PT-Blog: Der soziale Preis der Covid-Maßnahmen

Die neuesten Psychologie- und Psychotherapie-relevanten Artikel und Veröffentlichungen in Presse und Internet
Benutzeravatar

R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 828

Beitrag Fr., 14.01.2022, 07:20

"Fakten"-Checker-Wahrheiten, "Echte" Wissenschaft und Politiker-Versprechen: damals und heute

https://damussmanerstmalumzweieckendenken.de

Optimistisch gedacht, könnte ich mir jedoch auch einen "Sekundärgewinn" des rücksichtslosen Ausschlachtens der Angststimmung und des endlosen Prolongierens der Verunsicherung und Spaltung innerhalb der Bevölkerung durch die Politik und Leitmedien vorstellen: nämlich eine größere Medienkompetenz/-skepsis der Bevölkerung, und dadurch fruchtbaren Boden für den seit Beginn 2020 merkbar aufblühenden unabhängigen "grassroot"-Journalismus. Wer die laufenden Schlagzeilen und "Wahrheiten des Monats" der letzten 2 Jahre für bare Münze nahm (und dies noch nicht verdrängt hat), muss sich ja einigermaßen veräppelt vorkommen. Mal sehen. :->

Werbung


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 57
Beiträge: 5135

Beitrag Fr., 14.01.2022, 11:43

Mehr Kinder nach Suizidversuchen auf Intensivstationen
https://www.bda.de/presse/presseagentur ... ionen.html
(...)
Die Zahl der Kinder, die infolge eines Suizidversuchs auf Intensivstationen behandelt werden mussten, ist während des zweiten Lockdowns deutlich in die Höhe geschnellt. Das berichtet der Leiter der Kinder-Intensivstation der Uniklinik Essen, Prof. Christian Dohna-Schwake in einem Videocast.
(...)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Ophelia12
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 35
Beiträge: 539

Beitrag Fr., 14.01.2022, 12:38

Danke für den Link Jenny Doe.

Benutzeravatar

R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 828

Beitrag Fr., 14.01.2022, 15:46

Fast möchte man es nicht für möglich halten, aber dieser Impulsvortrag stammt bereits vom November 2020 (und wurde von Google / YouTube nach dem Erreichen von 1,5 Mio. Aufrufen innerhalb weniger Wochen gelöscht). Der Vortragende stellte kurz später das oben verlinkte "Covid Charts Quiz" online.


Werbung



Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4678

Beitrag So., 16.01.2022, 19:51

Was wäre dann wohl der soziale Preis einer Durchseuchung... :gruebel: ? Was der Preis der Todesfälle? Was der Preis für Long Covid?
Ich finds richtig auf den sozialen Preis der Covid-Maßnahmen hinzuweisen, doch man sollte dann die andere Seite nicht ignorieren, das wäre genauso realitätsfern, wie so zu tun, als gäbe es diese sozialen Folgen dieser Maßnahmen nicht.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3624

Beitrag Mo., 17.01.2022, 05:19

Danke, Philosophia!

Ich wundere mich auch, dass gerade ein „Psychotherapeut“ ein so wenig differenziertes Bild von Corona beschreibt und eine sehr einseitige Sichtweise (meine Meinung!).
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Inga
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 55
Beiträge: 274

Beitrag Mo., 17.01.2022, 05:51

Philosophia hat geschrieben: So., 16.01.2022, 19:51 Was wäre dann wohl der soziale Preis einer Durchseuchung...
Das Thema hatten wir in diesem Thread erst vor Kurzem: Es geht (abgesehen davon, dass es zwischen "Massnahmen wie aktuell in D" und "keine Massnahmen" eine Fülle von Grautönen gibt) um Utilitarismus vs. Werthethik.
Eine Abwägung wie im zitierten Beitrag, wonach man also schaut, auf welche Weise möglichst wenig Schaden insgesamt verursacht wird, entspricht einer utilitaristischen Grundhaltung. Die kann man haben, aber die Abwägung ist eben nur auf dieser Basis gültig.
Mit einer wertethischen Grundhaltung geht es dagegen darum, dass Menschen anderen Menschen nicht (erheblich) schaden dürfen - auch dann nicht, wenn damit grösseres Übel verhindert wird. Das heisst nicht, dass alle Wertethiker:innen automatisch totale Massnahmen-Verweigerer:innen sind, aber wir können aus dieser Erwägung heraus nicht einfach "abrechnen".
Es gibt einen frühen Star Trek-Film (vielleicht kann die Schwarmintelligenz hier mit dem Titel und dem genauen Zusammenhang aushelfen, ich hab das nicht mehr so im Kopf), da wird das nach meiner Erinnerung gut illustriert: Es tritt eine Situation ein, in der durch den Tod von Spock viele Leben gerettet werden können. Vulkanier sind offensichtlich Utilitaristen, Spock zitiert einen entsprechenden Spruch seines Volkes und leitet alles für seinen Tod in die Wege. Aber er hat nicht mit Kirk gerechnet. Der ist nämlich Wertethiker und macht sich auf, seinen Freund zu retten. (Was dann natürlich klappt, ohne dass die Vielen sterben müssen.)
Ich habe den Eindruck, es ist ein bisschen verführerisch, die utilitaristische Position für zwingend zu halten, weil durch das "Abrechnen" der Eindruck entsteht, das sei Mathematik und somit unbedingt wahr. Deshalb ist mir wichtig, dass wir das klar haben.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 57
Beiträge: 5135

