Beziehung zur Therapeutin / Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 18:41

Hallo candle!

Ich verstehe deinen ersten Satz nicht ganz, magst du etwas genauer fragen? Ich würde sehr gern darauf antworten :)

Worauf bezogen meinst du das, dass ich nicht alles bekomme, was ich brauche? Dass ich mir das erarbeiten muss? Und wie/in welcher Form erarbeiten?

Ja das mit der Literatur war sicher hinderlich :/
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 18:48

Hallo Montana!
Ich weiß nicht, ob du alle (meine) Antworten liest, also nicht wundern, wenn/dass ich mich wiederhole.
Es ist nicht das Problem, dass ich meine Therapeutin nicht für authentisch halte. Im Gegenteil, das fühlt sich schon sehr so an.
Es ist dieses Bewusstsein, dass diese Beziehung eben irgendwie nicht echt ist und ihr als Mensch an mir nichts liegt und wie ich nachreifen soll, korrigierende Beziehungserfahrungen machen soll, wenn diese Beziehung doch ja irgendwie künstlich ist.
Das wäre mir vermutlich bei jedem/jeder Therapeutin an ihrer Stelle so ergangen.
Sie hat mir auch letztens gesagt, dass sie mir auch als Mensch gegenüber tritt, weil das gar nicht möglich ist, es nicht zu tun, weil sie halt einfach auch ein Mensch ist :)
Dass sie mich mag, würde sie sicher auch nie sagen. Ich glaube, da hält sie professionell genug Distanz, aber sie versucht schon mir zu zeigen, dass sie es gut und ehrlich mit mir meint. Nur bin ich so blockiert, es anzunehmen.
Ach, ich glaube, auf anderem Wege kennengelernt, könnte ich privat mit ihr sicher was anfangen, jedoch unter diesen Umständen überhaupt nicht. Das ist so spannend: Ich habe da kein Bedürfnis oder Sehnsucht nach, dass wir eine private, echte Beziehung führen. Das kam mir fremd und komisch und falsch vor. Die soll bitte meine Therapeutin sein und mir gut tun. Aber gleichzeitig stelle ich dieses Beziehungs-Konzept ja in Frage. Ich bin echt crazy.
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Fairness
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 18:54

@WirbelUschi die Psychoanalyse ist heilsam, es ist erstmal auch gar nicht so wichtig, worüber in den Sitzungen gesprochen wird. Wenn du und Analytikerin als Menschen zusammen gut passt - und du sagst, sie gefällt dir - meine Empfehlung ist, mach das einfach weiter.
Ich war auch nicht besonders gesprächig, hatte Probleme mich zu öffnen und auch wenn etwas unausgesprochen war, fand da diese Übertragung statt. Ich zweifelte, dass es bei mir gibt, das sah nicht so aus, aber dann kamen Zeiten, wo ich die Aspekte der Übertragung benennen und erklären konnte... am Ende sah ich, dass das wirklich genau so abläuft und dass man sich selbst dabei noch etwas besser kennenlernen kann.
Die therapeutische Beziehung ist zwar nur zeitlang, aber über ihre Echtheit musst du nicht zweifeln, sie nehmen ihre Patienten ins Herz rein, vorsichtig. Wenn du das so anschaust - im Leben kann man an jemanden treffen, z.B. bezahlte Lehrerin, welche dich in bestimmten Schuljahren begleitet, dann ist Schule vorbei und du verabschiedest dich und gehst weiter... Da fragt man sich auch nicht, ist diese Beziehung echt? Sondern geht sie in gewisser Weise einfach ein...
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 19:59

Sehr interessant, jetzt habe ich doch tatsächlich aufgrund Jennys Antwort auf meine eigene Aussage hin bzw dass ich diese nochmal las, meine eigenen Zweifel überdacht in plötzlich fühlt es sich alles gar nicht mehr so komisch an.
Und dann kam noch Firewalker mit ebensolcher Aussage, das war dann das i-Tüpfelchen.
Ich erkläre mal:
Auch wenn das vielleicht ein wenig komisch anmutet, aber ich arbeite mit psychisch erkrankten Menschen (erwachsene).
Gleich vorweg: die eigene psychische Erkrankung schließt das für mich nicht aus. Es war auch eher Zufall da rein geraten zu sein, also kein Helfersyndrom oder der Bock, der sich zum Gärtner macht ;)
Ich komme damit gut klar, ich bin fit, klar und stabil während meiner Arbeit, ich kann mich gut abgrenzen und distanzieren.
Aber eben: ich verstehe die Menschen. Ich kann evtl genau so auf sie eingehen, wie Sie es brauchen. Und ich nehme sie so an, wie sie sind. Bin immer wertschätzend und empathisch und niemals abwertend oder vorwurfsvoll.
Manchmal sogar, bei gewissen Krisen der Menschen, überlege ich, wie meine Therapeutin reagieren würde bzw wie ich mir in so einem Moment wünschen würde, wie sie sich mir gegenüber verhält. Und versuche das selbst anzuwenden.
Jedenfalls liegt mir jeder einzelne Mensch in gewisser weise am Herzen. Ich sehe deren Not und Leid aber auch deren Hoffnung und ich freue mich, einen Teil ihres Weges begleiten zu dürfen und ihnen damit wohltuende Unterstützung zu sein. Ich weiß, all diese Menschen mögen und schätzen mich und das tut mir gut, weil ich weiß: da machst du was ziemlich gut und richtig.
Und wenn es ihnen nicht gut geht, dann höre ich Ihnen gerne zu und versuche einfach da zu sein oder evtl. sogar irgendwie hilfreich zu sein.
Und zwar aus tiefstem Herzen. Weil mir etwas an deren Wohlbefinden liegt.
Jetzt überlege ich gerade, dass das ja im Grunde auch keine echten Beziehungen sind. Würde ich da morgen aufhören zu arbeiten (ich bin nur 1-2 mal wöchentlich dort), so wäre das so. Ne Menge Beziehungen beendet eben. Oder wenn eine Person den Betreuungs-Kontext verlässt. Dann wünsche ich alles Gute und hoffe, dass es weiterhin gut ergehen wird. Aber dann ist das eben auch abgehakt und der nächste Mensch „rückt nach“.
Weil es eben begrenzte Beziehungen sind und eine andere Basis haben als Freundschaft oder so.
Aber sie sind für mich (die da ja quasi auf der anderen Seite steht) absolut ECHT!
Und ja, vielleicht profitieren meine Klienten da auch von mir und der Beziehung zu mir. Möglich. Obwohl es eine „künstliche Beziehung“ ist.
Krass. Das hat mir gerade einen totalen Umschwung gegeben.
Ich hoffe, das kann ich so mit in die nächste Stunde nehmen. Das wäre ja wundervoll. Ich fühle mich gerade ein bisschen freier :)
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Philosophia
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 20:08

Na gugge, da kannst du dich ja wirklich reinversetzen. Ich glaube im Übrigen, dass nur heilen kann, was wirklich echt und spürbar ist.
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Solage
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 21:08

Hallo Wirbel-Uschi,

ich glaube nicht, dass man die Erfahrungen der anderen User mit ihren Therapeuten eins-zu-eins umsetzen kann.
Genausowenig, Deine Erfahrungen/Empfindungen im Umgang mit anderen Menschen gleichzusetzen.
Heißt für mich, dass das was Du als echt empfindest und dann vielleicht wiederum als künstlich, nicht mit dem Empfinden des Gegenübers übereinstimmen muss. Du fühlst, dass da was echt ist und trotzdem eine Ambivalenz, dass das vielleicht doch "nur" professionell Zuckerl geben ist.
Und wenn, dann kann es nur therapeutisch wirksam sein, wenn dieses Beziehungsangebot angenommen wird für sich.

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Scars
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 21:53

Hallo Wirbel-Uschi, ja, auch das mit dem "Echten" verstehe ich sehr gut und kann das aber nicht so genau formulieren. Ging mir genauso, dass ich privat nicht wollen würde, aber das "echt" halt für mich was anderes war - weil eben ein arrangiertes Setting, Patient/Arzt und so. Aber ich habe eben auch die Seite, dass du als Patient natürlich auch für den Therapeuten "wichtig" bist (so wie du aus deiner Perspektive auch schreibst), dass die Beziehungsqualität halt eine andere ist. Mittlerweile würde ich sagen, dass das was so im Raum steht, zwischen den Zeilen, das Leben quasi, sich sowieso nicht kaufen lässt und der Rahmen für diese Arbeit notwendig ist - und die Echtheit für mich daheraus rührt, dass ich eben nicht nur als Objekt behandelt werde, sondern als Mensch, von einem anderen Menschen.
Ich glaube, bei mir spielt(e) auch die Elternübertragung und die damit verbundene heimliche Sehnsucht nach in der Kindheit vermisster bedingungsloser Liebe mit rein. Das gibt's halt heute nicht mehr - aber soviel anderes und ich find's auch einfach schön und heilsam, dass meine Bedürfnisse da nicht einfach befriedigt werden. LG scars
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 23:01

