Warum streiten Täter immer ab?

[concerto]

Versuch das nicht, Gründe gegen dein Leben zu finden.

[Werbung]

[RTRV]

Gründe gegen das Leben? Oder Gründe, warum mein Leben so ist/war?

[Henrike76]

Auch diese Diskussion ist mir etwas suspekt.

Für mich hat das Opfer (ich) keinerlei Verpflichtungen mehr gegenüber den Agressoren.

Wenn die Leute Ihre Schuld mit in den Sarg nehmen möchten? Bitte schön, ich werde die nicht daran hindern.

Das Schlimme ist aber wenn ganz schlimme Dinge die passiert sind, totgeschwiegen werden (oder geleugnet) und ich habe gar keine richtige Erinnerung mehr an manche Abläufe der Gewaltübergriffe (ab einem best. Zeitpunkt ist alles ausgelöscht).

Das schlägt diesem Fass den Boden aus.

Ich arbeite das nun mit EMDR mit der Thera auf und hoffe das wir es heilen können.

Ich halte es da aber auch mit Candle!
Kein Täterkontakt in der Therapie!

Ob ich danach noch Lust daran habe? Ich glaube nicht!

Zudem haben die mich auch 12 Jahre nicht besucht. Jetzt brauch auch keiner mehr kommen!

[hawi]

Warum haben sie mir solche Sachen angetan? Wieso haben sie mir nicht geholfen? Wieso haben sie mich lieber vertrieben, als mit mir darüber zu reden? Wieso kehrten sogar Menschen mit ein bisschen mehr Macht (Polizisten, Lehrerinnen) mein Leid unter den Teppich?

Auch wenn diese Fragen danach rufen, höchstpersönlich beantwortet zu werden.
Ich ignoriere das mal ganz bewusst. Und meine, dann sind die Antworten klar.
Antworten, die zunächst mal wohl grad Täter überhaupt nicht zu geben haben.
Grad die haben in meinen Augen dazu gar kein Recht.
Schon das Teil der Antwort. Stehen die Taten fest, steht fest, wer was zu Unrecht tat oder nicht tat, obwohl er es hätte tun müssen, dann haben diese Menschen versagt.
Konnten/wollten nicht das richtige tun, machten sich schuldig.

Natürlich lässt sich noch viel tiefer buddeln. Die Gefahr dabei ist dann aber, dass das, was ganz klar ist, sein sollte, dann gar nicht mehr klar ist. Denn beim Ergründen von all dem, was Mensch so antreibt? Nach und nach enthüllt sich, dass es mit der individuellen Steuerbarkeit nicht weit her ist, Mensch ziemlich unfähig ist, sich, wenn es drauf ankommt, verantwortungsbewusst zu verhalten.

Wie damit jeder für sich selber umgeht? Schon das was sehr individuelles.
Ich für mich? Ist zwar etwas komplizierter, aber grob gibt es wohl immer zwei Betrachtungsebenen. Eine, die sich auf das Geschehen selbst bezieht, um rauszufinden, gibt es Täter, gibt es Opfer, lässt sich falsches Tun Tätern individuell zurechnen, so dass sie ihr Tun auch zu verantworten haben.

Wenn diese Betrachtung abgeschlossen ist, ist auch das Urteil zum betrachteten Geschehen klar.

Alles andere bezieht sich dann auf das Verständnis dafür, wie so was geschehen kann.
Das ist aber ein sehr sehr weites Feld. Auch ein sehr facettenreiches. Eins, dass eher jenseits von Täter/Opfer - Betrachtung liegt, wie ich finde, sogar liegen muss. Sonst läuft es ganz schnell völlig verkehrt. Vermengt sich diese Ebene mit der ersten? Wird aus Tätern schnell das Opfer, oder das Opfer wird Täter, oder oder oder.

Grad wenn ein Opfer, oder ein Täter etwas so betrachtet, ich denke, grad dann dürfen sich beide Betrachtungsebenen nicht mischen, sollte zunächst das Ergebnis auf Ebene 1 klar sein, feststehen, also in gewisser Weise auch erledigt, abgehakt, bevor zu Ebene 2 gedacht, nachgedacht wird.

