Was dem Therapeuten anvertrauen und was nicht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mia Wallace
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Beitrag So., 09.07.2017, 09:48

Arbeiter hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 09:56 ich möchte vermeiden,
daß ich wieder in eine unangenehme Lage der Abhängigkeit gerate
wie bei der letzten Therapie vor 20 Jahren.
Damals war ich noch sehr jung, unerfahren,
hatte Vieles von mir preisgegeben, was ich später bereut habe,
weil ich mir dadurch einen Beobachter geschaffen hatte,
der wie ein Schatten immer hinter mir war, Vieles von mir wußte,
ich aber nichts von ihm.

So eine einseitige Begegnung wie damals möchte ich nicht wiederholen.
Mir ist natürlich klar, daß ein Therapeut mir nur dann helfen kann,
wenn er meine Probleme kennt.
Hallo Carl,
Abhängigkeit fühlt sich meistens nicht gut an und wer will sich schon schlecht fühlen....?

Vielleicht sind Abhängigkeit und Kontrolle aber ja wichtige Themen, die -neben vielleicht anderen- genau dazu führen, dass es Dir nicht gut geht?
Und die irgendwie mit Deiner Biographie verwoben sind?

Oft haben ja unsere Probleme im Hier und Jetzt sehr viel mit unserer Geschichte bis in die Kindheit zu tun.

Gerade dann macht ein tiefenpdychologisches Verfahren aus meiner Sich viel Sinn.
So wie ich es mitbekomme, arbeiten zwar automatisch auch Verhaltenstherapeuten durchaus über die Beziehung (geht wohl auch kaum anders, weil jegliche therapeutische Beziehung eben genau das ist: eine Beziehung), aber sie erlernen, soweit ich weiß, in der Ausbildung zu ihrem Verfahren eben gerade NICHT die Werkzeuge und Interventionen, mit denen die natürlich auch bei ihnen entstehenden Abhängigkeiten, wieder aufgelöst werden könnten.
Das Forum ist voll von Menschen, die seit Jahren abhängig von ihren Verhaltenstherapeuten sind.

Ich denke, wenn Abhängigkeit ein Thema ist, wird sie entstehen, egal nach welchem Verfahren Dein Therapeut arbeitet.
Da bist Du dann in einem tiefenpsychologischen Verfahren, in dem der Therapeut gelernt hat, was er für eine allmählcihe Auflösung der Abhängigkeit professionell tun kann/muss wahrscheinlich gut aufgehoben.

Wenn Dir dann der Therapeut auch noch sympathisch ist- super!
Go for it!

(Und immerhin scheinst Du es ja auch schon mal geschafft zu haben, eine Abhängigkeit von einem Therapeuten zu überwinden)

Wie so oft gilt: Besprich am besten Deine Bedenken und Ängste in der Therapie.

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Mia Wallace
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Beitrag So., 09.07.2017, 10:06

candle. hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 17:08 Aha, und warum hast du dich nun im Eingangspost für einen Elektriker ausgegeben?

Ist doch wieder seltsam hier, aber ich bin nicht überrascht.
Mensch candle, warum dieses riesengroße Misstrauen?
Ich hab immer das Gefühl, total auf der Hut sein zu müssen, wenn Du ins Spiel kommst, weil Du gefühlt in fast jeder Diskussion ganz schnell beim Gegenüber Widersprüche und Lügen witterst bzw. nachweisen möchtest.

Ich mag ja total naiv sein, aber ich sehe meist diese Widersprüche und vereintlichen Lügen dann eher nicht.....


candle.
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Beitrag So., 09.07.2017, 10:34

Ach Mia, ich habe den Thread für mich abgehakt. Mehr möchte ich nicht schreiben und hier auch nicht stören.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


Ta_Ra
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Beitrag So., 09.07.2017, 13:07

Arbeiter hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 09:56 aber ich möchte vermeiden, daß ich wieder in eine unangenehme Lage der Abhängigkeit gerate
wie bei der letzten Therapie vor 20 Jahren.
Das kann ich gut verstehen, das Gefühl von Abhängigkeit ist nicht angenehm.
Arbeiter hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 09:56 Damals war ich noch sehr jung, unerfahren,
hatte Vieles von mir preisgegeben, was ich später bereut habe,
weil ich mir dadurch einen Beobachter geschaffen hatte,
der wie ein Schatten immer hinter mir war, Vieles von mir wußte,
ich aber nichts von ihm.
Das klingt für mich, als würdest du meinen, die Abhängigkeit sei dadurch entstanden, WEIL du viel preisgegeben hast.
Ich denke aber nicht, dass das damals der Grund war und vermute, dass es so und so passiert wäre.
Stell dir vielleicht mal ganz für dich die Frage, ob es nicht andere Gründe für die Abhängigkeit gegeben hat...
Arbeiter hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 09:56 So eine einseitige Begegnung wie damals möchte ich nicht wiederholen.
Das ist aber das Wesen einer Therapie.
Es wird immer recht einseitig bleiben - alles andere wäre auch unprofessionell.
Arbeiter hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 09:56 Inzwischen habe ich mir überlegt, daß es ein Kompromiß sein könnte,
wenn ich ihm nur ausschließlich das erzähle, was mich bedrückt,
aber nicht das, was mich wirklich erfreut, glücklich macht,
was ich gerne tue, wo ich mich wohl fühle und ich ganz ich selbst bin.
Selbstverständlich bleibt es dir überlassen, worüber du tatsächlich reden willst.
Ich kann da nur für mich sprechen, aber mir würde das Arbeiten mit dir dann schwer fallen, da ich es sehr wichtig finde, von meinen Klienten zu wissen, was ihre Stärken, Ressourcen usw. sind - für mich gehört es dazu, um ein "ganzes Bild" von meinem Gegenüber zu bekommen.
Außerdem beziehe ich mich in den Gesprächen auch häufig auf positive Ressourcen.
Arbeiter hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 09:56 Falls in der Analyse die Frage kömmen sollte, was ich gerne tue,
möchte ich mich natürlich nicht dem Vorwurf aussetzen, daß ich ihm
zu wenig vertraue, wenn ich dann sage " Darüber möchte ich nicht sprechen".
Ich könnte ihm aber zum Beispiel ersatzweise erzählen,
daß ich gerne radfahre, inlinerskate und skifahre.
Daran liegt mir überhaupt nichts, aber er hätte seine Daten
und ich meine Sicherheit ...
Wie seht ihr das? Wart ihr schon mal in einer vergleichbaren Lage ?
Falls du wirklich nicht über gewisse Dinge reden magst, dann würde ich aber eher dazu raten, doch zu sagen, dass du nicht darüber reden magst.
Denn dann hättet ihr gleich ein Thema am Tisch, das meiner Meinung auch innerhalb der Therapie besprochen werden sollte.

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Ta_Ra
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Beitrag So., 09.07.2017, 13:32

Arbeiter hat geschrieben: So., 09.07.2017, 08:02
Wenn Analyse im Klartext bedeutet,
daß der Therapeut nur passiv da sitzt und zuhört,
ohne Frage zu beantworten,
ohne selbst Tips oder Vorschläge zu einer Problemlösung einzubringen,
ist es für mich keine echte Hilfe und somit auch keine Therapie.
Meistens gestaltet sich eine Analyse aber so.
Ganz verallgemeinern kann man natürlich nie, da ja auch jeder Therapeut ein Bissl anders arbeitet.

Häufig ist es in der Verhaltenstherapie so, dass es Vorschläge und Tipps gibt - aber auch da kommt es natürlich auf den persönlichen Arbeitsstil des Therapeuten an.