Hallo Solage!
Könntest du etwas detaillierter erklären, wie du das meinst? Vielleicht etwas mehr Bezug nehmen noch auf mein Geschriebenes! Ich interpretiere da gerade gegensätzliche Dinge rein :D

Also was ich mit meinem letzten Post sagen wollte:
Der Perspektivenwechsel hilft mir gerade, eine andere Sichtweise zu übernehmen.
Aber letztlich geht es ums echte Fühlen, was nur deshalb jetzt nicht eintreten muss - meinst du das so?
Mir ging nur ein Licht auf bei den Gedanken, dass ich ja „ähnliche“ Beziehungen führe und die trotz dass sie beruflich bedingt echt sind und nicht gespielt in der Interaktion. Und dass es somit gar nicht so die Rolle spielen muss evtl, welches Beziehungskonstrukt man eingeht, um sich gut zu fühlen daraus was zu ziehen.
Solage hat geschrieben: Mi., 28.11.2018, 21:08 Hallo Wirbel-Uschi,

ich glaube nicht, dass man die Erfahrungen der anderen User mit ihren Therapeuten eins-zu-eins umsetzen kann.
Genausowenig, Deine Erfahrungen/Empfindungen im Umgang mit anderen Menschen gleichzusetzen.
Heißt für mich, dass das was Du als echt empfindest und dann vielleicht wiederum als künstlich, nicht mit dem Empfinden des Gegenübers übereinstimmen muss. Du fühlst, dass da was echt ist und trotzdem eine Ambivalenz, dass das vielleicht doch "nur" professionell Zuckerl geben ist.
Und wenn, dann kann es nur therapeutisch wirksam sein, wenn dieses Beziehungsangebot angenommen wird für sich.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Mi., 28.11.2018, 23:05

Wir verstehen uns ;)
Genau so ist es eben mit meinen Gedanken und empfinden gewesen.
das war zumindest so einer dieser aktuell brennenden Punkte, der mir innerlich zu schaffen machte.

Das mit der Elternübertragung kann ich bei mir noch nicht sehen/sagen. Meine emotionalen Erinnerungen fehlen bzw sind verfälscht/beschönigt. Ich weiß, dass da viel Abwertung stattfand und sicher keine bedingungslose Liebe herrschte, aber es war auch vieles gut und liebevoll und das ist mir im Kopf geblieben.
Deshalb würde ich auf so eine Elternübertragung nicht kommen... aber wer weiß - vielleicht ist es dazu auch noch zu früh.
Und vielleicht will ich da aufgrund meiner Loyalität gegenüber meinen Eltern auch noch gar nicht hinsehen...
Scars hat geschrieben: Mi., 28.11.2018, 21:53 Hallo Wirbel-Uschi, ja, auch das mit dem "Echten" verstehe ich sehr gut und kann das aber nicht so genau formulieren. Ging mir genauso, dass ich privat nicht wollen würde, aber das "echt" halt für mich was anderes war - weil eben ein arrangiertes Setting, Patient/Arzt und so. Aber ich habe eben auch die Seite, dass du als Patient natürlich auch für den Therapeuten "wichtig" bist (so wie du aus deiner Perspektive auch schreibst), dass die Beziehungsqualität halt eine andere ist. Mittlerweile würde ich sagen, dass das was so im Raum steht, zwischen den Zeilen, das Leben quasi, sich sowieso nicht kaufen lässt und der Rahmen für diese Arbeit notwendig ist - und die Echtheit für mich daheraus rührt, dass ich eben nicht nur als Objekt behandelt werde, sondern als Mensch, von einem anderen Menschen.
Ich glaube, bei mir spielt(e) auch die Elternübertragung und die damit verbundene heimliche Sehnsucht nach in der Kindheit vermisster bedingungsloser Liebe mit rein. Das gibt's halt heute nicht mehr - aber soviel anderes und ich find's auch einfach schön und heilsam, dass meine Bedürfnisse da nicht einfach befriedigt werden. LG scars
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Fairness
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Beitrag Do., 29.11.2018, 07:50

