Ich hasse es, wenn er sich Bilder von Frauen ansieht

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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(V)
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Beitrag So., 15.03.2009, 14:51

Treue ist für mich deshalb relevant, weil ich mich in einer guten Beziehung meinem Partner öffne, ihm vertraue und ihm mit dem Sex auch an etwas teilhaben lasse, das nicht für jedermann gedacht ist. Das hat mit Vertrauen zu tun, Besitzdenken sehe ich darin nicht.
Hmm. Und vielleicht ist DAS das große Missverständnis: Das eine hat doch nichts mit den anderen zu tun. Man muss sich beim "reinem Sex" nicht jedesmal emotional öffnen. Das ist für Sex überhaupt gar nicht nötig. Da sind wir doch wieder Klischee, dass Männer - so sagt man - da eben trennen können und Frauen weniger.

Wenn es darum geht, sich "emotional beim Sex zu öffnen", ich meine so richtig zu öffnen, in dem Punkt wiederum bin ich ja so was von monogam, ja, überzogen spießig, möchte ich meinen, dass es regelrecht eine Schande ist. Sind aber für mich zwei paar Schuhe.

Denken wir an das Ursprungsthema: Was hat denn das Anschauen von Pornobildchen oder die SB mit Pornobildchen - BITTE SCHÖN! - mit "sich emotional öffnen" zu tun? Ist das die wahre Triebfeder hinter eifersüchtigen Verhalten? Man fürchtet, dass der andere sich dem ONS-Fremdgang EMOTIONAL ÖFFNET?

Oh ja, das würde mir auch sehr große Kopfschmerzen bereiten, bei aller Offenheit. Aber siehe oben: für gewöhnlich sind das zwei paar Schuhe.

Edit:

"Emotional öffnen" wäre in meinen Augen, wenn mir der Partner seine geheimen und intimsten Fantasien mitteilt. DAS wäre -mM- ebenfalls ein großer Akt des Vertrauens. Wenn ich mir vorstelle, dann dafür meinen Partner noch eine Szene zu machen, und ihn Untreue und Vertrauensbruch vorzuwerfen... *grusel*

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w_s_
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Beitrag So., 15.03.2009, 15:25

Mandy096 hat geschrieben:
w_s_ hat geschrieben:
Es beginnt dadurch Misstrauen, denn Fremdgehen ist automatisch mit Lügen verbunden. Und Lügen und Misstrauen wirken (zer-)störend in einer Beziehung.
Wer sagt den dass das Fremdgehen immer mit Lügen verbunden sein muß?

leuchtturm hat geschrieben:ja, w-s. ich halte moralische Bedenken / Konflikte bis zu einem gewissen Grad tatsächlich für gesund. Sie helfen, die eigene Position zu hinterfragen. Dieses -moralische- Denkvermögen macht einen Menschen aus.
Ich wäre ja bei dir wenn du sagst, dass Gegensätze gesund sind - die bei Auflösung die weitere Entwicklung fördern. Aber Konflikte im Sinn des Wortes, dass Gegensätze eben nicht aufgelöst sondern nur stehen bleiben, können niemals Gesund sein. Dieses Forum ist voller Beispielen davon.

leuchtturm hat geschrieben: Wenn ich jemals Phantasien brauche, ab und an bei der Sb z.B., dann sind die Männer gesichtslos. Das Gesicht brauche ich nämlich nicht dafür
Naja, auch SB ist Sex - halt mit sich selbst. Und das ist wohl ok, dass du andere Dinge im Vordergrund stehen als Gesichter. Bei mir sind es eher Handlungen, die in Phantasien relevant sind und die ich als erregend empfinde - auch beim Sex mit einer Partnerin.

Und Gothika, reiner Sex hat tatsächlich nichts mit emotionaler Öffnung zu tun - aber ist es nicht so, dass Sex gerade für viele Frauen oft nur dann möglich ist, wenn sie in einer Beziehung sind oder verliebt sind? Und dazu gehören halt die emotionale Vertrautheit, der intellektuelle Austausch, und auch die gegenseitige Erotik.

Mag sein dass hier die Männer oft genügsamer sind - wobei ich für mich festgestellt habe, dass ich etwa mit keiner Frau schlafen will, zu der ich nicht zumindest eine minimale emotionale Beziehung aufgebaut habe. Nutten und ONSs wären nichts für mich.


