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Mo., 17.01.2022, 06:20
Meiner Meinung nach spiegelt die Corona-Krise das wider, was schon lange ein Problem unserer Gesellschaft ist, nämlich die mangelnde Fähigkeit mit Problemsituationen und Veränderungen umzugehen und sich selbst zu helfen, ... sowie die Ich-Zentriertheit und die mangelnde Fähigkeit zum gegenseitigen Helfen und Unterstützen.
Das zeigte sich bisher darin, dass immer mehr Menschen Psychotherapie "benötigen", weil sie nicht gelernt haben, sich selber zu helfen, Probleme selbstständig zu lösen und sich Veränderungen anzupassen, .... und weil ihnen das soziale Umfeld fehlt, das ihnen bei ihren Problemen hilft, ... weil sie es selbst nicht können.
Und in der Coronakrise zeigt sich das daran, dass Kinder motorische Störungen kriegen, sich das Leben nehmen, depressiv werden, ...
Nach der Coronakrise wird unsere Gesellschaft noch mehr Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden, ... brauchen als bisher.
Ich lese immer nur "Entweder-Oder". Entweder Durchseuchung, Tod und Long-Covid oder Soziale Isolation, Soziale Folgeschäden, psychische Probleme, motorische Störungen, ...
Gibt es nichts dazwischen?
Wo sind die Eltern?
Wo ist die Gesellschaft?
Meine Fragestellung mal anhand eines exemplarischen Beispiels:
Hier wohnen zwei Kinder (natürlich mehr, aber ich wähle mal die beiden raus, obwohl es auch über die anderen viel zu berichten gäbe):
Kind A verbrachte die gesamte Coronakrise alleine zu Hause vor dem Computer und klagte über unerträgliche Langeweile. Es ging nicht raus, bewegte sich nicht und bekam tagtäglich mit, wie auch ihre arbeitslosen Eltern mit der Coronakrise nicht umgehen konnten. Das Kind wohnt nebenan. Ich hörte es oft weinen und sah, wie es Tag für Tag am Fenster stand und traurig auf den Spielplatz starrte. Die Eltern berichten, dass das Kind große Schäden "wegen" Corona genommen hat. Es kann nicht richtig sprechen, ist dick geworden, kann sich nicht richtig bewegen, ist depressiv geworden, ... "Corona hat es krank gemacht", sagen die Eltern.
Kind B hatte Eltern und andere Erwachsene, die dem Kind seine Coronaängste nahmen, offen mit ihm redeten, mit ihm in den Wald fuhren, wo es sich austoben konnte, mit ihm Radtouren machten und es Rollschuhfahren lehrten, es schulisch förderten und mit ihm spielten, ... Das Kind ist heute kerngesund. Es hat keine motorischen oder psychischen Schäden, es spricht fast wie eine Erwachsene, ... und ist Gleichaltrigen in der Schule weit voraus.
Diese zwei Kinder nur mal als Beispiel, weil es gerne heißt, Corona sei an allem Schuld und sich nur wenige mal fragen, was sie selber tun können, um soziale und gesundheitliche Schäden zu verhindern oder zumindest zu minimieren.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.