Beziehung mit dem Therapeuten

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Arthur
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 11:18

Manchmal führen ja mehrere unabhängige Prozesse dazu, dass man in einer schwierigen Situation steckenbleibt.
Drum habe ich noch einen weiteren Gedanken, bei dem du schauen kannst, ob er für dich stimmig ist.

Ich glaube, das manche Menschen in sexueller Hinsicht masochistisch veranlagt sind und sich das nicht eingestehen wollen. Die führt dann dazu den eigenen Masochismus in einzelnen, sozialen Beziehungen auszuleben. (In deinem Fall lebst du es mit dem Therapeuten aus). Das Eingestehen des sexuellen Masochismus kann dann dazu führen, dass man das nicht mehr auf den realen sozialen Bereich verlagern muss.

Das ist natürlich nur bei wenigen Menschen so, aber du könntest mal gucken, ob das bei dir auch zutrifft.

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 11:25

Mir geht nicht um die Illusion des "wieder-gut-werdens". Sondern darum Verantwortung zu übernehmen.

Aber ich erlebe die Nachbeelterung gerade selbst in MEINER Therapie - weiss also wovon ich schreibe. Meine Thera gibt mir Halt und lehrt mich dabei den Halt in mir selbst zu finden. Stückweise. Ein wenig so wie in einer Mutter-Kind-Beziehung.

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catharrina
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 11:30

Leberblümchen, was du geschrieben hast, hat mir sehr gut gefallen.
Natürlich beinhalten auch die neuesten Beiträge von peppermint patty, dieeineundandere und schneerose viel Wahrheiten, und wie ich lesen kann, ein selbst nachempfundes Leid und bittere Erfahrungen (was mir auch sehr Leid für euch tut).

Gerade eure Erfahrungen können mir jetzt aber helfen, doch mutig Schritte zu setzen, weil ihr mir glaubhaft machen könnt, dass es danach befreiter weitergeht. weitergehen kann....

Dass das Leben während einer "psychischen Gefangenenahme" an einem vorbeizieht, wie Schneerose sagt, das erkenne ich auch.
Es ist nicht so, dass ich wie ein Käfer am Rücken liege, aber irgendwie bin ich nicht ganz in mir drinnen, sondern gedanklich, gefühlsmäßig immer nur in IHM drin.
Natürlich widme ich mich meiner Familie, den Kindern, dem Beruf....den Alltagspflichten...aber ER ist mein Hafen, meine innere Heimat, eben mein Halt, wie leberblümchen sagt.
In schwierigen Zeiten, bei Stress, untertags, denke ich immer wieder an ihn, wie ein schwerstverliebter Teenager, und diese "gedanklicher Vereinigung" gibt mir Kraft fürs Weitergehen.
Er ist das Letzte, woran ich vor dem Einschlafen denke, und das Erste wieder beim Aufwachen....je nach aktuellem Status ist das total kraftbringend, oder eben kräfteraubend...

Es stimmt, leberblümchen, dass ich mir allein nicht zutraue, mir selbst den Halt zu geben, den Sinn vielleicht...ich transportiere das immer auf andere.
Ja, das stammt sicher aus der Kindheit.

Jetzt will er das ja mit mir bearbeiten, weil er das auch so erkannt hat.
Es soll eine sehr lang andauernde (mehrere Jahre) Lebensaufarbeitungs-Arbeit begonnen werden, in schriftlicher Form, doch aufgrund der von mir schon ausreichend geschilderten Schieflage, empfinde ich das aus dem Bauch heraus für falsch.

Ich sehe in ihm eben mehr als einen professionell distanzierten Therapeuten und denke, wenn ich dir ALLES anvertrauen soll, dann gib auch du etwas von dir her!
bzw. er TUT es ja, lässt so viel Persönliches einfließen, zieht dann aber wieder zurück.
Wäre er tatsächlich immer nur distanziert, kämen diese Fantasien nicht...die Mischung macht es aus.

