Psychisch erkrankte Mutter - ein Zwiespalt der Gefühle
Liebe Waldschratin
Vielen herzlichen Dank für deine feinfühlige Antwort. Danke, dass du dir Zeit genommen hast und so viel Erfahrung und Klarheit teilst – gerade auch, weil ich mich in vielem wiederfinde.
Vor allem die Stelle, an der du fragst, ob es Momente gab, in denen es wirklich um mich ging, hat mich tief getroffen. Ich habe länger darüber nachgedacht, und mir fällt ehrlich gesagt kaum etwas ein. Wenn sie mir gegenüber "fürsorglich" war, hatte es oft den Ton von "jetzt bist du krank, jetzt brauchst du mich – endlich kann ich gebraucht werden" oder es wurde gleich an andere weitergetragen: "Ich hab mich ja so um sie gekümmert...". Es ging fast nie um mich als Person – sondern immer um ihre Rolle. Ich hatte schon mehrere komplizierte Operationen, und bei jedem Arztgespräch hat sie sich in den Vordergrund gedrängt und das Gespräch dominiert – was mir immer sehr unangenehm war.
Bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt war sie zudem verärgert, weil nicht sie, sondern mein Partner als Notfallkontakt angegeben war.
Das Bild von der "emotionalen Ernährung durch andere" hat mich sehr angesprochen. Genau wie du beschreibst, hat sie mich oft zum "Täter" gemacht – mit absurden Vorwürfen oder der Umkehr von Verantwortung. Und obwohl ich rational weiß, dass ich nicht schuld bin, fühlt es sich emotional oft trotzdem so an – als wäre ich ein schlechter Mensch, nur weil ich Abstand brauche.
Ich arbeite daran, meine Grenzen zu erkennen und ernst zu nehmen – weil ich weiß, dass sie in der Vergangenheit kaum geachtet wurden. Sobald ich meine Bedürfnisse äußere, wird mir sofort Egoismus oder Herzlosigkeit vorgeworfen.
Im Moment hadere ich sehr mit mir, ob ich überhaupt auf ihren Brief reagieren soll. Ich bin da ehrlich gesagt einfach ratlos.
Der Brief wirkt auf mich überzogen – vor allem, weil sie mich jederzeit hätte anrufen oder mir über WhatsApp schreiben können. Es fühlt sich eher an wie eine Art „Inszenierung“, mit der ich nun umgehen soll – obwohl ich mich selbst gerade emotional schützen muss.
Vielen herzlichen Dank für deine feinfühlige Antwort. Danke, dass du dir Zeit genommen hast und so viel Erfahrung und Klarheit teilst – gerade auch, weil ich mich in vielem wiederfinde.
Vor allem die Stelle, an der du fragst, ob es Momente gab, in denen es wirklich um mich ging, hat mich tief getroffen. Ich habe länger darüber nachgedacht, und mir fällt ehrlich gesagt kaum etwas ein. Wenn sie mir gegenüber "fürsorglich" war, hatte es oft den Ton von "jetzt bist du krank, jetzt brauchst du mich – endlich kann ich gebraucht werden" oder es wurde gleich an andere weitergetragen: "Ich hab mich ja so um sie gekümmert...". Es ging fast nie um mich als Person – sondern immer um ihre Rolle. Ich hatte schon mehrere komplizierte Operationen, und bei jedem Arztgespräch hat sie sich in den Vordergrund gedrängt und das Gespräch dominiert – was mir immer sehr unangenehm war.
Bei meinem letzten Krankenhausaufenthalt war sie zudem verärgert, weil nicht sie, sondern mein Partner als Notfallkontakt angegeben war.
Das Bild von der "emotionalen Ernährung durch andere" hat mich sehr angesprochen. Genau wie du beschreibst, hat sie mich oft zum "Täter" gemacht – mit absurden Vorwürfen oder der Umkehr von Verantwortung. Und obwohl ich rational weiß, dass ich nicht schuld bin, fühlt es sich emotional oft trotzdem so an – als wäre ich ein schlechter Mensch, nur weil ich Abstand brauche.
Ich arbeite daran, meine Grenzen zu erkennen und ernst zu nehmen – weil ich weiß, dass sie in der Vergangenheit kaum geachtet wurden. Sobald ich meine Bedürfnisse äußere, wird mir sofort Egoismus oder Herzlosigkeit vorgeworfen.
Im Moment hadere ich sehr mit mir, ob ich überhaupt auf ihren Brief reagieren soll. Ich bin da ehrlich gesagt einfach ratlos.
Der Brief wirkt auf mich überzogen – vor allem, weil sie mich jederzeit hätte anrufen oder mir über WhatsApp schreiben können. Es fühlt sich eher an wie eine Art „Inszenierung“, mit der ich nun umgehen soll – obwohl ich mich selbst gerade emotional schützen muss.
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Waldschratin
- [nicht mehr wegzudenken]
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, 80 - Beiträge: 4197
Liebe shichan,shichan hat geschrieben:Im Moment hadere ich sehr mit mir, ob ich überhaupt auf ihren Brief reagieren soll. Ich bin da ehrlich gesagt einfach ratlos.
Der Brief wirkt auf mich überzogen – vor allem, weil sie mich jederzeit hätte anrufen oder mir über WhatsApp schreiben können. Es fühlt sich eher an wie eine Art „Inszenierung“, mit der ich nun umgehen soll – obwohl ich mich selbst gerade emotional schützen muss.
ich geh davon aus, dass so ziemlich alles inszeniert sein dürfte, was deine Mutter anderen gegenüber macht.
Für mich gehört das als Symptom zu dieser Art Störung.
Das war und ist auch für mich mit das Schwierigste an der ganzen Sache, dass man keine tatsächlichen menschlichen Reaktionen/Emotionen/Begegnungen mit so jemanden bekommen kann, obwohl dieser Jemand gleichzeitig die eigene Mutter ist und man selber als Kind ja gerade auf das angewiesen.
Dann jeweils unterscheiden zu lernen, was davon spüre ich jetzt einfach naturgemäß an Emotionen aus mir selber, weil mich ihr Verhalten/ihre Haltung mir gegenüber schlichtweg (tief) verletzt?