Raziel
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Beitrag So., 15.03.2009, 15:45

@Mandy
Als Freiheitsberaubung mit beidseitigen Einvernehmen würde ich das nicht sehen.
Man gibt gerne gewissen Freiheiten auf wenn man möchte daß die Beziehung weiterhin besteht und harmoniert.
Kann ich den Satz folgendermaßen interpretieren: Die Aufgabe gewisser Freiheiten ist Voraussetzung für die Existenzberechtigung einer Beziehung und der dafür nötigen Harmonie?

In dem Fall kann man tatsächlich von gegenseitiger Freiheitsberaubung in beiderseitigem Einvernehmen sprechen. Oder bezieht sich das nur auf Sex?
Ja, beim Fremdgehen finde ich den Vertrauensbruch als das Relevante.
Zurz gesagt: Es beginnt dadurch Misstrauen, denn Fremdgehen ist automatisch mit Lügen verbunden. Und Lügen und Misstrauen wirken (zer-)störend in einer Beziehung.
Nehmen wir mal an, er lügt NICHT und beichtet dir den Seitensprung gleich im Anschluß?


@Una
Ich würde es nicht Freiheitsberaubung nennen.
Sondern einen freiwilligen Verzicht, der sich bei vielen auch nicht als Verzicht anfühlt, da die Freude über den Partner und die Qualität die man zugewinnt, locker mehr gefühlten Gewinn im Leben darstellt, als die Freiheit in der man tun kann wo mit wem man will.
Angenommen, man freut sich auch auf den Partner (oder besser: man liebt seinen Partner), weil man seine/ihre Vorzüge sehr schätzt und darüberhinaus auch der Sex sehr schön ist, man aber dennoch abseits der Beziehung z.B. sexuelle Spielarten ausprobieren möchte, die mit dem Partner nicht umsetzbar ist? Schmählert das die Gefühle zum eigentlichen Partner und wenn ja, warum?

Man könnte natürlich auch den eigenen Partner auf die vollständige sexuelle Erfüllung all seiner/ihrer Wünsche "drillen". Dann muss man theoretisch keinen Sex außerhalb der Beziehung mehr führen. Aber sprechen wir dann noch von einer liebevollen Beziehung?

Und um Gothikas Posting aufzugreifen: Gibt es NUR die Wahl zwischen sexueller Monogamie und Promiskuität mit möglichst vielen Partnern?


@leuchtturm
Treue ist für mich deshalb relevant, weil ich mich in einer guten Beziehung meinem Partner öffne, ihm vertraue und ihm mit dem Sex auch an etwas teilhaben lasse, das nicht für jedermann gedacht ist. Das hat mit Vertrauen zu tun, Besitzdenken sehe ich darin nicht.
Und wie w_s_ schon schrieb: Wenn sich sonst an deiner Beziehung nichts ändert (und somit auch nicht am Vertrauen), wo siehst du dann das Problem, wenn dein Partner außerhalb eurer Beziehung Sex hat?


@w_s_
Aber ernsthaft: wer hat beim Sex noch nie an einen/eine andere Parterner/in gedacht? Wem ist noch nie eine andere Szene durch den Kopf geschossen? Das ist jetzt mal wirklich eine ernsthafte Frage.
Ich hab's mal versucht. Ergebnis: Ich konnte meine Erektion nicht halten. Zumindestens was mich betrifft, passen Sex und gleichzeitige Fantasien von anderen Partnern nicht zusammen. Masturbation natürlich ausgenommen.
Ich glaube, der Betriff "Treue" hilft hier in keiner Weise weiter - wenn ein Paar solche Bedürfnisse hat und sie nicht auslebt, dann werden sie sich selbst untreu. Haben sie die Bedürfnisse und besuchen sie Swinger-Clubs, dann werden sie sich dabei - gemeinsam - körperlich untreu? Wo hilft also der Begriff weiter?
Vielleicht, um zu erkennen, dass er eben NICHT weiterhilft?

Schließlich hab ich die Frage, was Treue eigentlich ist, nicht umsonst gestellt.
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Beitrag So., 15.03.2009, 16:09

@w_s_
w_s_ hat geschrieben: Und Gothika, reiner Sex hat tatsächlich nichts mit emotionaler Öffnung zu tun - aber ist es nicht so, dass Sex gerade für viele Frauen oft nur dann möglich ist, wenn sie in einer Beziehung sind oder verliebt sind? Und dazu gehören halt die emotionale Vertrautheit, der intellektuelle Austausch, und auch die gegenseitige Erotik.

