KI in der Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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mauli
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Beitrag Di., 18.03.2025, 20:43

alatan hat geschrieben: Di., 18.03.2025, 20:06
R.L.Fellner hat geschrieben: Di., 18.03.2025, 18:01
aber bis auf wenige Ausnahmen dürfte doch gelten: kein ernstzunehmender Therapeut/in wird von von KlientInnen "Unterwürfigkeits- und Motivationsbekundungen" benötigen.
Der entscheidende Terminus ist "ernstzunehmend": für diese Therapeuten trifft dieser Satz zu; für die vielen anderen: Doch, sie brauchen leider diese Bekundungen, natürlich auf unbewusster Ebene.
R.L.Fellner hat geschrieben: Di., 18.03.2025, 18:01 Ein dystopisches Zukunftsszenario, mit dem ich in gewisser Weise rechne, ist ja, dass das Sozialsystem in der gegenwärtigen Form immer weniger aufrechtzuerhalten sein wird, und dann eines Tages - was psychische Erkrankungen betrifft - PatientInnen einfach vor einen Monitor mit einem KI-"Therapeuten"-Bot gesetzt werden. Psychotherapie mit Menschen (und damit auch die gemeinsame Arbeit mit realen Menschen) könnte in einer solchen Zukunft nur mehr für Wohlhabende leistbar sein.
Das wird ganz sicher und zwar recht bald so sein.

Meine Erfahrung mit Therapeuten halten sich in Grenzen, aber dass sie unbedingte Unterordnung verlangen und Patienten für sich instrumentalisieren (so klingt es jedenfalls) ist hanebüchener Unsinn. Verallgemeinerungen führen hier nicht weiter.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Mi., 19.03.2025, 14:56

Meine Erfahrung mit Therapeuten halten sich in Grenzen, aber dass sie unbedingte Unterordnung verlangen und Patienten für sich instrumentalisieren (so klingt es jedenfalls) ist hanebüchener Unsinn.
Noch nie in einer Reha-Klinik gewesen? Sich selbstgefällig zurücklehnen, die Arme verschränken und sagen: "Na los, überzeugen Sie mich, dass ich der Richtige für Sie bin! Ich kann Sie nicht behandeln, weil Sie keinen Behandlungswillen haben, hätten Sie einen, wären Sie in der Lage, mich davon zu überzeugen. Ich bin der Chef und entscheide, wann was drankommt." Typischer Zirkelschluss.
Vergessen? Ist bis zu einem gewissen Grad menschlich. Ob Charlie Foxtrott an der Stelle des Therapeuten so ganz ohne Akten auskäme und sich alles merken könnte? Bezweifle ich.
Nö, komme ich nicht. Ich habe jedoch Protokoll geführt und mir diese vor der Stunde noch mal durchgelesen, manchmal die halbe Nacht die richtigen Antworten vorher geübt, damit der Thera nicht wieder ausrastet. Und wo steht, dass ich verlange, ein Thera solle ohne Akten auskommen? Ich verlange, dass er mich nicht anbrüllt oder beleidigt reagiert, wenn ich ihn an eine vergessene Aussage erinnere oder das mache, was er sagt, weil er inzwischen seine Meinung geändert hat, mir dies aber nicht mitteilte und behauptet, das hat er nie gesagt.
Zweifel oder Vorbehalte möglichst sorgenfrei und ohne Angst um die therapeutische Beziehung haben zu müssen, ansprechen zu können
Mich hat genau das leider die therapeutische Beziehung gekostet, dazu Anbrüllen, wenn ich mal nicht schnell genug antwortete oder aus dem Fenster gesehen habe anstatt den Thera anzuschauen, abwertende Bemerkungen über mangelnde wbl. Reize, Hobbys oder Konfession (sollte der KI egal sein). Wusste auch mehr als mir lieb war über seine familiären Belastungen (die hat eine KI zum Glück nicht). Bestreite ja nicht, dass es auch in meinem Kopf sein könnte (Sozialphobie). Keine Sorge, ich kenne sie, die Theras aus Fleisch und Blut, die mir in respektvollem Umgangston sehr geholfen haben, wofür ich dankbar bin. Bin mir aber auch klar, dass es angesichts der Marktlage leider ein Privileg ist, das nicht jedem zukommt, der es braucht.


