Ive hat geschrieben:... wenn guten Menschen Schlimmes widerfährt ... Dann erscheint uns Gott ungerecht: Wieso lässt er nicht die Bösen früh sterben, wieso werden unschuldige Menschen Opfer von Verbrechen? Das sind die sich aufdrängenden Fragen. Es ist schwer für uns, dann nicht dem Gedanken der Ungerechtigkeit Raum zu geben ...
Liebe Ive,
an genau dem Punkt gehe ich dann einen anderen Weg. Weil ich Gott als einen Geheimhalter seines unergründlichen Ratschlusses nicht folgen kann, weil ich einfach nicht glauben kann, das wir so "ausgeliefert" sind.
Ich denke nicht, dass Gott Menschen sterben LÄSST zu einem bestimmten Zeitpunkt. Denn wenn man dies alles in Konsequenz weiterdenken würde, hätte Gott 6 Millionen Angehörige seines Volkes auf dem Gewissen, die er aus einem "weisen Ratschluss" in KZs umbringen ließ.
Ich weiß, dass das eine sehr steile These ist, aber genau so würde der Weg, auf diese Weise zu glauben, für mich in eine Wüste führen.
Ich erlebe doch viele Dinge, die - wenn ich Gott als ständig aktiv in das Leben eingreifenden und richtenden Gott denken würde - ich als entsetzlich ungerecht empfinden würde. Warum sollte man solchen Gedanken dann nicht auch Raum geben?
Mich haben diese Gedanken eben zu einem anderen Schluss geführt, als den, den lieben Gott eben "walten" zu lassen und sich seinen Ratschlüssen demütig zu ergeben (um irgendwann einen Sinn darin zu erkennen hoffen).
Wir haben das Leben als Raum unendlicher Freiheit bekommen - wenn es endet, ist das ein biologischer Kreislauf, der im Leben selbst begründet ist. Wenn es gewaltsam endet, haben wir Menschen das zu verantworten - und Gott "wartet auf Antwort" (wie im Bonhoefferschen Credo) darauf, dass wir das einsehen und unser Handeln anders ausrichten, als Leben zu zerstören.
LG
Dunkle