Mag sein dass hier die Männer oft genügsamer sind - wobei ich für mich festgestellt habe, dass ich etwa mit keiner Frau schlafen will, zu der ich nicht zumindest eine minimale emotionale Beziehung aufgebaut habe. Nutten und ONSs wären nichts für mich.
Schätze, mal sollte hier auch die Intensitität der "emotionalen Öffnung" berücksichtigen. Ganz OHNE Grundsympathie und Gefühl - also das wirklich absolut rein triebhafte - wäre für mich auch nichts. Ja, es heißt wohl, dass Frauen eben nicht so gut trennen können, aber in dem Sinne bin ich auch keine typische Frau. Da darfst mich also nicht fragen. Aber auch trotzdem keine untypische. *g*. Ich kann wenigsten zwischen SEX und LIEBE und reinen TRIEB trennen. Letzteres wäre nichts für mich. Sprich: eine freundschaftliche emotionale Basis benötige auch ich.

Und ja, ich denke, dass es als Minimum diese DREI (!)Unterscheidung gibt (oder idealerweise geben sollte): SEX, LIEBE und reine TRIEBBEFRIEDIGUNG.
Denn wenn man sagt, Männer trennen zwischen "den beiden" Sachen, wird man dem vermutlich auch nicht wirklich gerecht. Denn meist folgen dann vom Mann die Relationen und Einschränkungen von der Regel, es ist irgendwie so und doch auch wieder nicht... Ja, aber... möglicherweise hilft es da aus den vermeintlichen Gegensätze ("Trieb" - "Liebe") noch eine dritte Option beizufügen, den Kompromiss dazwischen: Mehr emotionalen Bezug als z.B. bei einem ONS, aber weniger als bei der LIEBE. In meiner Wortwahl "Sex". Alles andere nenne ich dann TRIEB.

*Definitionschaos*

Gothika

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Torsade_de_pointes
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Beitrag So., 15.03.2009, 16:18

liebe gothika,

deine differenzierungen in ehren, sind wirklich gut und machen sinn.

aber wie kriegt man es denn nun zustande, einer betrogenen frau zu erklären, daß die welt in ordnung ist? mithilfe dieser differenzierungen?

ich denke immer noch, das gesamte thema läßt sich zwar theoretisch erörtern und zerpflücken, jedoch emotional tut sich da nichts beim einzelnen betroffenen. auch wenn die wörter "man sollte.... man könnnte...." usw. häufig vorkommen.
es bleibt eine total individuelle angelegenheit. es läßt sich nicht über die theorie auskurieren.

ich lese immer noch mit und warte auf den beitrag, der bei mir ankommt. heißt nicht, daß nicht sehr interessante aspekte dabei sind.
aber weder bei mir noch sonst habe ich hier auch nur eine person gelsen, die dadurch nun ein aha-erlebnis hatte oder nun besser mit untreue klar kommt.

vielleicht kommt ja noch was, ich werde wohl weiter mitlesen, aber in der tat, sonst hab ich nichts konstruktives beizutragen.

liebe grüße tdp

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w_s_
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Beitrag So., 15.03.2009, 16:36

Raziel hat geschrieben:
Ich glaube, der Betriff "Treue" hilft hier in keiner Weise weiter - wenn ein Paar solche Bedürfnisse hat und sie nicht auslebt, dann werden sie sich selbst untreu. Haben sie die Bedürfnisse und besuchen sie Swinger-Clubs, dann werden sie sich dabei - gemeinsam - körperlich untreu? Wo hilft also der Begriff weiter?
Vielleicht, um zu erkennen, dass er eben NICHT weiterhilft?

Schließlich hab ich die Frage, was Treue eigentlich ist, nicht umsonst gestellt.
Du, ich weiß nicht warum die die Frage gestellt hast - außer dass ich jetzt indirekt darauf zurückschließen kann warum du sie vielleicht gestellt hast. Aber Gedanken lesen kann ich halt noch nicht. Vielleicht sagst ja mal direkt was du meinst?

Gothika hat geschrieben: Und ja, ich denke, dass es als Minimum diese DREI (!)Unterscheidung gibt (oder idealerweise geben sollte): SEX, LIEBE und reine TRIEBBEFRIEDIGUNG.
Die Begrifflichkeiten sind soweit schon trennbar und vielleicht mit kulturell überlappenden Bedeutungen hinterlegt, aber sonst relativ klar. Sie lösen nur die hier diskutierten Fragen auch nicht wirklich auf.

