Hallo shichan,
schön, wieder von dir zu lesen!
Mir sprang natürlich beim Lesen gerade auch gleich dieses "Mutter (und Vater) ehren" an, ist ja auch bei mir seit eh und je Thema.
Ich habs für mich recht pragmatisch gelöst : Was heißt denn "ehren" eigentlich? Was bedeutet dieses Wort für mich?
Und für mich ist klar, es bedeutet nicht, dass ich sie "lieben" muss oder ihr erlauben muss, mir mein Leben zu stehlen oder mich mit ihr selbst "fremd zu besetzen" und mich damit zu zerstören und zu quälen.
Ich "ehre" sie, indem ich versuche, ihr nicht mit barer Münze heimzuzahlen, wozu ich zwar ein "Recht" hätte, aber so will ich einfach vor mir selber nicht sein.
Ich "ehre" sie, indem ich nicht jedem x-beliebigen Verwandten, mit dem ich über sie rede, ihre Gemeinheiten und ihre Straftaten aufdränge und sie versuche, schlecht zu machen, damit die auch mal erkennen können, dass nicht ich die "Täterin" bin, sondern sie schon selbst dafür gesorgt hat, dass ich die Flucht ergriffen und den Kontakt abgebrochen habe.
Ich "ehre" sie aber auch damit, dass ich ihr ihren Missbrauch und ihre Übergriffe
nicht mehr erlaube, denn damit sorge ich ja auch (ganz kleines "Auch", aber immerhin eins, dass es auch gibt) dafür, dass sie nicht einfach weiter und weiter und weiter selber schuldig an mir wird. Auch wenn das einzig und allein ihre eigene Aufgabe wäre.
Außerdem bin ich strikt der Meinung, dass wirklich niemand mir von außen was in Richtung "vergeben und ehren" etc. aufzwingen oder es von mir erwarten darf. Das ist Sache zwischen mir als Opfer ihrer Straftaten und ihr als Täterin, egal welche Gründe und Entschuldigungen sie anführen können mag.
Ich habe auch jeden härteren Schritt vorher ausgiebig überdacht, ob ich da mal was bereuen werde oder nicht etc.
Und ja, das kann durchaus passieren, dass man irgendwann dasteht und einen Schritt oder eine Entscheidung bereut.
Ich finde das "lebensnormal", dass einem sowas immer mal wieder passiert, in allen Lebensbereichen. Also "darf" es mir auch in Bezug auf meine Mutter passieren.
Es sollte ja eigentlich grade den Eltern gegenüber dann
umso einfacher sein mit eigenen Fehlern. Eine Mutter, die sich auch als Mutter aufführt, vergibt doch mit Links, lenkt ein, wendet sich dem Kind wieder zu und wischt die "Vergehen" vom Tisch, auch wenn sie vom Kind enttäuscht oder verletzt etc. wurde.
So jedenfalls stelle
ich mir eine "echte" Mutter vor.
Ich habe mir vorweg immer überlegt, welche von beiden Möglichkeiten werde ich selber in Zukunft besser bewältigt bekommen: Alles so zu belassen, wie es ist und mit der Ausbeutung meiner selbst zurechtzukommen? Oder eines Tages mal unwiderruflich zu bereuen, dass ich dies oder das versäumt oder getan habe?
Und meist war es Letzteres, denn mir selbst zu vergeben, für mich selbst Verständnis zu haben, das habe ich mühsam in der Therapie gelernt und dann will es ja auch angewendet werden.
Allgemein gesagt : Man darf auch als "böses Kind" Fehler machen wie jeder andere Mensch auch.
Über-Menschliches fordert da nur die Mutter von einem, wenn sie so einen Erwartungsdruck macht.
Mit Dankbarkeit hat das übrigens bei mir wenig zu tun. Ich hab erst dann das Bedürfnis, jemanden zu ehren, wenn derjenige wer ganz Besonderes für mich ist, eine hohe Bedeutung für mich und mein Leben hat. Derjenige muss dann aber auch gar nichts getan haben, wofür ich dankbar bin.
Und ja, da fallen Mutter und Vater an sich automatisch drunter, denn die ersten Jahre ist man ja komplett auf die Eltern angewiesen und ohne sie wäre man dem Tod ausgeliefert. Von daher
haben sie diese hohe Bedeutung für mich als Kind.
Forderungen kann man da aber meiner Ansicht nach keine ableiten davon.