[Werbung]

[RTRV]

Glaubst du, lieber Hawi du kriegst den Text auch so hin, dass ich es kapiere? Ich lese zwar einiges raus, aber es ist schon sehr verwirrend UND verworren?

@Henrike ... dein Posting ist etwas suspekt. Keiner sagt dass man Verpflichtungen gegenüber seinem/dem Aggressor hat ...

[Henrike76]

@RRTV

"Keiner sagt dass man Verpflichtungen gegenüber seinem/dem Aggressor hat ..."

Gut dass das klar ist. Dann habe ich das aus dem Kernhaufen hier übertragen, die dies immer noch so sehen (weil es ja doch die lieben Eltern waren!).

Und ganz stimmt der Thread nicht. Ich zumind. habe schon einige Male den Gang nach Canossa angetreten und um Verzeihung gebeten!
Das war auch nicht so ganz leicht, aber es befreit! Da ging es eher um Beleidigungen durch mich!

Insofern verstehe ich da die Agressoren so gut wie gar nicht.

[RTRV]

Gerade weils die lieben Eltern sind, versteh ich so manches nicht

Ich bekomme auch nur zu hören, du wirst dir dein Leben versauen, wenn ich jetzt in dem Moment, in dieser Phase in der ich stecke nach Antworten suche. Ist auch etwas was ich grad nicht kapiere

Verstehe ich es richtig? Du hast Beleidigungen um dich geworfen und um dich zu befreien, hast du dich entschuldigt?

Meine Thera ging ganz tief in mich und wir diskutieren und redeten, weil es einige Sachen gab, die von meiner Seite nicht astrein waren und ich mich dafür schämte. Aber da wurde mir aufgezeigt, wie ich hätte anders, in dieser Situation und Umfeld + Alter, handeln können?

Warum hast du dich entschuldigt?

[Henrike76]

Hallt RTRV,

das mit den Entschuldigungen waren keine bezüglich der alten Kernfamilie.
Dort hab ich mir bisher wenig zu Schulden kommen lassen.
Da habe ich bezüglich der Geschwister eher zu viel investiert (Baby-Sitten, Umzug helfen, Ausflüge mit den Kindern machen, Geschenke machen, usw..) ohne das da was sichtbares zurückgekommen ist.

Das waren Entschuldigungen im Fanclub oder im Arbeitsumfeld.
Das fällt mir auch nicht leicht aber ich kann es machen.
Das zeugt von menschl. Stärke.

Ich habe aber jetzt die Erzeugerin mal angeschrieben und um Aufklärung gebeten, was da in einer schlimmen Gewaltsituation (als ich so 5,5 Jahre alt war und mich aus Angst vor dem Arzt versteckte) genau geschah.
Da ist ab einer best. Szene meine Erinnerung komplett ausgelöscht, also als die mich wie ein Stück Vieh die Treppe runterzuog und ich überall anstieß!
Natürlich hatte sie mir vorher schon einige verpasst.
Da ist was im Dunkeln was mich bisher (bis auf Lehrerinnen in der Schule) kein Vertrauen zu einer Frau fassen ließ!

Da ist ein Grundvertrauen bis in die Grundfesten der Seele zertrümmert worden.

Theoretisch trage ich mich mit dem Gedanken meine "Mutter" um Verzeihung zu bitten, weil ich diese weil sie mir damals ans Leder wollte, gestoßen und sie damit umgeschmissen habe (da war ich so 13 Jahre alt).
Das werde ich aber in der Therapie mal analysieren. Mir hat keiner Gewalt anzutun, auch wenn ich was angestellt habe!
Damals hatte ich die Schnauze sowas von voll, dass ich mich da befreit habe!

Insofern wollte ich den Thread etwas erläutern, weil es ja nicht immer so ist!

Meine Erzeuger dürfen Ihren Müll aber durchaus mit in den Sarg mitnehmen, wenn Sie es unbedingt möchten!
Der Heiligenschein von manchem Gesocks leuchtet aber über die ganze Hemisphäre!

