Ich fühl mich durch Berufstätigkeit unfrei

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Eve...
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 15:46

@ Luftikus

Du schraubst die Ansprüche herunter - finde ich super und würde ich ebenso machen, da man nun mal nicht alles haben kann ... Kennst Du "Die Kunst des stilvollen Verarmens"? Oder "Die Kunst der Bescheidenheit"? Das sind Bücher, die einem eine positive Sicht des Aussteigens vermitteln können.

@ Lachtränen

Natürlich will niemand immer wieder freiwillig bei Null anfangen; Luftikus zieht aber die richtigen Schlüsse daraus - finde ich zumindest: Sich darüber klar werden, was man will und dann den jeweiligen Preis bezahlen.

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luftikus
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 16:04

Eve... hat geschrieben:@ Luftikus

Du schraubst die Ansprüche herunter - finde ich super und würde ich ebenso machen, da man nun mal nicht alles haben kann ... Kennst Du "Die Kunst des stilvollen Verarmens"? Oder "Die Kunst der Bescheidenheit"? Das sind Bücher, die einem eine positive Sicht des Aussteigens vermitteln können.
Dem Namen nach kenne ich "Die Kunst des stilvollen Verarmens", aber ich habs noch nicht gelesen.

Übrigens verspüre ich durchaus ein Gefühl von Freiheit, wenn ich meine Ansprüche etwas herunterschraube. Große Besitztümer würden mir auch Sorgen bereiten. Und Freiheit ist für mich eines der wichtigsten Aspekte meines Lebens.

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Eve...
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 16:23

luftikus hat geschrieben:
Eve... hat geschrieben:Übrigens verspüre ich durchaus ein Gefühl von Freiheit, wenn ich meine Ansprüche etwas herunterschraube. Große Besitztümer würden mir auch Sorgen bereiten. Und Freiheit ist für mich eines der wichtigsten Aspekte meines Lebens.
So ist es, auch für mich.

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Lachtränen
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 17:12

Ich bin mir weder klar darüber, was ich will, noch welchen Preis ich dafür zahlen würde...

Aber ganz ehrlich: Sich jeden Spaß im Leben versagen, nur um 'bescheiden' zu sein, finde ich genauso armselig, wie materielle Dinge anzuhäufen.
Vielleicht verstehe ich euch falsch, sich von überflüssigen Sachen zu trennen ist gut und notwendig...bei euch kommts mit gerade vor, als ob ihr euch auch schöne Sachen versagt.

Luftikus, deine Reisen scheinen für dich das Größte zu sein, du nimmst dir Kraft für den Alltag daraus - was passiert, wenn du auf sie verzichtest?
Gleiches gilt bei mir für mein Pferd und meine (Miet)Wohnung - Kraftspender, Ruhepol und Rückzugsort.
Und wenn das unbescheiden ist, meinetwegen. Ich brauchs zum Glücklichsein.

(Wobei die Wohnung bei einem 'Ausstieg' vielleicht entbehrlich wäre, kommt auf meine Unterkunft an. Mein Pferd ist es einfach nicht, die emotionale Bindung kann man nicht ersetzen!)

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Eve...
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 17:28

Nein, Lachtränen, ich selbst mach das gerade nicht, habs aber früher schon mal, in knappen Zeiten.

Man schätzt halt andere Werte als materielle Dinge, und / oder man agiert geschickt mit dem, was man (noch) hat (ähnlich wie Luftikus); auch die Buchschreiber zur "neuen Bescheidenheit" setzen zum Teil Prioritäten, die eben anders als im materiellen Bereich liegen.

Mit wenig auszukommen, kann im übrigen ein Wert an sich sein! Außerdem vermittelt es Selbstvertrauen, nach meiner Erfahrung. Ich fand es Klasse, festzustellen, mit wie wenig ich - durchaus zufrieden - leben und dabei sogar noch etwas sparen konnte.

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Milly1
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 17:45

Lachträne, du hast insofern recht, dass man nicht auf alles verzichten soll. Aber - je nach "Leidensdruck" und vorallem "je älter man wird", kann man umso eher "verzichten".

