Aus-Sehen und Innen-Leben (Rund, na und...???)

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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DieZeitIstUm
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Beitrag Do., 22.11.2007, 16:34

Hallo Lea1970.

Keine Bange, des passt scho .
Gewicht ist halt immer so ein Thema,...

Ich war als Kind sehr dick, habe es geschafft mit 16 bei 60kg auf 173cm zu sein, nicht schlank, aber pasabel,...
Dann kam halt meine Krankheit.
Durch die habe ich (durch die Medikamente) 30 kg zugenommen und 3 Kleidergrößen.
Da ich keinen Sport betreiben darf und auch keine Diäten machen darf bin ich halt ein Ball....
Ich finde das ist das schlimmste an der Krankheit, das ich nicht mehr so bin wie früher und mich dadurch schlecht fühle,...
Man kann es halt nicht ändern.
Ich hoffe, das ich es irgendwann lerne mich damit abzufinden...


Im Restaurant geht mir das auch oft so, das ich dumm angemacht werde "In anderen Ländern hungern sie und die da platzt gleich..."
Sowas zieht mein Selbstbewußtsein total in den Keller...

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lostlove
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Beitrag Do., 22.11.2007, 19:07

Hallo zusammen

Also ich hatte schon immer Probleme mit meinem Gewicht. Ich war schon als Kind dick und habe meine erste Diät mit 11 Jahren angefangen. Und damit fing ein jahrelanger Kampf an. Ich will es nicht endlos lang machen, deswegen fasse ich jetzt alles zusammen. Ich habe damals 20 Kilo abgenommen. Aber zum Schluss fast nichts mehr gegessen, habe nur mehr Tabletten geschluckt und wollte auch nichts mehr trinken. Habe mich nach jedem Glas Wasser auf die Waage gestellt, und hatte immer Angst, zuzunehmen.
Tja, als ich dann zusammengebrochen bin, habe ich mich entschlossen, wieder zu essen. Ergebnis war, dass ich 40 Kilo zugenommen habe :-/
Dann wieder abgenommen, alles wieder zugenommen, abgenommen usw. Das geht nun schon seit 14 Jahren so. Ich habe es jetzt endlich geschafft, abzunehmen UND mein Gewicht zu halten. Habe mich gesünder ernährt und sehr viel Sport gemacht. (rad fahren, cardio boxen, bauch-bein-po und hantel training) ABER ich bin trotzdem noch lange nicht am Ziel und manchmal bin ich einfach nur frustriert, weil es so ungerecht ist, dass man immer und jeden Tag dafür kämpfen muss
Ich bin es manchmal soooo leid!!!
Ich habe wieder 30 Kilo abgenommen und halte das jetzt schon seit 2 Jahren *aufholzklopf*.
Ich will auf alle Fälle noch 10 Kg abnehmen, und ich hoffe, dass ich das schaffe. Momentan stehe ich halt und es geht nichts weiter. Aber mal schauen. Es ist nicht leicht ...

Es ist auch nicht leicht, die ganzen Verletzungen zu vergessen. Als übergewichtiger Mensch hat man es gewiss nicht leicht. Wenn ich dran denke, was man sich von manchen Menschen anhören darf .. Und leider bin ich kein Mensch, der über sowas stehen kann. Auch wenn man schlanker ist, man bleibt im Innersten doch irgendwie immer der dicke, gehänselte und verletzte Mensch . Also so geht´s MIR persönlich. Ich kann natürlich nicht für andere sprechen.

Naja, das war meine Geschichte ...

Lg

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Lea1970
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Beitrag Do., 22.11.2007, 20:12

Hallo lostlove,

schön, dass du hier schreibst!

Oh Mann, du hast ja auch was hinter dir....