Torsade_de_pointes hat geschrieben: aber wie kriegt man es denn nun zustande, einer betrogenen frau zu erklären, daß die welt in ordnung ist? mithilfe dieser differenzierungen?
...
es bleibt eine total individuelle angelegenheit. es läßt sich nicht über die theorie auskurieren.
Wenn es eine total indiviudelle Angelegenheit ist, dann läßt sich die Sache grundsätzlich zwar diskutieren, aber ohne jede Chance auf irgendeine generelle Annäherung. Vielleicht ist das auch so.

Wenn dem so ist: in Folge ließe sich einer betrogenen Frau - wie auch einem betrogenen Mann - immer nur im Einzelfall erklären, was da so gerade läuft - im günstigsten Fall. Und nicht mal, ob die Welt nun in Ordnung sei oder nicht - weil das immer ein Werturteil ist, aus dem eigenen Wertesystem des oder der betroffenen herraus. Und so ein Werteurteil wird halt immer unterschiedlich ausfallen - je nach den dahinter liegenden Werten.

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Beitrag So., 15.03.2009, 16:51

aber wie kriegt man es denn nun zustande, einer betrogenen frau zu erklären, daß die welt in ordnung ist? mithilfe dieser differenzierungen?
Da sprechen wir aber aneinander vorbei. Bei BETRUG ("betrogene Ehefrau") ist die Welt nicht in Ordnung. Dann liegt ein Vertrauensbruch vor. Nicht okay.

Ja, ja. Ich weiß. Manchmal schon nervlich mit dem Begrifflichenkeiten, aber manchmal macht es auch Sinn zwischen "Betrug", "Fremdgehen" und "Seitensprung" zu unterscheiden.

Die Fälle sind zudem sehr individuell. Aber eine Frau, die sich durch einen gleich sofort reuevoll gebeicheten Seitensprung BETROGEN fühlt, würde ich z.B. - bei aller Theorieliebe - erklären, dass er wenigstens EHRLICH ist und es BEREUT, und dass doch das Allerwichtigste ist. Dass es dann eine Chance gibt, dass eine Krise nicht zur Trennung führt, sondern zu einer heilsamen Krise, nach der die Partner noch enger zusammen wachsen.

Mitunter vertrete ich da eine sehr unpopuläre Meinung, dass ich - wenigstens zum Teil, d.h. leicht eingeschränkt - sogar den Glauben vertrete, dass dies zu Erfahrungen gehört, die man vielleicht mal mitgemacht haben muss. Man stelle sich vor, man lebt 25 Jahre mit einem absolut treuen Partner, aber irgendwo im Unterbewusstsein hat man immer Angst, dass es doch passiert. Man weiß nie, wie es dann weitergeht. Wird die Ehe dann zerbrechen, falls es doch mal passiert? Was nie ausgeschlossen wird? Wenn man so eine Krise gemeinsam überstanden hat, ist man dann vielleicht wirklich mehr zusammengewachsen. Wünschen tut sich das natürlich niemand. Und äußerst unangenehm ist es auch. Ganz zweifelsfrei. Aber es gibt doch so einige, die - hinterher, nachdem es überstanden war - behaupten, dass es eine unangenehme, aber wertvolle Erfahrung war. Auch das weiß man, wie so oft, leider immer erst im Rückblick.

Es ist sehr leicht zu vertrauen, wenn man dabei keinerlei Risiko eingehen muss. Ist das überhaupt Vertrauen? Es ist sicherlich eine Königsübung, erstmal ein naturgegebenes Vertrauen zuzulassen, es dann zu verlieren, und es dann neu aufzubauen. Es gelingt selten. Heutzutage, wo jeder gleich zum Scheidungsanwalt rennt, noch seltener. Aber wenn's gelingt, dann würde ich meinen, dass das neue Vertrauen eine ganz andere Qualität hat.