Ich weiß nicht, ob ich ihm genug vertrauen kann...ob es wirklich sehr schädlich für mich wäre, mittendrin abzubrechen (was er sagt), oder einfach den Schnitt zu wagen??

Er meint, es sei typisch für meine (borderline)Störungen, immer wieder fliehen zu wollen, auch in der Therapie, da will ich (ihm und mir) schon beweisen, dass ich kein Feigling bin und mich durchbeiße...durchhalte.

Und ja, das mit der Halteleine, das hat er in einem seiner zahlreichen Supervisionsgesprächen über mich schon erkannt: er wollte mich ja auch schon oft abschieben, doch sein Supervisor (also einer davon....er hat nämlich schon viele befragt, weil er selbst nicht klarkommt mit mir!) hat ihm geraten, mich NICHT fallen zu lassen, weil mir das sehr schaden könnte.

Eben, wie peppermint patty meint, ein Kindheitstrauma verstärken oder so...im Sinn von Nachbeelterung wahrscheinlich??

dieeineundandere, die ambivalente Verstrickung mit einem "normalen Menschen/Mann" ist ja schon schlimm genug, aber wenn es dein Therapeut ist, kannst du nie sicher sein: ist das jetzt ER oder SEINE THERAPIE, die wirkt? darum versuche ich ja wahrscheinlich seit Jahren das auseinanderhalten zu lernen.....weil ich möchte ja die Therapie nicht sabbotieren...und ob es einfach eine spezielle Form eine harten Therapie ist, wie Schneerose sagt, darüber denke ich auch zeitweise nach.

Es bleibt einfach sehr viel Verunsicherung, Verwirrung und ein Versuch, das Ganze zu verstehen...ich denke immer, wenn ich es verstanden, begriffen habe, DANN werde ich bereit sein, loslassen zu können.....aber vielleicht ist das wieder nur eine Ausrede, in mir drinnen??


leberblümchen
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 11:42

Einiges von dem, was du schreibst, entspricht 1:1 dem, was ich empfinde. Z.B. das Wort 'Hafen' - für mich soll der Therapeut auch der Hafen sein. Ich hab meinem Th. das auch erklärt: dass 'Hafen' ja nicht bedeutet, dass man nur dort feststeckt; man will ja auch die Welt entdecken und selbständig sein. Aber man stelle sich mal vor, es gäbe keinen Hafen - dann bist du mit deinem Schiff auf dem Meer und kannst nirgendwo ankommen. Das ist wirklich eine Horror-Vorstellung, und ich nehme an, du kennst das Gefühl auch...

Er WAR dann auch mein Hafen, und wir hatten eine enge Beziehung. Parallel ist aber auch was schiefgelaufen, offensichtlich, das wir beide nicht erkannt hatten. WAS es war, spielt hier keine Rolle, aber was ich sagen wollte: Er kam mit der Situation - wie er zugab - nicht klar, und dann kam das, was du auch kennst: Wenn gar nichts mehr hilft, kommt das Totschlagargument: "Borderline" (dabei ist das nicht mal meine Diagnose). Mit dem Wort 'Borderline' kann der Therapeut ja praktischerweise so ziemlich alles erklären... Damit hat er sich selbst entlastet.

Naja, und DANN wurde mir klar, dass das, was ich als wahnsinnig schönen Halt empfunden hatte, nichts ist, das IN MIR verankert war, sondern etwas, das ich mir von ihm ersehnt hatte. Er aber ist nur ein Mensch, der mir hier und jetzt helfen will, mich besser anzunehmen. Er kann - und ich weiß, dass er das selbst bedauert - nichts wiedergutmachen.

Also, was ich sagen will: Ich denke, bei dir spielen mehrere Faktoren eine Rolle, denn da IST ja offensichtlich das, was mein Therapeut als enormen Hunger und sehr große Sehnsucht bezeichnet. Und dann ist da dein - nehme ich mal an - gestörtes Beziehungsverhalten, das zuverlässig dafür sorgt, dass du an unguten Beziehungen FESTHÄLTST. Und dann, schätze ich, ist da auch das Vertrauen darauf, dass er als Fachmann schon wissen wird, was er sagt und tut.

