konstruktiver Umgang mit Übertragungsliebe

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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DieBeste
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Beitrag Mi., 01.04.2020, 19:33

Das hört sich schlimm an, aber immerhin hat sie dir gesagt du solltest zu ihr kommen. Meine hat nur gesagt, ist ihre Entscheidung und wenn sie mir nicht versichern können dass sie sich nicht umbringen, ruf ich die Polizei.

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Joggerin
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Beitrag Mi., 01.04.2020, 20:33

Die Reaktion deiner therapeutin muss sehr verletzend gewesen sein. Ich hoffe, du kannst in der Zukunft bessere erfahrungen machen.

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Arakakadu
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Beitrag Mi., 01.04.2020, 20:47

Boah so eine blöde Kuh echt!

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DieBeste
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Beitrag Do., 02.04.2020, 08:24

Danke ihr beiden.
Es war in sofern recht schlimm für mich weil ich vorher eigentlich dachte, dass wir uns trotzdem recht gut verstehen und sie mich gut einschätzen kann. Aber der Abschluss war ein Schlag ins Gesicht. Ach weiß ja auch nicht was ich erwartet habe. Hätte sie es so wie bei dir gemacht, und gesagt ich soll doch noch mal kommen, das hätte ich sicher gemacht. Es wirkte so als ob sie froh war dass ich das von mir aus beendet habe, weil sie selber gemerkt hat, dass sie alles überfordert.

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Joggerin
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 13:26

Ich glaube nicht, dass deine therapeutin froh war, dass du die Therapie beendet hast. Sie musste ja feststellen, dass sie Fehler gemacht hat, die sie vielleicht nicht hätte machen dürfen. Ich hoffe, unsere therapeutinnen haben sich nach dem Scheitern der Therapien in supervision begeben und sich selbst reflektiert. Ich bin sehr froh, hier in diesem forum von anderen zu lesen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Dadurch fühle ich mich nicht mehr so allein damit. Danke jedenfalls für eure Beiträge.

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Elena_98
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Beitrag Fr., 03.04.2020, 21:16

Hallo,

ich würde auch mal hier über meine Erfahrung mit der Übertragungsliebe und dessen Umgang damit berichten, da ich mich im Moment intensiv damit beschäftige und mal wieder in einer Mutterübertragung stecke. Ich glaube, das hinter dieser Liebe noch viel mehr steckt. Ich habe mich mit dieser Liebe auseinandergesetzt und mal beobachtet, welche Gefühle noch da sind und welche Wünsche an die Therapeutin aufkommen und dabei ist mir ganz viel klar geworden.

Nämlich das ich den Wunsch nach mütterlicher Liebe auf meine Therapeutin übertrage. Diese Liebe, die ich niemals von meiner Mutter bekommen habe, weil sie selbst emotional nie verfügbar war (sie war schwer depressiv). Und dann ist da auch dieser riesige Schmerz darüber, dass ich diese Liebe nie bekommen habe, die ich als Kind so sehr gebraucht hätte. Und diese auch nie bekommen werde, da ich ja jetzt Erwachsen bin und das nicht mehr nachholen kann. Das ganze fühlt sich natürlich wie ein riesiges Loch an und man möchte diesen Schmerz erst einmal nicht wahrhaben, weil man denkt man hält ihn nicht aus und weil man Angst davor hat. Und man ist vielleicht auch wütend darüber, das dieser Schmerz da ist und man diese Liebe nicht ausleben kann. Das ist auch ok, aber die Wut muss auch da sein dürfen und rausgelassen werden.

Erst dann ist man auch bereit sich diesen Schmerz zu stellen und hinsehen. Denn der Therapeut ist nicht dazu da dieses Loch zu füllen und er wird auch nicht auf diesen kindlichen Wunsch eingehen und uns diese Liebe geben, in welcher Form wir auch immer sie uns von ihm erhoffen. So würden wir nur in eine Abhängigkeit geraten, weil wir immer versuchen diese Liebe im Außen zu suchen. Deshalb ist es wichtig zu lernen, sich selbst zu lieben und zu sehen wie man sich selbst eine gute Mutter sein kann. Ich habe auch gemerkt, das bestimmte Bedürfnisse da sind, nämlich unter anderem das Bedürfnis nach Trost. Dieses Bedürfnis übertrage ich auch indem bei mir immer wieder der Wunsch aufkommt, das die Therapeutin mich im Arm hält und mich tröstet, weil ich so traurig bin und es so wehtut, dass ich diese mütterliche Liebe nie bekommen habe.

Aber statt weiter in der Fantasie mir vorzustellen, das ich Trost bei der Therapeutin suche, versuche ich mir zu überlegen, wie ich mir selbst größtenteils bzw außerhalb der Therapie im wahren Leben diesen Trost geben kann. Z.b. indem ich auch mit Freundinnen über diesen Schmerz rede. Mir erlaube zu weinen, meine Trauer künstlerisch Ausdrücke, indem ich meine Gefühle aufschreibe und ihnen auch außerhalb der Therapie einen Raum gebe und mich in eine Decke einkuschle und einen schönen Film ansehe. Oder einer Selbsthilfegruppe anschließe oder zur kirchlichen Seelsorge gehe und Gespräche suche. Also quasi alles tue für mich was mir hilft mich zu trösten und Trost zu finden, unabhängig vom Therapeuten.

