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Sa., 14.09.2019, 14:27
@ crazyChild,
Sorry, aber wenn ich Deine Zeilen lese, dann steigt ein gewisser Ärger in mir hoch. Ich sage ja nicht, dass an dem, was Du schreibst nichts ist, aber Du scheinst es aus einer Warte zu schreiben, in der Du die Möglichkeit hast zu arbeiten. Und nicht aus der Warte derer, die wirklich in diesem Dilemma drinstecken.
Ich habe schon früh, als ich verheiratet war, nur anfangs100% und dann 75 % gearbeitet. Mit 35 Jahren war ich berentet.
Ich verdiene dazu, schaffe aber keine 450€. Was würdest Du denn dazu sagen ? Kannst Du Dir vorstellen, mit diesen Voraussetzungen zu leben ? Wenn Du wirklich nichts hast, als das, was Du zum Leben brauchst und das noch zu wenig
ist ?
Als ich damals zu arbeiten begann, hatte ich keine Ahnung, was man machen sollte u/o kann. Ich wäre damals gar nicht darauf gekommen, dass es so etwas gibt. Ja, klingt doof, aber in den Verhältnissen, in denen ich groß geworden bin, war das kein Thema. Vielleicht war ich dazu auch noch naiv. Und ja, ich bin auch 2 Tage nach meinem 17 Geburtstag ausgezogen und bin für mich selbst aufgekommen. Irgendwie habe ich es immer geschafft, aber da war ich jung und hatte viel mehr Kraft zur Verfügung. So richtig ausgebrochen ist meine Erkrankung ja erst viel später. Praktikums- und Lehrlingsgehalt waren damals sehr niedrig, aber es ging. Anschließend wollte ich ein Jahr nach Israel gehen, palästinensische alte Frauen pflegen und reisen. Nach 4 Monaten musste ich wegen Krieg raus.
Mit dem Studium begannen meine psychischen Probleme auffällig zu werden und ich ging das erste mal in Behandlung. Dem folgten einige Klinikaufenthalte und Therapien, Rehas, usw. . Ich habe in den Therapien immer mit ganzem Einsatz mitgearbeitet, das wird mir bis heute so gesagt. Aber durch die komplexen Traumatisierungen ( schon im Mutterleib ), die einige Jahre stattgefunden haben, scheinen mehr Schaden angerichtet zu haben, als dass die Behandler es vermuten konnten.
Warum schreibe ich das alles ? Einfach weil ich sagen möchte, dass es auch Fälle/ Menschen gibt, die eben nicht so einfach alles tun können, was sie möchten. Und dass das nicht so ist, weil sie nicht wollen, sich drücken, oder einfach die Hand aufhalten müssen. Obwohl ich froh bin, dass es die EU Rente gibt, aber letztlich ist es für mich eine Strafe.
Natürlich können wir froh sein in Deutschland zu leben, aber das ist, wenn man ganz unten ist, ehrlichgesagt kein Trost.
Es kann immer in irgendeiner Weise schlimmer sein, aber in meinem Leben verbessert sich dadurch nichts.
Liebe Grüße, Maskerade
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Atmen - Durchhalten - Sein
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