Mir persönlich hat es geholfen, einen Kollegen aufzusuchen, um mal zu gucken, was da los ist. Klar, das, was du beschreibst, klingt krass (mein eigener Therapeut ist ein guter...), aber vielleicht ist das Problem bei dir eben auch, dass du die guten Anteile deines Therapeuten nicht zusammenbekommst mit den Anteilen, die dir schaden. Und vielleicht hilft es deswegen auch nicht so gut, wenn man dir sagt: "Er ist böse. Du musst da weg".

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catharrina
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 11:45

Arthur, JA, das habe ich mir auch schon überlegt....auch was IHN betrifft....ich hab den Film damals über Freud und Jung gesehen (Eine dunkle Begierde), und weil der Film die Situation zwischen uns sehr gut wiedergegeben hat, hab ihm dann den Film auf DVD zum Anschauen gegeben....was er auch angenommen hat!
ihm gefallen meine anzüglichen Angebote sehr, doch er ist zu feig (professionell??), das auszuleben...ich glaube aber, dass er selbst auch stark so etwas in sich trägt, was er dann besonders bei Patientinnen auslebt, die in der Kindheit missbraucht worden sind....oder die so typische Störungsmuster haben...das erzählt er mir nämlich andauernd.

Ist sicher angenehmer, und "harmloser", das in einer Therapie verbal auszuleben, dafür Geld zu bekommen und argumentieren zu können, dass alles professionell ist, anstatt sich selbst einzugestehen, dass man die Patientin jetzt eigentlich lieber flachlegen würde!

ich kann das spüren, und ich thematisiere es auch, aber er windet sich dann wie ein Aal...das macht mich fertig!! (unter anderem)

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catharrina
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 12:04

HAHAHAHA..entschuldige, leberblümchen, wenn ich lache, aber du hast ja so Recht mit dem, was du schreibst!!
Ja, Borderline entlastet den Therapeuten. Ich hab mir x Bücher gekauft zu dem Thema und ihm seitenweise kopiert...weil da klar beschrieben wird, dass immer dann, wenn etwas Sexuelles im Raum steht, mit dem der Therapeut nicht klar kommt, es deshalb ist, weil die Patientin eine Borderlinerin ist.
Und er hat - interessanterweise - fast nur Borderlinerinnen!!!!!!

Bei mir passt so gut wie kein Merkmal auf die Diagnose, er sagt auch, ich sei eine atypische Borderlinerin, aber das findet er grad so spannend....ich will Grenzen austesten, okay, ja, aber sonst...??

ja, das ich einen so großen Hunger habe, sagt der auch....was meinst du übrigens mit "(mein eigener Therapeut ist ein guter...)" ?? dass deiner auch schräg drauf war??

Ja, das hast du richtig beschrieben, der Hafen ist in uns drin, ist eine Fantasie, die wir uns zusammenbauen, weil wir so einen Hafen BRAUCHEN. Und wir ersehnen ihn von einem anderen Menschen. In dem Fall dem Therapeuten.
Aber der ist auch nur ein Mensch....mit eigenen Problemen, die er im schlimmsten Fall an den Patienten auslebt...was dann die Hölle ist!!!

JA, du hast Recht, ich bekomme das Gute vom Schlechten nicht wirklich auseinander....daran arbeite ich, will arbeiten....das zu verstehen UM es zu beenden...ich denke, ich werde mir sonst den Rest meines Lebens den Kopf drüber zerbrechen und immer und immer wieder erneut die Konfrontation mit ihm suchen und sei´s nur durch privates Stalken :(((((


leberblümchen
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 12:21

Ich meine, dass mein Therapeut wirklich jemand ist, dem ich, was seine professionelle Haltung betrifft, 100%ig vertraue. Er ist wirklich ein lieber Mensch, der seinen Beruf möglichst gut machen will. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.

