montagne, ich könnte das ja alles irgendwie verstehen, was ihr schreibt, wenn ich nicht gelesen hätte, dass das - zumindest ursprünglich mal - anders geplant war, nämlich dass der 'Witz' an einer Therapie und an der Übertragung ist, dass man eben nicht das bekommt, wonach man sich sehnt. In meiner 'Bibel' (Greenson, den ich hier schon mal erwähnt habe) steht ein Zitat von Freud: "Wir müssen, so grausam es klingt, dafür sorgen, dass das Leiden des Kranken in irgendeinem wirksamen Maße kein vorzeitiges Ende finde".
Greenson schreibt weiter: "Die lange andauernde Versagung veranlaßt den Patienten zu regredieren, so daß seine ganze Neurose in der Übertragung noch einmal erlebt wird (...). Wenn man jedoch innerhalb oder außerhalb der analytischen Situation dem Patienten symptomersetzende Befriedigungen von irgendeiner Bedeutung gewährt, beraubt man ihn seiner neurotischen Leiden und der Motivation, die Behandlung fortzusetzen (...) In Wirklichkeit versuchte Freud, den Patienten an einer vorzeitigen 'Flucht in die Gesundheit' zu hindern und eine sogenannte 'Übertragungsheilung' zu erleben". (...)
...
Vielleicht ist das auch alles total altmodisch und heutige Analytiker sind schon viel weiter, keine Ahnung. Aber für mich klingt das total plausibel.
Insofern: Ja, damit gibt Greenson FREUD wieder... Ich gehe mal sehr schwer davon aus, dass die PA nicht bei (der klassischen Theorie nach Freud) stehen geblieben ist, und sich ebenfalls weiterentwickelte. Klar gibt es vermutlich PAler, die Hängen die Versagung bzw. Notwendigkeit der Frustration stärker hervor (theoretisch gesehen hat das ja auch was... "theoretisch", weil ich habe keine PA-Erfahrung)... aber nicht so strikt, wie es von Freud gaaaaanz uuursprüüünglich angedacht war, wovon ich mal ganz schwer ausgehe.
So gab es auch einige Gegenstimmen, die in der korrigierenden Erfahrung eine große Wirksamkeit sahen... bzw. die sehr weitgehende Abstinzenz in frage stellten, und sinngem. sagten: Versagung ist doch genau das, was der Patient eh schon kennt... und genau diese Ähnlichkeit mit der früheren Situation schreit gerade zu nach Wiederholung, ausgelöst auch durch die Behandlungssituation an sich... und damit wird dem Patienten auch viel Leid zugemutet. Auch mit einem Kontrastprogramm kann ich Ausagieren eindämmen und Heilung erfahren.
Freud hingegen:
„Wir müssen, so grausam es klingt, dafür
sorgen, dass das Leiden des Pat in irgendeinem wirksamen Maße kein vorzeitiges
Ende findet.“ (3h)
Quelle: s.o.
Aber er rudete da auch phasenweise etwas hin- und her und brachte Modifikationen für manche Patienten ein:
„Einiges muss man ihm ja wohl doch gewähren, ...je nach der Natur des
Falles“ (3i) und „wir können es nicht vermeiden, auch Patienten anzunehmen, die so
haltlos ...sind, dass man bei ihnen die analytische Beeinflussung mit der
erzieherischen vereinigen muss“ (3j).
Quelle: s.o.
Führte dann (nach Freud) erstmal auch zu einer Spaltung:
Einerseits die ganz orthodoxen:
Die Gegenübertragung als Störfaktor durch den Analytiker sollte unterbunden werden,
jegliches Mitschwingen war schon ein Vergehen.
Quelle: s.o.
Und andere setzten dem manches Entgegen... und holten den Beziehungsaspekt bzw. das selektive Einbringen auch der Gegenübertragung stärker in Boot (als Gegenströmung)...
Heute ist man eher wieder bei einer Aufhebung dieser Spaltung (z.B. insbes. im Rahmen methodenübergreiferenden, integrativeren Verfahren... oder in einzelnen Methoden werden Modifikationen ja nach Patient eingebaut)... aber klar, man kann im Zweifel einer Methode nicht ihrer wesentlichen Werkzeuge berauben, ohne dass es dann etwas anderes wäre. Also wenn jemand übertragungsbasierter arbeitet, dann macht es schon einen gewissen Sinn, Übertragungen nicht sofort durch best. Inventionen oder Mitteilung einer Gegenübertraung oder korrektiven Erfahrungen, etc. allzu sehr zu beeinflussen... gleichzeitig wird aber die Wirksamkeit der Beziehung an sich (und von Beziehungserfahrungen) an sich auch als heilsam gesehen... dass dass in gewisser Weise wirklich wiedersprüch bis paradox ist, wenn man von jemanden einerseits absolute Neutralität (im Extremfall: bloss keine Gefühlsregung, nie, ETC.) verlangt, und andererseits die positiven Effekte einer interagierenden Beziehung nutzen will, nun ja, dafür kann niemand etwas =>
Damit hat er eine unauflösbare Paradoxie geschaffen, die noch verstärkt wird, weil er
selber sich nicht an die Regeln hielt. Er hat strikt die Übertragungsbeziehung, hier
bewahrte er Neutralität und beschränkte sich auf das Deuten, von der persönlichen
Beziehung zum Analysanden, hier war er warmherzig und hilfsbereit, verköstigte
notfalls seine Patienten oder gab Geld, getrennt.
Quelle s.o.
Nö, so strikt dürfte man das nicht trennen können... will vermutlich auch nicht jeder. Die Beziehung hat ja einen hohen Anteil. Aber da müssten mich PAler aufklären.