Was mich erstaunt, ist dieses mit dem Körper verbundene Selbstwertgefühl: dass dick gleichzusetzen mit gehänselt etc. ist. Ich kann das schon nachvollziehen!!! Aber mir selber ist es nie so gegangen (ausser zuhause, da sind sie alle Schlankheitsfreaks und sehr gut aussehend (da war`s natürlich unglaublich, dass die schöne, begabte, langhaarige, durchtrainierte Tochter auf einmal nicht mehr in der Familien-Perfekt-Norm funktionierte) - wahrscheinlich musste ich deswegen in die Opposition... ?!?!)

Wie gesagt: MIR sind die schlimmsten Kommentare in SCHLANKEM Zustand verpasst worden (lauter sexistische mega-sch**sse). Das hat mich unheimlich getroffen, so auf meinen Körper, auf meine äussere Hülle reduziert zu werden! Diese sabbernden Widerlinge, die nur noch Glotz und Trieb waren, bäh!!!

Ich könnte deinen Schluss-Absatz fast 1:1 genau andersrum umdichten; du schriebst:
Es ist auch nicht leicht, die ganzen Verletzungen zu vergessen. Als übergewichtiger Mensch hat man es gewiss nicht leicht. Wenn ich dran denke, was man sich von manchen Menschen anhören darf .. Und leider bin ich kein Mensch, der über sowas stehen kann. Auch wenn man schlanker ist, man bleibt im Innersten doch irgendwie immer der dicke, gehänselte und verletzte Mensch . Also so geht´s MIR persönlich. Ich kann natürlich nicht für andere sprechen.

bei mir könnte (für früher) gelten:
Es ist auch nicht leicht, die ganzen Verletzungen zu vergessen. Als Frau mit guter Figur hatte ich es gewiss nicht leicht. Wenn ich dran denke, was ich mir von manchen Männern anhören durfte ... Und leider bin ich kein Mensch, der über sowas stehen kann. Auch wenn man dicker ist, man bleibt im Innersten doch irgendwie immer der schlanke, sensible und verletzte Mensch . Also so ging´s MIR persönlich. Ich kann natürlich nicht für andere sprechen.


Verrückt. Aber genau so (andersrum) ging`s MIR.

Ich wünsche mir für mich noch mehr Stärke im Seelischen; ich war (immer) schon sehr sensibel; damals fast schon "ätherisch".... das Gewicht hat mir schon auch Kraft und Stärke gegeben.
Wobei ich es wesentlich besser fände, wenn man die Stärke gleich innen in der Seele bilden kann.
Das war MIR aber gänzlich unmöglich. Deswegen bin ich auch mit dem "Umweg" über die "Schutzwälle" zufrieden.

Und, (ich glaube, ich hatte es schon mal angemerkt), zu einer richtig erfüllten Sexualität und körperlichem NICHT-Komplex habe ich erst mit meinem jetzigen Partner (seit 8 Jahren) gefunden; also erst in dem King-Size-Zustand!!! (obwohl das Dicksein nicht der Grund dafür ist - aber das kam zusammen)

So verschieden sind die Wege. So verschieden die Empfindungen.

Uns allen auf unseren jeweiligen Wegen alles Gute!

Lea1970

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DieZeitIstUm
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Beitrag Fr., 23.11.2007, 09:18

Mir wurde gestern in der Therapie klar gemacht, das mein Gewicht eine Abgrenzung ist.
Ich bin dick, weil ich weiß, das Männer mich dann sexuell nicht anmachen (so habe ich es erfahren) .
Das bringt mich auf die sichere Seite, da ich Angst vor Männern habe.
Zwar bin ich unglücklich dick zu sein, weil ich es nicht sein möchte, aber ich habe quasi diese benannten "Rettungsringe".
Im Laufe der Therapie habe ich sicher die Chance wieder dünn zu werden, wenn der Thera mir weiter die Probleme erklärt,....

Sprich, nach Aussen bin ich dick, um mein Inneres möglichst zu schützen.