Aber es gab auch bei uns irgendwie offensichtlich eine gewisse erotische Spannung, die aber so subtil war, dass wir sie vielleicht beide nicht bemerkt haben. Nur gab es immer gewisse 'Kracher', wo der Eine dem Anderen unterstellt hat, die Beziehung sexualisieren zu wollen - was nie meine Absicht war. Vermutlich ist das, was mich am ehesten vom klassischen Borderliner unterscheidet, die Tatsache, dass ich niemals meinen Therapeuten sexuell verführen würde...
weil da klar beschrieben wird, dass immer dann, wenn etwas Sexuelles im Raum steht, mit dem der Therapeut nicht klar kommt, es deshalb ist, weil die Patientin eine Borderlinerin ist.
Ja, so ungefähr. Also, es kommt mir manchmal so vor. Eigentlich ist es bei uns sehr gesittet und wir gehen sehr respektvoll miteinander um. Ich will ihn hier auch nicht als Womanizer hinstellen, der sich einen Spaß daraus macht, sich einen Patienten-Harem zu halten. Das trifft es überhaupt nicht. Aber die Flucht des Therapeuten in das Wort 'Borderline', wenn es an seine eigenen Anteile geht, die kenne ich auch. Muss ich leider so sagen.

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catharrina
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 12:38

danke für die Klarstellung, jetzt kenn ich mich aus. Deiner ist ein guter Therapeut....ich hab gedacht, vielleicht meinst du es sarkastisch....

ja, also meiner ist auch nicht vorsätzlich böse....vielleicht trifft es am ehesten, was und wie du es jetzt beschrieben hast, leberblümchen....weil bei mir ist es 1:1 das gleiche.

Meiner sagt zudem auch, dass sich Patientinnen nur gelegentlich in ihn verlieben, er das aber im Griff hätte...ich glaube das aber nicht...denn ich höre manchmal Frauen, die vor mir drinnen sind, gackern und hysterisch lachen und so...und die kommen ganz aufgedreht raus....da erkenne ich mich selbst darin.
und in den Geschichten, die er mir über andere Patientinnen erzählt....also ich glaube nicht, dass ich bei ihm so ein spezieller Einzelfall bin.
Vielleicht in DER Hinsicht, dass ICH es zur Sprache bringe, mich nicht scheue, ihn damit zu konfrontieren...das hat mich einmal beinahe schon eine Einweisung gekostet (er dachte, damit kann er sich retten).

Er sagt immer, ich wolle IHN therapieren, zum Teil stimmt das vielleicht, weil ich ihm nämlich SEINE Anteile bewusst machen will..

ich hab mal an einer Studie teilgenommen und da stand auch, therapeutische Beziehungen "männlicher Therapeut -weiblicher Patient" ist oft sehr problematisch, besonders, wenn sie lange andauert.

Ganz bestimmt liegt die sexuelle Spannung in der Luft, wie willst du das auch wegschalten??
Gibt meiner auch zu....aber am Ende ist es doch einfacher, mich mit Borderline in die Schublade zu schieben und sich an der nächsten Patientin zu erfreuen, die zufällig auch Borderline hat, aber vielleicht nicht so unbequem und forsch wie ich ist??

Sein Supervisor riet ihm, er solle mit mir weitermachen, aber dabei gut auf sich selbst aufpassen!!!
Na niedlich!!
Das muss ICH auch tun, schätze ich!! Gut auf mich aufpassen!!