Was spüre ich andererseits als "Echo" aus der Prägung durch ihre Manipulationen und ihren Umgang mit mir? Das kann ich dann nämlich anfangen, an sie "zurückzugeben", weil ich es klar von meinem Eigentlichen unterscheiden kann. Und wie krass dieser Unterschied oft ist, da staun ich auch heute noch drüber.
Dass meine Mutter mittlerweile schon seit Jahren tot ist, ändert an diesem Nachspüren und Auseinanderfieseln übrigens nichts, man hat ja in einer Beziehung immer auch das in sich, was man miteinander erlebt und der Andere in einem ausgelöst hat. Das kann auch ein entsprechend riesiges Defizitloch sein, wenn Bedürfnisse chronisch nicht erfüllt wurden.
(Dass sie nicht mehr lebt, hat mir allerdings den Alltag sehr erleichtert, weil ich nicht mehr ständig mit ihren Übergriffen und Inszenierungen aus dem "Hinterhalt" raus rechnen muss. Es wird also schon sehr viel leichter.)
Schwer finde ich auch, dass man ständig „Verständnis“ haben muss/soll, weil Muttern halt krank ist und „nichts dafür kann“.
Das seh ich inzwischen längst anders, ich kann schließlich meine DIS oder die Folgen wie Depressionen etc. auch nicht einfach unbesehen an Anderen austoben und mich davor drücken, selber was zu tun.
Und man bekommt kaum den Rücken gestärkt von Anderen.
Entweder, die blicken gar nicht erst die Manipulation oder Inszenierungen, oder sie wagen nicht anzugehen gegen so jemand „Voluminösen“, der im Zweifelsfall ja auch keine Gefangenen macht, sondern das Gegenüber platt.
Meist wird aber direkt auf die Manipulation mit Mitleid und Mitgefühl reagiert und dann funktioniert das Beabsichtigte und man selber steht als „die undankbare, böse Tochter“ da.
Auf jeden Fall kannst und solltest du deinen eigenen Gefühlen trauen, auch wenn sie dir komisch oder unpassend vorkommen und die „Zensur“ gleich einsetzen will in dir selbst.
Ob du auf ihren Brief antworten „solltest“, hängt für mich erstmal davon ab, was du tatsächlich willst.
Und ich hab auch immer mit dazu überlegt, welche möglichen Aktionen ich habe und welche Reaktionen es wiederum dann bei Muttern auslösen kann – und dann abgeschätzt, was ich unter Einbeziehung aller meiner aktuellen Umstände davon am besten ausgehalten bekomme.
Denn eines ist schon sicher : Je mehr Grenzen man so jemanden setzt, desto massiver werden die Inszenierungen darauf. Und das muss man ja dann auch noch ertragen können und Strategien dagegen am besten schon vorbereiten.
Was ich auch wichtig finde : Die eigene Verletztheit nicht abtun und wegschieben.
Durch emotionale Kälte und Vernachlässigung kriegt man ganz schön was ab, das gilt es als Betroffene/r dann auch zu werten für sich.
Umso schlimmer, wenn die Kälte und Vernachlässigung in alle Richtungen als "Ich tu doch alles für dich!!" getarnt wird. Das macht es zusätzlich schwer, mal ganz natürlich sowas von wütend zu werden oder Genugtuung haben zu wollen etc.
Mir fing das an leichter zu fallen, als ich begriffen habe, dass ich mir tatsächlich meinen "emotionalen Lebensraum" erkämpfen und erobern muss gegen die allgegenwärtige massive "Präsenz" meiner Mutter.
Ich erlebs heute noch, dass ich mich mit Verwandten unterhalte und nach wenigen Sätzen wird nur noch über meine Mutter geredet. Das ist manchmal ganz schön mühsam.
Liebe Waldschratin,
erstmal danke für deine ausführliche Antwort.
Ich denke immer noch viel über den Brief nach. Was mir nach deinem Post aufgefallen ist. Aus dem Brief geht nicht hervor, dass sie mich vermisst oder sich ehrlich mit mir verbinden möchte. Statt so etwas wie „Ich denke an dich“ oder „Ich vermisse dich“ zu schreiben, heißt es: „Ich bin einsam. Alle hier haben Kinder und Enkel in der Nähe.“
Für mich ist das kein Ausdruck von Nähe – sondern ein Vorwurf, verpackt in Selbstmitleid. Will sie den Kontakt nur, weil sie nicht alleine sein will oder weil ihr was an mir liegt?
Erschwerend kommt hinzu: Ich habe das Gefühl, der Brief stammt nicht wirklich von ihr selbst. Vielleicht hat der sozialpsychiatrische Dienst oder eine Bekannte sie zum Schreiben ermutigt – aber es wirkt nicht nach ihr. Besonders der Satz, sie sei stolz auf mich und wie ich meine Krankheit meistere – das ist nicht ihre Sprache. Das hat sie nie gesagt. Sie fragt mich sonst nicht mal, wie es mir geht. Auch nach meiner großen Operation und der Reha nicht.
Der Brief fühlt sich nicht nach einem echten Kontaktversuch an. Ein echter Kontaktversuch wäre für mich ein Anruf.
Ich merke, wie schwer es mir fällt, meine eigenen Gefühle dazu zu sortieren. Einerseits bin ich wütend – weil sie sich in ihrer Opferrolle einrichtet und die Verantwortung für alles abgibt. Andererseits stelle ich mir vor, wie sie den Brief vielleicht bei einem Glas Wein geschrieben hat, traurig vor dem Briefkasten steht, ihn einwirft… und das löst dann Mitleid in mir aus und ich fühle mich wie ein schlechter Mensch.
Was mich besonders beschäftigt: Ich habe nicht auf den Brief reagiert. Und obwohl ich weiß, dass ich ihr nichts schulde, kommt in mir sofort dieses alte Gefühl auf, in der Bringschuld zu sein. Dass ich „jetzt was tun müsste“, weil sie den letzten Schritt gemacht hat. Ich hatte überlegt, ihr bei WhatsApp nur kurz zu schreiben:
„Ich habe deinen Brief erhalten. Du weißt, dass du auch anrufen kannst.“
Aber selbst dabei habe ich sofort wieder dieses beklemmende Gefühl, dass jede kleine Reaktion von mir zu mehr Nähe führt, zu neuen Erwartungen, zu Druck.
Danke, dass ich das hier schreiben darf. Es tut gut, nicht allein damit zu sein.
erstmal danke für deine ausführliche Antwort.