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ich_bin
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Beitrag Fr., 23.11.2007, 16:14

hallo,

ich erzählte meiner Therapeutin, dass ich mal viel mehr gewogen hatte.

vor ca. 13 Jahren betatschte mich mein Nachbar der 20 Jahre älter ist als ich und hat mich festgehalten und wollte mich küssen....ich hatte da Panik...konnte zwar weglaufen aber mich nicht wehren ich konnte ihn bis heute nicht zur Rede stellten...er ist heute noch mein Nachbar...ich war da schon verheiratet und er auch...ich nahm dann kontinuierlich zu...war mir aber nicht klar das das auch ein Grund war...ich finde immer mehr Zusammenhänge denn vor diesem Erlebniss wo ich große Angst hatte hatte ich nur etwas mehr Gewicht als vor meinem ersten Kind...ich war damals schlank...

Meine Thera sagte, dass so ein Schutz (Übergewicht) sehr gut funktioniert...und ich dadurch sehr gut von meiner Männerangst abgeschirmt war...auf was man alles kommt, wenn man sich mit sich selber auseinandersetzt...bin grad erstaunt...

jennyfer...

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petrapan
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Beitrag Fr., 23.11.2007, 20:21

Hallo! Ich bin Lisa32 aus dem alten Forum, hab mir einen neuen Namen gegönnt!
Bei mir ist es auch ähnlich wie bei Lea1970: Egal wie dick ich bin, in mir steckt immer noch das dünne Mädchen von früher. Ich erschreck mich auch immer noch wenn ich mich im Spiegel oder auf Fotos sehe, weil ich mich nicht so dick fühle wie ich inzwischen bin. Meine Mutter fand mich auch schon mit 47 Kilo (bei 1,74m) zu dick und dementsprechend fand ich es immer unmöglich wenn man mich als zu dick angepöbelt hat obwohl ich doch so dünn war. Im Prinzip regier ich auch immer noch so. Das erste was ich instinktiv denke ist immer "Aber ich bin doch gar nicht dick!" Jetzt bin ich es aber! Nur ganz angekommen bin ich noch nicht da. So wie magersüchtige sich immer zu fett fühlen auch wenn sie Haut und Knochen sind, so komme ich mir "schlank" vor obwohl ich stark übergewichtig bin. Umso schrecklicher ist dann wenn ich mich auf Photos sehe oder auch blöd angemacht werde.

Ich bin froh daß ich als Kind nicht dick war, denn das ist bestimmt die Zeit in der man am meisten durchmachen muß und gehänselt wird. Mal abgesehen von meiner Mutter die mich von klein auf kritisiert und schlecht gemacht hat, hab ich seitdem ich dick bin nicht so sehr viel miese Bemerkungen von fremden bekommen. Meine Familie beleidigt mich wo´s nur geht. Aber die Bemerkungen von anderen Leuten kann ich noch an 2 Händen abzählen. Was ich richtig ätzend finde ist daß viele Leute denken daß alles in meinem Leben von meinem Gewicht abhängt. Z.B. als ich meinem Bruder erzählt hab ich würde keinen Job finden, fing er gleich mit meinem Gewicht an und meinte dann "Ja, die denken halt Du bist dick, faul und gefrässig! Bist Du ja nicht, aber die denken das von Dir!" Das es auch ganz andere Faktoren gibt weswegen ich nicht eingestellt werde, darauf kommt gar ncht erst jemand. Das geht mir echt auf den Zeiger!

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Lea1970
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Beitrag Fr., 23.11.2007, 23:09

Hallo Petrapan,

das freut mich ja, dass DU das bist .

Und auch, das was Du schreibst, freut mich. Weil es einfach gut tut, jemand mit ähnlichen Hintergründen zu hören!
Das erste was ich instinktiv denke ist immer "Aber ich bin doch gar nicht dick!" Jetzt bin ich es aber! Nur ganz angekommen bin ich noch nicht da. So wie magersüchtige sich immer zu fett fühlen auch wenn sie Haut und Knochen sind, so komme ich mir "schlank" vor obwohl ich stark übergewichtig bin.
Das kenne ich auch! Eine Zeit lang bin ich immer mit meinen Hüften irgendwo angestoßen - einfach deswegen, weil ich noch nicht verinnerlicht hatte, dass ich jetzt wesentlich mehr "Raum" brauche, um wo durchzukommen.... Auf Fotos wundere ich mich auch manchmal....ob meines Umfanges.

