Austausch mit chronisch Suizidalen

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.

Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2235

Beitrag So., 31.01.2016, 15:08

@ ziegenkind: Das ist die Antwort auf die Frage, was passieren würde, wenn die ans Leben fesselnde Kette (Kind) plötzlich zerschlagen werden würde und außer dem eigenen Selbst nichts mehr übrig wäre:
Draußen hat geschrieben: Dann werde ich sterben und gleichzeitig eine lebendige Hülle hinterlassen. Dann wäre es wohl auch zu spät mich zu töten.

Werbung


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3673

Beitrag So., 31.01.2016, 15:18

widow, meinst du das ernsthaft? du weißt doch, wie das, wie "man" ist, wenn derjenige stirbt, den man liebt. daraus kann man doch nicht retrospektiv schießen, die liebe haben nur der abwehr von leer-sein gedient. was macht dich grad so hart?

ich fand es schon krass, dass du in fast schon rabulistischer art den tod des kindes in aussicht stellen musstest, um ein argument zu machen. aber dies jetzt nimmt mir den atem. ich bin hier weg. ich will nicht wüten, nicht gegen dich.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2235

Beitrag So., 31.01.2016, 15:26

Mir nahm den Atem, dass eine Mutter so offen bekennt, ohne das Kind eine "lebendige Hülle" (immerhin nicht leer, sondern lebendig!) zu sein.
Eine solche Haltung von Eltern erscheint mir sehr weit verbreitet, doch selten wird sie so offen eingestanden (und selten ist sie wohl auch nur ansatzweise bewusst).

Übrigens: Ich habe den Liebsten wenigstens nicht gezeugt und in die Welt gesetzt. Er war schon da.

Und wo ich "den tod des kindes in aussicht stellen musste[...], um ein argument zu machen", darüber hätte ich gern einen Beleg von Dir. (Ich schrieb von "Verlassen" meiner Mutter; etwas, mit dem die nie gerechnet hätte, obwohl sogar sie am Ende nicht mehr verleugnen konnte, wie gestört unser Verhältnis war. Gestorben bin ich bekanntlich leider noch nicht.)
Aber da Du hier nun weg bist, ist das eh sinnlos (und OT ohnehin).
Zuletzt geändert von Widow am So., 31.01.2016, 15:33, insgesamt 3-mal geändert.

Benutzeravatar

Draußen
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 36
Beiträge: 243

Beitrag So., 31.01.2016, 15:27

Aus dem Sand heraus:

Meine Mutter hat ein gestorbenes Kind. Das hat sie zertrümmert und als leere Hülle zurück gelassen. So etwas kann einer Mutter passieren.

Dass ich meine Mutter vor Jahren verlassen habe, so wie Weh ihre (sogar zum gleichen Zeitpunkt ) ist etwas anderes. Das löscht niemanden aus.

Das eigene Handeln reflektieren das Ich vom Du unterscheiden. Das das nicht von alleine geht oder keine Mühe macht, ist hoffentlich klar.

Werbung


ziegenkind
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3673

Beitrag So., 31.01.2016, 15:33

mein fehler, hab ich was verwechselt, widow, sorry.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

Benutzeravatar

Draußen
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 36
Beiträge: 243

Beitrag So., 31.01.2016, 15:47

Der eigentliche Irrtum liegt darin zu glauben das Kind sei in irgendeiner Form verantwortlich oder würde verantwortlich gemacht

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag So., 31.01.2016, 15:54

Der Mechanismus ist so verschieden nicht. Du kettest dich mit ihm ans Leben an und sogar teilweise an das Forum und an die Therapie. Und das, wo er schon tot ist.
Dass du zu lange nachgedacht hast, dass es nicht mehr dazu kam, bedeutet gerade, es nicht rational gelöst zu haben. Es war dann zu spät.

Woher weißt du, dass sie "verschwunden" wären? Ich halte die Annahme für irrsinnig, dass ein Kind diese Gedanken zum Verschwinden bringen könnte.

Naja. Zweierlei Maß. Kenne ich schon, brauche ich nicht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2235

Beitrag So., 31.01.2016, 16:04

@ bw:
Sie waren verschwunden. 13 Jahre lang.
Und ich schrieb nicht, dass ein Kind sie bei mir zum Verschwinden hätte bringen können; sie wären vermutlich einfach weiterhin weg gewesen, so wie sie 13 Jahre lang weg waren.

Vor die endgültige Entscheidung setzte sich der Krebs und zerfraß auch das.
Dass ich mit Krebs kein Kind wollte, war eine in dieser Situation zu treffende Entscheidung, die ich aus rein rationalen Gründen traf (ich finde es bis heute interessant und gespenstisch, dass ich damals - in dieser Situation: nach fünf Wochen der wiederholten Auslöschung da im Krankenhaus - offenbar tatsächlich empfangen habe; das finde ich noch viel gespenstischer als die ein Jahr später unvermittelt eingetretene Menopause.)