Große Wohnung gegen kleine Wohnung
Auto gegen Roller/Fahhrad/Bus
Urlaub gegen Tagesausflüge

Das muss/kann jeder für sich entscheiden, was wirklich wichtig ist.
Ich könnte mühelos das oben geschriebene tauschen, hauptsache finanzielle Mittel für meine Tiere sind vorhanden.

"Richtig hart" wird es erst, wenn keine finanziellen Mittel für das absolut wichtigste vorhanden sind. Aber ehrlich? Es gibt für alles eine Lösung.

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Lachtränen
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 17:50

Gut, dann seh ich das eben anders.
Hab ehrlich gesagt auch nicht vor, zum Extremsparer zu werden, das wäre nur eine Möglichkeit, wenn gar nichts mehr geht.

Ich möchte einfach finanziell einigermaßen sorglos leben können und das Geld kann ich mir scheinbar nur als gesunder Mensch verdienen, wenn ich mich beruflich wohlfühle.
Klar klingt das arrogant und egoistisch, weil andere Leute daran nicht mal denken können. Aber ich möchte es irgendwie schaffen, meine Jugend so zu nutzen, dass ich mir später nicht noch mehr Vorwürfe machen muss.

Mich ärgert der Threadverlauf trotzdem, weil ich mir so abgestempelt vorkomme: "Euah, ihr gehts ja bloß um materielle Dinge - Freundschaften, Werte und Erfahrungen interessieren sie nicht mal."
Das stimmt einfach nicht - Pferd und Wohnung sind bloß die Dinge, die eben bezahlt werden müssen.

Daraus zu schließen, mein 'Leidensdruck' wäre nicht groß genug, ist anmaßend.

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Eve...
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 18:36

Nein, ich meine nicht "anmaßend", dass nur Dein Leidensdruck nicht groß genug sei. Damit hatten zumindest meine Gedanken nichts zu tun.

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Milly1
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 19:32

Auch ich meinte es nicht anmaßend oder wollte dir zu nahe treten.

Aber bedenke bitte auch eins: einige sind hier etwas älter, da hat man mehr Erfahrungen, weiß (noch) kleinere Dinge zu schätzen.

Mit Leidensdruck meinte ich auch nicht, dass ich dich in deiner Situation nicht verstehe.

Aber - hast du schonmal von Hartz 4 gelebt? Und vorallem: Könntest du das? Heutztage muss man an sowas denken, wenn es beruflich nicht mehr weiter geht.

Dieser "Goldene Mittelweg", den du im Moment noch vor Augen hast, wird sehr schwer zu realisieren sein. Ich wünsche es dir von Herzen, aber einfach - und das hast du bereits bemerkt - wird es nicht.

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Lachtränen
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Beitrag Mo., 21.06.2010, 23:54

Nein, ich hab noch nicht von Hartz4 gelebt. Selbstverständlich könnte ich mein Pferd damit nicht finanzieren und die Wohnung wäre zu groß, als das sie noch als 'angemessen' gelten könnte.
Glücklichweise bekäme ich im Fall der Fälle Unterstützung von der Familie.

Nur: Ich plane mein Leben doch nicht nach Hartz 4?!
Was wäre wenn, daran hab ich schon gedacht...aber ich verbanne doch nicht schon vorher alle Dinge, die ich mir dann nicht mehr leisten könnte.

Ich hab Angst vor langer Arbeitslosigkeit, die drei Monate, die ich nach der Ausbildung erwerbslos war, reichen mir völlig.
Deswegen verzweifel ich doch aktuell an meiner beruflichen Perspektive: wenn ich so weitermache wie bisher, werd ich mein Leben lang in höchst langweiligen und schlecht bezahlten 'Helfer'jobs rumdümpeln - obwohl ich weitaus besser qualifiziert bin (Fachhochschulreife, recht anspruchsvolle Ausbildung mit 'gut' abgeschlossen). Mangelnde Erfahrung macht einen Aufstieg auf dieser Grundlage leider schwierig.

Ich würde mal behaupten, die Arbeitslosigkeit hat mich erst in diese Lage gebracht. Die persönliche Krise wurde noch mal verstärkt (kurz davor hab ich mit SVV begonnen), ich war depressiv, wie gelähmt und fühlte mich vollkommen wertlos fürs Berufsleben.
Letztendlich musste ich auf Druck des Amtes in die Zeitarbeit einsteigen - der größte Fehler überhaupt, die stufen einen ganz unten ein, so bin ich überhaupt erst bei den 'Helfern' gelandet.
Na ja, seitdem gehts abwärts...

