Kontakt zu Therapeut außerhalb der Sitzungen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Sa., 08.12.2018, 22:52

wandermaus123 hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 22:34 Es macht mich weder abhängig noch unabhängig wenn ich ihr schreiben darf. Es nimmt mir den Druck alles mit mir selbst regeln zu müssen.
Geht mir genauso.

Am Anfang hab ich allerdings echt völlig "unkontrolliert" (nicht von der "Menge" her, sondern vom "Inhalt") geschrieben, da war es mir zB. immer total peinlich und ich dachte nur: Oh Gott, hoffentlich ignoriert sie das einfach... Hat sie natürlich nicht. :lol:

Da hab ich mich dann oft einfach nur in Grund und Boden geschämt (oft konnte ich mir die mails auch gar nicht anschauen bzw. hab mich echt überwinden müssen es zu tun so dass ich manchmal gar nicht wusste, was da so drin stand).

Ich hab dadurch dann auch einiges "integriert" bekommen glaube ich, was ich anders so wahrscheinlich nur schwer integriert bekommen hätte.

Abhängig hat es mich nicht gemacht, im Gegenteil, bestimmte Anteile bekamen so auch im "realen Leben" klar mehr Raum, die da vorher niemals Raum bekommen hätten.

Wenn ich ihr heute maile, dann merke ich auch: Moment mal, die bekommen gerade wohl im RL nicht genug Raum... Was für mich schon auch ein wichtiger Hinweis ist.

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Philosophia
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Beitrag Sa., 08.12.2018, 23:19

Ja, mio, mir persönlich wäre es suspekt - außer sie würde sagen "im Notfall". Kann ja jeder halten wie er will, für mich wäre dies eine Entgrenzung.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Sa., 08.12.2018, 23:23

Ich finde es sehr interessant wie unterschiedlich das ist. Sowohl auf Seiten der Therapeuten (was sie anbieten) als auch seitens der Patienten wie man diese Angebote empfindet.
Meine persönliche Meinung ist, dass es dass es keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Abgrenzung und Erreichbarkeit gibt und dass es vermessen ist, zu behaupten, dass Therapeuten, die Kontakte außerhalb der Therapiezeit erlauben, sich (deshalb) nicht abgrenzen (meine Therapeutin kann sich sehr für abgrenzen würde ich behaupten, sie bietet Erreichbarkeit an)
Je nach Therapie(Form) finde ich sogar dass es etwas mit Verantwortung zu tun hat, auch außerhalb der Stunden kontaktiert werden zu dürfen.
Im Rahmen der Therapie kann immer mal etwas passieren, womit man als Patient schlecht klar kommt. Sitzungen können nachwirken und erst später zum Problem werden. Da ist es doch wichtig, die beteiligte Person kontaktieren zu dürfen.

Also ich habe tatsächlich die Handynummer meiner Therapeutin.
Und ich darf mich tatsächlich jederzeit melden. Sogar am Wochenende, glaube ich. Entnehme ich zumindest ihrer gestrigen Aussage, nachdem unser Zusatz-Termin (abends) nicht stattfinden konnte da sie im Stau stand, dass ich ja wisse, ich könne sie anrufen.
Ob sie dann „immer“ erreichbar ist, ist eine andere Frage. Aber ich darf anrufen oder schreiben (dann aber unverfänglich sodass daraus nicht zu schließen ist, dass wir eine therapeutische Beziehung haben weil ja „mitgelesen“ werden kann). Am liebsten ist ihr anrufen und wenn sie nicht ran geht auf die Mailbox sprechen (sie hat seit kurzem Sorge wegen des möglichen Mitlesens, da sie erfahren hat, dass man als Therapeut verantwortlich ist für die Inhalte die geschrieben werden), sie ruft dann zurück wenn es für sie passt.
Und ich finde auch: sie kann ja entscheiden, ob sie „sich gerade stören lassen will“. Ob es Not tut, schnell zurückzurufen. Oder es noch etwas Zeit hat. Sie muss nicht ran gehen wenn sie meine Nummer sieht.
Sie hat vermutlich nicht die Erfahrung gemacht, ständig von ihren Patienten kontaktiert zu werden.
Sie betont es oft, dass ich sie anrufen kann. Mich nicht scheuen brauche.
Ich bin halt auch so‘n Mensch, bloß nicht bedürftig zeigen. Nicht nach Hilfe fragen.
Vielleicht deshalb. Vielleicht bietet sie es nicht allen Patienten in der Form an?
Ich hab ihr Angebot dann irgendwann angenommen und sie 5 mal kontaktiert seit Juli. Immer nur kurz.
Einmal, nach einer („doofen“) Stunde hab ich es aber tatsächlich „überreizt“ also nicht mit der Intensität sondern mit dem Inhalt. Da hat sie mich klar in meine Schranken verwiesen. Soviel zur Abgrenzung.

