Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

Vincent
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Beitrag Di., 29.12.2015, 12:07

Candykills hat geschrieben:Das stimmt so nicht - man geht bei Transsexualität heute unter anderem von einer biochemischen Störung im Gehirn aus und reduziert diese nicht mehr oder sogar nur noch selten auf traumatische Kindheit ----- allerdings geben auch die wenigsten, die eine Geschlechtsanpassung anstreben alles über ihre Kindheit preis - sofern sie sich überhaupt erinnern, das behindert ja auf dem Weg zur Geschlechtsanpassung und kann ein Ausschlusskriterium sein.
Jedenfalls fällt auf, dass die Gender-Sozialkonstruktivisten ihr ganzes Kreieren neuer Geschlechtsidentitäten beinahe so darstellen, als habe da jeder die freie Wahl.

Das Trauma, und das Suchen einer alternativen Geschlechtsidentität als Folge dessen, das bleibt bei diesem absurden Diskurs meist unerwähnt.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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leberblümchen
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Beitrag Di., 29.12.2015, 12:11

mio hat geschrieben:Du wirst aber dennoch ein Mann sein, Du tust dann nur so, als wärest Du eine Frau.
mio hat geschrieben:Ja, Candy, aber solange Du einen männlichen Körper hast gilt Du als Mann. Das ist einfach ein Fakt. Ob Du Dich auch als Mann fühlst steht auf einem anderen Blatt Papier. Nicht umsonst gibt es die Möglichkeit der Geschlechtsumwandlung.


mio
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Beitrag Di., 29.12.2015, 12:12

Leberblümchen, ich sehe dass Du nach wie vor nicht verstehst wovon ich spreche. Mir zwar unerklärlich, aber nun gut. Ich gebs auf.

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Candykills
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Beitrag Di., 29.12.2015, 12:23

Vincent hat geschrieben:
Das Trauma, und das Suchen einer alternativen Geschlechtsidentität als Folge dessen, das bleibt bei diesem absurden Diskurs meist unerwähnt.
Unerwähnt würde ich nicht sagen. Ein sorgfältiger Thera und Gutachter klopft schon alles ab und registriert Auffälligkeiten - wie sie zum Beispiel bei Borderline, DIS oder Psychose vorkommen. Aber auch da schummeln sich meines Erachtens noch viele durch, statt sich wirklich Zeit zu nehmen und ihre Problematik zu hinterfragen. Ich habe ja viele TSler kennen gelernt und da gehts immer nur drum möglichst schnell die Hormone und alles zu bekommen. Und häufig "scheizz Therapie, brauch ich nicht, Diskriminierung seitens der Kasse...".
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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candle.
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Beitrag Di., 29.12.2015, 12:28

mio hat geschrieben:Leberblümchen, ich sehe dass Du nach wie vor nicht verstehst wovon ich spreche. Mir zwar unerklärlich, aber nun gut. Ich gebs auf.
Vielleicht sollte man einfach trennen zwischen einer biologischen und einer emotionalen Sexualität?

candle
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stern
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Beitrag Di., 29.12.2015, 12:38

Die Geschlechtsidentität stellt anscheinend tatsächlich auf das subjektive Erleben ab:
http://www.bpb.de/apuz/135438/geschlech ... orie?p=all
Die Geschlechtsidentität bezeichnet die Kontinuität des Selbsterlebens eines Menschen bezogen auf sein Geschlecht. Die Geschlechtsidentität kann als männlich, weiblich oder dazwischen erlebt werden. Geschlechtsidentität ist nur ein Aspekt des Geschlechtserlebens, das eng verbunden ist mit dem Geschlechtsrollenverhalten, der sexuellen Identität beziehungsweise Orientierung und Partnerwahl. Körperlich-biologische Faktoren scheinen ebenso einen Einfluss auf die Entwicklung der Geschlechtsidentität zu haben wie psychische und soziale Bedingungen. Vor und kurz nach der Geburt wirksame und in der Entwicklung bedeutsame Hormone als Folge von genetischen und epigenetischen Prädispositionen können das Erleben der Geschlechtsidentität beeinflussen,[6] sowie Erziehungsmaßnahmen der Eltern und Identifizierungen und Selbstkategorisierungen des Kindes. Hinzu kommen kulturelle Normen und Geschlechtsrollenerwartungen. Lange Zeit wurde angenommen, dass die Entwicklung der Geschlechtsidentität mit dem dritten Lebensjahr weitgehend abgeschlossen sei und sich im Laufe des Lebens nicht mehr ändern würde. Auch wurde angenommen, dass die sexuelle Identität sich im Laufe der Pubertät herausbilden und dann stabil bleiben würde. Beide Annahmen werden heute kritisch hinterfragt.
Quelle: siehe oben
Auch hier greifen binäre Sichtweise im Einzelfall etwas zu kurz, finde ich. Nicht als Dissoziation... aber auch sog. Gesunden sprechen ja teilweise von männlichen und weiblichen Anteilen, die sie haben. Also ist auch hier nicht alles so "uno", wie die Bezeichnung vermittelt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen«
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Myhre
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Beitrag Di., 29.12.2015, 14:00

candle. hat geschrieben:Liebe Myhre
Was heißt denn "damit zu tun zu haben"? Bzw. was stellst das Problem dar?

LG candle
Liebe candle,
ich habe Probleme mit meinem Körper.
Bei mir sind zwei Drittel der Anteile männlich...die fühlen wie ein Mann,sehen sich so und können sich nicht damit abfinden in einem weiblichen Körper zu stecken.Das geht bis zur Suizidalität deswegen...
"damit zu tun haben" war nur ein rumgeeier von mir,weil es mir nicht leicht fällt darüber zu reden.
Ich bin so ein männlicher Anteil.
VG
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi


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Beitrag Di., 29.12.2015, 14:47

Ja, Myhre, und genau um diesen Aspekt beneide ich dich (natürlich NICHT um die Suizidalität!): dass du aus irgendwelchen Gründen die Möglichkeit hast zu sagen: "Ich schreibe hier gerade als männlicher Anteil" (oder so ähnlich). Oder dass du überhaupt männliche Anteile in dir identifizieren kannst. Ich kann das nicht und habe das trotzdem in mir; aber es hat keinen Namen. Ich kann ja nicht so tun als ob. Dennoch ist es da. Und wenn es so einfach wäre, würde ich mich auch als Trans bezeichnen, aber das trifft es eben auch nicht, weil ich nicht "ausgesprochen männlich" sein will. Im Grunde möchte ich überhaupt keine sexuelle Identität haben. Das geht aber auch nicht, also nehme ich halt die Titten (entschuldigt, aber ich muss das so deutlich sagen; vielleicht auch so ein Multi-Dings in mir, das Ordinäre...), wenn sie schon da sind.

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Candykills
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Beitrag Di., 29.12.2015, 15:08

Nur an diesem Punkt frage ich mich wieder, was das mit dem DIS Thread zu tun hat und warum es nicht in Ordnung sein soll, dass DIS Leute in einem Thread über ihre Problematik schreiben, die du ja selbst als eine andere identifizierst.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Myhre
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Beitrag Di., 29.12.2015, 15:10

Liebe leberblümchen,
das muss ich noch sacken lassen...ich versteh vom Herzen her was du meinst glaube ich
Alles Gute
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Mahatma Ghandi


leberblümchen
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Beitrag Di., 29.12.2015, 15:19

Noch mal kurz, Myhre: Ich hab ein bisschen Angst, dass du denkst, ich wollte dir sagen, wie toll dein Zustand ist. Das ist nicht so (hoffe ich...). Mich hat das erinnert an meinen ersten Therapeuten, den ich um sein Mann-Sein beneidet habe und der dann ziemlich bewegt meinte, dass es ja auch umgekehrt sein könnte. Das war schwierig, aber ich muss wohl anerkennen, dass man auch Frauen um ihr Frausein beneiden kann.

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Myhre
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Beitrag Di., 29.12.2015, 15:24

Liebe leberblümchen,
keine Sorge,ich habe das schon so verstanden...
Herzliche Grüsse
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Mahatma Ghandi


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Beitrag Di., 29.12.2015, 15:53

Vermutlich ist das nicht der Fall, aber mich würde interessieren, ob man als Multi typischerweise in ein und derselben Zeit und am selben Ort lebt. Ich selbst habe identitätsmäßig das komische Gefühl, mich bestimmten Orten und Epochen total verbunden zu fühlen, ohne dass ich jetzt bewusst sagen würde: "Hier finde ich es schön" oder "diese Persönlichkeit bewundere ich". Es ist auch nicht unbedingt eine Sehnsucht, sondern ich hab beim ersten Mal gedacht: "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass ich den Typen auf der Säule kenne" - das waren damals irgendwelche alten Römer in Rom. Es "funktioniert" aber nur mit Römern, und es ist nicht mal so, dass die mich besonders faszinierten oder ich besonders viel darüber wüsste. Mich hat dennoch das Vertraute zwischen mir und der Säule so irritiert. Ich stand da und hatte das Gefühl, ein Teil davon zu sein. Ähnlich ist das mit der Zeit des Nationalsozialismus: Wenn ich darüber lese oder Dokus sehe, dann fühlt es sich nicht an, als würde ich "irgendwas Historisches" machen, sondern als sei ich plötzlich direkt dabei, mittendrin. Ich hatte das schon als Kind, dass ich mich fühlte, als würde ich z.B. zu Sauerbruchs Familie gehören - während ich in Wirklichkeit bei einer Familie lebte, mit der ich überhaupt nichts zu tun zu haben schien.

Ich glaube auch nicht daran, dass man mehrmals lebt, und vielleicht handelt es sich wohl doch eher um eine Flucht und um Tagträumereien. Mich irritiert daran eigentlich nur diese fortwährende Verbundenheit. Auf Friedhöfen hab ich das ganz extrem mit bestimmten Toten. Einmal stand ich am Grab eines Schriftstellers und bin in Tränen ausgebrochen, weil ich mich dem plötzlich so verbunden gefühlt habe (nein, auch nicht plötzlich: Beim Lesen seiner Werke hatte ich dasselbe Gefühl, und die Dozenten, bei denen ich über diesen Mann referiert hab, sagten mir, sie würden diesen Schriftsteller aufgrund meiner "Hingabe" nun immer mit mir in Verbindung bringen).


Jenny Doe
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Beitrag Di., 29.12.2015, 16:38

Hallo Myhre
Ich fühle mich der Gruppe "Mensch" zugehörig
Das gefällt mir sehr sehr sehr, ... gut.
Ich definiere mich nicht über die DIS ...ich bin so vieles mehr:
Mutter,Freundin,Helfer,Hilfesuchender,Klugscheizzer und Dumpfbacke
habe viele Fähigkeiten und Interessen ...so wie viele hier.
Wie ein "multipler" Uno

Meine bescheidene Beobachtung und Erfahrung ist, dass Menschen, die sich nicht mit etwas identifizieren wie z.B. einer psychischen Diagnose, und dieses nicht zu ihrer Identität machen, viel entspannter sind. Ich habe das stark in den 90er Jahren beobachtet, als die Gruppe der Homosexuellen begann um ihre Rechte zu kämpfen. Die, die sich über ihre Homosexualität definierten, fühlten sich von nahezu allem persönlich angegriffen. Ich habe mich nie mit meinem Lesbischsein identifiziert. Meine sexuelle Präferenz ist ein Teil von mir, aber nicht meine Identität. Meine Identität besteht aus viel mehr als nur einem Merkmal. Ich identifiziere mich weder mit einer Diagnose, noch mit meiner sexuellen Präferenz, .... Ich bin alles, ... halt ein "multipler" Uno, ein Mensch mit vielen Facetten.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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lilu
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Beitrag Di., 29.12.2015, 16:52

Und ich bin EIN Mensch mit VIELEN Menschen in sich. Also im Slang diesen Threads: Ein Multi mit vielen Uno's. Und jeder Einzelne hat Probleme wie ein Uno. Der Eine hat Asthma und ne Angststörung. Die eine brauch ne Brille und ist laktoseintolerant. Aber der Eine ist groß und stark, kann sehen wie ein Adler und kann Käse essen bis zum umfallen UND hat keine Angst. Ob EIN Uno oder VIELE Unos im Multi, jeder hat sein Päckchen oder seine ganze Packstation zu tragen.
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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