Von der Seele her bin und war ich ja eher "zart". Dass mein Körper (und nicht mein Inneres) die Stabilität gebildet haben, ist... ja, was eigentlich? Schade? Falscher Weg? Dumm gelaufen? Nö. Es IST einfach so. Es war mein (bisheriger) Weg. Und ich sehe genügend positives daran, so daß ich mit mir auch in diesem "drallen" Zustand gerne auskomme. Trotz aller Beschwernis, die mit Sicherheit auch da ist (spätestens beim Treppensteigen merk`ich dann, wie viel ich da eigentlich mit mir `rumschleppe.....*keuch*) fühle ich mich oft "leicht" - meine Beine z.B. sind immer , vom Grundgefühl her, leicht und tänzelnd.

Wir hatten uns ja im alten Forum schon unterhalten - ich weiß eigentlich immer noch nicht genau, wo ich mit diesem Thread für mich genau hin will.

Aber ich merke, wie mich diese Art von Auseinandersetzung und die verschiedenen Standpunkte und Aspekte des Dick-Seins, des Über-Gewichts, die hier beschrieben werden bereichern, wie es mir gut tut, mir Gedanken darüber zu machen!

Meine Mutter wollte mich immer "perfekt". Und lange Jahre hat sie dieses vermeintliche Ziel auch erreicht: ich gehörte meist zu den Besten, Schnellsten, blablablaaaaa........ und dabei war ihr aber eigentlich immer noch nichts gut genug.

Denn meine Erfolge konnten ihre eigene Unzufriedenheiten und Unzulänglichkeiten natürlich nicht wirklich befriedigen (inzwischen, seit wenigen Jahren, kenne ich IHRE Trauma-Geschichte - jetzt wundert mich nichts mehr, warum diese Frau so ist, wie sie eben ist.... )

Ich glaube, dass ich mit meinem ganzen Verhalten ab Einsetzen des eigenen Willens voll in Opposition gegangen bin; in (post)pubertäre Revolte, ich hatte einfach überhaupt keine Lust mehr, zu "funktionieren". (und das in meiner Familie, wo alle 180%ig sind ).

Meine Therapeutin meinte mal: sogar das Verweigern tue ich perfektionistisch, wie es eben usus in unserer Familie ist..... so nach dem Motto: So, jetzt bin ich nicht mehr die Klügste, Schickste, Beste - ab jetzt bin ich die Dickste, Faulste etc.pp.usw.....

Ich fürchte, sie hat Recht. Bild

Ja. Mein Ziel ist es, mich von beidem zu befreien: von dem Perfektions-Anspruch unserer Familie genauso wie von der Rebellen-Anti-Haltung.

Und MICH und MEIN LEBEN zu finden!

Ach, wär das schön. *seufz*

Oder besser: Ach, wird das schön sein!!!!

Aber dahin ist wohl noch ein Weg.

Ich bin froh, dass ich ihn mit Hilfe und Unterstützung gehen darf!

Für heute soweit und beste Wochenendgrüße von Lea1970

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Rahel*
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 08:28