Dann ist da aber auch noch das Bedürfnis nach Kontakt, das man etwas Schönes unternimmt, gute Gespräche führt, zusammen lacht. Das alles versuche ich bei Freundinnen zu finden, denn das Bedürfnis nach Kontakt ist ja auch ein Bedürfnis das man als Erwachsener hat. Ich denke das im allgemeinen gesagt hinter dieser Übertragungsliebe immer der Hinweis auch steckt, welche Bedürfnisse früher unerfüllt waren und vielleicht auch im heutigen Leben unerfüllt sind.

Der Therapeut ist quasi nur die Projektionsfläche für unsere Wünsche und Bedürfnisse, man muss nur überlegen, sind das kindliche Bedürfnisse oder die Bedürfnisse der Erwachsenen im Heute. Wenn es eher kindliche Bedürfnisse sind, kann man sich auch mal mit der inneren Kind Arbeit auseinandersetzen oder in die Richtung Imagination nach Luise Reddemann gehen.

So viel zu meiner Theorie. Ob das tatsächlich so bei jedem ist, weiß ich nicht, aber so hab ich es für mich aufgedröselt.
Zuletzt geändert von Tristezza am Sa., 04.04.2020, 07:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absätze zur besseren Lesbarkeit eingefügt.
Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet.......

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 12:49

liebe elena! das ist ein sehr schöner text den du da geschrieben hast! ich gebe dir recht. aber nicht ganz! es kommt auf die therapieform an!
also in der tiefenpsychologie bzw psychoanalyse arbeitet man genau mit diesen übertragungen! welche form von therapie machst du denn?
ich spüre erst jetzt nach MONATEN eine tiefe verbundenheit zum therapeuten.
ich bin nach einem jahr in die abhängigkeit geraten. mir wurde gesagt dass das GUT ist und NORMAL Ist und eine große chance! denn es ist richtig, dass therapeuten dieses loch nicht ausfüllen können. aber so wie bei mir (analytische PT) ist er genau jetzt mehr für mich da, 2h statt eine pro woche. wir gehen immer tiefer und tiefer. ich werde immer trauriger und es kommt ganz viel schmerz hoch. und mir wird gesagt: es wird wieder besser werden. egal wann ich mich melde oder mal eine lange mail schreibe! es wird immer wieeder darauf hingewiesen, dass es ok ist dass ich mich melde und dass ich schreibe! bzw es ist ok so wie ich bin..
die grenze ist natürlich trotzdem ganz klar und spürbar. aber er ist mein therapeut und für mich da wenn ich ihn brauche. und die beziehung ist echt, wenn auch nur temporär! aber in dieser zeit wo ich dort bin lerne ich, dass man vertrauen kann, dass ich mich auf jemanden verlassen kann, dass jemand da ist wenn ich es brauche und das ich ok bin so wie ich bin!
aber wie gesagt, dieses verfahren kann auch jahre dauern!
verhaltenstherapie und syst familientherapie ist gaaanz was anderes :)

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 13:59

ja, Verhaltenstherapie ist ganz was anderes, aber auch Verhaltenstherapeuten bauen sehr bewusst und intensiv eine Beziehung auf. Das ist heute Standard, die wissen auch dass keine Methode ohne Beziehung wirkt.

Und das nennen die dann zwar nicht Übertragung etc., aber gemeint ist so ziemlich das Gleiche

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DieBeste
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 14:00

Sie bauen es erst bewusst auf und dann wundern sie sich wenn man daran verzweifelt

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 15:21

Ja aber es wird nicht damit gearbeitet! Eine Beziehung aufbauen musst du natürlich zur VerhaltenstherapeutIn aber es wird nicht näher darauf eingegangen das sind 2 paar Schuhe und scheinbar können viele VT nicht damit umgehen zb übertragungsliebe

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 17:47

DieBeste hat geschrieben: Sa., 04.04.2020, 14:00 Sie bauen es erst bewusst auf und dann wundern sie sich wenn man daran verzweifelt
in deiner Therapie ist extrem viel schief gegangen, ich bin dennoch dagegen das zu verallgemeinern.
So ist es nämlich nicht

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 17:49

Marlena hat geschrieben: Sa., 04.04.2020, 15:21 Ja aber es wird nicht damit gearbeitet! Eine Beziehung aufbauen musst du natürlich zur VerhaltenstherapeutIn
also meiner Erfahrung nach wird schon damit gearbeitet, es wird nur nicht Übertragungsliebe genannt
Ich kenn ja nun wirklich beides und kann vergleichen, es hängt auch stark vom Therapeuten ab, aber so prinzipiell gefällt mir grade die Art meiner Verhaltenstherapeutin besser