leberblümchen
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 14:47

ich höre manchmal Frauen, die vor mir drinnen sind, gackern und hysterisch lachen und so...und die kommen ganz aufgedreht raus
So was kann ich bei meinem Therapeuten ausschließen
Vielleicht in DER Hinsicht, dass ICH es zur Sprache bringe, mich nicht scheue, ihn damit zu konfrontieren
Oh, ja! Ich hab am Anfang viel gelesen, und eigentlich stand überall, es sei besser, offen zu sprechen. Von wegen: "Schade, dass die Patienten so wenig über ihre Sexualität und über ihre sexuellen Phantasien mit dem Th. sprechen" - also, mir macht das keinen Spaß; ich tat mich vor allem am Anfang sehr schwer, und ich mache das auch nicht mit der Absicht, ihn zu verführen, sondern es ist ziemlich holperig - zumal meine Bedürfnisse auch eher kindlich sind (man sagt ja, BL verdrängen ihre frühkindlichen Bedürfnisse und sexualisieren daher die Beziehung - wie gesagt: ist bei mir anders, aber ich bin ja auch kein reinrassiger Borderliner). Aber mir war es wichtig, WENN ich mal sexuelle Phantasien oder Träume mit ihm hatte, mit ihm darüber zu sprechen. So, wie über alles andere auch. War allerdings auch eine Analyse, und ich wollte keine Rücksicht darauf nehmen, ob es peinlich ist oder nicht.
Er sagt immer, ich wolle IHN therapieren, zum Teil stimmt das vielleicht, weil ich ihm nämlich SEINE Anteile bewusst machen will..
Das ist bei mir eindeutig so. Ich glaub, das ist der stärkste Wunsch: ihn zu analysieren. Was vielleicht (?) auch nicht ausbleibt, wenn man einander so häufig sieht und über so intime Dinge spricht. Ich könnte ihn nie NUR als Therapeuten sehen, sondern immer auch als interessanten Menschen mit einer bestimmten Geschichte, mit bestimmten Phantasien und bestimmten Ängsten.
therapeutische Beziehungen "männlicher Therapeut -weiblicher Patient" ist oft sehr problematisch, besonders, wenn sie lange andauert.
Kann ich aus meiner bescheidenen Erfahrung bestätigen, einfach weil erotische Phantasien - zumindest auf meiner Seite - nicht ausbleiben. Ich KANN mich da gar nicht nur auf mich und meine 'Aufgabe' konzentrieren, obwohl ich das schon auch noch gerne mache, in der Therapie mitarbeiten. Aber es schwingt phasenweise sehr heftig mit, was im Umgang mit einer Frau eher weniger passieren würde (wobei auch das wohl nicht auszuschließen wäre, aber ich bin für weibliche Reize eher weniger empfänglich).
Ganz bestimmt liegt die sexuelle Spannung in der Luft, wie willst du das auch wegschalten??
Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass es bei mir automatisch 'weggeschaltet' wird, weil ich übergewichtig bin und mich anziehe, als ob ich nur mal eben zum Müll rausgehe... Andererseits - also, sorry, klingt jetzt vulgär; so bin ich nicht, aber der Vollständigkeit halber... - hab ich eine große Oberweite, und ich merke immer wieder, dass auch der professionellste Arzt nur ein Mann ist. Ist mir neulich gerade wieder aufgefallen, als ich beim Belastungs-EKG war und der Arzt, der nun wirklich kein Schwein ist, die ganze Zeit neben mir saß, während ich mit nacktem Oberkörper vor ihm gestrampelt habe. Ich bin nicht verklemmt, aber diese Situation war komisch, zumal ich gemerkt habe, dass er auf meinen Busen geguckt hat. Was nicht schlimm ist - nur ist er eben da.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 14:59

Ich wollte aber noch mal klarstellen, dass ich schon gigantische Unterschiede zwischen unseren Therapeuten sehe - und ich möchte das Verhalten deines Therapeuten nicht verharmlosen! Ich wollte dir nur sagen, dass ich DEIN Verhalten absolut verstehen kann!