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Pitt
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Beitrag So., 15.03.2009, 16:57

Kleines Internet-Fundstück:

"Evolutionsbiologisch (und -psychologisch) betrachtet, stellt der Seitensprung eines Partners oder einer Partnerin für beide Geschlechter eine ziemliche Bedrohung dar, kein Wunder also, dass uns das Fremdgehen des Partners in der Regel alles andere als kalt lässt. Vordringlichste (evolutionäre) Aufgabe eines jeden Lebewesens ist es nun mal, für die Erhaltung der eigenen Gene zu sorgen. Manche Spinnenweibchen lassen sich sogar von ihren Nachkommen lebendig verspeisen, um diesen den bestmöglichen Start ins Dasein zu sichern. Ganz so weit geht das bei uns Menschen glücklicherweise ja nun nicht. Trotzdem heißt es auch bei uns: fortpflanzen! Allerdings sind die unterschwellig ablaufenden „Programme“ bei Männern und Frauen diesbezüglich nicht ganz identisch. Entsprechend reagieren sie auch unterschiedlich auf partnerschaftliches Untreueverhalten. Der amerikanische Psychologe David Buss zeigte in einer Untersuchung, dass die Mehrzahl der Männer vor allem Angst vor einem sexuellen Abenteuer ihrer Partnerin hatten. Rein „emotionale“ Untreue dagegen erschütterte sie weniger. Die Ursache dafür - vermutet man zumindest - liegt darin, dass Männer, wenn sie gemeinsam mit einer Partnerin Kinder aufziehen, ja im Unterschied zur Frau nie hundertprozentig sicher sein können, dass das da wirklich ihre eigenen Gene sind, die sie aus der Wiege heraus anlächeln. Was, wenn Mami irgendwann eine schwache Stunde und ein Rendezvous mit dem Postboten hatte? Dann würde der Ehemann ja jede Menge (finanzielle und sonstige) Ressourcen darauf verschwenden, den Genen des Postbotens einen optimalen Daseinsstart zu sichern, statt den eigenen! Der evolutionäre Supergau aus männlicher Sicht sozusagen. Es kommt Männern also vor allem auf sexuelle Treue ihrer Partnerin an - so lange ein Seitensprung nur im Kopf, aber nicht körperlich vollzogen ist, reagieren die meisten von ihnen verhältnismäßig gelassen. Frauen dagegen geraten Buss‘ Ergebnissen nach vor allem dann in Panik, wenn sie befürchten müssen, ihr Partner verliebe sich in eine andere Frau. (Vielleicht auch ein Grund, warum Frauen so nervös auf den gelegentlich Internet-Pornokonsum ihrer Männer reagieren.) Dann besteht nämlich die Gefahr, dass er sie mit den gemeinsamen Kindern einfach sitzen lässt - und seine (finanziellen und sonstigen) Ressourcen in das neue „Weibchen“ und deren Kinder steckt. Und zumindest in grauer Vorzeit war es für den Nachwuchs lebensnotwendig, dass ein starker Vater ihn beschützte, damit die Gene überhaupt das Erwachsenenalter erreichen konnten und nicht vorzeitig in einem Säbelzahntigermagen endeten bzw. Hungers starben. Das aber wäre nun für die Frau der evolutionäre Supergau gewesen - jahrelang umsonst in zum Tode verurteilte Gene investiert zu haben, während die biologische Uhr unaufhaltsam der Stunde Null entgegentickte ... "

Schon komisch, diese "Forschungsergebnisse". Ich empfinde es genau anders herum, meine Sorge wäre, dass die fremdgehende Partnerin sich verliebt, bzw. habe ich die "altmodische" Ansicht, dass Frauen eine größere emotionale Zuneigung (als Männer) brauchen, um sich Sex zu wünschen.

Und ich frage mich, worin eigentlich genau die besondere Verletzung eines Seitensprungs (z.B. die berühmte Kurschattenaffäre) besteht, wie sich die Verletzung beschreiben lässt.
Oder ist es einfach nur das Ungleichgewicht: "Du hast Dir etwas zugestanden, was ich mir nicht zugestanden habe". oder "Ich bin treu, - dann hast Du es gefälligst auch zu sein".

Nur so Gedanken
Pitt

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leuchtturm
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Beitrag So., 15.03.2009, 17:25

die Evolutionstheorie ist ja wirklich witzig !!

Pitt, aus deiner letzten Frage, spricht da sowas wie ein Neidgefühl ?