[Lumpie55]

Dein letzter Satz macht mir Angst. Gerade mein jüngster Sohn (9) hatte keinen guten Start in sein Leben. Und dank Wahrnehmungsstörung bleibt ihm das auch, so sehr ich für ihn alle Register ziehe. Probleme lösen kennt er nicht. Denn er sieht sie nicht einmal. Außer wenn ich ihn stoße und dass tut weh. Also mir und ich bin mir natürlich nicht sicher, ob das wiederum richtig ist. Auch wenn die ganze Familie hinter mir steht und für meinen Sohn da ist.

Bei meinen beiden Jungs (34/29) ist das sicher etwas anders, der Große hatte beruflich ein Burnout, beim Jüngeren liegt da ETWAS tiefer was er selbst wohl auch nicht greifen kann.
Ich vermute mal das er doch Probleme damit hat, das er unbewusst mir anerzogene Schwächen, Probleme und Spätfolgen spürte.
Ansonsten stehen beide fester im Leben als ich es je konnte.

[RTRV]

Ansonsten stehen beide fester im Leben als ich es je konnte.

Ich glaube das ist auch ein bedeutender, wichtiger und schöner Gedanke!

[Quack]

hallo ich bin neu hier!

ich habe auch solche Erfahrungen gemacht. Ich bin 23 Jahre alt und wurde als Kind von meiner Mutter oft zusammengeschlagen. Einmal da kam ich bissl später als sonst aus der Schule nach Hause. Ich hatte Kastanien, nicht weit von daheim, gesammelt. Als ich dann total stolz heim kam, mit einer großen Tüte Kastanien (ich war in der 1. oder 2. Klasse), begrüßte sie mich mit einem festen Schlag ins Gesicht. Sie schrie ununterbrochen. Spuckte vor Wut. Schlug mehrmals hintereinander auf mich ein. Ich war bzw. bin eine Brillenträgerin. Die Brille war hinüber. Dank ihren Hausschuhen mit der sie mich ins gesicht schlug. Bis Abends zum Essen ging das so. Ich hatte so schrecklich gezittert... Nicht mehr reden können...Hab ununterbrochen geweint...Wusste nicht wieso man so reagiert als Mutter wenn man etwas später nach Hause kommt, obwohl ich mich in der nähe aufgehalten hatte... Meinem Vater musste ich sagen dass ICH die Brille kaputt gemacht hatte...Ich gehorchte aus Aungst vor noch mehr Prügelattacken... Sieh schliff mich auch gerne an meinen schönen langen Haaren durch die Wohnung....

Wenn ich heute mit 23 Jahren mit meinem Vater darüber spreche, spielt er ALLES herunter.
Das war nicht das erste und letzte mal dass mich meine Mutter schlug.
Mein Vater meint immer "Sie ist deine Mutter, du darfst nicht sowas sagen / du darfst nicht so zu ihr sein egal was damals passiert ist" .... "Zu der Zeit sind viele Kinder verschwunden und da hatte sie eben so reagiert, du hättest auch so reagiert! Siehst du dann schon wenn du mal eigene Kinder hast"
Achso ist das also.... Es ist ja völlig normal sein Kind zu schlagen ! jeder macht das ja so
Ja genau danke "Mutter" dafür dass ich wegen dir die Narben an meinen Armen tragen darf, ich habe sie mir selbst zugefügt, ich weiß nicht mal wieso
danke, dass ich in all meinen Beziehungen nie vollstes Vetrauen zu meinem Partner aufbauen konnte/kann
danke, dass ich jeden Tag denke, ich sei nichts wert.....

[Henrike76]

Hallo Quack ,

da hast Du schon mal mein Mitgefühl.
Ich kann da nur Ko***n wenn ich sowas höre.

Da geht es nur mit Therapie, bzw. falls es Dich nicht belastet vergessen.

Ich kann das gar nicht bis zum Ende lesen so traurig ist das.
Wenn es nicht so lange her wäre bei mir, würde ich meine Erzeuger heute noch in den Knast bringen! Das war ne glatte Sechs.

Und heute wird noch nix eingesehen und sich mal (unter Zeugen) dafür ehrlich entschuldigt. Na ja wer das unbedingt ins Grab mitnehmen will: Bitte Schön!

Die Ausflüchte von den Erzeugern kenne ich auch alle (da war keine Zeit, kein Geld, Angst, usw..).
Den sagte ich: "Vor allem war kein Herz da!!!"
Aus die Maus.