Ich denke immer noch viel über den Brief nach. Was mir nach deinem Post aufgefallen ist. Aus dem Brief geht nicht hervor, dass sie mich vermisst oder sich ehrlich mit mir verbinden möchte. Statt so etwas wie „Ich denke an dich“ oder „Ich vermisse dich“ zu schreiben, heißt es: „Ich bin einsam. Alle hier haben Kinder und Enkel in der Nähe.“
Für mich ist das kein Ausdruck von Nähe – sondern ein Vorwurf, verpackt in Selbstmitleid. Will sie den Kontakt nur, weil sie nicht alleine sein will oder weil ihr was an mir liegt?
Erschwerend kommt hinzu: Ich habe das Gefühl, der Brief stammt nicht wirklich von ihr selbst. Vielleicht hat der sozialpsychiatrische Dienst oder eine Bekannte sie zum Schreiben ermutigt – aber es wirkt nicht nach ihr. Besonders der Satz, sie sei stolz auf mich und wie ich meine Krankheit meistere – das ist nicht ihre Sprache. Das hat sie nie gesagt. Sie fragt mich sonst nicht mal, wie es mir geht. Auch nach meiner großen Operation und der Reha nicht.
Der Brief fühlt sich nicht nach einem echten Kontaktversuch an. Ein echter Kontaktversuch wäre für mich ein Anruf.
Ich merke, wie schwer es mir fällt, meine eigenen Gefühle dazu zu sortieren. Einerseits bin ich wütend – weil sie sich in ihrer Opferrolle einrichtet und die Verantwortung für alles abgibt. Andererseits stelle ich mir vor, wie sie den Brief vielleicht bei einem Glas Wein geschrieben hat, traurig vor dem Briefkasten steht, ihn einwirft… und das löst dann Mitleid in mir aus und ich fühle mich wie ein schlechter Mensch.
Was mich besonders beschäftigt: Ich habe nicht auf den Brief reagiert. Und obwohl ich weiß, dass ich ihr nichts schulde, kommt in mir sofort dieses alte Gefühl auf, in der Bringschuld zu sein. Dass ich „jetzt was tun müsste“, weil sie den letzten Schritt gemacht hat. Ich hatte überlegt, ihr bei WhatsApp nur kurz zu schreiben:
„Ich habe deinen Brief erhalten. Du weißt, dass du auch anrufen kannst.“
Aber selbst dabei habe ich sofort wieder dieses beklemmende Gefühl, dass jede kleine Reaktion von mir zu mehr Nähe führt, zu neuen Erwartungen, zu Druck.
Danke, dass ich das hier schreiben darf. Es tut gut, nicht allein damit zu sein.
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Waldschratin
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, 80 - Beiträge: 4197
Liebe shichan,
ich kenne deine Gedankengänge und was dich an diesem Brief umtreibt nur zu gut.
"Bringschuld" finde ich das richtig passende Wort. Sie möchte etwas erreichen, haben, einfordern von dir und unterschwellig schwingt schon eine Art Drohung mit, was alles passieren wird, wenn du nicht "funktionierst".
Ich hab mir dann meist die Frage gestellt, ob die Welt tatsächlich für meine Mutter untergeht, wenn ich nicht "erreichbar" bin für ihre Erwartungen an mich. Wenn ich mich rausnehme und einfach mal gar nicht reagiere.
Ich bin jedes einzelne Mal zu dem Schluss gekommen, dass sie durchaus erwachsen genug, versiert genug, fähig genug und stark genug gewesen ist, es auch mal ohne mich zu schaffen.
Schwieriger war, mir selber einzugestehen, was ich denn schaffe, wenn ich einfach mal gar nichts tue und sie ignoriere. Fand ich viel schwerer in die Tat umzusetzen.
Wenn ich es recht erinnere, hast du eine Therapeutin, oder? Kannst du mit ihr Strategien für dich erarbeiten, was wann zu tun ist und worauf du dich stellen kannst deinen eigenen Gefühlen gegenüber, um die abgefangen und versorgt zu bekommen?
Bei mir wars oft, dass ich mir erstmal innerlich die "Erlaubnis" gebe, nicht "gehorsam" sein zu müssen und meine Mutter sich selbst überlassen zu dürfen. Sie war erwachsen, sie war mündig, sie hat immer zustande gebracht, was sie haben und erreichen wollte, also "muss" sie auch nicht an einer Gleichgültigkeit meinerseits zugrunde gehen.
Und du kannst durchaus recht damit haben, dass sie den Brief auf Empfehlung von jemand anderen so geschrieben hat.
Ich wiederhol mich mal : Vertrau deinen Gefühlen und Wahrnehmungen! Selbst wenn du da mal daneben liegen solltest, darf auch das sein und wird auch dann die Welt nicht davon untergehen.
Was spricht dagegen, dass du Mitleid mit ihr hast, aber gleichzeitig genauso Verständnis und Mitgefühl für dich selber ebenso? Und gleichwertig?
Was wäre falsch daran, Mitleid mit ihr zu haben, dennoch aber deinem Selbstschutz Vorzug zu geben? Das ist nicht nur dein gutes Recht, eher ist es deine Pflicht, erstmal gut für dich zu sorgen. Erst dann kann man doch Anderen was geben, für Andere da sein, für sie sorgen, das Ihrige mittragen etc.
Und wenn du das noch dazu wütend tust, weil du wütend bist, was wäre falsch daran?
Wenn sie schon nicht "euch beide" im Erleben auf dem Schirm hat, du kannst und darfst das.
Sie hat das System in dir etabliert, dass du als Person mitsamt deinen Bedürfnissen (von den Wünschen will ich mal gar nicht reden) "weg" sein musst, damit sie das Ihre bekommen kann.
In einem normalen Miteinander braucht es das nicht. Da ist das "Da-Sein" des Anderen Voraussetzung dafür, dass man ein Miteinander überhaupt erleben kann, dass man sieht und gesehen wird, dass Mitgefühl, Anteilnahme etc. tatsächlich fließen kann und beim Gegenüber ankommt.
Dann kann man auch miteinander/gegenseitig mit Reaktionen wie Wut und Verletztheit zurechtkommen, sich drüber austauschen und gegenseitig verstehen und wieder zueinanderfinden.
Das Entweder-Oder dagegen trennt viel zu absolut und v.a. unüberwindbar.