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catharrina
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 17:01

ich verstehe dich nur allzu gut, Leberblümchen.....ich kann mir so ca. vorstellen, wie dein Therapeut im Vergleich zu meinem ist. Und was mit dir ist.
Also meiner hat mich nach der ersten Paarsitzung einzeln hinbestellt und seine ersten Worte an mich waren: "ich kenne Frauen wie Sie - die haben einen ONS nach dem anderen"....ich war erstmal platt....aber auch wurde irgendwas gezündet bei mir...die Initialzündung...
du musst wissen, ich bin sexuell auch total bieder, und das genaue Gegenteil von einer Frau mit ONS....ähnlich wie du, bin ich nicht aufreißerisch gekleidet, kaum geschminkt...eher durchgehetzt zwischen 3 Terminen mit den Kindern auch noch zu ihm gehetzt....hat sich dann allerdings geändert....ob seiner sexualisierten anzüglichen Reden habe ich begonnen, mich für die Stunde aufzubrezeln....was meinen Mann wieder gefallen hat....und dann gab es eine sogenannte "honeymoon-phase" zwischen meinem Mann und mir, die der Therapeut absichtlich ausgereizt haben will....ICH hingegen bin schon in Fantasien, ihn betreffend gehangen...aber beide Männer hatten auch die ihren.
langsam wurde es mir zu bunt und ich hab begonnen, die Männer ein bisschen zu "verarschen", aus dieser Zeit stammt eine Sexliste, die alle 3 unterschrieben haben, auf der eine Vereinbarung steht, was und wie oft pro Woche ich bereit bin zu tun (in sexueller Hinsicht)....naja.....im späteren Verlauf wollte er immer ganz genau wissen, wann ich Sex gehabt hatte, wie, wie es war, ob ich Orgasmen hatte...mir kam das komisch vor und ich hab es nicht beantwortet...

ich meinte vorhin, dass ich es zur Sprache bringe, nicht unbedingt das Sexuelle, sondern generell die Probleme und Spannungen, AUCH die sexuellen.

Er hat es zwar anfangs abgestritten, aber dann gemeint, welcher Mann habe da keine.....

Ich bin gespannt, wie das weitergeht...falls...bist du immer noch bei ihm in Therapie?

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Solage
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Beitrag Sa., 20.09.2014, 17:07

Liebe catharrina,

jetzt bist ja immer noch bei dem wahnsinnigen "Therapeuten"!!!!!!

Wir haben uns ja schon mal ausgetauscht.

Mich erinnert die Situation an einen Inhaftierten im Gefängnis.
Mit dem Unterschied, dass Du den Schlüssel hast, dieses Gefängnis aufzusperren und zu gehen.

Wenn jemand allerdings viele Jahre in Haft ist, dann hat er auch Angst wieder in die Freiheit zu gehen. Plötzlich ist da NICHTS. Da tut sich u. U. plötzlich eine totale Leere auf.
Vielleicht ist das vergleichbar mit so einer entgleisten Therapie? Das ist ja sehr intensiv, was da zwischen Euch passiert. Wenn auch nicht gesund. Und Du bist Deinem Therapeuten auch wichtig, wenn nicht als Person, doch zumindest als Objekt. Du bezahlst ihn auch noch aus Deinem Privatvermögen.

Ich kann Dich verstehen, dass Du da so gefangen bist.

War ich doch auch in einer destruktiven Therapie gefangen.

Mir hat es echt geholfen, dass mir andere Therapeuten geglaubt haben und erklärten, dass ich nichts dafür kann.
Mir wurde auch die Pathologie meines Ex-Theras erklärt. Seine Störung ist wohl größer als meine.
Auch dachte ich, dass ich den irgendwie heil machen könnte. Geht aber niemals!

Aber, ICH wurde mir dann letztlich doch wichtiger. Ich wäre daran völlig kaputt gegangen.

Ich bin eigentlich wegen eines "Alltagskonfliktes" in Therapie gegangen. Diesen Konflikt habe ich relativ schnell gelöst. Aber zu meinem eigentlichen Problem wurde dann diese Therapie.
Ich bin durch diese Therapie an einem Therapieschaden erkrankt. Und das ist ganz fürchterlich!

Das dauert auch seine Zeit, dies wieder zu verkraften....ist überhaupt nicht harmlos!

An Deinem Therapeuten wirst Du gar nix ändern, nur an Dir selbst.

Und weißt Du, dass es auch wunderbar ist, wieder Freiheit zu schmecken. Das hat, trotz des Verlustes, auch was.

FREI SEIN!!!