Hallo ihr Lieben,

ich lese euren Thread schon seit längerem mit großem Interesse. Jetzt will ich euch mal meine Geschichte erzählen.
Ich war schon immer ein etwas breiter gebautes Mädchen. Auf Kindheitsfotos sehe ich eigentlich ganz normal aus, war aber immer die Größte in der Klasse und daher recht auffällig und wollte doch viel lieber duchschnittlich sein. Ich habe mich jedenfalls schon immer mit jenen ätherischen Mädchen verglichen, die dazu noch ALLES essen konnten, ohne zuzunehmen. Dagegen war ich FETT und fühlte mich auch so.
Schon mit ca.5/ 6 Jahren fing ich an, mich mit Süßigkeiten zu trösten und nahm kontiniuerlich zu.
Oberflächlich gesehen hatte ich eine heile Kindheit ohne große Traumata, in meiner jetzigen seit zwei Jahren andauernden Therapie habe ich endlich auch mal nicht nur gewusst sondern auch GESPÜRT, GEFÜHLT, dass ich ein sehr trauriges Kind war.
Meine Eltern haben mich zu Diätkuren geschickt und mir Geschenke versprochen,wenn ich abnehme. Auch heute noch hat meine Mutter mir angeboten, dass Sie mir die Weight Watchers finanzieren würde
Wir haben ein ganz schlechtes Mutter-Tochter -Verhältnis und sie sorgt sich immer nur um mein Gewicht und nicht darum, was eigentlich zwischen ihr und mir alles nicht geht.
Ich hatte dann in der Pubertät eine sehr schlanke Phase, meine Eltern sagten ich sähe aus wie ein Kind aus Afrika. Das war meine magersüchtige Phase, die aber nur so ca. 9 Monate andauerte. In der Zeit habe ich mich emotional stark gefühlt und allen überlegen, war aber sehr einsam. Meinen Körper fand ich zwar immer noch zu dick, habe aber jeden Abend das Gefühl genossen, meine Hand zwischen meinen beiden Beckenknochen auf dem Bauch so schön verschwinden lassen zu können...
Danach kam meine bulimische Phase mit Brechen und viel mehr noch mit Abführtablettten. Ich hatte in der Zeit zwar den vergleichsweise schönsten Körper (ich mit mir zu anderen Zeiten verglichen), habe mich jedoch am schlimmsten gefühlt. Immer dieser Suchtdruck nach Süßem und dann danach alles wieder loszuwerden. Die Schwierigkeit sich immer wieder Abführtabletten zu beschaffen und das schmerzhafte Abführen... echt obergrässlich. Außerdem die Unfähigkeit überhaupt abzuführen, wenn ich gar keine Tabletten nehme.. Ich bin echt heilfroh nicht mehr da drin zu stecken, obwohl ich heute fast doppelt so viel wiege wie zu der Zeit.

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Rahel*
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 08:49

Die bulimische Phase war mit ca.18 Jahren vorbei, weil ich mich an einer Überdosis Abführtabletten fast vergiftet hätte.
Von da an habe ich immer wieder versucht mit Diäten und irgentwelchen Plänen abzunehmen. Ich hatte kein einziges Sylvester nicht den Vorsatz, abzunehmen. Neben den kalorienreduzierten Phasen hatte ich nur leider immer wieder absolut grenzenlose Fressanfälle. Das Binge-Eating-Disorder oder für mich passt besser Esssucht habe ich noch immer. Seit über zehn Jahren bewege ich mich dreistelligen Bereich.
Von meinem Körpergefühl her habe ich mich eh schon immer dick gefühlt, so dass bei mir auch fast egal ist wie dick: an der Grenze zum Untergewicht oder eindeutig adipös. Und ich fühl mich zwar jetzt dick, aber auch wieder nicht soooo dick,wie ich auf Bildern dann erschreckend feststellen muss.
Mittlerweile versuche ich mich um mein Gewicht nicht mehr zu sorgen, sondern auf keinen Fall mehr Fressanfälle zu haben, indem ich mir die Lebensmittel (Süßes, Chips) komplett verbiete, von denen ich weiß, dass ich es nie schaffen würde nur ein bisschen davon zu essen. Seit einem Monat habe ich jetzt geschafft keinen Fressanfall mehr zu haben. Und obwohl sich auf der Waage noch nicht viel getan hat, fühle ich mich tausend mal besser, nicht mehr so aufgepustet, grenzenlos und ohne Mitte.
Man sieht meinem Körper natürlich sein Gewicht und auch den Raubbau, den ich an ihm seit sooo vielen Jahren begangen habe, an. Im Moment kann ich damit aber trotzdem gut leben und bin gespannt wohin die Reise weitergeht.
So viel erst mal von mir.
Liebe Grüße Rahel

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Lea1970
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 17:10

Hallo Rahel*,

erstmal Willkommen in diesem Thread und: danke für deine Geschichte!

Mir fällt auf, dass bei einigen hier die "Muttergeschichte" mit der Ausprägung der körperlichen Breitseite zu tun haben könnte; was meint Ihr?
Wir haben ein ganz schlechtes Mutter-Tochter -Verhältnis und sie sorgt sich immer nur um mein Gewicht und nicht darum, was eigentlich zwischen ihr und mir alles nicht geht
....da möchte ich nochmal auf das Thema "nicht-gesehen-werden" zurückkommen. Ich spüre da innendrinnen immer mehr "Wahrheit" für mich.

Gerade, wenn die Mütter immer an einem herummäkeln und sich nicht wirklich für das interessieren, was man selber eigentlich für existenziell wirklich wichtige Bedürfnisse (wie z.B. Akzeptanz, Annahme, Liebe, Geborgenheit, die Vermittlung des Selbstvertrauens "du bist ok, so wie du bist" etc.pp.) hat, sondern das Interesse dieser Mütter eher dahingeht, was SIE SELBER brauchen oder wollen: nämlich ein ideal aussehendes, schlankes, die Norm erfüllendes Kind. Dann hat die körperliche Entwicklung in die Breite m.E. zwei mögliche Ursachen:

1. Ersatzsuche und Trost für die emotionale Unterversorgung mit warmen, weichen, kuscheligen Süßigkeitseinheiten, die einem eine (Pseudo-)Befriedigung der tatsächlichen Bedürfnisse vorgaukeln. So spürt man den Mangel an emotionaler Wärme und Zuwendung nicht ganz so stark....

2. Sieh mich endlich, wie ich bin! Wie groß (breit) muss ich mich denn NOCH machen, damit Du MICH endlich wahrnimmst?!?! (und nicht länger irgendwelchen Hirngespinsten, wie ich denn zu sein HÄTTE nachrennst.....)

Ich bin übrigens immer noch sehr froh, diesen Thread gestarte zu haben; über weiteren Austausch mit Euch freue ich mich sehr!!!

Ein schönes Wochenende allseits,

Lea1970

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Lea1970
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 17:17

@lostlove,

mir fiel beim nochmaligen Durchlesen unserer Korrespondenz auf, dass ich in meinem Antworts-Post (auf dein Schreiben hin) sehr viel von mir berichtet habe und wenig auf Dich eingegangen bin. Da hab`ich wohl im Eifer des Gefechts etwas arg einseitig geguckt..... . Das wollte ich Dir nur mitteilen!

Liebe Grüße von Lea1970

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Lea1970
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 17:45

Hüh? Mein Avatar ist von mir gegangen, einfach so......? Ich hab`nix gemacht. Mal schaun, ob ich ihn wieder zurückholen kann....

edit: jo, geschafft..... Komisch. Diese Technik....... Bild

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Rahel*
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 18:55

Liebe Lea1970,

danke für die nette Begrüßung.
Deine beiden Theorien stimmen sicher für viele Frauen mit Essstörungen.
Bei mir ist es aber so, dass es bei meinen Eltern eigentlich immer nur negativ war aus der Rolle zu fallen. Sprich ich hatte sehr viel mehr Stress, den ich nicht gern provoziert habe, sondern gern vermieden hätte.
So nach dem Motto "jetzt tut sie uns das auch noch an , dass sie jetzt so dick bzw. so dünn ist. Mein Leben ist soch nun wirklich schon schwer genug..." Es war in meiner Familie immer sehr unangenehm,wenn es den Eltern nicht gut ging.
Bei mir überwiegt wohl das sich "weg drücken" mit essen, das sich trösten müssen.