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mauli
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Beitrag Mi., 19.03.2025, 18:41

"Noch nie in einer Reha-Klinik gewesen? Sich selbstgefällig zurücklehnen, die Arme verschränken und sagen: "Na los, überzeugen Sie mich, dass ich der Richtige für Sie bin! Ich kann Sie nicht behandeln, weil Sie keinen Behandlungswillen haben, hätten Sie einen, wären Sie in der Lage, mich davon zu überzeugen. Ich bin der Chef und entscheide, wann was drankommt." Typischer Zirkelschluss."

Doch, ich war schon in einer Reha-Klinik. Und das waren super Therapeuten. Und ich habe die Klinik wegen dem Umfeld, den Leuten verlassen, nicht wegen den Therapeuten. Aber mit der Einstellung Therapeuten wären bildlich gesprochen nur bessere Narzissten würde ich vermutlich auch Probleme bekommen.

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Fragen sind der Schlüssel zum Verstehen - Vera Birkenbihl


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mauli
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Beitrag Mi., 19.03.2025, 18:46

"Mich hat genau das leider die therapeutische Beziehung gekostet, dazu Anbrüllen, wenn ich mal nicht schnell genug antwortete oder aus dem Fenster gesehen habe anstatt den Thera anzuschauen, abwertende Bemerkungen über mangelnde wbl. Reize, Hobbys oder Konfession (sollte der KI egal sein). Wusste auch mehr als mir lieb war über seine familiären Belastungen (die hat eine KI zum Glück nicht). Bestreite ja nicht, dass es auch in meinem Kopf sein könnte (Sozialphobie). Keine Sorge, ich kenne sie, die Theras aus Fleisch und Blut, die mir in respektvollem Umgangston sehr geholfen haben, wofür ich dankbar bin. Bin mir aber auch klar, dass es angesichts der Marktlage leider ein Privileg ist, das nicht jedem zukommt, der es braucht."

Sorry, hab ich überlesen. Wie gesagt, es gibt überall auch schwarze Schaafe. Kein Grund zu Verallgemeinerungen. Aber gewaltfreie Kommunikation sollten Therapeut:innen schon beherrschen.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 20.03.2025, 00:21

Sorry, hab ich überlesen. Wie gesagt, es gibt überall auch schwarze Schaafe. Kein Grund zu Verallgemeinerungen. Aber gewaltfreie Kommunikation sollten Therapeut:innen schon beherrschen.
Eben. Und wir hören auch immer nur eine Seite.
Noch nie in einer Reha-Klinik gewesen? Sich selbstgefällig zurücklehnen, die Arme verschränken und sagen: "Na los, überzeugen Sie mich, dass ich der Richtige für Sie bin! Ich kann Sie nicht behandeln, weil Sie keinen Behandlungswillen haben, hätten Sie einen, wären Sie in der Lage, mich davon zu überzeugen. Ich bin der Chef und entscheide, wann was drankommt." Typischer Zirkelschluss.
Wann wer drankommt? In einer Klinik? Da ist das geregelt. Wie kam es also zu der Diskussion? Manche Behandler versuchen auch, zu provozieren, sind unkonventionell oder sogar narzisstisch oder kommunizieren nicht gewaltfrei.

Deshalb aber alle verurteilen? Mich erstaunt das ehrlich gesagt auch, weil ... Du wirst doch sicher schon Schlimmeres als Provokation erlebt haben, oder? Ich schon. Trotzdem macht man weiter.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Cranberry
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Beitrag Do., 20.03.2025, 03:44

Ich finde, man sollte das von Charlie Foxtrott angesprochene Problem nicht unterschätzen. Sie wird vor ihren Erfahrungen auch eine andere Vorstellung von Psychotherapie mit Hoffnungen gehabt und nicht damit gerechnet haben, dass ihr das so passiert. Sonst könnte man sowas auch schneller erkennen, beenden und abhaken.
Eine Verallgemeinerung lese ich nicht heraus.

Mir ist auch erst nach sehr guten Erfahrungen mit Psychotherapie bewusst geworden, wie schlecht vieles, was ich vorher in diesem Bereich erlebt habe, wirklich war. Und ich hätte im Nachhinein auf einiges davon lieber verzichtet.
Also ich kann den Wunsch, nicht mit den persönlichen Problemen der Therapeuten belastet zu werden, sehr gut nachvollziehen.