Ich habe aber schon häufig erlebt, dass gerade Verhaltenstherapien (in denen laufend Tipps und Ratschläge gegeben werden) manche Menschen in die Abhängigkeit rutschen lassen, da dann die Gefahr besteht, sich nur noch darauf zu verlassen, was der Therapeut sagt und manche ihre Eigenständigkeit/Eigenverantwortung dadurch eher ablegen, als fördern.

Soll natürlich keinesfalls bedeuten, dass Verhaltenstherapie "schlechter" ist als andere Methoden oder dass sie für dich nicht geeignet ist - aber diesen Aspekt sollte man vielleicht auch bedenken - gerade wenns um die Angst vor Abhängigkeit geht.

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sandrin
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Beitrag So., 09.07.2017, 13:38

Ta_Ra hat geschrieben: So., 09.07.2017, 13:32 aber diesen Aspekt sollte man vielleicht auch bedenken - gerade wenns um die Angst vor Abhängigkeit geht.
Sehr richtig. Therapie soll halt auch Hilfe zur Selbsthilfe sein. Beide Extreme sind nichts.
Aber ich kann Arbeiter schon auch gut verstehen. Wenn man kurz vorm Absaufen ist und es kommt halt so gar nichts von der anderen Seite - puh ... das ist schon frustrierend.


Ta_Ra
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Beitrag So., 09.07.2017, 14:14

@sandrin
Absolut - ich kann es auch total gut verstehen!
Ich habe selbst mal eine Analyse "ausprobiert", wohlgemerkt als es mir schon sehr gut ging (eher als Selbsterfahrung und zum Kennenlernen anderer Methoden) und ich hatte oft das Gefühl sehr allein gelassen zu werden, ganz auf mich selbst gestellt zu sein, ohne jegliche Hilfe vom Gegenüber.....und ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, wenn man sich in einem sehr verletzlichen Zustand in eine Therapie begibt, in der der Therapeut extrem zurückhaltend ist.


mio
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Beitrag So., 09.07.2017, 14:20

Ta_Ra hat geschrieben: So., 09.07.2017, 14:14 und ich hatte oft das Gefühl sehr allein gelassen zu werden, ganz auf mich selbst gestellt zu sein, ohne jegliche Hilfe vom Gegenüber.....und ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, wenn man sich in einem sehr verletzlichen Zustand in eine Therapie begibt, in der der Therapeut extrem zurückhaltend ist.
In einer Analyse scheint das ja "gewollt" zu sein, um den Kontakt zum "eigenen" Gefühl herzustellen, gepaart mit einer "vermeintlichen" Beziehung. Das passt aber eben nicht für jedes Störungsbild und kann retraumatisieren. Wenn es aber nicht angesprochen wird, dann besteht auch nicht die Möglichkeit, da was zu verändern. Und sei es über den Wechsel hin zu einer geeigneteren Therapieform bzw. einem geeigneteren Therapeuten.


Ta_Ra
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Beitrag So., 09.07.2017, 14:27

mio hat geschrieben: So., 09.07.2017, 14:20
In einer Analyse scheint das ja "gewollt" zu sein, um den Kontakt zum "eigenen" Gefühl herzustellen, gepaart mit einer "vermeintlichen" Beziehung.
Ja, genau, es ist gewollt und es kann auch tatsächlich eine besondere Qualität haben - aber eben, wie du sagst, nicht für jeden bzw. nicht in jedem Stadium.
Ich kann für mich sagen, dass bei mir tatsächlich Themen/Aspekte aufgetaucht sind, die davor nicht aufgetaucht sind, obwohl ich davor schon sehr viel Eigentherapie und Selbsterfahrung hatte.


mio
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Beitrag So., 09.07.2017, 14:35

Ta_Ra hat geschrieben: So., 09.07.2017, 14:27 Ich kann für mich sagen, dass bei mir tatsächlich Themen/Aspekte aufgetaucht sind, die davor nicht aufgetaucht sind, obwohl ich davor schon sehr viel Eigentherapie und Selbsterfahrung hatte.
Ich nehme aber mal an, dass Du dann "reagiert" hast bzw. gesprochen?