Ich war eigentlich nie gern auffällig. Und ich fand mich eigentlich am unauffälligsten mit dem Normalgewicht. Es stört mich noch heute, dass man mir durch meine Leibesfülle so direkt ansieht, dass ich mich so oft nicht wohl fühle. Gar nicht so die Tatsache an sich, dass ich dick bin.

Und ich fühle mich eher unangenehm auffällig mit hohem Gewicht.

Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit Normalgewicht nicht sooo super hübsch aussehe, dass mir die Männer zu zudringlich werden würden wie dir, liebe Lea 1970.
So viel für jetzt!

L Rahel

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Lea1970
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Beitrag Sa., 24.11.2007, 21:28

Hallo Rahel,

interessant, der Aspekt, dass Du eben NICHT auffallen wolltest (auf einer gewissen Ebene)
So nach dem Motto "jetzt tut sie uns das auch noch an , dass sie jetzt so dick bzw. so dünn ist. Mein Leben ist soch nun wirklich schon schwer genug..." Es war in meiner Familie immer sehr unangenehm,wenn es den Eltern nicht gut ging
Mir scheint, dass Du Dich immer sehr zurücknehmen musstest, da deine Eltern sonst gestresst waren und es unangenehm wurde.

Ich spekuliere mal: als Kind ist man ja angewiesen auf seine Eltern. Man kriegt recht schnell raus, wie man "gefällt", so dass einen die Eltern mögen. So verbiegt man sich oft und unterdrückt (unbewusst) die Sachen, die man eigentlich selber gerne hätte, wenn diese mit der elterlichen Vorstellung nicht konform sind. So kann ich mir vorstellen, dass Du, des lieben Familien(schein)friedens willen deine Bedürfnisse oft unterdrückt hast, um deine Eltern vor der "Belastung" zu schützen (Stichwort: jetzt tut sie uns das auch noch an) Und dieses "Unauffällige" wurde Dir zur zweiten Haut. Innendrin sitzt aber die "eingesperrte" Rahel, die endlich gesehen werden will, wie sie wirklich ist!

Wie gesagt: meine Spekulation.

Ich selber habe auch erst mit 15 begonnen, mich zu "wehren". Habe den Perfektionstanz nicht mehr mitgemacht. Habe in Frage gestellt, ob die äussere saubere, heile Welt, also das Aussehen (von Mensch und Dingen) wirklich so stimmig ist oder bei uns eher das Motto "aussen hui - innen pfui" vorherrscht. Und ich habe existenziell für mich erlebt und gefühlt, wie wichtig es ist, mich mit meiner Seele, meinen Gefühlen, meinem Innenleben auseinanderzusetzen und habe mir Freunde gesucht, denen es so ähnlich ging. Ich stürzte auch ziemlich ab, begriff damals nicht, was los war - heute würde ich es als Depression einordnen.

Viele Jahre später fand ich auch den "Dreck", das "innen pfui" in unserer Familie: meiner Mutter sind in ihrer Kindheit schreckliche Dinge widerfahren (von ausserhalb der Familie) - sie hatte sich nie jemandem anvertraut, sondern Jahrzehnte alles für sich behalten, all ihre Verzweiflung, ihren Schmerz. Nach aussen hin war sie immer die schöne, witzige, gesellschaftlich firme, taffe Frau - innendrin hockte, gut eingesperrt und verdrängt, das verängstigte, verletzte Seelchen, alleine, ohne Zuwendung, Hilfe oder Verständnis.

Sie geht inzwischen auch in Therapie, Gottseidank, und will mit dem alten Kack aufräumen.

So, jetzt bin ich recht abgedriftet vom Ausgangsthema, viel zu meiner Mutter hin. Ich lass`das aber mal so stehen.

Liebe Grüße!

Lea1970

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Beitrag Sa., 24.11.2007, 22:11

...langsam kommt jeder da hin....wo er hin soll...

...ich umarm dich mal vorsichtig...

lass dir so viel Zeit wie du nur brauchst...egal was es ist...

jennyfer...

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