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Do., 03.06.2021, 20:16
Hallo,
zuerst mal: tut mir leid, dass Deine (hoffentlich Ex)-Therapeutin so mit Dir umgegangen ist.
"- Ich habe sehr oft das Gefühl nicht richtig „da“ zu sein (oft über Tage!), nehme alles um mich herum verschwommen wahr, als würde nichts so richtig bei mir ankommen… Spüre mich selbst nicht mehr. Als würde ich nicht wirklich an meinem Leben teilnehmen, ob wohl ich das ja offensichtlich jeden Tag der Fall ist. Fühle mich abgetrennt von der Außenwelt."
Das kenne ich, ist bei miir aber Normalzustand. Ich trage meinen Körper konsequent spazieren. Diese Ratschläge mit " sich selber spüren"; die man allerortens liest, ich werde nie verstehen wie das geht. An meinem Leben nehme ich nur teil, wenn ich da bin, ansonsten rauscht es entweder durch (kann auch produktiv sein) oder es ist halt einfach "weg" (was Du ja nicht schilderst) oder ich sehe mir zu.
Was Du schilderst, dürfte am ehesten unter den Begriff Depersonalisation fallen.
"Hatte in den letzten Jahren schnell wechselnde Symptomatik und zahlreiche Diagnosen (ASS, PTBS, Depression, verschiedene Persönlichkeitsstörungen, Angststörung, Panikatacken, Essstörungen, Zwänge...) Teilweise war auch die Ausprägung sehr extrem. Sehr oft war es der Fall dass auch starke Symptome relativ schnell verschwunden sind - dafür irgendetwas anderes aufgetreten ist … Wirkt für mich absolut nicht kontrollierbar, als hätte ich keinen Einfluss darauf. Als wäre im Kopf in Schalter um."
Das kenne ich jetzt so wie geschildert nicht - aber wir sind ja alle Individuen, ich bin relativ stabil in meiner Problemlage. Aber Schalter um ist meine Spezialität. Führt bei mir unter anderem dazu, dass Süchte keine Chance haben (also die Normsüchte wie rauchen oder auch meine durchaus gepflegte Beruhigungsmittelsucht etc- wenn der Schalter umgelegt ist, höre ich auf, fertig. Essstörungen haben auch den Schalter, wenn er sich umlegt, kann ich versuchen was ich will, es bleibt dann so, bis ich wieder zurückspringe.)
"Habe oft das Gefühl, es sei nicht richtig was ich erzähle, als hätte es jemand anderes erlebt - habe daher in den letzten Monaten verzweifelt frühere Arztberichte angefordert etc. weil es mir so unwirklich vorakam / vorkommt - weil ich mir so unsicher war, ob ich meiner Erinnerung diesbezüglich trauen kann. Bekomme keine zusammenhängende Geschichte von meinem Leben hin. Zumindest keine, die mir selbst nicht irgendwie "falsch" vorkommt. Als wäre das alles in Einzelteilen. Irgendwie komisch - kann das das nicht besser erklären."
Kenne ich gut. Ich bin immer froh, wenn ich von aussen höre " doch, so war es". Einen stringenten roten Faden bekomme ich auch nicht hin, es ist halt Schweizer Käse, einiges zusammengestückelt aus dem was Anteile anzerren, fühlt sich dann aber auch nicht nach mir an. mMn ziemlich dissoziatives Symptom.
"- Weiß überhaupt nicht mehr, wer ich eigentlich bin oder was ich eigentlich will. Habe ständig unglaubliches Chaos im Kopf und zu vielen Themen sicherlich 4 oder 5 teilweise völlig entgegensetzliczhe Meinungen und Ansichten- (Ist das Normal / Hat das Jeder???) Weiß überhaupt nicht mehr welche Gedanken eigentlich "echt sind" / meine sind, und habe dadurch Angst, völlig den Verstand zu verlieren. .."
Kenne ich, Chaos würde ich es nicht nennen, ausser die Zeit ist gerade sehr belastend, es ist mehr ein kontanter Strom an unterschiedlichen Meinungen, Ansichten und Gefühlen, manchmal mehr, manchmal weniger, wenn es zu belastend wird, werde ich ausgeknockt.
"Habe phasenweise ....... Sorry - vielleicht ist das auch der komplett falsche Thread."
Das kenne ich jetzt wiederum nicht so sehr von mir, vor allem das erste, wobei ich es sehr wohl kenne, dass in einer heikklen Angelegenheit mir meine Gedanken entzogen werden, vermutlich ist es das Gleiche wie das was Du meinst.
Du bist hier nicht falsch. Ich würde jemanden aufsuchen, der sich mit dissoziativen Elementen auskennt und Dich dem anvertrauen. Fakt ist, dass Du nicht verrückt bist oder wirst, sondern dass es mindestens eine weitere Person auf der Welt gibt, die das von Dir geschilderte kennt und bei der die Therapeuten nicht schreiend aus dem Raum gelaufen sind, sondern gesagt haben " Sie sind nicht alleine, das haben einige".
NEVER WASTE A GOOD CRISIS.