Ich will so nicht weitermachen, mein Leben soll für mich nicht bedeutungslos bleiben.

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candle
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Beitrag Di., 22.06.2010, 05:47

Welche Arbeitslosigkeit?

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Milly1
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Beitrag Di., 22.06.2010, 07:23

Guten Morgen Lachträne,

erstmal ein nett gemeintes "Komme mal wieder runter" oder "beruhige dich erstmal ein bisschen".
Du verrennst dich gerade ein wenig in dieser Diskussion über "Luxus", "Verzicht", etc., das solltest du jetzt nicht. Zumal du für dich doch klar definiert hast, was es für dich bedeutet, nämlich Pferd und Wohnung.
Beides könntest du auch im "worst case" behalten (durch Hilfe deiner Familie), also sollte dich das doch schonmal beruhigen.
Ob andere Pferd und Wohnung als Luxus ansehen, kann dir sowas von egal sein!

Ansonsten nochmal der Tip: gehe es langsam an! Sicherlich bist du im Moment sehr verzweifelt, aber du wirst deine Probleme nicht von einem Tag auf den anderen lösen können (schön wärs...).
Den ersten Schritt hast du ja schon getan, du hast dir Hilfe und Unterstützung gesucht, jetzt geht es in weiteren kleinen Schritten immer weiter. Werde erstmal wieder ein wenig "stabiler" in dir selbst, dann fallen die weiteren Schritte auch viel einfacher. Kopf hoch!

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Lachtränen
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Beitrag Di., 22.06.2010, 09:04

@Milly1
Danke, du hast recht

@Candle
Wie geschrieben, die drei Monate nach meiner Ausbildung.

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candle
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Beitrag Di., 22.06.2010, 17:13

Ich sehe gerade nur alles was Du nicht willst, aber was könnte das sein was Du willst? Dann unter einen Hut bringen irgendwie. Jetzt würde ich ganz schnell noch die Zeit nutzen für Therapie oder Klinik.

Magst Du denn Dein Lehrberuf?

Zeitarbeit ist wieder ganz böse. Da kann ich gar nicht drauf, also verstehe ich Dich da schon.

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Beitrag Di., 22.06.2010, 18:13

Stimmt, bei 'das will ich nicht' bin ich immer ganz vorne mit dabei. Und auch stabiler - was ich wiederum will, wechselt ganz oft.
Es wäre wunderbar, wenn ich durch eine Therapie meine Stärken besser erkennen könnte.

Und momentan bin schon am Verzweifeln aufgrund der möglichen Arbeitslosigkeit in 4 Monaten. Das ist eigentlich noch lange hin...und steht ja nicht mal fest.
Aber ich hab mich grad derart in diese Schiene reingeredet, dass ich wirklich denke, ich könnte nie wieder unbesorgt arbeiten gehen und muss zwangsläufig bei Hartz 4 landen.
Emotional vergallopiert.

Meinen Lehrberuf möchte ich nur ungern wieder ausüben, dort gibts einen starken saisonalen Wechsel zwischen (meist positiver) Hektik und äußerster Langeweile. Zudem bin ich mit einer wichtigen Aufgabe innerhalb des Berufsbildes oft hoffnungslos überfordert, je nach Abteilung.
Dazu kommen Einzelhandelsarbeitszeiten und das entsprechende Gehalt.

In meinen momentanen Job bin ich über die Zeitarbeit gekommen und eben diese Mentalität im Umgang mit den Arbeitnehmern findet sich dort. Meine direkte Vorgesetze ist zwar nett, aber der Leiter spricht schon teilweise recht abfällig über seine Angestellten. (und eben der Rest, den man so aus der Branche kennt)
Hm, vielleicht brauch ich bei der Arbeit einfach eine Art Anerkennung oder 'Belohnung', die mich antreibt und wissen lässt, warum ich diese Tatigkeit ausführe??

Vor dem Termin in der Tagesklinik hab ich immer mehr Angst - was mach ich nur, wenn ich mein Anliegen nicht richtig rüberbringe und daher - oder überhaupt aus objektiver Sicht - nicht behandlungsbedürftig bin?

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