Mir persönlich erscheint es immer Recht abstrus, mich absichtlich in eine Situation zu begeben, die mich belastet, gleichzeitig aber nichts für meine Entlastung zu tun. Das ist was, was ich echt nicht kapiere...

Ich kann nachvollziehen, dass es hilfreich ist, wenn das, was "auftaucht" besprochen wird. Aber ich kann nicht nachvollziehen, dass "man" was "auftauchen" lässt, es aber gleichzeitig nicht bespricht. Mir erscheint das komplett widersinnig.

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stern
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Beitrag So., 09.07.2017, 14:51

Arbeiter hat geschrieben: Sa., 08.07.2017, 16:46 Ich frage ihn nächste Woche noch mal ganz detailliert,
ob Analyse das Richtige ist, oder vielleicht doch lieber
Verhaltens - oder Gestalttherapie,
wie er sich den Ablauf und all das vorstellt, Zwischenergebnisse etc,
mein Interesse und meine Bereitschaft zur aktiven Arbeit
hatte ich ihm ja bereits signalisiert.
Das halte ich auch für das einzig vernünftige, das mit dem Therapeuten direkt durchzusprechen - anstelle dich von allgemeinen Abhandlungen oder Analysekritik verunsichern zu lassen. Therapie ist nicht nicht Therapie... und meiner Erfahrung lohnt es v.a. genau abzuklappen, wie ein Therapeut arbeitet. Passt also, wie du das vorhast.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen«
(Heidi Kastner)

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sandrin
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Beitrag So., 09.07.2017, 14:59

Ich habe es damals oft so erlebt, dass analytisch arbeitende Therapeuten - wie soll ich das jetzt ausdrücken - meine Problematik oft mit einer Spielwiese verwechselt haben. Ich möchte keinem eine schlechte Intention unterstellen, aber ich spürte oft so einen merkwürdigen therapeutischen Ehrgeiz (nach dem Motto: Wow, ein interessanter Fall, schauen wir mal, ob wir Sandrin knacken können). DAS hat mich dann irgendwann genervt. Ich war im absolut desolaten Zustand, mein Gegenüber war voll in seinem Element. Fand ich schwierig. Wenn ich dann aber mal konkret nachfragte und an einer Sache konkret arbeiten wollte, dann kam nicht mehr viel.


Ta_Ra
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Beitrag So., 09.07.2017, 15:05

mio hat geschrieben: So., 09.07.2017, 14:35 Ich kann nachvollziehen, dass es hilfreich ist, wenn das, was "auftaucht" besprochen wird. Aber ich kann nicht nachvollziehen, dass "man" was "auftauchen" lässt, es aber gleichzeitig nicht bespricht. Mir erscheint das komplett widersinnig.
Ich habe es angesprochen, obwohl das neu aufgetauchte nicht negativ von mir erlebt wurde.
Es wäre also vermutlich so oder so hilfreich gewesen.

Aber grundsätzlich ist es m.M. immer wichtig, alles offen anzusprechen.

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sandrin
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Beitrag So., 09.07.2017, 15:07

Kurze Ergänzung:
Stern hat Recht. Am besten sprichst du das alles direkt an. Mir geht es nicht darum, die Analyse schlecht zu machen, ich wollte dir nur rückmelden, dass du deiner Wahrnehmung durchaus trauen kannst, weil du kein Einzelfall bist.


Ta_Ra
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Beitrag So., 09.07.2017, 15:17

Genau, es soll keinesfalls als "schlecht reden" der Analyse rüberkommen.
Für jeden passt eben etwas anderes und ich finde es wichtig, da genau zu schauen wo man sich gut aufgehoben fühlt.

Von daher finde ich es gut, wenn du den Therapeuten die Fragen stellst, die dir am Herzen liegen.
Mich würde auch interessieren, was er dazu antwortet - falls du das dann mal hier mitteilen möchtest....

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