Ich werfe ihr das nicht mal vor. Das ist halt das Kranke an der Störung, dass man dann auch Gemeinschaft, Begegnung, Beziehung und Kommunikation "krank" gestaltet.
Nur bist du jetzt erwachsen und musst dieses Kranke nicht mehr mitmachen und dich ins Kranke reinziehen lassen.
ich kenne deine Gedankengänge und was dich an diesem Brief umtreibt nur zu gut.
"Bringschuld" finde ich das richtig passende Wort. Sie möchte etwas erreichen, haben, einfordern von dir und unterschwellig schwingt schon eine Art Drohung mit, was alles passieren wird, wenn du nicht "funktionierst".
Ich hab mir dann meist die Frage gestellt, ob die Welt tatsächlich für meine Mutter untergeht, wenn ich nicht "erreichbar" bin für ihre Erwartungen an mich. Wenn ich mich rausnehme und einfach mal gar nicht reagiere.
Ich bin jedes einzelne Mal zu dem Schluss gekommen, dass sie durchaus erwachsen genug, versiert genug, fähig genug und stark genug gewesen ist, es auch mal ohne mich zu schaffen.
Schwieriger war, mir selber einzugestehen, was ich denn schaffe, wenn ich einfach mal gar nichts tue und sie ignoriere. Fand ich viel schwerer in die Tat umzusetzen.
Wenn ich es recht erinnere, hast du eine Therapeutin, oder? Kannst du mit ihr Strategien für dich erarbeiten, was wann zu tun ist und worauf du dich stellen kannst deinen eigenen Gefühlen gegenüber, um die abgefangen und versorgt zu bekommen?
Bei mir wars oft, dass ich mir erstmal innerlich die "Erlaubnis" gebe, nicht "gehorsam" sein zu müssen und meine Mutter sich selbst überlassen zu dürfen. Sie war erwachsen, sie war mündig, sie hat immer zustande gebracht, was sie haben und erreichen wollte, also "muss" sie auch nicht an einer Gleichgültigkeit meinerseits zugrunde gehen.
Und du kannst durchaus recht damit haben, dass sie den Brief auf Empfehlung von jemand anderen so geschrieben hat.
Ich wiederhol mich mal : Vertrau deinen Gefühlen und Wahrnehmungen! Selbst wenn du da mal daneben liegen solltest, darf auch das sein und wird auch dann die Welt nicht davon untergehen.
Diese Entweder-oder-Spiele hat meine Mutter auch in mir inszeniert.shichan hat geschrieben:Andererseits stelle ich mir vor, wie sie den Brief vielleicht bei einem Glas Wein geschrieben hat, traurig vor dem Briefkasten steht, ihn einwirft… und das löst dann Mitleid in mir aus und ich fühle mich wie ein schlechter Mensch.
Was spricht dagegen, dass du Mitleid mit ihr hast, aber gleichzeitig genauso Verständnis und Mitgefühl für dich selber ebenso? Und gleichwertig?
Was wäre falsch daran, Mitleid mit ihr zu haben, dennoch aber deinem Selbstschutz Vorzug zu geben? Das ist nicht nur dein gutes Recht, eher ist es deine Pflicht, erstmal gut für dich zu sorgen. Erst dann kann man doch Anderen was geben, für Andere da sein, für sie sorgen, das Ihrige mittragen etc.
Und wenn du das noch dazu wütend tust, weil du wütend bist, was wäre falsch daran?
Wenn sie schon nicht "euch beide" im Erleben auf dem Schirm hat, du kannst und darfst das.
Sie hat das System in dir etabliert, dass du als Person mitsamt deinen Bedürfnissen (von den Wünschen will ich mal gar nicht reden) "weg" sein musst, damit sie das Ihre bekommen kann.
In einem normalen Miteinander braucht es das nicht. Da ist das "Da-Sein" des Anderen Voraussetzung dafür, dass man ein Miteinander überhaupt erleben kann, dass man sieht und gesehen wird, dass Mitgefühl, Anteilnahme etc. tatsächlich fließen kann und beim Gegenüber ankommt.
Dann kann man auch miteinander/gegenseitig mit Reaktionen wie Wut und Verletztheit zurechtkommen, sich drüber austauschen und gegenseitig verstehen und wieder zueinanderfinden.
Das Entweder-Oder dagegen trennt viel zu absolut und v.a. unüberwindbar.
Ich werfe ihr das nicht mal vor. Das ist halt das Kranke an der Störung, dass man dann auch Gemeinschaft, Begegnung, Beziehung und Kommunikation "krank" gestaltet.
Nur bist du jetzt erwachsen und musst dieses Kranke nicht mehr mitmachen und dich ins Kranke reinziehen lassen.
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Zauberlehrling
- Forums-Insider

, 55 - Beiträge: 209
Wie sähe denn deine Entscheidung bzgl des Briefes aus, wenn er nicht von deiner Mutter, sondern einer Freundin, Bekannten geschrieben worden wäre?
Steckt da bei dir nicht reichlich gesellschaftliches Denken dahinter:"Sie ist ja schließlich meine Mutter?!"
Kannst/darfst du dich von solcherlei gesellschaftlichen Normen lösen?
Steckt da bei dir nicht reichlich gesellschaftliches Denken dahinter:"Sie ist ja schließlich meine Mutter?!"
Kannst/darfst du dich von solcherlei gesellschaftlichen Normen lösen?
Novembernacht
Hallo zusammen,
Entschuldigt bitte meine verspätete Antwort. Ich war die letzten Tage ziemlich eingespannt.
Später habe ich über eine ihrer Freundinnen erfahren, dass sie sich längst selbst eine Übernachtungsmöglichkeit bei einer Kollegin organisiert hatte. Das war für mich ein Schlüsselmoment. Ich glaube, da wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, wie gezielt sie emotional manipuliert.
Gemeinsam mit einer Freundin habe ich inzwischen eine schriftliche Antwort an meine Mutter formuliert. Darin kündige ich an, mich frühestens Ende August bis Mitte September wieder bei ihr zu melden. Ich erkläre auch offen, dass es mir durch Krankenhausaufenthalt, Reha, Wiedereingliederung und die psychische Belastung momentan einfach nicht gut geht – und dass ich diese Zeit für mich brauche.
