ich beziehe mich da nicht auf Einzelfälle, sondern auf eine allgemeine Aussage zur Antragsstellung.

Wie gesagt, die schwere einer Erkrankung, kann nicht an der Dauer der benötigten Stunden festgemacht werden.
Das es nicht immer richtig ist die Therapiedauer zu begrenzen, ist wieder ein ganz anderes Problem.
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Mimmy
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Beitrag So., 18.04.2021, 11:37

Habt ihr den Bericht an den Gutachter gelesen?
Ich habe ihn lesen dürfen und war ganz schön erstaunt, auf welche Details da geachtet wird, bzw was da alles im Bericht steht.
Z.B. der Kleidungsstil, das Verhalten (bei mir stand z.B. u.a. höflich, zurückhaltend, reflektiert,usw), ob man pünktlich erscheint oder nicht, also die Zuverlässigkeit, ...
Dann ging es auch um die aktuellen Lebensumstände und um die damalige Familiensituation, usw.
Und ein Beispielgespräch aus einer Sitzung hat er auch mit reingebracht.
Natürlich alles im Fachjargon.

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chrysokoll
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Beitrag So., 18.04.2021, 17:35

früher habe ich einige Berichte gelesen und das hat mich immer ganz schön verunsichert was da alles über mich drin steht.
Von daher kenne ich das, ja, auch Kleidungsstil etc.
Ich fand es schwierig damit umzugehen, daher hab ich aktuell darauf verzichtet
Ob ich bei der Verlängerung lesen möchte habe ich noch nicht entschieden


kaja
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Beitrag So., 18.04.2021, 17:49

Ich habe jeden einzelnen Bericht gelesen, bevor er an die Kasse ging.
Selbst meine Akte habe ich gelesen und auch bereits zur Hälfte in Kopie vorliegen.

Kleidungsstil, soziales Umfeld, Sozialverhalten etc. sind Standardangaben die enthalten sein müssen.
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chrysokoll
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Beitrag So., 18.04.2021, 18:02

Irgendwie wäre es ja spannend wie die Therapeutin meinen Kleidungsstil beurteilt :)
Vielleicht lese ich das doch.
Aber ich könnte sie auch einfach fragen.


kaja
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Beitrag So., 18.04.2021, 18:11

Man muss sich halt bewusst sein, dass es eine Ansammlung der Defizite ist.

Der Therapeut fand es damals auch nicht super, als ich den Bericht von ihm eingefordert habe. Er hat mir seine Beweggründe erzählt, ich habe über seine Argumente nachgedacht und gegenüber meinen Interessen abgewogen und mich dann dafür entschieden den Bericht zu lesen.

Ich denke das ist eine absolut individuelle Entscheidung.
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chrysokoll
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Beitrag So., 18.04.2021, 18:16

klar ist das eine individuelle Entscheidung und man sollte sich auch klar sein dass es ganz schön hart sein kann das zu lesen.
In einer guten Therapie kann man das aber besprechen denke ich

In einer früheren Therapie wusste ich, ich habe das Recht auf Einsicht, das Recht das zu lesen.
Das ware eine Psychoanalyse und es hat dem Analytiker überhaupt nicht gepasst dass ich das lesen will.
Allein deswegen wollte ich dann unbedingt und das hat erstmal die Beziehung nicht grade verbessert

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Montana
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Beitrag So., 18.04.2021, 21:29

Ich habe ein Gutachten der Rentenversicherung gelesen. Und dachte, entweder hatte der Gutachter einen Knall oder ich hatte einen außergewöhnlich schlechten Tag.
Jahre später wurden in einer Therapie Sitzungen auf Video aufgenommen. Einige habe ich mir angeschaut. Und ich sah das, was der Gutachter beschrieben hatte. Der hatte gar nichts falsches geschrieben, noch nichtmal übertrieben.
Sich sowas anzusehen ist aber auch nicht ohne. Ich erlaube nicht mehr, dass Sitzungen aufgenommen werden. (Habe aber genau das vor wenigen Wochen bereut. Da wäre es ausnahmsweise gut gewesen.)

