Verschlechterung des Zustands durch Schematherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Sa., 19.04.2025, 13:38

Hier stimme ich lisbeth völlig zu: Es bringt gar nichts jetzt die Therapie zu unterbrechen (mal abgesehen davon dass sich Therapeuten darauf auch nicht so einfach einlassen).
Wie ich oben schon sagte: Es ist normal dass es einem in einer Therapie auch mal schlechter geht. Solange es nicht immer weiter noch schlechter wird oder auf Dauer anhält ist das kein Grund zur Sorge. Das gehört sogar dazu wenn man ernsthaft an den eigenen schwierigen Themen arbeitet.

Der Therapeut kann keine Gedanken lesen. Er muss wissen dass es dir jetzt schlecht geht.
Und ich nehme mal an er ist informiert über das Trauma und über die Reha? Und auch über deine Ziele und Wünsche? Denn das gehört ganz klar miteinander besprochen und vereinbart.
Bereite dich jetzt am besten zusammen mit ihm in der Therapie auf die Reha vor, auch danach ist es sehr gut eine ambulante Therapie zu haben!

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Feja
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Beitrag Sa., 19.04.2025, 13:51

Danke Lisbeth
Ja ich werde das nächste Mal genauer über das alles mit dem Therapeuten sprechen.
Ich weiß ja, dass du eigentlich recht hast. Es ist nur schwer für mich, da ich diesen „Funktionsmodus“ über viele Jahre perfektioniert hab und nur zu gerne immer wieder dahin zurück falle.
Das bekannte Übel ist leider immer das angenehmste…
Ich mach das jetzt schon so lange, dass es mir sehr schwer fällt davon abzuweichen. Außerdem fällt es mir sehr schwer mir überhaupt einzugestehen, dass ich psychisch krank bin. Ich bin ein Mensch der ungern Schwäche zeigt und kompensiere vieles mit Härte mir gegenüber. Da habe ich schon viel mit dem Therapeuten darüber gesprochen. Er nennt es meinen inneren Schicksnierer der sich als verlängerter Arm meiner Mutter in mir festgesetzt hat. Es ist für mich oft ganz schwierig zu erkennen wenn ich wieder in dieses Muster zurück falle. Aber der erste Schritt ist zum Glück schon mal getan - überhaupt zu erkennen, dass ich netter und fürsorglicher mit mir selbst umgehen muss.
Vielen Dank für deinen Rat und frohe Ostern!

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Feja
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Beitrag Sa., 19.04.2025, 13:54

@chrysokoll
Dankeschön!
Ja er weiß Bescheid. Ich muss aber lernen deutlicher zu kommunizieren, dass es mir nicht gut geht. Das ist wohl einer der wichtigsten Dinge im Moment.
Ich versuche dran zu bleiben.
Vielen Dank für deine Hilfe und frohe Ostern!

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.04.2025, 23:04

Feja hat geschrieben: Sa., 19.04.2025, 13:51Er nennt es meinen inneren Schicksnierer der sich als verlängerter Arm meiner Mutter in mir festgesetzt hat.

Es ist einfach hart wenn man mit einem völlig zertrümmerten bzw von Anfang an völlig verkrüppelt entwickelten Selbstwertgefühl durchs Leben gehen muss.

Da schafft man sich halt auch ungesunde Bewältigungsstrategien an. Das Durchhalten um jeden Preis war ja zu gewissen Zeiten mal nötig um überhaupt irgendwie zu überleben. Nur JETZT ist es zu einer destruktiven Gewohnheit geworden. Man kann ja auch anerkennen, dass es Zeiten gab wo diese Fähigkeit auch gute Dienste geleistet hat.

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Scars
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Beitrag So., 20.04.2025, 11:28

Feja hat geschrieben: Fr., 18.04.2025, 16:37 Meine Schuldgefühle sind riesig. Denn grundsätzlich ging es mir ja darum, dass ich es besser machen wollte als meine Erzeuger.
Bin gerade hier hängen geblieben und dachte nur: OMG, den Schuh musst du dir doch nicht auch noch anziehen. Behandelst du deine Kinder gewalttätig? Wertest du sie ab? Müssen sie alleine durch‘s Leben kommen? Oder versuchst du dich nach besten Kräften zu kümmern? Interessierst dich für ihr Wohlbefinden und möchtest, dass sie irgendwann ihren Platz in der Welt finden?

Vielleicht war es nicht die beste Entscheidung, aber jetzt sind sie halt da und ihr macht das Beste draus, wie du selbst schon geschrieben hast. Irgendwann werden sie alt genug sein, ihre Familiengeschichte zu verstehen und wenn sie selbst mal Schwierigkeiten entwickeln dann hilfst du ihnen halt dabei diese zu bewältigen. So wie chrysokoll schon geschrieben hat, du kannst jetzt ein Vorbild werden, dass deine Eltern für dich wahrscheinlich nicht waren. „Besser machen“ muss nicht heißen schon alles zu können oder das sie die „perfekte“ Kindheit haben.
Remember to leave pawprints on hearts.

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Feja
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Beitrag So., 20.04.2025, 17:59

Danke Scars
Nein ich versuche eh immer wieder mein Bestes. Allerdings reicht das halt manchmal nicht aus. Grundsätzlich bin ich ja auch der Meinung, dass es bei weitem schlimmer sein könnte. Nur das ist für mich kein Maßstab. Ich kann aber ohnehin nicht aus meiner Haut und die Kinder sind nun mal da und werden zumindest bedingungslos geliebt und bestmöglich unterstützt. Dein letzter Satz hat mich sehr berührt und auch zum Nachdenken gebracht. Vielen Dank dafür!

