Was dem Therapeuten anvertrauen und was nicht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
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Beitrag So., 09.07.2017, 15:22

Hallo Arbeiter,

ich möchte mich da Stern gerne anschließen. Ich könnte dir jetzt hundert Seiten lang schreiben, wie (negativ) ich meine Psychoanalyse erlebt habe, ... Ich könnte dir auch erzählen, was ich an der Verhaltenstherapie kritisiere, ... Aber das hilft dir nicht weiter. Aus dem ganz einfachen Grund: Es sind meine eigenen Erfahrungen und es gibt auch Klienten, denen die PA hilft. Du bist nicht ich und Dein Therapeut ist nicht meiner.

Wichtig für dich ist nur eins: Ist das Therapieverfahren für DICH das richtige? Hilft Dir Deine Therapie? Wie geht es Dir in Deiner Therapie? Fühlst du dich verstanden? Kannst du vertrauen und offen sein? Kannst du alles ansprechen? Usw. usw.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 09.07.2017, 16:40

Arbeiter hat geschrieben: So., 09.07.2017, 08:02
@ Lockenkopf
Danke für die aufschlußreiche Information....
Wenn Analyse im Klartext bedeutet,
daß der Therapeut nur passiv da sitzt und zuhört,
ohne Frage zu beantworten,
ohne selbst Tips oder Vorschläge zu einer Problemlösung einzubringen,
ist es für mich keine echte Hilfe und somit auch keine Therapie.
Genau das ist in der damaligen Therapie vor 20 Jahren auch passiert.
Auf so ein Hinhalten kann ich getrost verzichten.
Analytiker beantworten tatsächlich wenig bis garkeine Fragen. Und in einer psychoanalytische Therapie gibt es grundsätzlich keine Vorschläge zur Problemlösung.

Ich denke, Du solltest dich erst mal mit dieser (und anderen) Therapiemethode befassen. Es sollte dir als studierter Mensch kein Problem sein, dich in die Themen einzulesen bevor du weitere konkrete Schritte unternimmst.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Philosophia
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Beitrag So., 09.07.2017, 16:51

Lockenkopf hat geschrieben: So., 09.07.2017, 16:40 Analytiker beantworten tatsächlich wenig bis garkeine Fragen. Und in einer psychoanalytische Therapie gibt es grundsätzlich keine Vorschläge zur Problemlösung.

Ich denke, Du solltest dich erst mal mit dieser (und anderen) Therapiemethode befassen. Es sollte dir als studierter Mensch kein Problem sein, dich in die Themen einzulesen bevor du weitere konkrete Schritte unternimmst.
Das finde ich sehr verallgemeinernd, Lockenkopf, es gibt unterschiedliche Richtungen auch in der Analyse uuuund es gibt zudem noch unterschiedliche Menschen, die als Analytiker arbeiten. Zuweilen empfinde ich das, was du schreibst, als sehr kategorisierend und mechanisch. Ebenso auch der anschließende Ratschlag. Habe damit Schwierigkeiten, weil es für mich eine gewisse Lebendigkeit lähmt. Aber das ist nur meine Empfindung.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Lockenkopf
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Beitrag So., 09.07.2017, 17:01

Ja ich weis. Mein letzter Psychotherapeut hatte unter anderen auch Analytiker auf seinem Stempel stehen. Tatsächlich arbeitete er aber methodenintegrativ, mit Hypnose, NLP uvm.

Es kommt halt darauf an, ob der Th. ein klassische analytische Therapie durchzieht oder patientenangepasst arbeitet. Das lässt sich nur durch Fragen heraus finden.

Grundlegendes Methodenwissen auf Patientenseite aber halte ich für sehr wichtig.
Und einen Analytiker der für mich Probleme löst, habe ich tatsächlich noch nie getroffen
(den würde ich auch nicht haben wollen).
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Philosophia
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Beitrag So., 09.07.2017, 17:05

das kann ich zum Beispiel jetzt viel besser lesen, Lockenkopf. Ich finde es allerdings nicht zwangsläufig wichtig, ein Methodenexperte zu sein - ich finde es schwer, mich fallen zu lassen, wenn ich immer nur die Methode im Kopf habe. Kann mir natürich helfen, die Kontrolle zu bewahren, aber will ich das?
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Lockenkopf
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Beitrag So., 09.07.2017, 17:11

Aber, von eine Analytiker grundsätzlich die Beantwortung von Fragen und konkrete Problemlösug zu erwarten, ist halt auch nicht sehr realitätsorientiert.
Ich halte es für sinnvoll, sich soweit mit Methoden zu befassen, das man in etwa weis wo der Hase lang läuft und so eben bessere Chancen hat eine passende Methode zu wählen.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Jenny Doe
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Beitrag So., 09.07.2017, 17:13

Nein, nicht ANALYTIKER machen das so und so, sonder MEIN Analytiker hat gemacht, ... Hat meiner auch, da habe ich auch vergeblich auf Hilfe gewartet. Aber der Analytiker meiner Freundin macht das nicht. Wenn meine Freundin über ihre Erfahrungen mit ihrem Analytiker berichtet, dann denke ich nur "Wow, was für ein toller Therapeut". Der sitzt nicht passiv in seinem Sessel, sondern hilft meiner Freundin mit Rat und Tat, mit Methoden, mit Zuhören und Reden, Erklären, ... Und man sieht deutlich: Die Analyse hilft meiner Freundin, und wie. Ich weiß wie sie vorher war und wie sie jetzt ist.
Kurz und bündig: Es ist alles eine Frage des individuellen Klienten, des individuellen Therapeuten, samt seiner Persönlichkeit, eigener idelogischer Vorstellung, wie Therapie ablaufen sollte, ... Und auch eine Frage des Verfahrens, wobei ich die Erfahrung gemacht habe: Vier Verhaltenstherapeuten = vier unterschiedliche Therapieverfahren. Es gab keine einzige Überschneidung in den Methoden, die sie anwandten, in den Erklärungen, die sie äußerten.
Noch kürzer: Es ist alles eine Frage der Passung. Klient und Therapeut müssen zusammenpassen.
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Philosophia
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Beitrag So., 09.07.2017, 17:18

Lockenkopf hat geschrieben: So., 09.07.2017, 17:11 Aber, von eine Analytiker grundsätzlich die Beantwortung von Fragen und konkrete Problemlösug zu erwarten, ist halt auch nicht sehr realitätsorientiert.
Ich halte es für sinnvoll, sich soweit mit Methoden zu befassen, das man in etwa weis wo der Hase lang läuft und so eben bessere Chancen hat eine passende Methode zu wählen.
Ok, seh ich ein. :) Zuweilen wird dies aber im Kontakt spürbar oder eben in Absprache - learning by doing sozusagen ;-)
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stern
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Beitrag So., 09.07.2017, 18:08

Und was bringt es, wenn man gelesen hat, wie eine Therapie angeblich funktioniert... und der Therapeut dann doch anders vorgeht? Man aber implizit davon ausgegangen ist, dass die Therapie, die man "gebucht" hat, so funktionieren wird, wie man das schließlich gelesen hat? Jedes Verfahren hat eine Fülle von Vorgehensweisen... und der Therapeut (und Patient) prägt ein Therapie ferner fachlich und persönlich. Es liegen doch auch Analyseverfahrungen vor.

Ich habe nichts gegen Literatur (mache ich auch mitunter und dazu hieß bisher immer: wenn es nutzt..., dann gut). Aber das kann in manchen Fällen auch hinderlich sein. Lieber umso genauer mit dem Therapeuten auseinandersetzen.
Zuletzt geändert von stern am So., 09.07.2017, 18:21, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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(Heidi Kastner)


Jenny Doe
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Beitrag So., 09.07.2017, 18:19

Hallo Stern
Und was bringt es, wenn man gelesen hat, wie eine Therapie angeblich funktioniert... und der Therapeut dann doch anders vorgeht?
Sehe ich auch so. Ich bin froh, dass meine Therapeutin mit mir individuelle Therapie macht, die auf mich abgestimmt ist.
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sandrin
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Beitrag So., 09.07.2017, 18:52

Formulieren wir es doch so: Es kann sein, dass dir, Arbeiter, die Therapieform nicht so ganz liegt, dass du vielleicht etwas anderes brauchst. Drum prüfe das für dich genau.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 09.07.2017, 19:55

Philosophia hat geschrieben: So., 09.07.2017, 17:18
Lockenkopf hat geschrieben: So., 09.07.2017, 17:11 Aber, von eine Analytiker grundsätzlich die Beantwortung von Fragen und konkrete Problemlösug zu erwarten, ist halt auch nicht sehr realitätsorientiert.
Ich halte es für sinnvoll, sich soweit mit Methoden zu befassen, das man in etwa weis wo der Hase lang läuft und so eben bessere Chancen hat eine passende Methode zu wählen.
Ok, seh ich ein. :) Zuweilen wird dies aber im Kontakt spürbar oder eben in Absprache - learning by doing sozusagen ;-)
Ja, wird es sicher. Nur ist dann wohlmöglich lange Wartezeit auf den Psychotherapieplatz verschwendet, der Antrag auf Kostenübernahme unterschrieben und die Therapie läuft schon eine ganze Zeit und muss abgebrochen werden. Oder Pat. bleibt und bekommt einen Therapieschaden.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 09.07.2017, 20:01, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag So., 09.07.2017, 20:01

sandrin hat geschrieben: So., 09.07.2017, 18:52 Formulieren wir es doch so: Es kann sein, dass dir, Arbeiter, die Therapieform nicht so ganz liegt, dass du vielleicht etwas anderes brauchst. Drum prüfe das für dich genau.
Sehr schön formuliert.
Liebe Grüße
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Arbeiter
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Beitrag Mo., 10.07.2017, 07:10

Hallo Sandrin, danke für deine Antwort !
gerade in den letzten Tagen, auch angeregt durch die Diskussion hier
und im Gespräch mit einem Freund bin ich zu einer sehr ähnlichen
Ansicht wie du gelangt. Daß Therapie nur eine Element in einem Heilungsprozess ist, sicher ein sehr wichtiges, aber eben nicht das Einzige.

Der Erfahrungsaustausch ( in meinem Fall dann Selbsthilfegruppen )
wird mir eine weitere Hilfe sein, und darüber hinaus habe ich mir
vorgenommen, wieder mehr auf Basics zu achten (gesunde Ernährung,
ausreichend Schlaf ohne aufregende Filme am Abend etc)
und wieder Zeit finden für meine Hobbies.

Morgen ist wieder ein Termin beim Therapeuten,
dann werde ich endgültig klären,
was ich will und ob diese Analyse das Richtige ist, und ggf weiter
suchen, Hamburg bietet so viele Adressen.
Da die Schulferien und damit die Urlaubszeit bevorstehen,
wird es vermutlich Termine für weitere Vorgespräche erst im September geben. Aber den Sommer kriege ich auch ohne Therapie gut überstanden.

In meiner Heimatgemeinde war ein evangelischer Jugendpfarrer,
dem konnten wir alles erzählen, er hatte eine sehr freundliche Art,
konnte viele nützliche Tips geben, an den mußte ich die letzten Tage
immer wieder denken ...
LG
Carl
.

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Arbeiter
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Beitrag Mo., 10.07.2017, 07:22

Jenny Doe hat geschrieben: So., 09.07.2017, 17:13 Nein, nicht ANALYTIKER machen das so und so, sonder MEIN Analytiker hat gemacht, ... .... Es ist alles eine Frage der Passung. Klient und Therapeut müssen zusammenpassen.
Danke !
Dieser Bericht ermutigt mich, die Frage dem Therapeuten zu stellen,
eben auch die ob seine Art der Analyse ein rein zuhörende
(dh so wie ich es dann erlebe, ohne Wertung) wäre
oder ob es auch zu problemlösungsorientierten Gesprächen kommen kann.
Ich war schon drauf und dran, mich bei den Usern im Forum zu
entschuldigen für meine Unkenntnis der Therapieformen.
Aber was nützt die beste Vorab - Information aus dem Netz,
wenn es dann doch in der Therapie wieder individuelle Spielräume gibt ..
VG
Carl
.
Zuletzt geändert von Elfchen am Mo., 10.07.2017, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte keine Fullquoten, siehe Netiquette, danke!

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