Was Du mit meiner Ketterei meinst, verstehe ich nicht, aber ich muss auch nicht alles verstehen.
Ich kette mich noch ans Leben unter anderem, weil ich mir noch etwas vorgenommen habe, das seinem Tod wenigstens einen winzigkleinen "Sinn" abringen soll. Das finde ich selbst total bescheuert, aber es lässt sich nicht leugnen.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4551

Beitrag So., 31.01.2016, 18:45

@ziegenkind
Ich habe Draußen gefragt was passieren würde wenn es keine Kette mehr gibt, nicht Widow.

Chronisch Suizidal, oder überhaupt mit psychischer Erkrankung, ein Kind in die Welt zu setzen ist ein Thema für sich.
After all this time ? Always.


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2235

Beitrag Mo., 01.02.2016, 00:28

Jetzt kommt ein Regenzauber.

Gegen den neuerlichen Versuch, diesen Thread hier zu ersticken. Kommt ganz viel Regen. Und wäscht all dieses Elterndings weg. (Das vorhin sogar mich nochmals ausgetrocknet hat bis zur dörrigen Wahrheit, die ich nie, nie hätte sagen dürfen, schon gar nicht hier.)

Hier ist Platz für chronisch Suizidale.
Hier ist kein Platz für ehemals chronisch Suizidale. Und auch keiner für niemals chronisch Suizidale. Und auch keiner für Menschen, die Kinder bekommen haben und nu bissi suizidal sind (mehr suizidal darf man mit Kind gerechterweise nicht sein).

Wann wird endlich respektiert, für wen dieser Raum hier ist !
Warum müssen sich Menschen hier reinpressen, die schon andernorts so viel Raum haben !
Und das sind keine Fragen. Das sind noch nichtmal Sätze, auf die irgendeine Antwort gegeben werden soll. Das ist einfach die Bitte, uns SEIN zu lassen.

Und das ist ein Regenzauber.

Benutzeravatar

Kathlea
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 27
Beiträge: 49

Beitrag Mo., 01.02.2016, 00:43

Ich platze jetzt einfach mal in dieses hochsensible Thema rein. Seit 10 Jahren kommen bei mir auch immer wieder in größeren Abständen Suizidgedanken. Allerdings möchte ich diese nicht und erst recht möchte ich mich nicht umbringen. Das Problem ist, dass es eine Seite in mir gibt, die ich nicht kontrollieren kann und mich depersonalisiert. Als ich vor wenigen Monaten die Erfahrung machen musste, das die Suizidgedanken immer präziser wurden und die Gleichgültigkeit immer mehr Besitz von mir ergriffen hat - in einem Ausmaß wie noch nie zuvor - hat mir das doch sehr starke Angst gemacht und ich habe mir endlich eine Therapie erlaubt. Leider hat mir meine Therapeutin sehr deutlich gemacht, dass Suizidalität überhaupt nicht geht und mich das in die Klinik bringt (da möchte ich aber niemals hin müssen) und auch, dass dort ihre Grenze liegt und sie nicht mit Menschen zusammenarbeiten kann, wo sie jedes Mal Angst haben muss, wenn derjenige 5 min zu spät zur Sitzung kommt, dass dieser sich was angetan hat. Ich kann sie da völlig verstehen aber trotzdem würde ich gerne über diese Gedanken - wenn sie länger wieder vorhanden sind - sprechen wollen. Gerade weil ich sie eher als fremdbestimmt und aufgezwungen empfinde. Ich weiß, dass diese Gedanken von mir kommen und mir keiner diesen Gedanken plötzlich rezidiv einpflanzt - aber genau so fühlt es sich für mich an. Aus Angst davor, dass meine Therapeutin die Therapie abbricht, versuche ich das Thema so gut es geht zu meiden.

Meistens verschwinden die Gedanken zum Glück so schnell wieder wie sie gekommen sind. Halten sie länger an, dann versuche ich so gut es geht mich abzulenken, durch Arbeit, Freunde treffen und Sport. Je weniger ich Zeit dazu habe die Suizidgedanken wahrzunehmen bzw. ihnen Aufmerksamkeit zu spenden, desto eher verblassen sie auch wieder.

Ich habe die meisten Beiträge überflogen und finde es erschreckend, dass die Äußerung gefallen ist, dass einem die Leute, die man in seinen Suizid mit reinziehen würde egal sind. Jeder hat das Recht sich umzubringen aber er hat deswegen nicht das Recht andere damit zu traumatisierten!