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 24.04.2025, 20:02

Feja hat geschrieben: So., 20.04.2025, 17:59 Danke Scars
Nein ich versuche eh immer wieder mein Bestes. Allerdings reicht das halt manchmal nicht aus.


Wenn du so am Anschlag bist, evtl kannst du vom Jugendamt eine Erziehungshilfe oder andere Hilfen bekommen.

Und schau mal beim sozialpsychiatrischen Dienst vorbei, da könnte es bei dir in der Gegend ebenfalls für dich brauchbare Hilfsangebote geben.

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Feja
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Beitrag Do., 24.04.2025, 21:20

Danke für den Tipp!
Ja das wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit für mehr Stabilität. Ich werd mich mal umsehen was da möglich ist.

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HotChocolate
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Beitrag Sa., 24.05.2025, 23:17

Hallo,

Ich hoffe es geht dir aktuell einigermaßen gut.

Ich habe zwar keine Schematherapie gemacht, aber leider auch in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht mit dem parts of self approach. Meine ehemalige Therapeutin hat eine Art inneres Kind Arbeit gepaart mit parts of self und innerem Familiensystem gemacht.

Im Rahmen einer Traumatherapie gehört sowas in den Bereich Exposition und Integration, nicht zur Stabilisierung.

Ich find es auch echt schade, wie wertend und beschämend meine Vorredner zum Teil waren und Dinge zu schreiben, wie wenn du dich deinem Trauma nicht stellst, dann bist du ein schlechtes Vorbild für deine Kinder. Weil du ihnen beibringen würdest Dinge zu unterdrücken um zu funktionieren. Das ist Quatsch.

Man macht zuerst eine Stabilisierungsphase, diese kann bis zu ein paar Jahre dauern. Erst wenn man stabil ist, macht man, wenn überhaupt, Expositionstherapie. Und da gibt es ganz unterschiedliche Ansätze von EMDR, Bildschirmtechnik, somatic experiencing usw usf.

Teil einer Traumatherapie ( Stabilisierungsphase ) ist es sogar Dinge wegpacken zu können um im Alltag zu funktionieren. Siehe z.B. Tresor Technik.

Auch emotionale Regulation kann man auf ganz unterschiedliche Arten lernen, das muss nicht Schematherapie sein. Manche nutzen skills training oder mentalisation based therapie ( MBT ).

Aus Erfahrung kann ich dir nur Raten, hör auf dich selbst. Wenn das, was du in der Verhaltenstherapie gemacht hast, geholfen hat, dann behalte das bei.

Um Trauma zu bearbeiten braucht man den emotionalen Raum dafür, ansonsten ist es als ob man in ein volles Glas Wasser kippt und es überläuft. Man stabilisiert, macht das Glas etwas leerer und dann, wenn da genug Spielraum ist, dann kann man vorsichtig dran arbeiten.

Ich halte überhaupt nichts davon sich so sehr mit dem Trauma zu konfrontieren, dass man zusammen bricht. Hatte ich. Und ich habe knapp 2,5 Jahre gebraucht um wieder klar zu kommen und bin erst jetzt wieder ungefähr auf dem Stand, auf dem ich vor der Therapie war.

Wobei bei mir eine Retraumatisierung vorliegt und 8 Monate Expositionstherapie, ohne dass ich darüber aufgeklärt wurde. Also nicht nach einer blöden Session. Das kann immer mal passieren. Dass man mal belastet ist nach einer Stunde ist normal. Allerdings sollte das relativ schnell wieder abklingen und nicht all zu oft vorkommen.

Wenn du wissen möchtest was in eine Stabilisierungsphase z.B. gehören kann, dann kann ich dir die Seite DIS-SOS empfehlen. Dort geht es zwar um DIS, p-DIS und k-PtBs, aber sie haben tolle Informationen zu Trauma.

Phasen werden sich immer mal überschneiden, das ist normal. Aber nach meinem Verständnis ist Stabilisieren erstmal wichtiger als Exposition.

Und du bist kein schlechtes Vorbild für deine Kinder, wenn du dich erst dann tiefer mit dem Trauma befasst, wenn du emotional auch bereit dafür bist. Das zeigt eher, dass du auf dich hörst. Und dass ist wichtig, grade bei Traumata.

Das mit dem Zusammenbruch und Konfrontation hat man früher gemacht. Aber das lässt man mittlerweile, weil man nie absehen kann wie sehr jemand zusammen bricht. Manche erholen sich nach ein paar Wochen, andere nach ein paar Jahren, wieder andere haben wirklich ewig danach damit zu kämpfen. Es ist ziemlich Risiko behaftet.

Und Traumakonfrontation bis zum Klinikaufenthalt und dann Jugendamt involvieren ist sorry, aber eine sowas von blöde Idee meiner Meinung nach. Würde ich nicht empfehlen.

Ich hoffe du hast mit deinem Therapeuten reden können. Mein Rat, hör auf dich und deinen Körper! Irgendwann wirst du soweit sein. Wenn das nicht jetzt ist, dann ist das ok! Jeder macht was er kann in seinem Tempo. Ich wünsche dir alles Gute!

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Thread-EröffnerIn
Feja
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Beitrag So., 25.05.2025, 08:03

@HotChocolste

Vielen Dank für deine liebe Antwort!
Ich hab mit meinem Therapeuten gesprochen und wir haben uns entschieden zumindest das Thema Kindheit mal etwas außen vor zu lassen. Ich bin ja schon bald auf Reha und dann werden wir weiter sehen wie stabil ich danach bin.
Liebe Grüße!

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Sinarellas
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Beiträge: 2334

Beitrag Mo., 26.05.2025, 07:20

und denk dran: Stabi Stabi Stabi, es gibt unendlich viele Möglichkeiten sich halbwegs auf die Kette zu bekommen mit guter Stabilisierung. Reha ist halt nur Reha...
..:..

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