Ach ja ehe ich es vergesse, weitestgehend Täterkontakt meiden!

Ein Stück weit muss man da auch nen kleinen Kampf gg. die geschwister führen (also wer hat nen Arsch in der Hose und zieht sich von dem gesocks nun auch zurück!)

[Quack]

Danke für deine nette und schnelle Antwort !!!

Nein ich kann es leider nicht vergessen, da mich meine Mutter immernoch schlecht behandelt und Psycho Spielchen mit mir spielt...Falls du weist was ich meine...
Werde auch demnächst einen Termin ausmachen. Denn ich will weiterkommen im Leben !

Ich teile dein Leid... Und ich kenne das nur zu gut .... Keine Entschuldigungen, nein! Stattdessen wollen die Erzeuger einem Schuldgefühle einreden ! Sie wollen Mitleid ! Aber nein, das lasse ich niemals zu !!!! Wieso sollte ich Mitleid mit einer Schlägerin haben ?!

Oja mein Bruder zeigt nämlich auch kein Verständnis... Der wurde ja auch als Kind nie angerührt und darf ein unbeschwertes schönes Leben führen....

und danke nochmals für deine worte

[candle.]

Ob ich danach noch Lust daran habe? Ich glaube nicht!

Das wäre fast einen eigenen Thread wert. Da ich damit auch in Therapie arbeite, was immer das auch bringen soll, vielleicht wieder in Kontakt zu treten mit den Eltern, war mal meine Frage wie das wohl gehen soll?

"Huhu, da bin ich wieder?"

Hier schreiben ja weitgehend noch sehr junge Leute, bei mir kam der Zusammenbruch ja relativ spät mit fast mitte 30. Und ich war ziemlich naiv. Klar wußte ich was in der Vergangenheit war, aber ich war ja so fix und fertig, dass ich das nie als Grund für die Probleme oder körperlichen Beschwerden gesehen hätte. So wackelte ich mit Partner ganz naiv zu den Eltern zum Gespräch um mal zu fragen, ob sie sich erinnern können was mir wiederfahren sein könnte, was heute ein Problem ist oder damals war. Ein Geständnis und eine Entschuldigung gab es von meiner Mutter, aber dann lief alles aus der Bahn bis ich schließlich des Hauses verwiesen wurde. Und ich wurde nachhaltig von Familienmitgliedern als Feigling beschimpft, weil ich mit Partner und nicht allein kam. Er war halt mit, weil ich derzeit so sehr unter Panikatacken litt, dass ich kaum alleine weggehen konnte.

Nun ja, was kann ich jungen Menschen raten? Ihr müßt den Kontakt ja nicht komplett einschränken. Jedenfalls kann es genauso krank machen den familiären Rahmen zu verlassen wie umgekehrt auch. Und wenn man geht, dann würde ich mir Hilfe suchen.

Warum Eltern das tun, nun ja, ich weiß viel von der Geschichte meiner Eltern. Und es ist so, dass man entweder wiederholt, was Eltern mit einem getan haben oder man macht sich sdavon frei. In meiner Zeit waren Schläge noch ganz normale Erziehungsmethoden. Es spielen halt sehr viele Faktoren herein. Natürlich ist das immer noch keine Entschuldigung.

candle

[Quack]

Hallo candle !

Ich war ehrlich gesagt eine Zeit lang geblendet bzw. gelähmt.
Ich hatte sehr früh angefangen mir selbst weh zu tun bzw. mir selbst zu schaden (ritzten, burnen, tabletten, alkohol, magersucht, usw...)
Ich wusste bis heute auch nicht wieso das alles ist, wieso ich depressiv bin, wieso ich keine lebenfreude empfinden kann etc.
Dann ging mir ein Licht auf, ich hatte im Internet recherchiert und bin auf Menschen gestoßen, die ähnliches oder schlimmeres erfahren haben...
Ich lasse mich therapieren denn sonst schaffe ich es leider nicht alleine hier raus aus diesem Loch....

Ich habe immer noch die Bilder im Kopf...als meine Erzeugerin mir die Hände festhielt und mich mit einem Gegenstand schlug, hatte dann keine Deckung mehr und konnte mein Gesicht nicht mehr schützen....

[Werbung]