Wünsch Dir weiterhin alles Gute
Solage

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catharrina
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Beitrag So., 21.09.2014, 00:04

ja, genau, Solage, wir haben schon drüber geschrieben...und ja, ich bin da immer noch dort....in diesem 1 Jahr ist wieder sehr vieles passiert...interessant finde ich, dass Frauen wie wir, und Leberblümchen alle den Wunsch entwickeln, IHN zu therapieren, analysieren, heil zu machen...das fällt mir auf.

und ja, es wird wohl NIEMALS stattfinden...ihr habt das schneller erkannt, als ich.

kann sein, dass es auch deshalb ist, weil ich ständig Häppchen kriege, die mir Mut machen, noch ein Weilchen zu bleiben....weil vielleicht am Ende...??

Ich war grad im Kasino, und da ist mir aufgefallen, dass es dasselbe ist...hie und da gewinnen Menschen was...dann riskieren sie wieder, verlieren ein bisschen, gewinnen ein bisschen...so ein Spiel kann sich den ganzen Abend hinziehen....doch am Ende haben die allermeisten verloren, oder grade mal den Eintritt zurück, mit ein bisschen Glück...

so kommt mir diese unglückselige Therapie auch vor...ein bisschen Nahrung und Push, ein bisschen Glücksgefühl, dann wieder Leid, ein ewig langes Spiel, Jahr für Jahr.....am Ende wird es nur Verlierer geben...beim Kasino gewinnt wenigstens das Kasino, außerdem geht´s nur um Geld...DAS freilich hat der Thera auch von mir....aber persönlich, gefühlsmäßig, die Substanzen, an die´s gegangen ist, sind von beiden Seiten angeschlagen.

Ja, ein Therapieschaden ist schlimm....bei mir war am Anfang auch so gut wie nichts....nur Angehörigengespräch...jetzt hab ich von ihm schon 7 Diagnosen, meine Zwangstörung ist ausgebrochen, die ich schon in jungen Jahren beherrschen lernte...und wer weiß, was noch passiert....??

Aber auch er hat schon Schaden genommen, nicht NUR bei mir.....der verkraftet seinen ganzen Job nicht...drum weint er sich ja über andere Fälle bei mir aus, die zum Teil wirklich krass sind, und in einem Fall sogar tödlich geendet haben (übrigens und nebenbei auch nicht super, mich damit zu belasten!)

Ja, der Schlüssel, er ist in meiner Hand....wann werde ich ihn benützen??

Danke für deine Antwort.....ich hoffe, dir geht es jetzt gut!!
Liebe Grüße, Catha

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viciente
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Beitrag So., 21.09.2014, 00:29

catharrina hat geschrieben:....... Ja, der Schlüssel, er ist in meiner Hand....wann werde ich ihn benützen??
.. möglicherweise dann, wenn du nicht mehr versuchst, von etwas WEG zu kommen, sondern anfängst zu etwas HIN zu wollen - weil du erst dann die dazu passende türe findest; wenn also nicht klar wird, was NICHT sein soll (das ist es ja meist recht schnell), sondern was SCHON. das wie, wann und wo spielt dabei vorerst so lang keine rolle, solang das WAS nicht eindeutig spürbar ist. aus einer bekannten situation auszusteigen - so schwierig sie auch sein mag - und sich in unbekanntes zu bewegen macht fast immer zumindest etwas mehr angst, als zu bleiben, wo man grade ist.

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Arthur
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Beitrag So., 21.09.2014, 10:15

catharrina hat geschrieben:Arthur, JA, das habe ich mir auch schon überlegt....auch was IHN betrifft....ich hab den Film damals über Freud und Jung gesehen (Eine dunkle Begierde), und weil der Film die Situation zwischen uns sehr gut wiedergegeben hat, hab ihm dann den Film auf DVD zum Anschauen gegeben....was er auch angenommen hat!
Hast du mal überlegt, die masochistischen oder devoten Bedürfnisse woanders auszuleben? Therapie ist halt kein so guter Ort dafür...

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