Ich finde das auch so. Du bist echter Mensch und sie ist echter Mensch und zwischen euch wird im Rahmen der Behandlung etwas entstehen. Es ist auch so im Leben, wenn ein Kind z.B. etwas nicht zuhause bei Eltern kennenlernt... Dann, wenn es Glück hat und an Menschen, z.B. eine Lehrerin trifft, welche dem Kind etwas Positives weitergeben kann, kann sich das auf die Gesundheit des Kindes gut auswirken. Wie man in diesem Forum aber immer wieder mitbekommt, treffen wir unglücklicher Weise nicht immer nur an Menschen, welche uns gut tun. Psychoanalyse kann auch dafür gut sein - zu verstehen, was einem gut tut und was einem schlecht tut und warum, das im voraus zu erkennen und dann in den Beziehungen besser zu reagieren...
Viel Stärke, Uschi... :rose:
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Scars
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Beitrag Do., 29.11.2018, 17:29

Das mit diesen Übertragungen ist Teil der Therapie, da musst und kannst du alleine wahrscheinlich gar nicht drauf kommen und deine emotionalen Erinnerungen sind trotzdem da, auch wenn du sie bewusst nicht wahrnimmst. Meine bewusste Version meiner Kindheit ist definitv gut genug und im Großen und Ganzen echt schön (will heißen, ich erinnere mich weder an was Gutes noch was Schlechtes, also gehe ich als romantischer Optimist vom Positiven aus) - beißt sich leider irgendwie mit der Gegenwart.

Und je nachdem, wie du dich ausdrückst und deine Gefühle kommunizierst ist das wahrscheinlich auch nochmal anders. Ich "reinszeniere" halt auch viel oder verhalte mich gegenüber so, wie meine Eltern vermutlich mit mir umgegangen sind. LG
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Do., 29.11.2018, 19:46

So, ich war heute wieder bei ihr und es war sehr schwierig. Ich hatte mir einiges vorgenommen und zurecht gelegt, war dann aber nicht in der Lage, es auszusprechen. War letztes Mal auch schon so, weil ich da „über uns“ reden wollte. Und das kann ich halt so gar nicht. Mir wär lieber, sie würde was ansprechen und ich dann drauf eingehen.
Hat dann bestimmende Hälfte der Zeit in Anspruch genommen, bis ich relativ frei reden konnte und dann auch unserer Beziehung ansprach. Man, fiel mir das schwer.
Sie hat ziemlich cool reagiert und alle meine Bedenken und sorgen und Zweifel bzgl dieser „künstlichen Beziehung“ verstanden und in ihren eigenen Worten nochmal wieder gegeben.
Ja das wär gut. Und befreiend.
Wenn ich das nur schon vorher hätte tun können.
Dann hätte ich die komplette Zeit statt nur 20-30 Minuten dazu nutzen können.
Das nervt mich so. Ich gehe da hin und hab was im Kopf und wenn sie mich dann schweigend und abwartend ansieht, kann ich nicht einfach mit meinem Thema los legen. Dann bin ich so gelähmt. Und schäme mich dafür dann immer mehr.
Ob das mal besser wird?
Als wir nachher im Flow waren, ging das so gut und ich hätte noch ewig weiter reden können und war auch bereit, noch tiefer zu gehen. Noch mehr anzusprechen. Aber Zeit um. Und nächstes mal sitze ich dann wieder 20 min da ehe ich reden kann?!
Was ich irgendwie als wichtig mitgenommen habe, war ein Satz von ihr. Dass ich dass ja so wollte. Dass ich mir das so ausgesucht habe. Dass das ja aushalten wollte. Diese Zweifel aushalten und nicht kluge Ratschläge bekommen.
Ja, stimmt ja irgendwie.
Darum geht’s vielleicht auch. Solche Gefühle auszuhalten.
Aber ob es dann heilsam für den Alltag und die Zukunft ist?!
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Do., 29.11.2018, 19:59