Diese Reaktion hilft mir in mehrfacher Hinsicht: Ich komme aus dem Gefühl der Bringschuld heraus, habe einen klaren Rahmen gesetzt und mir zugleich Luft verschafft, um in der Zwischenzeit weiter Unterstützung (z. B. durch Therapie oder Beratung) zu bekommen. Gleichzeitig ziehe ich ihr gegenüber ganz bewusst eine Grenze.
Für mich steht fest: Eine Wiederaufnahme des Kontakts kann nur stattfinden, wenn sie sich in therapeutische Behandlung begibt. Und ja: Ein Teil von mir hofft fast darauf, dass sie auf meinen Brief mit einem Ausbruch reagiert. Es würde mir den Bruch erleichtern.
Ich muss nicht täglich befürchten, was mich bei einem Anruf erwartet. Diese Erleichterung ist ein klares Zeichen.
Was mich am meisten herausfordert: Dieses tiefe, eingepflanzte Denken von „Es ist doch meine Mutter.“ Diesen Satz versuche ich gerade Stück für Stück zu entlernen. Kognitiv verstehe ich schon, dass es kein Automatismus für Nähe oder Verantwortung sein darf. Aber emotional – ist es eben doch ein langer Weg.
Entschuldigt bitte meine verspätete Antwort. Ich war die letzten Tage ziemlich eingespannt.
Da hast du völlig recht – und es tut gut, das nochmal so klar zu lesen. Zur Beerdigung meines Vaters hatten mein Partner und ich uns ganz bewusst dagegen entschieden, bei meiner Mutter zu übernachten – aus purem Selbstschutz. Schon vor der Beisetzung versuchte sie, mir ein schlechtes Gewissen zu machen – mit Aussagen wie: „Ich bringe mich nach der Beerdigung um, ich bin ja ganz allein. Ihr habt euch wenigstens.“Waldschratin hat geschrieben: Di., 22.07.2025, 17:38 Ich hab mir dann meist die Frage gestellt, ob die Welt tatsächlich für meine Mutter untergeht, wenn ich nicht "erreichbar" bin für ihre Erwartungen an mich. Wenn ich mich rausnehme und einfach mal gar nicht reagiere.
Ich bin jedes einzelne Mal zu dem Schluss gekommen, dass sie durchaus erwachsen genug, versiert genug, fähig genug und stark genug gewesen ist, es auch mal ohne mich zu schaffen.
Später habe ich über eine ihrer Freundinnen erfahren, dass sie sich längst selbst eine Übernachtungsmöglichkeit bei einer Kollegin organisiert hatte. Das war für mich ein Schlüsselmoment. Ich glaube, da wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, wie gezielt sie emotional manipuliert.
Therapeutisch bin ich aktuell noch in der Findungsphase. Ich hatte erste Probesitzungen, aber es hat noch nicht richtig gepasst. Weitere Termine folgen bald. Momentan nutze ich zusätzlich die Beratungsangebote der Caritas – speziell für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen.Waldschratin hat geschrieben: Di., 22.07.2025, 17:38 Wenn ich es recht erinnere, hast du eine Therapeutin, oder? Kannst du mit ihr Strategien für dich erarbeiten, was wann zu tun ist und worauf du dich stellen kannst deinen eigenen Gefühlen gegenüber, um die abgefangen und versorgt zu bekommen?
Gemeinsam mit einer Freundin habe ich inzwischen eine schriftliche Antwort an meine Mutter formuliert. Darin kündige ich an, mich frühestens Ende August bis Mitte September wieder bei ihr zu melden. Ich erkläre auch offen, dass es mir durch Krankenhausaufenthalt, Reha, Wiedereingliederung und die psychische Belastung momentan einfach nicht gut geht – und dass ich diese Zeit für mich brauche.
Diese Reaktion hilft mir in mehrfacher Hinsicht: Ich komme aus dem Gefühl der Bringschuld heraus, habe einen klaren Rahmen gesetzt und mir zugleich Luft verschafft, um in der Zwischenzeit weiter Unterstützung (z. B. durch Therapie oder Beratung) zu bekommen. Gleichzeitig ziehe ich ihr gegenüber ganz bewusst eine Grenze.
Für mich steht fest: Eine Wiederaufnahme des Kontakts kann nur stattfinden, wenn sie sich in therapeutische Behandlung begibt. Und ja: Ein Teil von mir hofft fast darauf, dass sie auf meinen Brief mit einem Ausbruch reagiert. Es würde mir den Bruch erleichtern.
Ich versuche mir gerade immer wieder bewusst zu machen, wie gut mir der Abstand tut.Waldschratin hat geschrieben: Di., 22.07.2025, 17:38 Was spricht dagegen, dass du Mitleid mit ihr hast, aber gleichzeitig genauso Verständnis und Mitgefühl für dich selber ebenso? Und gleichwertig?
Was wäre falsch daran, Mitleid mit ihr zu haben, dennoch aber deinem Selbstschutz Vorzug zu geben? Das ist nicht nur dein gutes Recht, eher ist es deine Pflicht, erstmal gut für dich zu sorgen.
Ich muss nicht täglich befürchten, was mich bei einem Anruf erwartet. Diese Erleichterung ist ein klares Zeichen.
Gleichzeitig habe ich Mitgefühl für sie. Ich sehe, wie stark ihre Wahrnehmung verzerrt ist und wie sehr sie selbst unter ihrer Störung leidet – in einer Realität, die für Außenstehende kaum nachvollziehbar ist.Waldschratin hat geschrieben: Di., 22.07.2025, 17:38 Ich werfe ihr das nicht mal vor. Das ist halt das Kranke an der Störung, dass man dann auch Gemeinschaft, Begegnung, Beziehung und Kommunikation "krank" gestaltet.
Nur bist du jetzt erwachsen und musst dieses Kranke nicht mehr mitmachen und dich ins Kranke reinziehen lassen.
Ich glaube, das hängt stark vom konkreten Kontext ab – und davon, wie tief die Verletzungen sind. Wenn die Umstände vergleichbar wären mit denen bei meiner Mutter, würde ich vermutlich gar nicht reagieren – oder eine sehr klare, abgrenzende Antwort schreiben.Zauberlehrling hat geschrieben: Di., 22.07.2025, 21:12 Wie sähe denn deine Entscheidung bzgl des Briefes aus, wenn er nicht von deiner Mutter, sondern einer Freundin, Bekannten geschrieben worden wäre?