Und ich glaube auch, dass natürlich der Kommunikationsstil, Erwartungen und frühere Erfahrungen auf Seiten der Patienten die Probleme hervorrufen, aber das gehört doch oft zur Erkrankung und ist eben der Job von Psychotherapeuten, damit professionell umzugehen. Und das können wirklich viele Therapeuten nicht, zumindest bei mir nicht und demnach was ich bei anderen Patienten mitbekommen habe. Da konnte ich auch oft eine herablassende mitleidige oder belehrende Haltung spüren, also das Gegenteil von Augenhöhe. Ich glaube nicht, dass das so einfach ist und auch, dass das den Personen gar nicht bewusst war. Ich finde es schwierig, wenn das mit "schwarzes Schaf" oder als alleiniges Problem auf Patientenseite weggewischt wird.

Gewaltfreie Kommunikation ist ein sehr gutes Stichwort. Dafür gibt es allgemein noch zu wenig Bewusstsein, aber ich fände es schön, wenn es wenigstens bei Psychotherapeuten Standard wäre und das könnte man mit KI gut umsetzen.
Dass es sich um eine Dienstleistung handelt und darum gehen sollte, was der Patient möchte, wäre auch offensichtlicher.

Den Unterschied macht aber in meiner Vorstellung gerade die Reaktion, also zu merken, dass man in einem anderen Menschen emotional etwas auslöst, was letztendlich zur Selbstwirksamkeit führt und zu dem schon erwähnten Lernen passt. Ich glaube nicht, dass man diese Komplexität mit KI so einfach herstellen könnte.
Sonst kann die Kommunikation mit einem Roboter bei Patienten das Gefühl der Sinnlosigkeit des eigenen Lebens noch verstärken.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 20.03.2025, 07:47

Ich ziehe das mal heraus:
Also ich kann den Wunsch, nicht mit den persönlichen Problemen der Therapeuten belastet zu werden, sehr gut nachvollziehen.
Wenn es so war. Wir kennen den Dialog nicht. Es gibt genug PatientInnen, die gerne mehr Privates von ihren TherapeutInnen hören würden, und so einige TherapeutInnen, die private Beispiele bringen, um zu vermitteln, dass sie etwas nachvollziehen können.

Auch Therapeuten können nicht hellsehen, deshalb hoffe ich, dass Charlie Foxtrott den Mund aufgemacht hat, wenn ihr etwas nicht passte, statt ihn nur hier, wo besagte Therapeuten keine Stellung beziehen können, aufzumachen.

Und ja, es gibt ganz sicher schwarze Schafe (habe ich auch erlebt, Charlie Foxtrott ist da nicht die Einzige oder besonders). Aber wenn einem das wirklich belastet, hat man doch auch ein Interesse daran, etwas zu verbessern, statt Therapie einfach abzuschreiben.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Scars
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Beitrag Do., 20.03.2025, 14:40

Bevor wir uns über Zukunfts-Dystopien Gedanken machen bräuchte Deutschland erstmal flächendeckendes Internet…
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Charlie Foxtrott
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Beitrag Do., 20.03.2025, 19:39

Aber mit der Einstellung Therapeuten wären bildlich gesprochen nur bessere Narzissten würde ich vermutlich auch Probleme bekommen
Wo steht das? Bitte belegen! Ich zitierte aus der Doku, wo es heisst, dass narzisstische Therapeuten [unbestimmte Menge] verheerenden Schaden beim Patienten anrichten können. Genannt wird im Beispiel Sigmund Freud [= 1 Therapeut]. Selbst bin ich hochmotiviert in Therapie gegangen und nicht mit o.a. Einstellung. Da meine erste schieflief, grübele ich jetzt, woran es gelegen haben könnte. Narzissmus des Theras wäre eine These von mehreren möglichen.
Wann wer drankommt? In einer Klinik? Da ist das geregelt.
Was wann drankommt, ExtraodinaryGirl, WAAAAS, welches Thema [ein für mich sehr dringendes und belastendes], nicht wer.
Du wirst doch sicher schon Schlimmeres als Provokation erlebt haben, oder?
Sicher, eine PTBS bekommt man nicht von einmal anbrüllen. Aber ist das ein Grund für respektlose, gewalttätige Kommunikation? Gilt das Recht auf Menschenwürde für die, die schon schlimmeres erlebt haben, nicht? Darf ich einen Kriegsflüchtling verprügeln, weil der schon schlimmeres erlebt hat?
Und wenn es Provokation war, denn hätte meine Beschwerde ja positiv aufgenommen werden müssen und nicht zu Ausrastern des Theras.
Es gibt genug PatientInnen, die gerne mehr Privates von ihren TherapeutInnen hören würden, und so einige TherapeutInnen, die private Beispiele bringen, um zu vermitteln, dass sie etwas nachvollziehen können.
Ist was anderes als mit privaten Problemen belastet werden (unkonzentriert wegen familiärer Belastungen, dann liegt es in der Eigenverantwortung des Theras, sich krankzumelden oder würdest Du in einem Flugzeug sagen, okay, dann stürzen wir halt ab, der Pilot war wegen Kindererziehung gerade übermüdet?) oder dass sich der Thera beim Patienten über den Oberarzt ausweint.
deshalb hoffe ich, dass Charlie Foxtrott den Mund aufgemacht hat, wenn ihr etwas nicht passte,
Exakt, und genau das hat mich die th. Beziehung gekostet.