Klar finde ich es auch komisch wenn sie ihre Freizeit dafür opfert. Deswegen habe ich es auch zunächst nicht annehmen können. Aber das ist ihre Entscheidung! Ist ja auch nicht so, dass man dann ne halbe Stunde redet und therapiert wird. Wenn‘s das braucht, macht man nen zusätzlichen Termin aus.
Werden die Therapeuten nicht pro Stunde bezahlt. Sitzung hat aber nur 50 Minuten, also 10 min Doku-Zeit etc. Vielleicht brauchen sie die nicht immer voll? Sodass die Erreichbarkeit da mit rein zählt in diese 10 min.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare


mio
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Beitrag Sa., 08.12.2018, 23:38

Philosophia hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 23:19 außer sie würde sagen "im Notfall"
Na ja, dass ich ihr nicht aus "reiner Langeweile" oder zum "plaudern" maile ist für mich sowieso klar. Wenn dann "muss schon was sein" (was mich zu stark umtreibt als das ich allein damit gut klar komme). Sie ist ja nicht dazu da um mich zu "bespassen" oder so. Und ich glaube auch nicht, dass sie es besonders "spassig" findet meine meist recht kryptischen mails zu lesen oder sich tonnenweise You-Tube Videos anzutun (macht sie glaube ich eh nicht wirklich, dass sie sich das alles anschaut). Es also "ihrer Bespassung" dienen soll.

So gesehen seh ich das eh als "Notfall"-Angebot, nur dass "Notfall" für mich nicht bedeutet: "Wenn ich Ihnen jetzt nicht schreiben kann - oder Sie mir nicht antworten - dann springe ich von der nächsten Brücke..." DAS fände ich dann zB. ziemlich schlimm, da würde ich mich eher selbst einweisen bevor ich sowas machen würde. Für mich bedeutet "Notfall" einfach, dass da was im Inneren derart "im Aufruhr" ist, dass es "irgendwohin" will. Sich also "mitteilen" will, aber nicht weiss "wohin"?

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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:03

mio hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 23:38
Philosophia hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 23:19 außer sie würde sagen "im Notfall"
So gesehen seh ich das eh als "Notfall"-Angebot, nur dass "Notfall" für mich nicht bedeutet: "Wenn ich Ihnen jetzt nicht schreiben kann - oder Sie mir nicht antworten - dann springe ich von der nächsten Brücke..." DAS fände ich dann zB. ziemlich schlimm, da würde ich mich eher selbst einweisen bevor ich sowas machen würde. Für mich bedeutet "Notfall" einfach, dass da was im Inneren derart "im Aufruhr" ist, dass es "irgendwohin" will. Sich also "mitteilen" will, aber nicht weiss "wohin"?
Ist bei mir auch so und laut Thera ist es sehr gut so. Bei meiner Geschichte und Diagnose sogar sehr wichtig. Na also, alles gut und so macht es eben Freude und tatsächlich schäme ich mich nicht mehr für meine Gefühlsausbrüche. Ich bin halt noch krank und ich darf mit mir liebevoll umgehen und all das akzeptieren was ich brauche.
Wünsche Dir, dass du deine Scham verlierst und voll zu Dir stehst, mit deiner Problematik.
Zuletzt geändert von Elfchen am Di., 11.12.2018, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte keine Fullquoten, siehe Netiquette, danke!


mio
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:06

wandermaus123 hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:03 Wünsche Dir, dass du deine Scham verlierst und voll zu Dir stehst, mit deiner Problematik.
Danke Dir! Mittlerweile ist das kein so großes Problem mehr, war am Anfang so, aber gerade durch die Akzeptanz die das in der Therapie erfahren hat ist es heute weitaus besser geworden. :)

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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:11

Philosophia hat geschrieben: Sa., 08.12.2018, 23:19 Ja, mio, mir persönlich wäre es suspekt - außer sie würde sagen "im Notfall". Kann ja jeder halten wie er will, für mich wäre dies eine Entgrenzung.
Selbst wenn das so objektiv eine Entgrenzung ist, ist es die Aufgabe der Thera damit und daran zu arbeiten. Um passable Grenzen zu finden, bei Patienten, die Grenzen nicht kannten, geht es über Entgrenzung zur Abgrenzung und zum Ende hoffentlich zum „eigene Grenzen“ kennen.
Und diese hat noch immer der Patient selbst zu bestimmen. Wenn gesund.