Steckt da bei dir nicht reichlich gesellschaftliches Denken dahinter:"Sie ist ja schließlich meine Mutter?!"
Was mich am meisten herausfordert: Dieses tiefe, eingepflanzte Denken von „Es ist doch meine Mutter.“ Diesen Satz versuche ich gerade Stück für Stück zu entlernen. Kognitiv verstehe ich schon, dass es kein Automatismus für Nähe oder Verantwortung sein darf. Aber emotional – ist es eben doch ein langer Weg.
Ich habe den Brief an meine Mutter nicht abgeschickt. Irgendwas in mir hat sich dagegen gesträubt. Und mittlerweile weiß ich: Es war richtig.
Was danach kam, war leider typisch:
In ihrem WhatsApp-Status steht seitdem sinngemäß: „Toll, wenn man wenigstens noch Freunde hat, wenn man sonst niemanden hat.“
Solche Sätze sind für mich keine Trauer, sondern verdeckter Vorwurf – direkt in meine Richtung.
Dann kam – völlig aus dem Nichts – ein WhatsApp-Sticker:
Ein rosa Elefant mit Herz.
Kein Text. Keine echten Worte. Kein Dialog.
Einfach nur dieser kleine, niedliche Sticker – und die unausgesprochene Erwartung, ich solle bitte emotional darauf reagieren.
Tröstende Worte finden, Nähe aufbauen, Verständnis zeigen.
Aber ehrlich? Mich nervt das.
Ich finde es manipulativ, dieses „Ich zeige nichts und erwarte alles“.
Und jetzt kommen die nächsten:
Ihre Freundinnen schreiben mich an und fragen, wann ich mich endlich melde.
Ob ich den „Brief“ bekommen habe und warum ich nicht drauf reagiere… ich habe so getan als wüsste ich nichts von einem Brief.
Ich bin erschöpft.
Ich bin traurig.
Ich bin müde, ständig über Bande kommunizieren zu müssen.
Ich will einfach nicht.
Und ich will nicht ständig diejenige sein, die „sich doch mal melden könnte“, obwohl sie selbst alles tut, um Nähe zu inszenieren, aber echte Offenheit vermeidet.
Was danach kam, war leider typisch:
In ihrem WhatsApp-Status steht seitdem sinngemäß: „Toll, wenn man wenigstens noch Freunde hat, wenn man sonst niemanden hat.“
Solche Sätze sind für mich keine Trauer, sondern verdeckter Vorwurf – direkt in meine Richtung.
Dann kam – völlig aus dem Nichts – ein WhatsApp-Sticker:
Ein rosa Elefant mit Herz.
Kein Text. Keine echten Worte. Kein Dialog.
Einfach nur dieser kleine, niedliche Sticker – und die unausgesprochene Erwartung, ich solle bitte emotional darauf reagieren.
Tröstende Worte finden, Nähe aufbauen, Verständnis zeigen.
Aber ehrlich? Mich nervt das.
Ich finde es manipulativ, dieses „Ich zeige nichts und erwarte alles“.
Und jetzt kommen die nächsten:
Ihre Freundinnen schreiben mich an und fragen, wann ich mich endlich melde.
Ob ich den „Brief“ bekommen habe und warum ich nicht drauf reagiere… ich habe so getan als wüsste ich nichts von einem Brief.
Ich bin erschöpft.
Ich bin traurig.
Ich bin müde, ständig über Bande kommunizieren zu müssen.
Ich will einfach nicht.
Und ich will nicht ständig diejenige sein, die „sich doch mal melden könnte“, obwohl sie selbst alles tut, um Nähe zu inszenieren, aber echte Offenheit vermeidet.
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theweirdeffekt
- Forums-Gruftie

, 57 - Beiträge: 742
Genau das ist es auch. Ich finde es toll, auf welche einfache Grundformel du es herunterbrechen konntest. Denn haargenau das ist es: ich gebe nichts und fordere alles.shichan hat geschrieben: Do., 07.08.2025, 14:00 Ich finde es manipulativ, dieses „Ich zeige nichts und erwarte alles“.
Bzgl. der Freundinnen hilft nur eine klare Abgrenzung. Indem du formulierst, dass diese / eure Beziehung nur euch beide etwas angeht und das auch zu respektieren ist. Dich durch sozialen Druck von außen (Freundinnen) gefügig zu machen, ist die nächste emotionale Manipulation.
Alles Gute
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen
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Zauberlehrling
- Forums-Insider

, 55 - Beiträge: 209
Ich finde es gut, dass du diesen Brief nicht abgeschickt hast. Zum Einen hättest du dich selbst unter Zeitdruck gesetzt, zum Anderen sind deine Erklärungen eher Rechtfertigungen, die nicht nötig sind. Wenn überhaupt, hätte ich kurz und knapp formuliert, dass ich mich irgendwann einmal melden werde. Ohne Zeitangabe und ohne Begründung, unter welchen Umständen dies sein wird.shichan hat geschrieben: Sa., 26.07.2025, 08:41 Gemeinsam mit einer Freundin habe ich inzwischen eine schriftliche Antwort an meine Mutter formuliert. Darin kündige ich an, mich frühestens Ende August bis Mitte September wieder bei ihr zu melden. Ich erkläre auch offen, dass es mir durch Krankenhausaufenthalt, Reha, Wiedereingliederung und die psychische Belastung momentan einfach nicht gut geht – und dass ich diese Zeit für mich brauche.
Diese Reaktion hilft mir in mehrfacher Hinsicht: Ich komme aus dem Gefühl der Bringschuld heraus, habe einen klaren Rahmen gesetzt und mir zugleich Luft verschafft, um in der Zwischenzeit weiter Unterstützung (z. B. durch Therapie oder Beratung) zu bekommen. Gleichzeitig ziehe ich ihr gegenüber ganz bewusst eine Grenze.
Für mich steht fest: Eine Wiederaufnahme des Kontakts kann nur stattfinden, wenn sie sich in therapeutische Behandlung begibt. Und ja: Ein Teil von mir hofft fast darauf, dass sie auf meinen Brief mit einem Ausbruch reagiert. Es würde mir den Bruch erleichtern.