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Elena_98
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 18:25

@ Marlena: ich habe vor zwei Jahren vier Jahre lang eine tiefenpsychologische Therapie gemacht und bin in eine richtig heftige Mutterübertragung reingerutscht. Als ich der Therapeutin damals gesagt habe, das ich mütterliche Gefühle für sie habe und gleichzeitig dabei aber auch einen riesigen Schmerz in mir habe, hat sie sich total darüber gefreut und gemeint das sie auch Tochtergefühle für mich hat und dass das doch etwas schönes ist. Die schmerzlichen Gefühle hat sie gar nicht beachtet. Ich fand das damals schon sehr komisch. Weiter kam nichts von ihr. Als ich drei weitere Male versucht habe, das Thema anzusprechen und sagte mich belastet es und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und dass mich diese Gefühle so sehr runterziehen, dass ich Selbstmordgedanken habe, kam gar nichts weiter von ihr. Sie meinte nur, das ich trauern muss. Punkt. Sie hat mich weder aufgeklärt, dass das eine Übertragung ist, dass ich mich mit diesen Gefühlen auseinandersetzen muss und es dadurch besser wird. Stattdessen hat sie mich weiter in die Abhängigkeit rutschen lassen indem sie mir Umarmungen zum Abschied am Ende der Stunde angeboten hat, weil es mir so schlecht ging, statt mit mir mal weiter diese Gefühle anzusehen oder mit mir zu sehen, wie ich damit umgehen kann. Ich bin aus dem ganzen erst wieder rausgekommen, als das Stundenkontingent aufgebraucht war, so konnte ich mich von ihr lösen. Danach habe ich mir viel Theorie angelesen, um zu verstehen was eigentlich in der Therapie passiert ist. Und um wieder Macht über mich selbst und meine Therapie zu bekommen.
Seit drei Monaten ca. habe ich diesmal jetzt eine Verhaltenstherapie angefangen, weil ich so etwas wie in der letzten Therapie nicht noch einmal gebrauchen kann. Ich muss wissen, wie ich damit umgehen kann und ich möchte auch keine Abhängigkeit von irgendeinen Therapeuten, denn das war ich in der letzten Therapie und es hat mir null gut getan. Ich möchte mich lieber auf meine Beziehungen im privaten Leben konzentrieren und zusehen, wie ich diese intensiver Leben kann. Ich freue mich sehr für dich Marilena, dass Du eine bessere Erfahrung wie ich mit dem ganzen Thema machst. Genieße die Zeit in der Therapie und ich wünsche dir ganz viel Kraft dafür. Verliere dabei aber nicht deine privaten Beziehungen aus den Augen, denn diese sind viel wichtiger, da sie dir bleiben, auch noch nach der Therapie.


@chrysokoll: Wie wird das denn in der Verhaltenstherapie genannt, wenn man nicht von Übertragung spricht?


Im Allgemeinen muss ich sagen, dass man schon Glück haben muss, wenn man an einen Therapeuten gerät, der sich mit Übertragungen auskennt. Das, was ich hier so im Forum rausgelesen habe, ist das viele Therapeuten keine Ahnung darüber haben. Und das macht mich echt wütend, weil es wirklich ein wichtiges Thema ist. Es sind so viele hier, die mit dieser Thematik alleine gelassen und nicht ernst genommen werden und verzweifelt sind und einfach abgewiesen werden. Dabei ist die Lösung so einfach. Einfach ein bisschen aufklären, wie eine Therapie funktioniert und dass es zu Übertragungen kommen kann und man das ansprechen sollte. Und zwar noch zu Beginn der Therapie. Und denjenigen dann nicht mit den Gefühlen einfach alleine lassen, sondern diese Gefühle mal anschauen. Was für Wünsche, Bedürfnisse, Fantasien, woher das kommt und mit was das zusammenhängt. Und wie man damit zukünftig umgehen kann.
Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet.......

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 18:35

Das klingt sehr schräg mit den Umarmungen ehrlich gesagt.... Ich finde das geht nicht aber naja. Also ich finde dad nicht sehr professionell, scheinbar hatte sie ihre gegenübertragung nicht im Griff!
Meiner hat mich am Anfang kurz aufgeklärt, aber hat auch nicht gesagt "hey du wirst vl abhängig" ich denke dass es vorwiegend menschen sind, die keine gute Abhängigkeit erfahren haben! Und genau darum geht's! Gute Abhängigkeit erfahren können und dann gut auflösen! Habt ihr das scheinbar nicht gut aufgelöst das ist sehr traurig.... Wobei ich sagen muss ich habe keine Ahnung wie das sein wird bei uns!

4 Jahre warst du dort? Wow.... Wieviele Stunden hast du da bekommen?

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_Leo_
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Beitrag Sa., 04.04.2020, 19:29

In der VT gibt es natürlich genauso Übertragung und wird auch genauso benannt aber die VT-Therapeuten arbeiten nicht so gerne damit.

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