Ja, ich hatte Therapie-Abschiede, ganz unterschiedliche: Weil die Stunden zuende waren und die KK bzw. Gutachter trotz frischer Entlassung aus der Klinik keinen Bedarf mehr sahen, ein Abbruch weil die Therapie eskaliert ist und die Therapeutin und ich nicht mehr zusammenfanden, und auch einen Abschied nach mehreren Jahren Analyse. Ich kann diese Angst vor Abschieden gut nachvollziehen und auch ich hatte gerade in der analytischen Therapie über lange Zeit die Sorge, wie das wohl gehen soll, mit dem Abschied, wie das gut klappen kann, weil das für mich so gar nicht vorstellbar war. Ich hatte auch eine ziemlich heftige Auseinandersetzung mit der Analytikerin deswegen, ca. 1 Jahr bevor wir uns dann tatsächlich verabschiedet haben, weil sie ihre Zusage, mich bis zum Ende meiner beruflichen Neuorientierung (Ausbildung) zu begleiten, plötzlich in Frage gestellt hat. Durch diese Auseinandersetzung waren meine Ängste dann aber auch sehr greifbar im Raum und wir konnten damit arbeiten.JulieWolfthorn hat geschrieben: Mo., 21.04.2025, 17:54 Ich meine auch mit "fertig" weniger, ewig weiter Analyse zu machen, sondern den spezifischen Konflikt Abschied und alleine zurecht kommen sozusagen, dass diese noch nicht geklärt sind, wenn der Abschied so einem solchen Schauerspiel wird. [...] Wie meinst du das mit dem Mängel ausgleichen, das verstehe ich nicht so richtig?Hattest du denn schonmal einen solchen Abschied?
Ich habe das letzte Jahr dann die Stunden tatsächlich selbst bezahlt, das waren aber nicht mehr viele, da wir uns nur noch ca. 1x pro Monat gesehen haben. Mir war es wichtig, dass ich sie in dieser Phase des beruflichen Übergangs noch an meiner Seite habe, und das war es mir auch wert. Durch die längeren Abstände konnte ich mich auch immer mehr ausprobieren und habe zum Ende hin dann auch manchmal festgestellt, dass ich die Stunde jetzt gar nicht wirklich "brauche". Wobei auch bei dieser Vereinbarung klar war, dass wir das nicht unendlich weiterführen werden.
Warum war/ist Selbstzahlen für dich keine Option? Das Angebot gab es ja anscheinend von ihrer Seite? Und hast du dich da nicht eher selbst im Stich gelassen, weil du dir diese Option im Ärger auf sie versagt hast? Wäre das nicht eine Möglichkeit gewesen, um den Abschied/Übergang so zu gestalten, wie du es gebraucht hättest?
Zu Mängel ausgleichen: im Grunde das, was Philosophia oben schon geschrieben hat. Die Analytikerin übernimmt ja ganz viel von dem was ja eigentlich im Idealfall deine Zuständigkeit und Verantwortung wäre (ist kein Vorwurf, einfach nur Feststellung): Sie hilft dir mit Spiegelung usw, deinen Gefühlen überhaupt erstmal auf die Spur zu kommen, sie hilft dir beim Regulieren dieser Gefühle, sie gibt dir diesen Raum. Das ist auch gut und richtig so, ist ja auch so gedacht und man landet ja nicht ohne Grund in einer Therapie, weil genau das ja oft nicht so gut läuft (oder auch gar nicht, wie bei mir...). Und genau das ist aber das, was an dieser therapeutischen Zweierbeziehung so verführisch sein kann, die Therapeutin bietet mir ein Hilfs-Ich an, sie bietet mir das an, was ich (und viele von uns allen hier) in der Kindheit nie bekommen haben. Und natürlich kann dann in mir das Gefühl entstehen, dass ich es alleine, ohne dieses "Hilfs-Ich" der Therapeutin, nicht hinbekomme, gerade weil ich mich in dieser therapeutischen Dyade so gut verstanden und gesehen fühle, und auch weil ich ja gerade auch durch die Therapie ziemlich gut über meine Defizite Bescheid weiß. Neben dem (verständlichen) Wunsch nach "mehr davon" (weil ich ja zu kurz gekommen bin) kann auch das dann schon auch zur self-fulfilling prophecy werden.
Das andere ist, dass analytische Therapie oft nicht so richtig viel Werkzeug zur Verfügung stellt, um die selbständige und eigenverantwortliche Regulierung der Gefühle lernen zu können (wenn man das nie gut und auf gesunde Art und Weise gelernt hat). Da wird immer davon ausgegegangen, dass man das schon kann, oder dann irgendwie hinbekommt, wenn man die Zusammenhänge erstmal verstanden (dh analysiert) hat. Kann klappen, aber klappt nicht unbedingt bei allen. Meine analytische Therapie war mehr als einmal auf der Kippe, weil ich in der Therapie auf einmal mit wahnsinnig heftigen und großen und schwierigen Emotionen konfrontiert und überflutet war und überhaupt nicht in der Lage war, damit gut umzugehen. Dh nicht wieder unterdrücken, nicht diese Energie gegen mich selbst richten, aber auch nicht ungebremst dem anderen vor die Füße werfen. Ich war - mit Wissen und Zustimmung meiner Analytikerin - parallel bei einer Kunsttherapeutin, die auch viele körperbasierte Ansätze in ihrem Portfolio hat. Und erst darüber habe ich wirklich gute und gesunde Selbstregulierung gelernt, und ich würde behaupten, dass ohne die Kunsttherapie und was ich dort gelernt habe und was ich dann nach und nach in den analytischen Raum getragen habe, auch die analytische Therapie krachend gescheitert wäre (wie die TfP-Therapie davor).
Wenn du dich entschließen solltest, dass du weiter therapeutische Begleitung in irgendeiner Form brauchst oder willst, dann würde ich in diese Richtung schauen: Was hilft dir, mit diesen (und anderen) schwierigen Gefühlen umzugehen. Im Grunde genommen: Wie kannst du lernen, besser auf diesen Emotionswellen zu schwimmen oder bei Bedarf auch mal durchzutauchen. Die Emotionen gehen nicht weg, die werden immer da sein, oder andere neue werden auftauchen. Was sich verändern kann ist die Art und Weise wie wir damit und mit uns selbst darin umgehen.
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