Beitrag Mo., 17.01.2022, 06:20

Meiner Meinung nach spiegelt die Corona-Krise das wider, was schon lange ein Problem unserer Gesellschaft ist, nämlich die mangelnde Fähigkeit mit Problemsituationen und Veränderungen umzugehen und sich selbst zu helfen, ... sowie die Ich-Zentriertheit und die mangelnde Fähigkeit zum gegenseitigen Helfen und Unterstützen.
Das zeigte sich bisher darin, dass immer mehr Menschen Psychotherapie "benötigen", weil sie nicht gelernt haben, sich selber zu helfen, Probleme selbstständig zu lösen und sich Veränderungen anzupassen, .... und weil ihnen das soziale Umfeld fehlt, das ihnen bei ihren Problemen hilft, ... weil sie es selbst nicht können.

Und in der Coronakrise zeigt sich das daran, dass Kinder motorische Störungen kriegen, sich das Leben nehmen, depressiv werden, ...
Nach der Coronakrise wird unsere Gesellschaft noch mehr Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden, ... brauchen als bisher.

Ich lese immer nur "Entweder-Oder". Entweder Durchseuchung, Tod und Long-Covid oder Soziale Isolation, Soziale Folgeschäden, psychische Probleme, motorische Störungen, ...

Gibt es nichts dazwischen?
Wo sind die Eltern?
Wo ist die Gesellschaft?

Meine Fragestellung mal anhand eines exemplarischen Beispiels:
Hier wohnen zwei Kinder (natürlich mehr, aber ich wähle mal die beiden raus, obwohl es auch über die anderen viel zu berichten gäbe):

Kind A verbrachte die gesamte Coronakrise alleine zu Hause vor dem Computer und klagte über unerträgliche Langeweile. Es ging nicht raus, bewegte sich nicht und bekam tagtäglich mit, wie auch ihre arbeitslosen Eltern mit der Coronakrise nicht umgehen konnten. Das Kind wohnt nebenan. Ich hörte es oft weinen und sah, wie es Tag für Tag am Fenster stand und traurig auf den Spielplatz starrte. Die Eltern berichten, dass das Kind große Schäden "wegen" Corona genommen hat. Es kann nicht richtig sprechen, ist dick geworden, kann sich nicht richtig bewegen, ist depressiv geworden, ... "Corona hat es krank gemacht", sagen die Eltern.

Kind B hatte Eltern und andere Erwachsene, die dem Kind seine Coronaängste nahmen, offen mit ihm redeten, mit ihm in den Wald fuhren, wo es sich austoben konnte, mit ihm Radtouren machten und es Rollschuhfahren lehrten, es schulisch förderten und mit ihm spielten, ... Das Kind ist heute kerngesund. Es hat keine motorischen oder psychischen Schäden, es spricht fast wie eine Erwachsene, ... und ist Gleichaltrigen in der Schule weit voraus.

Diese zwei Kinder nur mal als Beispiel, weil es gerne heißt, Corona sei an allem Schuld und sich nur wenige mal fragen, was sie selber tun können, um soziale und gesundheitliche Schäden zu verhindern oder zumindest zu minimieren.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4678

Beitrag Mo., 17.01.2022, 07:29

Bewegende Beispiele, Jenny, danke! Ja, ich finde ich dieses entweder-oder schwierig. Wie immer beim SchwarzWeißDenken. Aber eine wahrhaftige Betrachtung muss her. Dazu gehört für mich weder eine einseitige Betrachtung noch einen Fokus auf Scheinwahrheiten. Spahn hat 2020 gesagt, wir würden später einander viel zu verzeihen haben. Und so ist das leider, da wir diese Krise einfach nicht meistern konnten, ohne dass Menschen Federn lassen mussten - falls wir denn von meistern sprechen können. Es ist so schwierig. Wir werden später noch andere, größere Probleme bekommen durch den Klimawandel und da sorge ich mich ob der Umsetzbarkeit, wenn das da ähnlich abläuft wie jetzt. Und klar ist auch da, Verzicht und Umstellung wird sich nicht vermeiden lassen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Benutzeravatar