Ich hätte nie das Gefühl, mein fremdgehender Mann nähme sich etwas heraus, was ich mir verkneife. Ich verkneife mir nichts. Verkneifen wäre m.E. übel, weil es Bedürfnisse unterdrückt.
Sehr wohl wäre ich aber tief verletzt. Worin diese Verletzung genau besteht, ist schwer zu beschreiben. Muss man das ? Ich erachte unsere Beziehung beidseitig als exklusiv, alles andere täte tatsächlich weh. Besitzdenken sieht das meiner Meinung nach anders aus. Ich besitze keinen Mann, dennoch hat eine dritte Person nichts darin zu suchen (es sei denn, mein Mann und ich fangen an zu swingen o.Ä.)

Übrigens würde ich es auch höchst kränkend finden, wenn mein Mann sich nicht an einem Fremdgehen meinerseits stören würde

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w_s_
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Beitrag So., 15.03.2009, 17:37

Die von Pitt gebrachte Theorie über die Hintergründe des unterschiedlichen sexuellen Verhaltens von Mann und Frau wird übrigens von anderen Sexualforschern durchaus geteilt, ist also weniger exotisch als sich die Sache anhört, und wurde auch als Programmierung in den Gehirnen verstanden.

Und ja - natürlich würde es dich stören wenn es deinem Mann egal wäre, wenn du fremd gehen würdest. Weil das wäre ja - durchaus im Rahmen dieser Theorie - von ihm die Aussage, dich und eure Kinder nicht mehr versorgen zu wollen. Weils ihm egal wäre, ob du von einem anderen Mann Nachwuchs bekommen würde - das würde dieses Verhalten wohl aussagen.

Dass die Treue des Mannes halt wichtig ist, damit er die gemeinsamen Nachkommen versorgen wird, ist demnach offebar durchaus ein steinzeitliche Grund für die Frau, die Beziehung zu ihren jeweiligen Männern unbedingt aufrecht erhalten zu wollen. Auch wenn die Sozialgesetzgebung längst anders aussieht - aber die gibts erst so kurz, dass dies wohl in unseren genetischen Programmierungen noch kaum einen Niederschlag gefunden haben kann.

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leuchtturm
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Beitrag So., 15.03.2009, 17:44

*fettgrins*

ich halte das ganz einfach für absolut menschlich. Und menschlich sein hat nicht unbedingt was mit ratio zu tun oder mit Evolution.

was ist eigentlich so schlimm am eifersüchtig sein? daran, dass sich jemand verletzt fühlt, wenn der/die Partner/in fremdgeht ?

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w_s_
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Beitrag So., 15.03.2009, 18:00

Nur warum ist das ein Widerspruch? Evolution hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.

Eifersucht? Wird doch oft als Verlustangst beschrieben, wobei ich persönliche eine gewisse Eifersucht für absolut natürlich halte - einfach, weil es auch das Festhalten an einer wichtigen Beziehung ist. Überzogen starke Eifersucht ist vielleicht eher dann das Problem der Verlustangst.


Raziel
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Beitrag So., 15.03.2009, 18:49

@Gothika
Es ist sehr leicht zu vertrauen, wenn man dabei keinerlei Risiko eingehen muss. Ist das überhaupt Vertrauen?
IMHO nein! Das ist die Vorstufe zur Eifersucht.


@w_s_
Du, ich weiß nicht warum die die Frage gestellt hast - außer dass ich jetzt indirekt darauf zurückschließen kann warum du sie vielleicht gestellt hast. Aber Gedanken lesen kann ich halt noch nicht. Vielleicht sagst ja mal direkt was du meinst?
Ist eigentlich schnell auf den Punkt gebracht: Ich halte den Begriff Treue in Verbindung mit einer Beziehung im allgemeinen und Sex im besonderen schon seit jeher für absolut unpassend, da er keine Substanz hat. Wenn man ihn überhaupt sinnvoll verwenden kann, dann eher in Form von allgemeiner "freundschaftlicher Treue". Die ist IMHO zwar auch auf Respekt und Wertschätzung aufgebaut, die man aber einer Person entgegenbringt, nicht ihrem Körper.

Das seitdem Geschriebene hat meinen Eindruck noch verstärkt, dass Treue eigentlich nicht auf Vertrauen aufgebaut ist, sondern auf Kontrolle und damit auf Besitz. Folglich wären Diskussionen über Treue und Untreue von vornherein zumindestens doppelmoralisch angehaucht. Ich hab den Weg über die Frage, was Treue eigentlich ist, gewählt, um rauszubekommen, ob diese Sichtweise (im kleinen Rahmen) zutrifft und angesichts der damals recht hitzigen Debatte erschien es mir als der einzige Weg, überhaupt einen sinnvollen Ansatz dafür zu finden. Das Ergebnis hat mich offen gestanden ein bischen überrascht.
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Beitrag So., 15.03.2009, 18:53

Grundsätzlich finde ich deine Analyse des Treuebegriffes für schlüssig - für mich zumindest. Ja, da spielt Besitz und Kontrolle mit - nett verpackt oft in viel Ideologie fallweise, aber das ist sehr wohl auch da.