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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:13

mio hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:06
wandermaus123 hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:03 Wünsche Dir, dass du deine Scham verlierst und voll zu Dir stehst, mit deiner Problematik.
Danke Dir! Mittlerweile ist das kein so großes Problem mehr, war am Anfang so, aber gerade durch die Akzeptanz die das in der Therapie erfahren hat ist es heute weitaus besser geworden. :)
Eben. Zum Anfang noch Scham und dann irgendwann Akzeptanz sich selber. Das ist der Weg zur Gesundung.:)


mio
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:14

Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht was "Entgrenzung" überhaupt meint in dem Zusammenhang?

"Entgrenzt" der Therapeut den Patienten? Sich? Geht das überhaupt, entgrenzen? Für mich nein.

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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:16

mio hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:14 Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht was "Entgrenzung" überhaupt meint in dem Zusammenhang?

"Entgrenzt" der Therapeut den Patienten? Sich? Geht das überhaupt, entgrenzen? Für mich nein.
Ich verstehe das so, dass der Patient die Grenzen des Thera überschreitet.
Das ist wenn der Patient Probleme mit der Thematik Grenzen bei sich und anderen zu erkennen, akzeptieren etc... hat.


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Beitrag So., 09.12.2018, 00:29

Hmm, Du meinst, dass dann davon ausgegangen wird, dass es keinen Grenzen gibt? So nach dem Motto: Was ich nicht klar sehen kann, das gibt es auch nicht?

Meint: Die eigenen Grenzen werden dann beim anderen gesucht? Und wenn der die nicht "klar zeigt" hat man auch keine "eigenen" oder so?

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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:34

mio hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:29 Hmm, Du meinst, dass dann davon ausgegangen wird, dass es keinen Grenzen gibt? So nach dem Motto: Was ich nicht klar sehen kann, das gibt es auch nicht?

Meint: Die eigenen Grenzen werden dann beim anderen gesucht? Und wenn der die nicht "klar zeigt" hat man auch keine "eigenen" oder so?
Ja, unter anderem auch.
Dies Grenzerfahrung ist oft mit einer Liebeserfahrung verbunden. Ohne Grenzen aufwachsen mündet zB in Ignoranz, Vernachlässigung etc... daher sucht man Grenzen.
Um sie zu finden, muss man sie erst überschreiten..
Wer Kinder hat, kennt das zu Genüge..


mio
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:46

wandermaus123 hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:34 Wer Kinder hat, kennt das zu Genüge..
Ja, in Bezug auf Kinder verstehe ich das. Die "testen" ja auch die Grenzen, die die Eltern/Erwachsenen ihnen setzen. Und überschreiten sie auch mal "weil sie das so wollen". Da kann ich mich auch noch gut an meine eigene Kindheit erinnern. Und da war es schon auch "einfacher" zu wissen wo die Grenze ist (weil man sich dann drauf einstellen konnte, dass wenn man sie überschreitet "Strafe" folgt), was weitaus schwieriger war, war wenn unklar war, warum da plötzlich "Strafe" erfolgt, obwohl es vorher keine klare "Regel" gab.

So gesehen kann ich das dann wohl schon verstehen.

Ich verstehe das aber in Bezug auf mich (als Individuum) einfach anders, also da sehe ich mehr meine "persönlichen" Grenzen, als die der "Anderen". Und was das angeht, kann mich ein Therapeut ja nicht "entgrenzen"? Also zumindest nicht gegen meinen Willen. Und ich auch ihn nicht.

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wandermaus123
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Beitrag So., 09.12.2018, 00:51

mio hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:46
wandermaus123 hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:34 Wer Kinder hat, kennt das zu Genüge..

Ich verstehe das aber in Bezug auf mich (als Individuum) einfach anders, also da sehe ich mehr meine "persönlichen" Grenzen, als die der "Anderen". Und was das angeht, kann mich ein Therapeut ja nicht "entgrenzen"? Also zumindest nicht gegen meinen Willen. Und ich auch ihn nicht.
Das ist gesund so, wenn du deine persönlichen Grenzen siehst. Die der anderen gelten gegebenfalls zu beachten, wenn sie formuliert sind.
Gegebrnfalls, weil du deine Grenzen selbst dann ziehst. Objektivität ist da unbedeutend für dich.
Alles gut Mio; bleib auf deinem Weg.
Zuletzt geändert von Elfchen am Di., 11.12.2018, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte keine Fullquoten, siehe Netiquette, danke!


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Beitrag So., 09.12.2018, 00:58

wandermaus123 hat geschrieben: So., 09.12.2018, 00:51 Objektivität ist da unbedeutend für dich.
???

Mir bedeutet Objektivität - so wie ich sie verstehe - sogar sehr viel.

Magst Du erklären, was Du damit meinst? Für mich ist das widersprüchlich...

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