Ich hätte jetzt gedacht, dass man diese Übertragungen selbst merkt/spürt/erkennt?
Spricht man da dann zwangsläufig auch drüber? Also spricht die Therapeutin einen drauf an? Meine hat noch nie was in die Richtung gesagt und mir kommt es auch noch nicht so vor.
Sicher ist sie mir wichtig und sicher sehe ich in ihr jemand besonderen. Aber bewusst ist mir da keine Übertragung klar.
Das einzige was ich merke ist, dass ich meine eigenen Gedanken zuschreibe. Also alles, was mich zweifeln lässt sind dann ja eben Vermutungen „so könnte sie sein/denken/reagieren“
Und dann mache ich mir wieder bewusst, dass das alles nur MEINEM Hirn entspringt und nicht ihre Gedanken sind.
Hab ich ihr heut auch gesagt und sie hat mich dann sehr drin bestätigt, dass es MEINE Gedanken sind. Nicht ihre.

Ja mit der Kindheit.., ich finde das sehr spannend, inwiefern das vielleicht wichtig ist.
Also sich dran zu erinnern, sich dem bewusst zu sein, was nicht gut war.
Einiges weiß ich schon noch. Über anderes was ich nicht mehr weiß, aber halt im heute erfahren habe, bin ich doch etwas erschrocken.
Am spannendsten finde ich aber, dass eben das Gefühl dazu fehlt und die Verbindung zum heute.
Also mal als Beispiel. Mein Vater war abweisend und auch abwertend mit gegenüber. Im Grundgefühl erinnere ich das auch. Und ein bisschen weiß ich auch, dass das unangenehm war. Ob und wie weh es aber tat, das erinnere ich nicht. Und erst recht kommt mir meine Verknüpfung zum heute.
Und dass meine Mutter abweisend/abwertend war, erinnere ich gar nicht. War aber so.
Und war das dann prägend? Wenn ich an meine Mama denke, kommen nur liebevoller Gedanken und Erinnerungen. Und manchmal schleichen sich auch eher unschöne ein und die mache ich ganz schnell weg. Das darf nicht sein quasi.
Ich will eine Mama, die ich lieb haben kann. Deshalb blende ich alles negative von früher (und heute) aus. Damit geht es mir besser. Wir haben auch ein ziemlich gutes Verhältnis.
Scars hat geschrieben: Do., 29.11.2018, 17:29 Das mit diesen Übertragungen ist Teil der Therapie, da musst und kannst du alleine wahrscheinlich gar nicht drauf kommen und deine emotionalen Erinnerungen sind trotzdem da, auch wenn du sie bewusst nicht wahrnimmst. Meine bewusste Version meiner Kindheit ist definitv gut genug und im Großen und Ganzen echt schön (will heißen, ich erinnere mich weder an was Gutes noch was Schlechtes, also gehe ich als romantischer Optimist vom Positiven aus) - beißt sich leider irgendwie mit der Gegenwart.

Und je nachdem, wie du dich ausdrückst und deine Gefühle kommunizierst ist das wahrscheinlich auch nochmal anders. Ich "reinszeniere" halt auch viel oder verhalte mich gegenüber so, wie meine Eltern vermutlich mit mir umgegangen sind. LG
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Montana
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Beitrag Do., 29.11.2018, 20:54

Bei mir ist es andersrum. Ich erinnere nichts Gutes von meiner Mutter. Das muss wohl so sein, denn sonst könnte ich ihren Verrat und den Verlust nicht ertragen. Wenn du das Schlechte an dich heranlassen würdest: wie könntest du ein gutes Verhältnis zu ihr haben? Ja, diese Spaltung ist etwas, von dem mein Therapeut möchte, dass ich es überwinde. Wie das geht weiß ich nicht.

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Scars
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Beitrag Do., 29.11.2018, 22:26

Ich glaube, der Faktor Zeit der Psychoanalyse spielt da auch eine entscheidende Rolle... du musst das doch jetzt nicht alles sofort analysieren und verstehen und auseinander dividieren. Du darfst das erleben und loslassen, mit jemandem zusammen, der sich damit auskennt. Und mit dem was du hier schreibst, hockst du doch schon mitten in deinen Übertragungen drin. LG
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