Du schreibst: es würde dir den Bruch erleichtern, wenn sie auf deinen Brief mit einem Ausbruch reagiert hätte. Warum brauchst du den Anstubser von außen? Du formulierst so klar, was dir Alles fehlt in dieser Beziehung, dass ich dir tatsächlich raten würde, auf deine ratio zu hören, auch wenn die emotio noch weit hinterher hinkt.
Was die Freundinnen deiner Mutter angeht, sehe ich es so wie theweirdeffekt: keine Antwort oder mit einer scharfen Abgrenzung.
Novembernacht
Da hast du Recht. Für mein Gewissen wäre es einfacher gewesen wenn es noch einen richtigen Anstubser geben würde. Aber dann denke ich "was soll es noch für Anstubser geben. Es gibt genug" Jeder Sozialarbeiter, Psychologe, dem ich ansatzweise über meine Mutter berichte schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und sagt, dass ein Kontaktabbruch total verständlich wäre.Zauberlehrling hat geschrieben: Do., 07.08.2025, 20:58 Du schreibst: es würde dir den Bruch erleichtern, wenn sie auf deinen Brief mit einem Ausbruch reagiert hätte. Warum brauchst du den Anstubser von außen? Du formulierst so klar, was dir Alles fehlt in dieser Beziehung, dass ich dir tatsächlich raten würde, auf deine ratio zu hören, auch wenn die emotio noch weit hinterher hinkt.
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Heute hat sie den Brief erneut geschickt – diesmal als Foto per WhatsApp. Kurz darauf kam er auch per Mail.
Zusätzlich schrieb sie mir, dass sie geahnt habe, der Brief sei wohl nicht angekommen, und sie deshalb zur Sicherheit eine Kopie gemacht habe. Innerlich fühlt es sich so an, als würde sie meinem Freund unterstellen, dass er den Brief entwendet hat.
Für Außenstehende klingt die Mail vermutlich harmlos, sogar fürsorglich.
Für mich fühlt es sich jedoch wie eine Grenzüberschreitung an.
Ich habe nicht auf den Brief reagiert – nicht, weil ich ihn nicht erhalten hätte, sondern weil ich mich ganz bewusst dazu entschieden habe. Diese Entscheidung wird durch das erneute Zusenden und den „freundlich“ formulierten Druck übergangen.
Es geht nicht um eine offene, ehrliche Kontaktaufnahme – sondern darum, mich in eine Reaktion zu drängen.
Das fühlt sich für mich nicht nach echtem Kontakt an, sondern nach Kontrolle.
Ich werde reagieren, indem ich nicht reagiere. Nicht reagieren ist auch eine Art zu reagieren.
Ich merke gerade wie mich diese Nachrichten von ihr zwar noch kurze Zeit aufregen, aber dann schnappe ich mir meinen Hund und wir gehen Gassi. Zumindest verspüre ich gerade kein Mitleid mehr, da ich diese "Kontaktaufnahmen" von ihr auch nicht ernst nehmen kann und sie sich nur noch nach Inszenierung anfühlen oder dass sie jemanden braucht, der sie beschäftigt und bespaßt.
Ihre Freunde werde ich auch erstmal ignorieren. Diese "Flying Monkeys" machen nur zusätzlich Druck. Druck, den ich nicht gebrauchen kann. Ich bin ihren Freunden nichts schuldig. Ich hatte diese Freunde nur einmal kontaktiert, als meine Mutter vor der Beerdigung meines Vaters mit Suizid gedroht hat, da wir nicht bei ihr übernachten wollten und ich wusste, dass sie nach der Beisetzung mit diesen Freunden essen gehen wird.
Die Freunde habe ich nun (genau wie meine Mutter) stummgeschaltet und in einen gesperrten Ordner verschoben. Dann sehe ich die Nachrichten nur wenn ich überhaupt will.
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Zauberlehrling
- Forums-Insider

, 55 - Beiträge: 209
Verständlich. Daher habe ich ein wenig versucht, dich aus der Schiene "Sie ist doch aber meine Mutter" zu bekommen. Sie ist deine Mutter, aber sie hat keine Rechte an dir oder Ansprüche zu erheben oder sonst etwas. Du bist erwachsen und kannst erwarten, dass sie mit dir erwachsenen Umgang hat. Kann sie diese Erwartung nicht erfüllen, ziehst du halt die Konsequenzen. Es ist ja nicht so, dass du ihr keine Chancen eingeräumt hättest.
Zum Rest: Daumen hoch! Es wird besser. Es dauert, aber auch die emotio ist nicht dumm und kommt nach.
Novembernacht
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Waldschratin
- [nicht mehr wegzudenken]
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, 80 - Beiträge: 4197
Hallo shichan,
find ich super, wie gut du für dich einstehst und sorgst!
Meine hat mir immer mal wieder die halbe Verwandtschaft nachgehetzt, mit z.T. offensichtlichen, wirklich dreisten Lügen über mich, vermeintlich "schwer besorgt" um mich.
Man kann diesen Satz auch mal von der Kehrseite betrachten. Du, ihr Kind, bist grade erschöpft und traurig und müde. Wo verdammt nochmal(Tschuldigung, musste raus
) ist deine Mutter denn grade jetzt?
Es ist doch ihr Job als Mutter, für dich da zu sein, dich zu halten, dich zu trösten, dich zu stärken!
Denn : "Sie ist doch deine Mutter"!
Meine hat diese Seite an diesem vermeintlichen "Deal" mit mir, ihrem Kind, leider auch komplett und bis zum Schluss ohne Ausnahme ausgeblendet.
Mir hat die Erkenntnis da drüber und es mir immer wieder mal vor Augen führen aber dabei geholfen, sie mit ihren überzogenen Absolutheitsforderungen an mich tatsächlich innerlich zurücklassen, sich selbst überlassen zu können und meinen Weg aber dann auch ohne sie im Schlepptau oder "auf sie zu warten" weiterzugehen.
Und das hört sich so einfach an, aber wie du schon schreibst: Die emotionale Bindung ist das, was sich so schwer tut mit Loslassen und alleine weitergehen.
Ich kann mich da Zauberlehrling aber nur anschließen : Es wird besser!
find ich super, wie gut du für dich einstehst und sorgst!
Ach wie kommt mir das bekannt vor!shichan hat geschrieben:Und jetzt kommen die nächsten:
Ihre Freundinnen schreiben mich an und fragen, wann ich mich endlich melde.
