Ich hatte mich mit ca. 40 Jahren selbständig gemacht (Freiberufler) und war jahrelang sehr erfolgreich und habe unglaublich viel Geld verdient und das bei einem Tagespensum von 4-6 Stunden. Vorteile lagen zu dieser Zeit auf der Hand, ein gutes Einkommen, trotzdem reichlich Freizeit und dazu die üblichen Vorteile einer Selbständigkeit - wenn es gut läuft! Krank z.B. darf man nicht über längere Zeit werden, Urlaub nur, wenn man soviel vorgearbeitet und verdient hat, dass man locker mal 2-3 Wochen ohne Einkommen überbrücken kann.sofa-held hat geschrieben:Ich weiß nicht ... das sind eben genau die beiden gegensätzlichen Positionen, die so unvereinbar scheinen. Also die Selbstständigen, die ich persönlich kenne, und das sind schon einige...die beneide ich nicht wirklich. Ein paar kriegen es wiederum ganz gut hin...
Die sieben "Goldenen Jahre" waren mit einem Schlag vorbei und ich war täglich stundenlang mit der Akquise nach neuen Auftraggebern beschäftigt. Ich verdiente erst nur noch die Hälfte, dann nagte ich am Existenzminimum. Wie Ratlosigkeit schon schrieb, zwei Monate lang die Krankenkasse von damals ca. 580 € mtl. nicht bezahlen zu können, kann einem schon das Genick brechen, weil KK und Finanzämter sind gnadenlos! Die Miete und alle anderen Fixkosten laufen weiter und Kind/er sind womöglich auch noch zu versorgen, ein Partner, der einen (finanziell) auffängt, nicht in Sicht...
Ich rutschte finanziell komplett ab, weil auch viele meiner Auftraggeber in Insolvenz gingen und ich somit fast keine Aufträge mehr hatte. Die monatlichen Kosten, die ich nicht mehr zahlen konnte, häuften sich zu einem Riesenberg und zu allem Unglück wurde ich auch noch krank.
In diesem Fall ist die hochgelobte Selbständigkeit nur noch geprägt von Existenzängsten, schlaflosen Nächten und von der Suche nach Alternativen, die ab einem gewissen Alter (die Ausbildung/Studium ist dabei unerheblich) nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen.
Ich habe in meinem Freundeskreis ca. 12 Selbständige, von denen, bis auf zwei, alle nur noch mit dem Überleben beschäftigt sind. Einige sind inzwischen ALGII-Empfänger, andere leben vom Ersparten und hangeln sich so durch. Ausnahmslos alle haben mit den Jahren gesundheitlichen Schaden genommen.
Ich selbst bin immer noch zum Teil freiberuflich tätig und nebenher auf der Suche nach neuen Aufträgen und einem Job und habe gerade einen Minijob ergattert, so dass ich zweigleisig fahre, was sehr anstrengend, frustrierend und demotivierend ist. Was einem Spaß machen könnte, was man gerne tun würde und in welcher Branche man noch genug verdient, steht nicht mehr zur Disposition. Ich zumindest bin nur noch damit beschäftigt, mein Einkommen einigermaßen zu sichern, und meine gebrochene berufliche Biographie und mein Alter sind dabei nicht unbedingt von Vorteil.
Wenn ich nochmal 40 wäre @sofa-held würde ich dennoch noch einmal diesen Weg gehen! Aber sei Dir sicher, dass Du bei einer Selbständigkeit nur in den seltesten Fällen die Türe hinter Dir schließen und Dich auf den Feierabend freuen kannst. Eine stabile Gesundheit und ein finanzielles Polster wären auch von Vorteil. Ich wünsche Dir viel Glück, egal welchen Weg Du gehen wirst! Und jede Bewegung ist besser als dauerhafter Stillstand!
Artikel und Leitfäden
PT-Forum
Online-Beratung
Kontaktaufnahme
, 52 ![[nicht mehr wegzudenken] [nicht mehr wegzudenken]](./images/ranks/rank_phpbb_5.gif)
, 40 