Thread-EröffnerIn
Widow
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2235

Beitrag Mo., 01.02.2016, 02:24

Kathlea hat geschrieben:Ich platze jetzt einfach mal in dieses hochsensible Thema rein.
[...]
Ich habe die meisten Beiträge überflogen und finde es erschreckend, dass
Ich finde es bedauerlich, dass Du hier auf blanker Überfliegensbasis reinplatzt. Aber vielleicht haben andere hier Dir mehr und womöglich besseres zu sagen als ich.

Ach, und zu Deinem Problem fällt mir nur dies ein: Da Du Deine Suizidalität offenbar als etwas Dir völlig fremdes erlebst, das Dich quält und Dir Angst macht etc., besteht kein Grund zur Sorge. Ganz im Gegenteil: Alles ist völlig in Butter.
Die pöse, pöse Suizidalität ist außerhalb von Dir. Du musst nur drauf achtgeben, dass sie das auch hübsch bleibt.
Und dass sie nicht zur Gewohnheit wird, gell!

Benutzeravatar

Kathlea
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 27
Beiträge: 49

Beitrag Mo., 01.02.2016, 03:32

Und ich finde es unangebracht und unsensibel von dir, meine Gedanken als lächerlich und belanglos abzutun. Ich habe dich und deine Gedanken doch auch nicht angeriffen. Werde mich aus dem Thema wieder zurückzuziehen, da ich anscheinend nicht legitimiert genug bin in deinen Augen an dem Thema teilzunehmen und ich habe keine Lust auf weitere abwertende Kommentare von dir. Schade, dass du dich und deine Suizidalität so hyperdramatisierst und dich dabei wichtiger nimmst als andere.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag Mo., 01.02.2016, 10:05

@ Kathlea: Kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Ein Bisschen Pfeffer im Thread schadet nicht, auch wenn man ihn selbst gereicht bekommt.

Weißt du, viele Differenzen werden gemacht, um sich irgendwie besonders zu fühlen. Niemand ist wirklich scharf darauf, sich zu töten. Hier hat niemand geäußert, so lange wie möglich das wunderbare Gefühl genießen zu wollen, dass man vom Zug zermalmt wird. Zum Ruhefinden im Tod fällt mir folgendes Zitat aus dem Buch "Unendlicher Spaß" von David F. Wallace ein:
Der sogenannte psychotisch Depressive, der an Suizid denkt, tut dies nicht aus Zitat >Hofnungslosigkeit< oder der abstrakten Überlegung heraus, dass sich Soll und Haben des Lebens nicht ausgleichen. Und schon gar nicht, weil der Tod plötzlich reizvoll erscheint. Die Frau, in der Seine unsichtbare Höllenqual ein bestimmtes unerträgliches Niveau erreicht, bringt sich aus demselben Grund um, aus dem ein eingeschlossener Mensch am Ende aus dem Fenster eines brennenden Wolkenkratzers springt. Keine voreiligen Schlüsse über Menschen, die aus den Fenstern brennender Hochhäuser springen. Ihre Angst vor dem Sturz aus großer Höhe ist noch genauso groß, wie sie es für Sie oder mich wäre, wenn wir am selben Fenster stünden, um die Aussicht zu genießen; die Angst vor dem Sturz bleibt eine Konstante. Die Variable ist hier die andere Angst, die vor dem Feuer: Wenn die Flammen nah genug kommen, ist die Angst vor dem Sturz in den Tod der etwas kleinere Schrecken zweier Schrecken. Nicht der Sturz lockt an, sondern das Feuer schreckt ab. Trotzdem kann niemand unten auf dem Trottoir, der hochsieht und »Nicht!« und »Halt durch!« brüllt, den Sprung verstehen. Nicht wirklich. Man müsste selber eingeschlossen gewesen sein und die Flammen am eigenen Leib erfahren haben, um ein Entsetzen zu verstehen, das größer ist als die Angst vor dem Fall.
(Quelle: http://www.literaturforum.de/threads/54 ... lace/page2)

Das ist hier allgemein so, sonst wären viele Schreiber gar nicht mehr da. Niemand ist scharf darauf, aus dem Fenster zu springen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

Benutzeravatar

krawallbürste
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 261

Beitrag Mo., 01.02.2016, 17:52

SoundOfSilence hat geschrieben:Spielt bei euch bzw eurer Suizidalität der Gedanke eine Rolle, "ganz von vorne " anfangen zu wollen? So als ob ihr beim Poker alle Karten ablegt und neu bekommt......?
nein!!! es soll einfach nur enden!!

zumal neu gemischt und ausgegeben, noch übler aussehen kann!

vg krawallbürste

Werbung

Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag