Definitionsmacht und Psychotherapie / @EinTherapeut

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concerto
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Beitrag So., 29.09.2013, 09:54

Ich finde das gut, dass EinTherapeut sich geoutet hat. Der Blickwinkel, unter dem ich seine (ihre) Beiträge lese, ist deutlich mehr belastet mit negativen Vor-ver-urteilungen als bei solchen von "Normalusern".

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EinTherapeut
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Beitrag So., 29.09.2013, 09:58

hawi hat geschrieben: Fragt sich natürlich schon: Möchtest du andere emanzipieren (so liest sich für mich vieles) oder möchtest du dich selbst emanzipieren?
Ich verstehe meinen Beruf so, dass es meine Aufgabe ist, andere zu emanzipieren.

Und ich möchte mich auch selbst emanzipieren. Du hast gut erkannt, dass ich so gar nicht emanzipiert bin. Als Therapeut in Ausbildung im Psychiatriesystem der Schweiz fühle ich mich vielmehr der Willkür von anderen ausgesetzt. Und damit bin ich nicht alleine. Sowohl delegiert arbeitet man unter "ärztlicher Supervision", wie auch in Kliniken ist man meist Ärzten unterstellt. Die Arbeitszeugnisse schreiben Vorgesetzte und nicht die Patienten. Aber auch diese Ärzte sind den Krankenkassen unterstellt, ihrer ICD-10 oder auch DSM-IV-Logik plus Zeitgeist-Spardruck.

Für die eigene Karriere als Psychotherapeut wird man daher belohnt, wenn man sich immer schön auf die Seite der Vorgesetzten stellt. Parteiübernahme für die Qualität der Behandlung der Patienten kann zur Kränkung von Vorgesetzten führen und zu Jobverlust und schlechtem Arbeitszeugnis. Dies auf einem eher überfüllten Arbeitsmarkt und mit einer enormen finanziellen Belastung durch Ausbildungskosten (nach zig Jahren Lohnausfall wegen Hochschulstudium). Die Motivation Missstände, aus der Hoffnung irgendwann mit ersehntem Fachtitel mal aus der ganzen Scheisse rauszukommen, NICHT anzusprechen ist bei vielen Therapeuten enorm.

In der Sozialisation von Therapeuten wird man also erstmals kleingemacht. An dem Einen oder Anderen der nicht spurt wird ein Exempel statuiert.

Bei vielen Psychologen wird man also auf enormes Verständnis für das 7-jährige Kind treffen, welches es nicht schafft sich von seinen missbrauchenden Eltern zu emanzipieren. Ihrem Inneren Kind geht es nämlich gegenüber ihrem Arbeitsumfeld ganz ähnlich.

Unter solchen Umständen wundert es mich übrigens nicht, dass viele Opfer "ein Leben lang gebrochen" bleiben. Diese Gesellschaft ist da wohl einfach zu retraumatisierend. Ist ja schön und gut, wenn man weiss, dass man dem damaligen Täter nicht mehr ausgeliefert ist. Aber mitzubekommen, wie viele Täter es sonst noch gibt, oft in den höchsten gesellschaftlichen Schichten, kann einem wohl kaum das Gefühl von Sicherheit geben, das man braucht.

ZUM GLÜCK gibt es auch Ausnahmen. Zum Glück habe auch ich inzwischen meine Nische gefunden. Zum Glück gibt es immer mehr so grossartige Menschen wie auch im Projekt unbreakable.
Nicht nur für mich als Therapeuten, als auch für mich als Teil dieser Gesellschaft, ist es derart ermutigend zu sehen, wieviel einzelne Menschen nicht nur für diese Gesellschaft, sondern damit auch für mich erreicht haben (z.B.
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson

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hope_81
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Beitrag So., 29.09.2013, 10:15

@ Therapeut,
aber ist es nicht genau dieses Denken, welches Dich an Emanzipation hindert und Dich zum Opfer macht?
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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concerto
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Beitrag So., 29.09.2013, 10:21

Ich verstehe meinen Beruf so, dass es meine Aufgabe ist, andere zu emanzipieren.
Ich verstehe deinen Beruf so, dass es deine Aufgabe ist, deinen bescheidenen Beitrag zur Katalyse der Emanzipation des anderen zu leisten. Im Sinne von du kannst die "Reaktion" allenfalls beschleunigen, nicht aber bestimmen oder führen oder gar wissen, wohin die Reise geht.

Wärst du bereit zu anzuerkennen, dass ein Patient bereits emanzipierter ist als du es bist?
Und falls ja, was wäre dann deine Aufgabe?

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EinTherapeut
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Beitrag So., 29.09.2013, 10:28

@concerto: Diese Formulierung ist sicher treffender formuliert als meine. Danke.
Mein persönliches Umfeld ist schon ziemlich emanzipiert. Ich suche mir eigentlich mehr emanzipierte Leute. Von dem her würde es mich freuen, wenn ein Patient emanzipierter ist als ich. Wenn er dann trotzdem in Therapie käme, müsste er wohl ziemliche Scheisse erlebt haben. Würde ihm sicher meine Hochachtung für seine Emanzipiertheit aussprechen. Habe ich auch schon einigen meiner Pat. Ob die jetzt 5 emanzipiert waren und ich nur 4 oder umgekehrt interessiert mich dann nicht so

@hopeless81: Bitte führe das noch weiter aus. Wie meinst Du das genau?
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hawi
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Beitrag So., 29.09.2013, 10:41

Therapeut,

allzu speziell auf dein Fachgebiet bezogen kann und will ich nicht schreiben, schon weil es halt nicht meins ist.

Was du schreibst? Scheint mir doch auch was sehr allgemeines!
Klar, vieles ginge auch ganz anders, vielleicht besser. Aber in Gemeinschaften doch nie ganz ohne irgendwelche Grundlagen, denen dann alle unterworfen sind.
Wohl immer auch so, dass kaum alle diese Grundlage gleich gut finden werden.

Eine Seite ist sicher immer die Arbeit an solchen Grundlagen, möglichst so, dass die sich bessern.
Die andere Seite, mir mindestens gleich wichtig scheinend, ist die Arbeit an der eignen Sicht, Stellung zu solchen Grundlagen. Und da scheint es mir durchaus möglich, grad auch all das selbst so zu gewichten, dass jeder individuell möglichst nicht (allzu sehr) Opfer seiner eigenen Sicht auf solche Grundlagen wird.

Sich diese Freiheit zu schaffen mag ja nicht grad leicht sein, ich meine aber, es ist möglich, wenn nicht nötig, sich diesen Freiraum selbst zu verschaffen.
Ich finde sogar gut, dass es diesen Freiraum nicht völlig „kostenlos“ gibt. Ich halte ihn für wertvoll. Gäbe es ihn für alle immer einfach so? Ich befürchte, die Freiheit verlöre an Wert! Jedenfalls wäre das für mich wohl so.

Nicht immer und in jedem Zusammenhang, aber speziell hier unterscheide ich dann schon zwischen tatsächlichen Opfern einerseits und all denen, die - warum auch immer - eine Opferrolle für sich wählen.

Zum „andere emanzipieren“ hat dir concerto ja schon geschrieben. Zutreffend, wie ich finde!
Grad das ja was, was nur individuell zu leisten ist.
Im Grunde geht es gar nicht, andere zu emanzipieren. Der, der es dennoch macht, und auch Leute findet, die es mit sich machen lassen? Der gewinnt genau die Macht, die ja grad dich so negativ berührt.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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hope_81
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Beitrag So., 29.09.2013, 10:49

EinTherapeut hat geschrieben: Und ich möchte mich auch selbst emanzipieren. Du hast gut erkannt, dass ich so gar nicht emanzipiert bin. Als Therapeut in Ausbildung im Psychiatriesystem der Schweiz fühle ich mich vielmehr der Willkür von anderen ausgesetzt. Und damit bin ich nicht alleine. Sowohl delegiert arbeitet man unter "ärztlicher Supervision", wie auch in Kliniken ist man meist Ärzten unterstellt. Die Arbeitszeugnisse schreiben Vorgesetzte und nicht die Patienten. Aber auch diese Ärzte sind den Krankenkassen unterstellt, ihrer ICD-10 oder auch DSM-IV-Logik plus Zeitgeist-Spardruck.

Okay, ich probiere es einmal.

Es ist grundsätzlich eine Frage des Lichts.
Es ist unumstritten, dass ein Angestellter, ein Auszubildender jemandem unterstellt ist und sich an gewisse Rahmenbedingungen und Vorgaben zu halten hat. Ich würde das schon mal nicht als "Willkür" bezeichnen, sondern
als gegebener Umstand.
Das Supervision einen großen Raum in der therapeutischen Ausbildung einnimmt, ist von Anfang an klar und halte ich für unbedingt sinnvoll. Möglicherweise stößt Du Dich an dem Umstand, dass es ein Mediziner ist. Die Nickeligkeiten unter Psychologen und Medizinern kenne ich, sollte es in der Schweiz genauso sein, dann sehe das doch einfach mit Humor. Auch wenn sich die Studiengänge unterscheiden, so lernen ärztliche Psychotherapeuten und psychologische Psychotherapeuten in den Ausbildungen letztlich das Gleiche und wie ein Hirn funzt, dass wissen beide Schulen. Also wozu das Konkurrenzdenken? Das Leben kann so herrlich einfach sein, wenn man es nicht verkompliziert und mit dem Denken der Masse konform geht.

Das die Arbeitszeugnisse von einem Chef geschrieben werden ist doch vollkommen normal, also auch kein Grund sich aufzuregen.

Nicht nur Ärzte sind den gesetzlichen Vorgaben unterstellt, auch Psychotherapeuten und alle anderen Tätigkeitsfelder in diesem Bereich.
Jeder Mensch, der seinen Beruf mit Passion ausfüllt stößt sich daran, aber macht sich nicht zwangsläufig zu deren Untertanen, es gibt da Mittel und Wege und ein Guter kennt die.
Und über das was man nicht ändern kann, macht es keinen Sinn sich aufzuregen.
Für die eigene Karriere als Psychotherapeut wird man daher belohnt, wenn man sich immer schön auf die Seite der Vorgesetzten stellt. Parteiübernahme für die Qualität der Behandlung der Patienten kann zur Kränkung von Vorgesetzten führen und zu Jobverlust und schlechtem Arbeitszeugnis
.
Auch das ist in anderen Branchen ein Problem und betrifft nicht nur die psychotherapeutische Zunft. Denke doch einmal so, jetzt musst Du noch jede Behandlung genehmigen lassen, jeden Schritt kontrollieren lassen, aber doch nur in der Ausbildung. Später brauchst Du Dich nicht mehr groß zu rechtfertigen, oder?
Dies auf einem eher überfüllten Arbeitsmarkt und mit einer enormen finanziellen Belastung durch Ausbildungskosten (nach zig Jahren Lohnausfall wegen Hochschulstudium). Die Motivation Missstände, aus der Hoffnung irgendwann mit ersehntem Fachtitel mal aus der ganzen sch*** rauszukommen, NICHT anzusprechen ist bei vielen Therapeuten enorm.
Ja, dass mag auch sein, es geht um Menschen und das frustriert natürlich. Warum aber nicht darauf hin Ehrgeiz entwickeln und es nach Abschluss besser machen?

Bei vielen Psychologen wird man also auf enormes Verständnis für das 7-jährige Kind treffen, welches es nicht schafft sich von seinen missbrauchenden Eltern zu emanzipieren. Ihrem Inneren Kind geht es nämlich gegenüber ihrem Arbeitsumfeld ganz ähnlich.
Diese Äußerung alleine zeigt schon, dass Du dich eher als Opfer, denn Visionär begreifst. Das ist doch zeitlich begrenzt.
Unter solchen Umständen wundert es mich übrigens nicht, dass viele Opfer "ein Leben lang gebrochen" bleiben. Diese Gesellschaft ist da wohl einfach zu retraumatisierend. Ist ja schön und gut, wenn man weiss, dass man dem damaligen Täter nicht mehr ausgeliefert ist. Aber mitzubekommen, wie viele Täter es sonst noch gibt, oft in den höchsten gesellschaftlichen Schichten, kann einem wohl kaum das Gefühl von Sicherheit geben, das man braucht.
Wie gesagt, es ist up to you nach der Ausbildung mit den Missständen aufzuräumen. Wie viele Menschen gehen an die Presse und klagen ihr Arbeitsumfeld öffentlich an? Sammle in deiner Ausbildungszeit Fakten, Beweise und sehe es nicht mehr als Strafe, sondern als günstige Gelegenheit.

Jetzt kannst Du vielleicht sagen, dass es Unmöglich ist...Aber es ist immerhin mal eine andere Art über etwas zu denken.
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EinTherapeut
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Beitrag So., 29.09.2013, 10:59

@hawi: Da hast du Recht. Was ich geschrieben habe, ist sehr allgemein. Daher vielleicht auch nutzlos. Die Zeit wird kommen, wo ich mein konkret Erlebtes nicht anonym an die Öffentlichkeit bringe.

Und natürlich gibt es dieses Spannungsfeld zwischen Öffentlich und Persönlich. Persönlich geht es mir momentan ziemlich gut. Auch dank einer ärztlichen Fachperson, die mich supvervidieren muss, aber mir nichts vorschreiben will. Man kann bei Vorgesetzten auch ins Schwärmen geraten!

@hopeless: Keine Angst. Ich bin hochmotiviert Missstände aufzuräumen. Zum Beispiel, indem ich Dreiergespräche von meinen Pat. und Ihren früheren "Fehlbehandlern" anstrebe. Werde auch versuchen mit Fallberichten auf vorherige Fehlbehandlungen von Pat. von mir aufmerksam machen, wenn sich meine Pat. dazu motivieren lassen. Will mich auch vermehrt in der Trialog-Bewegung engagieren. Und sobald ich den Titel habe mich vermehrt über die Tagesmedien an die Öffentlichkeit wenden. Mich wohl noch einer grossen Partei anschliessen (wohl SP), um dort gesundheitspolitisch aktiv zu werden.

Ich habe da gute Möglichkeiten und will diese so weit wie möglich nutzen.
Zuletzt geändert von EinTherapeut am So., 29.09.2013, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
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hawi
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Beitrag So., 29.09.2013, 11:14

EinTherapeut hat geschrieben:Man kann bei Vorgesetzten auch ins Schwärmen geraten!
Was einen dann in Sachen Emanzipation meist auch keinen Schritt voran kommen lässt.
Natürlich nur mit sehr viel Abstand betrachtet: Mir sind im nachhinein die am liebsten, die gut waren, mich aber auch ziemlich nervten. Z.B. ob ihrer (scheinbaren oder tatsächlichen) Arroganz. Sogar mal schlechte? Im Grunde alle, die mich anstachelten, selbst was zu machen, zu werden, zu sein. Und sei es nur, weil ich halt nie so werden wollte, sein wollte, wie die.
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concerto
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Beitrag So., 29.09.2013, 11:18

Als Therapeut in Ausbildung im Psychiatriesystem der Schweiz fühle ich mich vielmehr der Willkür von anderen ausgesetzt.
Die Lösung könnte darin liegen, dass man solche Systeme lernt für seine Zwecke zu benutzen.
Man kann ja auch nur winziger Tropfen sein, einer von unzählig nötigen, um den Stein zu sprengen.
Es bedeutet Verzicht auf sichtbaren Erfolg aber nicht Verzicht auf Erfolg.
Es bedeutet Verzicht auf narzisstischen Input und Zugewinn an Einsicht in die eigene winzige Rolle.

Es bedeutet einer "guten" Sache zu dienen, und nicht über eine "schlechte" Sache zu siegen.


ziegenkind
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Beitrag So., 29.09.2013, 11:19

das freut mich für dich, therapeut, dass es mit dem aktuellen vorgesetzten ein gutes einvernehmen gibt. auch dein leiden am und dein aufbegehren gegen dein institutionelles umfeld kann ich gut verstehen. ich glaube, um es irgendwann mal besser zu machen, muss man wohl eine zeitlang gründlich und ausgiebig unter und an den zuständen gelitten haben. der von manchem hier anempfohlene sofortige sprung in die humorige gelassenheit scheint mir nicht nur eine überforderung. sie schiene mir auch gefährlich, sollte sie gelingen.

ein leichtes unbehagen habe ich nach so viel verständnis immer noch mit deinem nick. ich versteh es einfach noch nicht. wozu machst du das? mir fällt mehreres ein.

(i) du lässt dir deine narzistischen wunden balsamieren und hoffst hier auf die anerkennung, die dir anderswo verwehrt bleibt. du bist vertreter der gattung, die hier oft schmerzlich vermisst wird.

(ii) du willst die karten auf den tisch liegen. das ließe sich einfacher haben: "ich als jemand, der selber therapeutisch arbeitet....." da wo es sinnvoll ist. völlig unnötig bei geplauder übrigens, scheint mir.

(iii) du brauchst die geborgte autorität des titels

ich glaub, eine ehrliche antwort, die vielleicht sogar eine mischung aus all dem und noch viel mehr ist, wäre sehr hilfreich - nicht nur für mich. auch für dich und dein zukünftiges zugehen auf andere.

übrigens: ein bisschen narzistisch sind wir ja alle. ein paar narzistische wunden haben wir auch alle. aber das wirst du besser wissen als ich. ein sich dazu bekennen würde mir eindruck machen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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hope_81
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Beitrag So., 29.09.2013, 11:22

ziegenkind hat geschrieben: der von manchem hier anempfohlene sofortige sprung in die humorige gelassenheit scheint mir nicht nur eine überforderung. sie schiene mir auch gefährlich, sollte sie gelingen.
Ich glaube da missverstehst Du mich, ich meinte lediglich das leidige Psychologen- Ärzte- Problem, nicht die Umstände.
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EinTherapeut
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Beitrag So., 29.09.2013, 11:36

@ziegerkind: Natürlich geht es bei mir auch um Kränkung. Grundsätzlich wünsche ich mir mehr Anerkennung, auch von gesellschaftlicher Seite für meinen Beruf. Aber natürlich auch für mein "Rebellentum". Das ist wohl auch ein ureigenes Thema von mir, welches mich nicht erst seit gestern begleitet. Hab da die gröbsten Dummheiten wohl schon hinter mir . Edit: Aber wenn es mir wirklich nur um Anerkennung gehen würde, dann würde ich mich hier anders geben. Es geht mir wohl mehr um mein Bedürfnis nach Schutz. Also ich will nicht, dass man mich bewundert, sondern dass man mich vor Machtmissbrauch schützt.

Aber zur ganzen Nickdiskussion: Das ist jetzt schon ne Weile her, seit ich den so gewählt habe. In dieser Situation hätte ich mir sicher erhofft, dass Patienten in Kliniken sich vermehrt über Missstände beschweren. Und zwar bei den zuständigen Hierarchischen stellen und nicht bei denen, die sowieso nichts ändern können. Darum auch der Nick "EinTherapeut", um klar zu machen, dass es hier nicht nur um ein persönliches Schicksal geht, sondern dass viele Therapeuten in dieser Gesellschaft unter ähnlichen Umständen gelitten haben oder noch leiden. Schlussendlich geht es ja auch um das Thema Anspruch an Therapeuten, gerade in Institutionen. Mi4 war es auch wichtig, ein möglichst anonymes Nick zu wählen. Paranoia spielt da sicher auch ne Rolle.
Zuletzt geändert von EinTherapeut am So., 29.09.2013, 11:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Tigerkind
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Beitrag So., 29.09.2013, 11:38

Hallo EinTherapeut!

Habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, was ich allerdings nicht verstehe ist, Du schreibst das Du viel von GFK nach M. Rosenberg hältst ( ich übrigens auch), dann weißt Du ja sicher auch das es nach dieser Definition kein Opfer-Täter-Denken gibt, aber Du schreibt viel davon, magst Du mir bitte mal erklären wie sich das verhält?

LG
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Beitrag So., 29.09.2013, 11:45

@Tigerkind: Nach gfK gibt es ja auch den "schützenden Gebrauch von Macht" (oder auf englich potecitive use of force). Also mein Bedürfnis wäre, dass Tätern gegenübern mehr Schranken gesetzt werden. Nicht um Sie zu strafen, sondern auch um Sie vor ihrer eigenen destruktiven Kraft zu schützen.
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