Inwiefern überrascht dich das Ergebnis?

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Una
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Beitrag So., 15.03.2009, 19:03

Nur der Ordnung halber, weil der Thread sowieso schon längst woanders ist, aber das ist mir wichtig:

Ich habe @ Pitt und @Gothika nicht wie von euch behauptet, Promiskuität und offene Beziehung in einen Topf geworfen, sondern die unterschiedlichen Möglichkeiten, auch und trotz in Beziehung seiend, sexuell frei zu sein aufgezählt, als Gegenpol zu der Frage von Raziel, ob Treue nicht Freiheitsberaubung in Sachen Sex wär.
Ebenso wenig habe ich behauptet, das eine offene Beziehung mit 16 bis 23 stattfindet, sondern das in dem Alter eher der häufige Wechsel von Partnern anzutreffen ist.
Falls das nicht richtig rüber kam, hiermit sei es gesagt.
Raziel hat geschrieben:Angenommen, man freut sich auch auf den Partner (oder besser: man liebt seinen Partner), weil man seine/ihre Vorzüge sehr schätzt und darüberhinaus auch der Sex sehr schön ist, man aber dennoch abseits der Beziehung z.B. sexuelle Spielarten ausprobieren möchte, die mit dem Partner nicht umsetzbar ist*? Schmählert das die Gefühle zum eigentlichen Partner und wenn ja, warum? *Um das zu wissen muß man seinen Partner erstmal fragen. Und dann ist die Frage eher: schmälert das Verhalten die Gefühle des Partners, der wegen gewünschter sexueller Spielarten des anderen entweder nicht gefragt wurde, sondern betrogen wird oder er wird gefragt und wenn er nicht will, muß er die Information verkraften, das der Partner jetzt woanders noch eine Stellung ausprobieren geht?

Man könnte natürlich auch den eigenen Partner auf die vollständige sexuelle Erfüllung all seiner/ihrer Wünsche "drillen". Dann muss man theoretisch keinen Sex außerhalb der Beziehung mehr führen. Aber sprechen wir dann noch von einer liebevollen Beziehung? Muß ein Mensch auf die Erfüllung aller seiner sexuellen Wünsche bestehen? Ist das wichtiger, als alles andere was in der Beziehung stattfindet?
Ich glaube nicht.

Also Raziel auf Deine Fragen gibt es sicher soviele Antworten wie Menschen auf dem Planeten. Es gibt soviele verschiedene Konstellationen, wann wer warum sexuell so oder nicht so handelt, das möchte ich nicht vertiefen.

Ich für mich möchte mein Leben nicht an sexuellen Freizeitstress hängen, ich habe andere Hobbys und Interessen. Ich liebe Sex und bin ein lustvoller Mensch....und ich stelle für mich fest, dass ich den schönsten Sex habe, wenn ich den Mann liebe und ich finde es spannend, nur mit ihm Sex zu haben und sich zu zweit weiter zu entwickeln.
Natürlich nur, wenn ich weiß, dass wir ähnliche Wünsche und Gefühle haben.
Man kann durchaus mit einem Partner happy sein.
Außerdem sind meine Anforderungen an gegenseitige Liebe, Können, Ausdauer und Häufigkeit nicht leicht zu erfüllen. Deshalb bin ich froh, mein Pendant gefunden zu haben.
w_s_ hat geschrieben:Ja, da spielt Besitz und Kontrolle mit - nett verpackt oft in viel Ideologie fallweise, aber das ist sehr wohl auch da.
Der Anspruch auf Treue darf also nichts wertvolles sein?
Also kann man sich hier die Finger wund schreiben, es wird Dich von Deiner Sicht niemals abbringen, denn dahinter steht auch bei Dir irgendein Eigeninteresse. Treue ist Kontrolle und Besitz (also was doofes) und damit ist fremdgehen gerechtfertigt? Etwa so?
Zuletzt geändert von Una am So., 15.03.2009, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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