Sehr interessant, jetzt habe ich doch tatsächlich aufgrund Jennys Antwort auf meine eigene Aussage hin bzw dass ich diese nochmal las, meine eigenen Zweifel überdacht in plötzlich fühlt es sich alles gar nicht mehr so komisch an.
Und dann kam noch Firewalker mit ebensolcher Aussage, das war dann das i-Tüpfelchen.
Ich erkläre mal:
Auch wenn das vielleicht ein wenig komisch anmutet, aber ich arbeite mit psychisch erkrankten Menschen (erwachsene).
Gleich vorweg: die eigene psychische Erkrankung schließt das für mich nicht aus. Es war auch eher Zufall da rein geraten zu sein, also kein Helfersyndrom oder der Bock, der sich zum Gärtner macht

Ich komme damit gut klar, ich bin fit, klar und stabil während meiner Arbeit, ich kann mich gut abgrenzen und distanzieren.
Aber eben: ich verstehe die Menschen. Ich kann evtl genau so auf sie eingehen, wie Sie es brauchen. Und ich nehme sie so an, wie sie sind. Bin immer wertschätzend und empathisch und niemals abwertend oder vorwurfsvoll.
Manchmal sogar, bei gewissen Krisen der Menschen, überlege ich, wie meine Therapeutin reagieren würde bzw wie ich mir in so einem Moment wünschen würde, wie sie sich mir gegenüber verhält. Und versuche das selbst anzuwenden.
Jedenfalls liegt mir jeder einzelne Mensch in gewisser weise am Herzen. Ich sehe deren Not und Leid aber auch deren Hoffnung und ich freue mich, einen Teil ihres Weges begleiten zu dürfen und ihnen damit wohltuende Unterstützung zu sein. Ich weiß, all diese Menschen mögen und schätzen mich und das tut mir gut, weil ich weiß: da machst du was ziemlich gut und richtig.
Und wenn es ihnen nicht gut geht, dann höre ich Ihnen gerne zu und versuche einfach da zu sein oder evtl. sogar irgendwie hilfreich zu sein.
Und zwar aus tiefstem Herzen. Weil mir etwas an deren Wohlbefinden liegt.
Jetzt überlege ich gerade, dass das ja im Grunde auch keine echten Beziehungen sind. Würde ich da morgen aufhören zu arbeiten (ich bin nur 1-2 mal wöchentlich dort), so wäre das so. Ne Menge Beziehungen beendet eben. Oder wenn eine Person den Betreuungs-Kontext verlässt. Dann wünsche ich alles Gute und hoffe, dass es weiterhin gut ergehen wird. Aber dann ist das eben auch abgehakt und der nächste Mensch „rückt nach“.
Weil es eben begrenzte Beziehungen sind und eine andere Basis haben als Freundschaft oder so.
Aber sie sind für mich (die da ja quasi auf der anderen Seite steht) absolut ECHT!
Und ja, vielleicht profitieren meine Klienten da auch von mir und der Beziehung zu mir. Möglich. Obwohl es eine „künstliche Beziehung“ ist.
Krass. Das hat mir gerade einen totalen Umschwung gegeben.
Ich hoffe, das kann ich so mit in die nächste Stunde nehmen. Das wäre ja wundervoll. Ich fühle mich gerade ein bisschen freier