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Mimmy
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Beitrag Fr., 23.04.2021, 11:36

Oh man. Ich wollte das Thema gestern in der Therapie nochmal ansprechen, aber irgendwie ging gar nichts.
Ich kam hin und war schon vorher total durch den Wind, weil ich zuvor mit meinem Freund über ein Thema gesprochen habe, was uns zurzeit sehr beschäftigt.
Mir fällt es total schwer, wenn ich dort vor dem Therapeuten auf dem Stuhl sitze, gleich von 0 auf 100 anzufangen. Er fragt mich dann, wie meine Woche gelaufen sei, ob es gute Momente gab, ob ich ein bestimmtes Thema mitbringe, usw. Ich weiß ja, dass das kein Kaffeekränzchen ist und wir nur 50 min haben, aber mir fällt es total schwer, dann gleich wieder so vertraut mit ihm zu sprechen.
Ich habe dann gestern ernsthaft erstmal fünf Minuten über seinen neuen Teppich gesprochen. Er hat sich nichts anmerken lassen und ist darauf eingestiegen, aber ich dachte dann selbst, dass das jetzt nicht mein Ernst sein kann, dass ich jetzt hier sitze und über einen blöden Teppich rede, statt über das, was mich wirklich beschäftigt.
Ich habe dann geschwiegen und er auch und dann habe ich einfach angefangen, still und leise zu heulen. Man muss dazu sagen, dass das das erste Mal war. Mir sind die Tränen in den Augen geschwommen und ich wollte dann unbedingt das Blinzeln vermeiden, damit die blöden Tränen nicht noch runterlaufen. Und dann hat es mich noch völlig aus der Fassung gebracht, dass im Nebenraum sein Sohn war. Der Raum ist durch eine Glastüre abgegrenzt, die normalerweise von einem Vorhang verborgen ist. Da war aber ein Spalt offen und der Junge hat kurz durch die Tür geschaut. Mich hat das völlig von den Socken gehauen, ich dachte zuerst, jetzt habe ich auch noch Halluzinationen, weil ich ihn nur ganz kurz gesehen habe und weil der Therapeut kurz lachen musste, als ich völlig schockiert gesagt habe, dass im Nebenraum ein Kind steht.
Er hat mir dann gesagt,dass das sein Sohn ist, den er heute ausnahmsweise mitnehmen musste, da ja die Schulen geschlossen sind.
Jedenfalls war ich noch nie so dermaßen neben der Spur während einer Sitzung.
Hattet ihr das auch schon mal ?

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Hasenmaus123
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Beitrag Fr., 23.04.2021, 11:50

Aus meiner Sicht kommt da ganz schön viel zusammen.
Das Thema mit deinem Freund, dann musstest du erstmals weinen, dann steht sein Sohn an der Tür,... eigentlich hattest du ja noch dein ursprüngliches Thema im Kopf und du weißt, dass du nur 50 Minuten hast.
Aus meiner Sicht völlig klar, dass du neben der Spur warst und auch nichts sagen konntest. Zu viel auf einmal

Ich hatte das auch vor ein paar Wochen... Ich hatte mich über meine Thera geärgert und saß dann auf dem Stuhl, habe kurz gesprochen und dann ging nichts mehr. Eigentlich wollte ich nur noch gehen. Vermutlich würde ich immer noch dort schweigend sitzen, aber meine Thera hatte ein Ass im Ärmel mit dem sie mir die Sprache zurück gebracht hat.

Was ich damit sagen will... Aus meiner Sicht hast du ganz normal reagiert. Was wäre, wenn du ihm einen Brief schreibst und beim nächsten Mal abgibst?

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 23.04.2021, 11:53

Mimmy versuch nicht so streng zu dir zu sein
Es ist ganz normal dass man da nicht sofort rausrücken kann, dass es etwas Zeit und "Anlauf" und Überlegung braucht.

Ich finde es übrigens sehr mekrwürdig und nicht so gut wenn da im Nebenraum sein Kind ist und durch den Spalt lugt, sowas geht gar nicht.

Die Idee ihm zu schreiben finde ich gut.
Ich darf das und mache das bei meiner Therapeutin, ich schreibe wenn es dringend ist und schwierig eine Mail.

Ginge das für dich ?
Therapeuten sind sowas gewohnt, das wird nicht überasschen.

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Montana
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Beitrag Fr., 23.04.2021, 12:47

Wo hätte das Kind denn hin gesollt? Ich finde das völlig ok und menschlich, auch wenn es in dem Moment natürlich nicht gerade günstig war. Alternativ hätte der Therapeut kurzfristig absagen können, aber wäre das wirklich besser gewesen?
Ich weiß noch, dass ich als Kind im Grundschulalter immerzu und ständig bei meinem Vater auf der Arbeit war. Wieso und weshalb, das erfuhr ich erst vor wenigen Jahren. Aber es gibt Situationen, da ist das besser als alle anderen Möglichkeiten.

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