Meine hat mir immer mal wieder die halbe Verwandtschaft nachgehetzt, mit z.T. offensichtlichen, wirklich dreisten Lügen über mich, vermeintlich "schwer besorgt" um mich.
Deine Worte möcht ich nochmal rausstellen, in Bezug auf dieses eingebrannte "Aber sie ist doch meine Mutter".shichan hat geschrieben:Ich bin erschöpft.
Ich bin traurig.
Ich bin müde
Man kann diesen Satz auch mal von der Kehrseite betrachten. Du, ihr Kind, bist grade erschöpft und traurig und müde. Wo verdammt nochmal(Tschuldigung, musste raus
Es ist doch ihr Job als Mutter, für dich da zu sein, dich zu halten, dich zu trösten, dich zu stärken!
Denn : "Sie ist doch deine Mutter"!
Meine hat diese Seite an diesem vermeintlichen "Deal" mit mir, ihrem Kind, leider auch komplett und bis zum Schluss ohne Ausnahme ausgeblendet.
Mir hat die Erkenntnis da drüber und es mir immer wieder mal vor Augen führen aber dabei geholfen, sie mit ihren überzogenen Absolutheitsforderungen an mich tatsächlich innerlich zurücklassen, sich selbst überlassen zu können und meinen Weg aber dann auch ohne sie im Schlepptau oder "auf sie zu warten" weiterzugehen.
Und das hört sich so einfach an, aber wie du schon schreibst: Die emotionale Bindung ist das, was sich so schwer tut mit Loslassen und alleine weitergehen.
Ich kann mich da Zauberlehrling aber nur anschließen : Es wird besser!
In meiner letzten Therapiesitzung meinte meine Psychologin, dass das Verhalten meiner Mutter stark nach einer histrionischen Persönlichkeitsstörung klingt. Für mich war diese Einschätzung hilfreich, weil sich dadurch viele ihrer Muster einordnen lassen: die ständigen Inszenierungen, die übertriebenen Statusmeldungen und die Kontaktversuche, die nicht ehrlich wirken.
Seitdem ich den Kontakt reduziert bzw. abgebrochen habe, geht es mir spürbar besser. Ich habe nicht mehr täglich diese Angst, was passiert wenn ich mich bei ihr melde. Ich merke, es ist doch egal, ob ich in ihrer Welt die böse Tochter bin, weil ich den Kontakt abgebrochen habe oder ob ich die böse Tochter bin, weil ich was falsches am Telefon gesagt habe.
Mir hilft auch der Kontakt zu den Sozialarbeitern bei der Caritas. Ich erzähle ganz nüchtern von der Spitze des Eisberges, also Dinge die für mich normal sind wie z.B.: ihre Selbstmorddrohungen. Den Mitarbeitern sträuben sich schon bei kleinsten Aussagen meinerseits sämtliche Nackenhaare. Auch das hilft mir, die Situation einzuordnen, dass unser Verhältnis alles andere als normal ist und dass ein Kontaktabbruch aus Selbstschutz und Selbstliebe vollkommen gerechtfertigt ist.
Mir hilft es, die Situation zunehmend sachlicher zu betrachten – zum Beispiel, dass ihr Verhalten nicht zwingend etwas mit mir zu tun hat, sondern eher mit ihren eigenen Themen. Trotzdem bleibt es belastend, da sie meine Mutter ist.
Seitdem ich den Kontakt reduziert bzw. abgebrochen habe, geht es mir spürbar besser. Ich habe nicht mehr täglich diese Angst, was passiert wenn ich mich bei ihr melde. Ich merke, es ist doch egal, ob ich in ihrer Welt die böse Tochter bin, weil ich den Kontakt abgebrochen habe oder ob ich die böse Tochter bin, weil ich was falsches am Telefon gesagt habe.
Mir hilft auch der Kontakt zu den Sozialarbeitern bei der Caritas. Ich erzähle ganz nüchtern von der Spitze des Eisberges, also Dinge die für mich normal sind wie z.B.: ihre Selbstmorddrohungen. Den Mitarbeitern sträuben sich schon bei kleinsten Aussagen meinerseits sämtliche Nackenhaare. Auch das hilft mir, die Situation einzuordnen, dass unser Verhältnis alles andere als normal ist und dass ein Kontaktabbruch aus Selbstschutz und Selbstliebe vollkommen gerechtfertigt ist.
Mir hilft es, die Situation zunehmend sachlicher zu betrachten – zum Beispiel, dass ihr Verhalten nicht zwingend etwas mit mir zu tun hat, sondern eher mit ihren eigenen Themen. Trotzdem bleibt es belastend, da sie meine Mutter ist.
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Sinarellas
- [nicht mehr wegzudenken]
![[nicht mehr wegzudenken] [nicht mehr wegzudenken]](./images/ranks/rank_phpbb_5.gif)
, 41 - Beiträge: 2333
Puh Selbstmorddrohungen klingen aber auch nach einem Borderline-Muster, da trägt sie einen ganz schönen Rucksack mit - untherapiert. ugh.
Mit 35 habe ich begonnen darüber nachzudenken, wie ich mit der Nachricht ihres Todes umgehe. Ein guter Konsens war noch nicht dabei :\
Mit 35 habe ich begonnen darüber nachzudenken, wie ich mit der Nachricht ihres Todes umgehe. Ein guter Konsens war noch nicht dabei :\
..:..
Mein einziger Gedanke über eine Nachricht ihres zeitnahen Todes wäre „keine Lust die Wohnung aufzulösen“ die Sozialberaterin der Caritas meinte nur „das sagt auch schon alles aus“Sinarellas hat geschrieben: Di., 02.09.2025, 19:22 Puh Selbstmorddrohungen klingen aber auch nach einem Borderline-Muster, da trägt sie einen ganz schönen Rucksack mit - untherapiert. ugh.
Mit 35 habe ich begonnen darüber nachzudenken, wie ich mit der Nachricht ihres Todes umgehe. Ein guter Konsens war noch nicht dabei :\
Natürlich frage ich mich auch wie es wird wenn sie alt wird und ich irgendwann in der Wohnung stehe und sehe wie sie die letzten Jahre gelebt hat. Ich weiß nicht was das mit mir machen würde. Sie hatte damals auch den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen, der Kontakt ist erst wieder entstanden als ihr Vater starb. Sie hat es damals bereut. Ich frage mich hier das gleiche.
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