R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 828

Beitrag Mo., 17.01.2022, 08:24

@Philosophia

das ist eine gute und wichtige Frage (auch wenn sie mir zeigt, dass Sie meinen Blog-Artikel - der immerhin Ausgangspunkt für diesen Thread ist - nicht gelesen haben, denn dort gehe ich auf sie ein. ;-)

Aber gerne nochmals, nunmehr mit aktualisierten Informationen: es ja nicht so, dass es sich bei "Covid" um eine mit der "schwarzen Pest" vergleichbare Gefahr handeln würde, und die bisherigen Maßnahmen a) nachweislich Verbesserung gebracht hätten, b) wenigstens auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen würden oder c) alternativlos wären.

Ganz im Gegenteil: je nach Land und Zählweise hatten 80-95% der an Covid-19 Verstorbenen mindestens 3 (!) schwere Vorerkrankungen, 75%+ davon zumindest 4, und 80%+ waren über 75 Jahre alt. Der Median der Todesfälle liegt bei über 80 Jahren!
[Die Daten für Deutschland liegen hierbei durchaus im Trend, Übersicht hier]

Darüber hinaus hatten verschiedene Ärzte und Arzt-Teams schon wenige Monate nach dem Auftauchen von Covid-19 Behandlungsansätze entwickelt, die Covid bereits im Frühstadium sehr erfolgreich bekämpfen und stoppen können (z.B. I-MASK+) - mit darauffolgender natürlicher Immunität. Heute existieren bereits mehr als 5 solcher bewährten Behandlungsprotokolle. Wäre auf die betreffenden Ärzte gehört worden, und hätten Politiker und (möglicherweise ihnen "nahestehende") Pharma-Lobbyisten nicht ausschließlich auf mRNA-Impfungen als einzigen Lösungsansatz gepocht, hätten höchstwahrscheinlich hunderttausende von Toten weltweit vermieden werden können, mal ganz unabhängig von all den Kollateralschäden, die die sonstigen Maßnahmen zur Folge hatten, die aber kaum je genannt werden (etwas Millionen zusätzlicher Hungertoter, Enteigneter usw. ... naja, "betrifft uns ja nicht!").

Würden wir ein rationales, auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhendes Pandemie-Management sehen, dann würde sich der Fokus also auf die Risikogruppen und Frühbehandlung richten, statt eines undifferenzierten "Impf-Sperrfeuers" auf jung bis alt, unter völliger Ignoranz des Risikostatus. Ein solches Vorgehen hätte nebenbei auch den Vorteil, dass es die Einwände weltweit renommierter Virologen und Epidemiologen berücksichtigen und die erwarteten Folgeprobleme durch ein "Hineinimpfen" in die Masse mit ineffektiven (= nicht immunisierenden und die Übertragung verhindernden) und hinsichtlich ihrer Langzeitwirkung noch weitgehend ungetesteten Impfstoffen vermieden hätte.

Freundliche Grüße,
R.L.Fellner

Benutzeravatar

R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 828

Beitrag Mo., 17.01.2022, 08:25

saffiatou hat geschrieben: Mo., 17.01.2022, 05:19ein so wenig differenziertes Bild von Corona beschreibt und eine sehr einseitige Sichtweise (meine Meinung!).
eine sehr einseitige Sichtweise meines ellenlangen Artikels und meiner zahlreichen Beiträge zum Thema, in denen vor allem eines stattfindet und gefordert wird: Differenzierung. :anonym: :lol:

Benutzeravatar

R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 828

Beitrag Mo., 17.01.2022, 08:27

Philosophia hat geschrieben: Mo., 17.01.2022, 07:29 Wir werden später noch andere, größere Probleme bekommen durch den Klimawandel und da sorge ich mich ob der Umsetzbarkeit, wenn das da ähnlich abläuft wie jetzt.
das sehen Sie völlig richtig: gute Absichten mit einseitigen und undifferenzierten Lösungsansätzen, und diese dann mit der Brechstange durchgesetzt, können katastrophalere Folgen haben als das seinerzeit befürchtete Problem.

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3624

Beitrag Mo., 17.01.2022, 08:44

Ganz ernsthaft, die Länge eines Artikels, sagt mir nur wieviele Worte verwendet werden, aber nichts über die Qualität, auf die es mir ankommt.
never know better than the natives. Kofi Annan

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag