Aus-Sehen und Innen-Leben (Rund, na und...???)

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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ich_bin
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Beitrag Do., 06.12.2007, 14:04

Hallo AnnaK,

Du hast das sooo schön geschrieben. Dich so gut ausgedrück wie du das fühlst....deinen Weg...schön ist das, deinen Beitrag zu lesen. Ich hab ihn gleich zwei mal ganz genau durchgelesen...
AnnaK hat geschrieben:Ich will mich bewegen um Spannung in den Körper zu kriegen und meine Gefühlsknoten aufzulösen. Früher hab ich alles vergraben. Konnte keine Trauer, kein Glück und keine Wut mehr spüren, nur Angst. Das war das einzige Gefühl das in mir überlebt hat.
...

Haargenau so ist es mir ergangen...ich will mich auch bewegen...und ich fühl mich danach immer so sauwohl wenn ich meine Muskeln wahrnehm...gerade auch mal wenn ich Muskelkater habe...würde es mir niemals einfallen zu jammern...dann kann ich eben extrem gut spüren wo noch zu wenig Spannung vorhanden ist...

Mit meinen Gefühlen...ich kam mir schon kalt und abgestumpft vor, und Angst bestimmte meinen Tag. Und das mit dem Gefühlsknoten...jetzt hab ich endlich ein Wort dafür für das was ich fühle wenn ich merk da stimmt was grad nicht...ich dank Dir...


Seit ich Innen ertragen kann, will ich außen auch spüren.
Geuauso empfinde ich das eben. Ich bin dabei meine Vergangenheit anzunehmen...und bin schon sehr weit gekommen...und ich hab auch das Bedürfniss mich richtig zu spüren...so wie ich jetzt bin innen und außen...im Ganzen.

liebe Grüße jennyfer...

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Lea1970
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Beitrag Do., 06.12.2007, 15:53

Hallo AnnaK,

viélen Dank für Deinen Bericht hier!!!!

Das tat supergut, das zu lesen. Das spricht mir aus tiefster Seele und spricht mich in tiefster Seele an, was Du beschreibst!

Bei mir isses ja so, dass ich diese Zusammenhänge schon seit ewigen Zeiten weiß und spüre in mir - aber irgend eine Blockade, die ich noch nicht überwinden kann, versperrt mir den Weg. Noch.

Ich hoffe sehr, dass ich mit Hilfe meiner Therapeutin da endlich mal drankomme.

Mein größter Wunsch (in diesem Zusammenhang): irgendwann einmal in diesem Thread berichten zu können: ja, ich steh jetzt auf Eurer Seite, Igel65, Jennyfer, AnnaK!!!

Lea1970

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Lea1970
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Beitrag Do., 06.12.2007, 16:12

...ich möchte gerne noch genauer auf deinen bereichernden Bericht eingehen - auch für mich zum Klären:
mal ein Ausblick vom hinteren Ende des Weges zurück...
Meine Gratulation!!!

Und auch in mir gab es eine Gewissheit, dass Diäten mir nicht helfen werden, dass ich etwas anderes auf die Reihe kriegen muss, ehe mich dem Geiwhct widmen kann.
Aus heutiger Sicht kann ich nur sagen: Es stimmt.
...ersteres WEIß ich, letztere möchte ich auch mal sagen (können)

Und manchmal fühle ich mich so unglaublich klein, zerbrechlich und wenig...Mittlerweile weiß ich wofür ich die Kilos gebraucht habe.
...wenn ich das lese, weiß ich GENAU, warum ich die Kilos derzeit noch brauche. ich bin INNEN noch nicht stabil genug!!!

(Mein Mann hat mich betrogen und die Affäre ist schwanger von ihm).
Puh, heftig, boh........*schluck*

(beschreibst Du hier irgendwo, wie das verlaufen ist? das müssen ja heftigste Gefühle und Auseinandersetzungen und Turbulenzen (gewesen?) sein!

Keine unterdrückten Gefühle mehr. Alles offen, alles da. Und die riesige Herausforderung wie ich mit all der Wut, der Trauer und der Angst umgehen soll.
Ja, kein Wunder. Wie gut, dass du da die therapeutische Begleitung hattest, oder?

Das Ganze hat schon sehr viel mit sich selbst spüren können zu tun
Ja. Davon bin ich überzeugt. Warum muss ich mich immer noch soviel wegmachen ????

Ich denke da gibt es einen sehr engen Zusammenhang zwischen "Innen" und "Außen" ... Seit ich Innen ertragen kann, will ich außen auch spüren.
Ja.

Irgendwann kann man einfach Schritt für Schritt losgehen und plötzlich ist man oben. Die meisten von Euch sind schon losgegangen, und manche scheinen es noch gar nicht zu sehen.
Wo steh`ich da? frag`ich mich

Manche Sachen gehen erst, wenn man sie wirklich ertragen kann. Wachstum braucht Zeit.
JA.

AnnaK, ich bin total dankbar für diesen deinen Bericht. Das spricht mir alles so aus der Seele - aber ich stehe noch auf der anderen Seite.........

DANKESCHÖN!

Lea1970

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AnnaK
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Beitrag Fr., 07.12.2007, 01:02

(beschreibst Du hier irgendwo, wie das verlaufen ist? das müssen ja heftigste Gefühle und Auseinandersetzungen und Turbulenzen (gewesen?) sein!
Du kannst im alten Forum nach meinem Nick suchen, da findet sich ein bissel was. Aber alles schon nach der "heißen Phase"... also schon "geklärt".
Ja ich bin unglaublich dankbar für meine Thera... und weiß gleichzeitig, dass die Krise ohne Thera so nicht ausgebrochen wäre.
Trotzdem würde ich es wieder machen, weil es für mich enorm wichtig war. . Wäre es nicht so gelaufen, wären wir anders den Bach runtergegangen. Er konnte mit meiner beginnenden Abgrenzung nicht ertragen, dennoch habe ich sie gebraucht... Wir waren vorher zwei Ertrinkende die sich aneinander geklammert haben. Ich habe schwimmen gelernt und er konnte sich nicht mehr festhalten...hat sich dann woanders festgehalten. (Edit: mir fällt jetzt im "Nachlesen" erst auf, wie treffend das Bild zu meiner bevorzugten Sportart passt... )
Die Turbulenzen gibt es immer noch. Das Kind kommt im Januar auf die Welt, wir sind nicht getrennt. Harte Kämpfe die wir immer noch ausfechten müssen.
Ich sage ja, meine Probleme liegen eigentlich woanders. Und dennoch sind all das Dinge die ich vor der Thera nicht zu denken gewagt habe. Dass man sowas überhaupt überleben kann, war mir unvorstellbar.

Wo Du stehst?

Ich habe festgestellt, dass es einen riesigen Unterschied gibt zwischen Dinge WISSEN und Dinge WISSEN.
Ratiomäßig bin ich schon immer stark gewesen, wenn ich anfange über Dinge nachzudenken, weiß ich im Grunde genommen schon, dass ich verloren habe.
Die Thera gibt mir den Zugang zu den Gefühlen, ein Tor... heute ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass es bald zu Ende geht. Noch 50 Stunden ... dann muss ich groß sein...
Ich weiß, dass es schnell gehen kann. Bei mir war der Knackpunkt innerhalb von wenigen Wochen durchbrochen.
Aber es kann auch länger dauern. Es hängt davon ab, was man sich selbst zumuten kann glaube ich...es gehen große Veränderungen einher, und die machen im Vorfeld Angst. Wobei ich im Nachhinein sagen muss: Nichts, und ich meine wirklich nichts, ist so schlimm wie die Angst davor. Auch diese Situation mit außerhelichem Kind und allem drumherum... ( Sie war eine Freundin von mir, wir arbeiten alle in der gleichen Firma/Abteilung.... das hat echt was mit sich gebracht...)

Ich finde es aber schon erstaunlich, dass Du diese Ambivalenz aushalten und beschreiben kannst: "Ich mag meine Stärke, fühle mich gar nicht so dick ... ich will meine Kilos loswerden" Sowas war vor der Thera und eigentlich auch zwischendrin für mich undenkbar. Ich habe meinen Körper nicht angeschaut... er wurde schmaler und dann habe ich hingeschaut. Vorher ging das bei mir irgendwie nicht.

Aber Kilos helfen einem nicht sich seinen Ängsten zu stellen. Das ist ja der Haken an dieser Panzer Sache...
Die Frage an dieser Stelle ist bei mir immer: welche Gedanken springen mich von der Seite an und ich schiebe sie direkt wieder weg, weil sie selbst und vor allem ihre Konsequenzen im wahrsten Sinne des Wortes undenkabr sind... und dann bin ich dran...
Habe neulich mal einen schönen Beitrag hier gelesen... Wenn man die Angstsituation einmal durchdenkt, wirklich in allen Konsequenzen sich ausmalt, dann stellt man fest, dass es niemals so schlimm werden kann wie der Bauch es einem erzählen will... aber den Finger an diese Stellen hat immer meine Thera gelegt. Ich habe die Sachen so schnell weggeschoben, dass ich mir das niemals nicht ausgemalt hätte...
Weiß auch noch nicht wie das alleine gehen soll... Naja, hab ja noch 50 Stunden, in denen ich das hoffentlich noch lernen werde.

Liebe Grüße
AnnaK

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Lea1970
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Beitrag Sa., 08.12.2007, 22:54

Hallo,

ich möchte heute kurz auf zwei, drei Punkte von AnnaK eingehen, die mich beschäftig(t)en:
Wo Du stehst?

Ich habe festgestellt, dass es einen riesigen Unterschied gibt zwischen Dinge WISSEN und Dinge WISSEN.
Es freut mich, FÜR MICH feststellen zu können, dass MEIN "Wissen" ein tief gegründetes Gefühlswissen ist, aus den Quellen meiner Seele, das sich im innersten "richtig" anfühlt. Es ist also KEIN rationelles Überlegungswissen - und das macht für mich einen Unterschied - auch wenn ich noch VOR der Umsetzung stehe......
Ich finde es aber schon erstaunlich, dass Du diese Ambivalenz aushalten und beschreiben kannst: "Ich mag meine Stärke, fühle mich gar nicht so dick ... ich will meine Kilos loswerden"
Diese Ambivalenz habe ich so (direkt) nicht; da, glaube ich, hast Du mich nicht ganz richtig verstanden: ich komme mit mir und meinem Körper JETZT besser klar als damals, als ich Idealgewicht hatte, das ist Fakt. Das heisst aber noch lange nicht, dass eine VerBESSERung nicht noch möglich wäre - da stehe ich halt derzeit - und das ist in Ordnung.
Mir geht es auch nicht IN ERSTER LINIE um Kilos loswerden - das sähe ich als (netten) Nebeneffekt: mir geht es darum, mit mir klarzukommen, mich EMOTIONAL schützen zu können, ohne diesen Schutzwall im Aussen nötig zu haben. Wie gesagt: im Moment bin ich froh um diese Stabilität im Äusseren - weil ich sie im Inneren noch nicht habe. Aber gegen mehr Stabilität im Inneren habe ich nichts einzuwenden.... wenn ich sie mir denn erarbeiten kann. Und wenn ich dann aussen wie innen nicht mehr soviel mit mir `rumschleppen muss, bin ich auch nicht böse d`rüber......

Was mir wichtig ist, auch hier in diesem Thread anzusprechen: meine Überzeugung, dass es gut ist, sich im momentanen Zustand, im HIER und JETZT mit allen menschlichen Unzulänglichkeiten und Unvollkommenheiten anzunehmen, sich nicht dafür zu bestrafen, fertigzumachen etc. Das bedeutet ja nicht, dass ich auf dem derzeitigen Zustand stehen bleiben muss - aber von da ist es wesentlich leichter loszugehen, im Einklang mit sich, als wenn man mit sich böse ist und aus Bestrafung (du fette Kuh, ich werd`s Dir zeigen, so, hier eine Diät und da eine Entbehrung) gegen sich selber zu kämpfen.

CUT

Äh, ja. Warum klappt`s dann bei mir nicht? Wo sind meine Blockaden?

Eine etwas gedankenverlorene Lea1970.....

P.S.: hatte im alten Forum nachgelesen...... ja, das waren wohl (mehr als) bewegte Zeiten bei dir.....

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Lea1970
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Beitrag Sa., 08.12.2007, 22:58

Ergänzung: bezüglich meiner Blockaden:

irgendwas in mir verhindert, dass ich selbst (öfter) GUT zu mir bin. Dass ich mir Gutes tue. Immer wieder. Eine Kraft, die ich noch nicht richtig benennen kann.

Da steckt für mich ambivalentes Verhalten mir selber gegenüber drinne: dass ich auf der einen Seite schon einiges sehe und lebe - und auf der anderen Seite aber die unbewusste Sabotage gegen mich selber.

Dies nur kurz als Gedankennotiz festgehalten; das Thema ist sicherlich einer genaueren Untersuchung würdig.......

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Beitrag Sa., 08.12.2007, 23:05

....ausserdem, wo`s heute öfters um die Ambivalenz geht:
meinen Thread - Titel habe ich (für mich) bewusst zweideutig gewählt:

- auf der einen Seite wirklich die Aussage: Rund, na und?
- auf der anderen aber auch im Sinne von Hinterfragung dieses Statements: Rund, na und....???

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ich_bin
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Beitrag So., 09.12.2007, 11:05

liebe Lea,

als ich deine letzten Post´s las kam mir so ein Gedanke...wegen deiner Blockade die du spürst...

Auf der einen Seite siehst und lebst du schon einiges...und auf der anderen Seite spürst du, dass du dich selber sabotierst...

Das kann selbstverständlich so gut wie alles sein, aber kann es vllt sein, dass du Angst oder Bedenken deiner Familie gegenüber hast das sie sagen könnten "siehst du...jetzt siehst wieder gut aus...hab ich´s nicht gleich gesagt..." oder so was sehr verletztendes in der Art?....das du glauben könntest das sie das alles was in dir passiert während deines innern Weges nicht verstehen können...? und sie dich somit wieder aufs Gewicht reduzieren ? (zb.Mutter) Was natürlich sehr schlimm wäre....


Nur laut gedacht...

liebe Grüße jennyfer...

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Lea1970
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Beitrag Mo., 10.12.2007, 17:02

....so, versuche nochmal da anzuknüpfen, wo mir gestern alles frisch getippte verschwand
( )....

Ja, Jennyfer, deine Überlegung ist nicht schlecht; das ist zumindest ein Aspekt.
Bei uns sehen alle in der Familie sehr passabel aus; und das ist den meisten auch superwichtig! Bei uns ist alles Äussere picobello, auch die Häuser, die Autos etc. (ist ja prinzipiell auch nichts schlechtes)

Aber hinter all`dieser heilen, sauberen Welt sind halt viele Seelenverletzungen, tief eingesperrt, unbearbeitet (ein Missbrauch, allerdings durch jemand AUSSERHALB der Familie (Gottseidank wenigstens das), der nie den Eltern gesagt wurde, Suizidversuche etc. pp. usw.)

Deswegen habe ich diese "schöne Welt" als verlogene Scheinwelt abgelehnt, seit meiner Pubertät.
Interessanterweise kamen wir heute in der Therapie d`rauf zu sprechen (das hätte ich gestern noch gar nicht schreiben können ), dass meine Therapeutin meint, ich müsse anscheinend NOCH IMMER in der Opposition verharren.
(Krass gesagt: ich wäre immer noch nicht aus der Pubertät `raus )

(und das mit 37ig.... )



Tja. Voll pubertär, die gute Lea :((


...das muss ich jetzt erst mal sacken lassen und verdauen......

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Löwenherz
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Beitrag Di., 11.12.2007, 13:01

Hallo Mädels,

es ist schon seltsam. Ich hab mich aus ganz anderen Gründen hier im Forum eingefunden, und nun sitze ich und lese Euren Thread mit Interesse. Denn ich bin auch eine Dicke.
Und wie ich den Thread so lese stelle ich fest, dass dick nicht gleich dick ist. (Das meine ich jetzt weder optisch noch technisch).
So viele Varianten mit dem eigenen Gewicht umzugehen, so viele verschiedene Gefühle, Ursachen, Statements, Wahrnehmungen.

Und als ich das so lese, bekomme ich Lust Euch von mir zu erzählen. Nicht, dass ich Eure Diskussion unterbrechen will. Aber ich glaube ich bin nochmal eine ganz andere Art Dicke, eine die hier noch nicht vertreten ist. Und da ich die Vielfalt liebe, lege ich halt mal los.
Also:

Im Gegensatz zu den meisten hier war ich schon immer dick.
Seit ich denken kann.
Geboren wurde ich als das kleinste und leichteste Baby das in diesem Krankenhaus seit 10 Jahren registriert wurde......aber damals gab es noch kein Rooming in. Meine Mama wollte mich stillen, aber die Stillzeiten stimmten nicht mit meinen Hungerzeiten überein. Man brachte mich zu ihr wenn ich mitten im Tiefschlaf war, ich saugte zwei, dreimal halbherzig und schlief dann wieder ein. Mama brachte es wohl nicht über sich, mich dann wieder zu wecken.
So wurde ich wieder eingesammelt, mit den anderen Säuglingen in das Säuglingszimmer gebracht, und erwachte zur Unzeit mir Hunger. Weil ich dann begann zu schreien und alle anderen weckte, gab man mir einen in Honig getauchten Schnuller um mich ruhigzustellen. Immer und immer wieder.
Hmmm, lecker. Ich denke daher rührt meine Vorliebe für Süßes!

Später belohnte mich Mama immer wenn ich etwas gut gemacht hatte (was nicht oft war, denn meiner Mutter konnte ich nie genügen) mit Schokolade. So lernte ich sehr früh "Schokolade=Liebe".
Zuweilen gab es auch Kartoffelchips oder Erdnussflips. Also "Fettig=Liebe".

Ich war ein verwöhntes Einzelkind, schüchtern und ängstlich. Dann sollte ich mit Fünfeinhalb eingeschult werden. Am ersten Schultag rief ein Mitschüler mich einen "dicken, fetten Pfannenkuchen" und alle lachten......Ich entwickelte eine Schulphobie. Meine Mama zerrte mich täglich hin und sagte ich würde ansonsten von der Polizei in die Schule gebracht, da in Deutschland schließlich gesetzliche Schulpflicht herrsche......

So ging das weiter, ich wurde immer dicker. Mein Papa verließ uns als ich 6 war, ich dachte er hat mich nicht mehr lieb und suchte vermehrt Trost bei Süßigkeiten.
Dann war ich in der Pubertät und musste entdecken, dass pubertäre Jungs keinerlei Interesse an Mädels haben, mit denen sie nicht vor ihren Kumpels angeben können. Also war ich aussen vor. Ich litt. Im Turnen war ich natürlich die Niete und bei Manschaftssport war ich immer die letzte, die ins Team gewählt wurde. Ich litt und frass.

Später lernte ich , meinen Körper zu mögen. Als Teenie hatte ich diverse Diäten versucht die ich alle nicht durchhielt, weil ich dann so garstig wurde, dass es niemand mit mir aushielt. Ich lernte "Diät=Isolation". Schließlich fand ich einen Freund der dicke Mädels mochte und söhnte mich mit meinem Körper aus.
Niemals in meinem ganzen Leben war ich schlank und somit habe ich keinerlei schlankes Selbstbild von mir. Ich habe auch nichts, wohin ich mich also zurück-sehnen könnte und weiss auch nicht wie ich mich fühlen würde wenn ich schlanker und beweglicher wäre.
Alles war okay, ich mochte mich am Ende.
Aber:
Jetzt bin ich 46, die Speckröllchen werden schlaff. Und das macht mir sehr wohl zu schaffen. Ich war 46 Jahre lang rund na und, und es war gut so.
Aber jetzt, da ich anfange mich alt zu fühlen, jetzt macht es mir auf einmal zu schaffen.
Nach 46 dicken Jahren fühle ich mich auf einmal nicht mehr wohl und habe keine Ahnung, wie das enden soll.....

(Falls sich jetzt jemand fragt, wie dick ich bin - ich gehe rauf und runter und bewege mich bei einer Größe von 162 im Rahmen von 90-112kg)
Und jetzt esse ich meine Pizza!
Du kannst kein neues Leben beginnen. Aber jeden Morgen einen neuen Tag!

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die_geisha
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Beitrag Di., 11.12.2007, 16:32

hallo löwenherz!

wenn ich das lese dass deine mutter dich mit süßem und fettigem belohnt hat, werde ich total sauer...früher habe ich auch dicke kinder geärgert aber als ich dann in der pubertät selbst erfahren musste wie dick sein ist, änderte sich meine einstellung dazu! es ist so verantwortungslos von eltern ihr kinder so dick zu füttern, eben weil sie dann in der schule so viel aushalten müssen!
ich habe auch einen freund gehabt der meine dickheit nicht schlimm fand, aber ich fand mich trotzdem immer schlimm, ich habe jetzt ,,nur" noch10 kilo übergewicht und ich hasse es. rund na und konnte ich noch nie sagen und ich kann es auch absolut nicht nachvollziehen.
bei einer Größe von 162 im Rahmen von 90-112kg
es ist das eine sich wohl zu fühlen, aber was ist mit der gesundheit? hast du nicht mal dran gedacht eine therapie zu machen, du weißt ja dass das alles in deiner kindheit entstanden ist, wehr dich doch dagegen...

zum alter: ich denk dass schlanke frauen auch probleme mit dem altern haben, wenn nicht sogar mehr, denn auf dünnen gesichtern sieht man die falten mehr und auch an dünne hälsen!

liebe grüße die geisha
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Lea1970
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Beitrag Di., 11.12.2007, 17:28

Hallo Löwenherz,

das find`ich gut:
Und als ich das so lese, bekomme ich Lust Euch von mir zu erzählen. Nicht, dass ich Eure Diskussion unterbrechen will. Aber ich glaube ich bin nochmal eine ganz andere Art Dicke, eine die hier noch nicht vertreten ist. Und da ich die Vielfalt liebe, lege ich halt mal los.
Ja, Vielfalt ist doch was schönes
Nach 46 dicken Jahren fühle ich mich auf einmal nicht mehr wohl und habe keine Ahnung, wie das enden soll.....
Ich hoffe, Du lässt uns teilhaben an der Entwicklung - das fände ich ja sehr spannend, in welche Richtung dein "Ende" besser gesagt, dein Weg gehen wird!!!


Liebe Grüße von Lea1970, der pubertären 37igjährigen

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Lea1970
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Beitrag Di., 11.12.2007, 17:36

Die Geisha schrieb:
es ist das eine sich wohl zu fühlen, aber was ist mit der gesundheit?
Na, ich glaube, wenn ma mit sich klar kommt, lebt ma mit mehr Kilos besser und gesünder als wenn ma ständig auf Kilokampf unglücklich und selbsthassend unterwegs is! (natürlich sind die sogenannten Risikofaktoren nicht zu verharmlosen, eh klar.) Diese Relation spüre ich zumindest bei mir.

(dies ist kein Plädoyer für`s Dick-Sein, eher eines gegen die selbstquälerischen und gegen sich selber gerichteten Diäten-Waage-Kilo-Kämpfe)

(dies ist auch kein Plädoyer gegen`s Abnehmen an und für sich, aber eines für die Eigenakzeptanz und das Sich-Selbst-Wohlgesonnen-Sein, egal wie viele Kilos ma hat)

Lea1970

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die_geisha
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Beiträge: 297

Beitrag Di., 11.12.2007, 17:45

hi lea!

jaahh ich weiß selbsthass ist auch nicht gut! zumindest ist es ein schlechtes motiv zum abnehmen. aber wenn löwenherz sich eh ganz gut leiden kann meinte ich sie kann ja wegen ihrer gesungheit auf gesundem wege ein paar kilo abnehmen nur so als idee!

liebe grüße die geisha
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Lea1970
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Beitrag Di., 11.12.2007, 22:54

Hi Geisha,

ja, mir stach der Satz einfach in`s Auge. Ansonsten fand ich deine Überlegungsanregung (hast du nicht mal dran gedacht eine therapie zu machen, du weißt ja dass das alles in deiner kindheit entstanden ist, wehr dich doch dagegen...) ja auch ganz gut!

Ah, die pubertäre Lea meldet sich anscheinend, denn:
das mit der Gesundheit ist auch so ein Argument meiner Eltern (Denk doch an deine Gelenke!bitte in vorwurfsvollem Ton lesen) (und ich oppositioniere: ich denke an meine SEELE, an mein INNENleben, an meine GEFÜHLE - das ist mir viieeeel wichtiger als das AUSSEN!!!bitte bockig und bestimmt lesen)

Deswegen bin ich auf den Satz wahrscheinst "angesprungen"......

Sapperlot: ich glaube fast, die Therapeutin hat einen meiner Blockade-Punkte benannt: meine pubertäre Opposition (ja, Jennyfer hier auch!!)

Seitdem ich das weiß, fühle ich mich irgendwie richtig "bockig". Mal schau`n, wo das hingeht.....

Bis zum nächsten Mal! Lea1970

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