Zusammenfassung: Eine KI ist objektiver und behandelt ohne Ansehen der Person. Ich muss dem Thera nicht gefallen. Oder, um beim Pilotenbeispiel zu bleiben, der hat ja auch einen Autopiloten und ein Instrumentenlandesystem. Eine Verallgemeinerung liegt mir fern, aber bei einer KI-Behandlung entgeht man der Gefahr, dass es so sein könnte.
In der Doku ist auch aufgeführt, dass die Emotionserkennung anhand von Mimik objektiver ist. Der Thera fühlt sich evtl. persönlich angegriffen, wenn der Patient das Gesicht verzieht.
Die Gefahr, wenn KI in totalitäre Hände kommt, sehe ich auch, wenn sie bspw. auf Homoheilung programmiert wird oder politisch motivierte Gewalterfahrung als Paranoia abtut. Kann einem aber mit einem entsprechend gestrickten Menschen auch passieren.
Vielleicht ist es wie mit dem Verhältnis von e-Learning und Lehrer. Ein guter Lehrer mit Beziehungsarbeit schlägt die KI um Längen, die KI hingegen gibt denen eine Chance, die Lehrers Sündenbock sind.

Ich habe ChatGpt mal ausprobiert. Na ja, ich soll spazieren gehen, Entspannungsübungen machen und, wenn das nicht hilft, einen Therapeuten fragen, so so. Ist m.E. aber mit einer richtigen Therapeuten-KI nicht zu vergleichen.
@Ahornblatt: Wo kann man denn einstellen, ob es wie ein VTler oder wie ein Analytiker antwortet?

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 20.03.2025, 21:42

Charlie Foxtrott hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 19:39 Was wann drankommt, ExtraodinaryGirl, WAAAAS, welches Thema [ein für mich sehr dringendes und belastendes], nicht wer.
? Wo ist der Bezug zu dem, was ich geschrieben habe? WOOOO?
Sicher, eine PTBS bekommt man nicht von einmal anbrüllen. Aber ist das ein Grund für respektlose, gewalttätige Kommunikation? Gilt das Recht auf Menschenwürde für die, die schon schlimmeres erlebt haben, nicht? Darf ich einen Kriegsflüchtling verprügeln, weil der schon schlimmeres erlebt hat?
Und wenn es Provokation war, denn hätte meine Beschwerde ja positiv aufgenommen werden müssen und nicht zu Ausrastern des Theras.
Ja, ich und auch andere hier kennen PTBS. Du wurdest - hoffentlich - in der Therapie nicht verprügelt. Körperliche Gewalt ungleich respektlose Kommunikation. Ich habe volles Verständnis dafür, dass jeder eine andere Belastungsgrenze hat, aber mich stören solche Vergleiche, weil das Eine nunmal massivere Auswirkungen hat. Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso jemanden mit einer PTBS respektlose Kommunikation so stören kann. Ich wäre froh, wäre das mein größtes Problem. Na ja.
Ist was anderes als mit privaten Problemen belastet werden (unkonzentriert wegen familiärer Belastungen, dann liegt es in der Eigenverantwortung des Theras, sich krankzumelden oder würdest Du in einem Flugzeug sagen, okay, dann stürzen wir halt ab, der Pilot war wegen Kindererziehung gerade übermüdet?) oder dass sich der Thera beim Patienten über den Oberarzt ausweint.
Kann sein. Mit mir wurde das auch kommuniziert, wenn die Therapeutin sich nicht ganz fit gefühlt hat, wegen Krankheit, einmal wegen einer Beerdigung usw., und es im Raum stand, die Therapie weniger anstrengend zu gestalten oder sogar zu verschieben. Und weil ich sie mochte, hat mir das nichts ausgemacht, ist ja nicht so, als würde es in 99 % der Fälle nicht um die Patienten gehen. Gesunde Menschen müssen sowas auch können, und ich wollte ja zumindest gesund werden.

Und auch hier wieder: Flugzeugabsturz? Du bist wohl kaum gestorben, sonst könntest du hier nicht schreiben.

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Cranberry
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Beitrag Do., 20.03.2025, 22:20

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 07:47
Also ich kann den Wunsch, nicht mit den persönlichen Problemen der Therapeuten belastet zu werden, sehr gut nachvollziehen.
Wenn es so war. Wir kennen den Dialog nicht. Es gibt genug PatientInnen, die gerne mehr Privates von ihren TherapeutInnen hören würden, und so einige TherapeutInnen, die private Beispiele bringen, um zu vermitteln, dass sie etwas nachvollziehen können.
Das Entscheidende ist nur, ob es den Patienten belastet. Dafür braucht man keine andere Seite hören. Es wäre hilfreich, wenn ein Therapeut das im Blick hat.
ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 07:47 Auch Therapeuten können nicht hellsehen, deshalb hoffe ich, dass Charlie Foxtrott den Mund aufgemacht hat, wenn ihr etwas nicht passte, statt ihn nur hier, wo besagte Therapeuten keine Stellung beziehen können, aufzumachen.
Es ist bei mir noch gar nicht lange her, dass ich das nicht konnte und wenn, nicht in Worte fassen konnte, was das Problem für mich ist. Ich hatte keinen Schimmer, dass es möglich ist, mich nicht unterordnen zu müssen. Aufforderungen dazu habe ich viele gehört, aber das ist das gleiche in grün. Und es wäre schön, wenn man von ausgebildeten Therapeuten schon etwas mehr erwarten könnte.
Ehrlich gesagt hätte ich jetzt auch gar keine Lust mehr, die entsprechenden Therapeuten darauf hinzuweisen, dass ihre Haltung etwas geringschätziges Patienten gegenüber hat. Wenn man als Patient schon in der Position ist, ist das vergeudete Energie. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 07:47 Und ja, es gibt ganz sicher schwarze Schafe (habe ich auch erlebt, Charlie Foxtrott ist da nicht die Einzige oder besonders). Aber wenn einem das wirklich belastet, hat man doch auch ein Interesse daran, etwas zu verbessern, statt Therapie einfach abzuschreiben.
Klar, aber Hilfe dort zu suchen, wo die Belastung herkommt, ist halt auch schwierig.

Ich will das aber hier auch nicht weiter vertiefen. Ich glaube, das sprengt das Thema.
Was ich aber bei dem Thema immer wieder im Kopf habe ist „Der Gerät“:


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Beitrag Do., 20.03.2025, 22:29

Cranberry hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 22:20 Das Entscheidende ist nur, ob es den Patienten belastet. Dafür braucht man keine andere Seite hören. Es wäre hilfreich, wenn ein Therapeut das im Blick hat.
Ja. Und Therapeuten sind keine Hellseher. Abgesehen davon bezweifle ich, dass eine Therapie funktioniert, deren erstes Ziel ist, dass der Patient es möglichst bequem und unbelastet hat. Es geht nun mal in erster Linie um Arbeit. Arbeit an sich selbst. Der Therapeut gibt nur Hilfe zur Selbsthilfe.
Cranberry hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 07:47 Es ist bei mir noch gar nicht lange her, dass ich das nicht konnte und wenn, nicht in Worte fassen konnte, was das Problem für mich ist. Ich hatte keinen Schimmer, dass es möglich ist, mich nicht unterordnen zu müssen. Aufforderungen dazu habe ich viele gehört, aber das ist das gleiche in grün.
Ja, ich auch, ist nicht so ungewöhnlich. Ich war mir aber auch immer bewusst, dass ich eine erwachsene Frau bin und selbst dafür verantwortlich bin, den Mund aufzumachen. Diese Vorstellung, dass jemand immer ganz doll nett ist und einem blind versteht, erscheint mir eher kindlich. Das ist verständlich, aber das Ziel soll ja sein, gesund und erwachsen zu sein.
Klar, aber Hilfe dort zu suchen, wo die Belastung herkommt, ist halt auch schwierig.
Ja. Wenn jemand glaubt, er schafft es ohne Therapie, kann er das ja tun. Für mich hat sich die Frage irgendwie nie gestellt, dann setzt man sich mit Widrigkeiten auch auseinander, statt sie abzuschreiben.
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Cranberry
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Beitrag Do., 20.03.2025, 23:28

Ich denke auch überhaupt nicht, dass es darum gehen soll, blind verstanden zu werden. Das Problem war bei mir, dass ich mich selbst überhaupt nicht verstanden habe und das zu verändern, das Ziel war. Ich glaube schon, dass es da teilweise notwendig war, dass die Therapeutin mich schon mehr verstanden hat, aber es ist dann auch die Kunst, passende Fragen für beides zu stellen, anstatt einfach nur zu verlangen, dass der Patient liefern soll oder Behauptungen hinzuwerfen. Damit war ich völlig überfordert. Aber auch die Fragen verdeutlichen ja, dass ein Therapeut eben nicht blind versteht.

Für mich ist es schon sehr ausschlaggebend, ob mir die Therapie durch den Therapeuten möglichst leicht gemacht wird. Ich halte das für extrem wichtig. Das hat etwas mit Empathie und Taktgefühl zu tun. Eigentlich macht das für mich die größten Qualitätsunterschiede aus.

Dass niemand anderes meinen Mund aufmachen kann, ist mir auch klar. Gerade solche Belehrungen helfen halt gar nicht und sind genau das, was ich meine. Und solche Sprüche habe ich häufiger von Therapeuten gehört, die scheinbar überfordert waren. Aber wahrscheinlich habe ich auch einfach unheimlich großes Glück, dass ich es nochmal anders erleben durfte. Und jetzt kann ich so einiges nicht mehr nachvollziehen.

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Beitrag Fr., 21.03.2025, 00:49

Cranberry hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 23:28 Für mich ist es schon sehr ausschlaggebend, ob mir die Therapie durch den Therapeuten möglichst leicht gemacht wird. Ich halte das für extrem wichtig. Das hat etwas mit Empathie und Taktgefühl zu tun. Eigentlich macht das für mich die größten Qualitätsunterschiede aus.
Ich habe so eine Therapie ja auch gehabt. Aber 1. die Erfahrung gemacht, dass das nunmal Grenzen hat - es ist ein Dienstleistungsverhältnis, der Therapeut oder die Therapeutin sind nicht die umsorgenden Papis oder Mamis - und man 2. damit auf Dauer bequem wird. Hilfe, wenn jemand wirklich nicht anders kann - ja, sicher. Aber das von der Krankenversicherung vordefinierte Ziel ist Gesundung, und dazu gehört Arbeit (im Sinne des Wortes, also anstrengend) an sich selbst.

Und man muss motiviert sein, an sich zu arbeiten.

Wobei es okay ist, dass jeder seinen eigenen Weg wählt. Was mir auf die Nerven geht, ist, wenn manche nur auf die Therapeuten zeigen (und das sehr dramatisch, auch wenn andere Schlimmeres erlebt haben). Aber zum Erwachsensein gehört es dazu, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen. Muss man vielleicht nicht tun, aber man kann sich ja mal fragen, wie viel man mit seiner Haltung in den letzten Jahren verbessert und erreicht hat.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

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Beitrag Fr., 21.03.2025, 07:56

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Do., 20.03.2025, 22:29 Der Therapeut gibt nur Hilfe zur Selbsthilfe.
Alles zu kommentieren wäre mir jetzt zu viel, aber dieses hier möchte ich nicht so stehen lassen, denn es stimmt schlicht nicht. Auch wenn es ständig zu hören ist.

Selbsthilfe findet man in Büchern und sie ist das, was auch eine KI hinkriegen würde. Ein Therapeut ist aber echt, ein soziales Wesen (und das eben im Guten wie im Schlechten), und es findet eine echte Interaktion statt. Damit ist er keine Informations-Liefer-Maschine, sondern er ist Anschauungsobjekt, Vorbild, Übungsfeld. Präsentiert er sich als Arschloch gegen das man sich mit aggressivem Verhalten durchsetzen muss, dann ist das a) als würde man ein Kind im ersten Schuljahr Faust lesen lassen und b) hätte man im "Erfolgsfall" einen Menschen dazu gebracht, zukünftige Probleme so zu lösen wie es dieser Therapeut vorgelebt hat. Grandios. Davon abgesehen fehlt all das, was die großen Probleme und Missverständnisse vermeiden helfen würde. All das subtile was zwischen Menschen passieren kann und was dazu führt, dass es sich anfühlt wie "blind verstanden werden". Das ist kein Hokus Pokus, sondern das sind eigentlich normale menschliche Fähigkeiten. Therapeuten sollten die nutzen, weil es normal und wünschenswert ist.

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