Eure lustigsten Therapieerlebnisse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Juline
Forums-Insider
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weiblich/female, 27
Beiträge: 181

Beitrag Mo., 20.05.2013, 12:26

Ich erinnere mich gerade an eine Szene in der Therapiestunde, die ich besonders im Nachhinein sehr lustig fand.

Es schwirrte schon einige Zeit vor meinem Gesicht eine winzige Mücke vor mir herum, die ich anfangs zu ignorieren versuchte. Nachdem diese Mücke aber immer wieder auf mein Gesicht zuflog, begann ich sie während meines Redeflusses (möglichst unbemerkt) wegzupusten. Nachdem das aber nichts gebracht hat, versuchte ich sie mit kurzen Handbewegungen zu vertreiben. Mit der Zeit nervte mich das schon gewaltig und ich wurde immer unkonzentrierter. Meine Handbewegungen wurden immer hektischer.
Meine Therapeutin fing auch immer mehr an, im Gespräch zu stocken.
Bis ich dann ziemlich genervt, verzweifelt und wie ein Kleinkind äußerte: "Da ist ein Muckerl!"
Sie: "Oh. Die habe ich gar nicht gesehen. Ich dachte mir schon, was tut sie da!?"
Ich: "Ja, das fliegt mich die ganze Zeit schon an."
Sie: "Bin ich froh, dass es nur ein Muckerl ist. Jetzt habe ich mir schon ein bisschen Sorgen gemacht."
Ich: "Ja, die geht einfach nicht weg."
Sie (lässt sich in den Sessel zurückfallen): "Ja, Juline, es gibt auch Muckerl auf dieser Welt. Sie wird Sie nicht auffressen."

Erst zuhause bekam ich dann einen echten Lachkrampf, weil ich mir vorstellen musste, was sie sich die ganze Zeit denken musste, was ich da drüben für Zuckungen bekomme.

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marietta
sporadischer Gast
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weiblich/female, 46
Beiträge: 17

Beitrag Mo., 20.05.2013, 14:00

witzig, die vorstellung, was deine thera dachte, weil sie die mücke nicht sah :king:

da fällt mir auch eine situation ein, die im nachhinein echt witzig war...

ich hatte ein erstgespräch bei einem thera, der eine recht spezielle, hm, vielleicht philosophische seite hat.

ich schilderte mein damaliges chaos. er war voll präsent, es schien, als ob er jedes wort aufsaugen würde. dann begann er nach einer zeit des schweigens zu sprechen mit gaaanz langsamer und eindringlicher stimme:
"zu beginn der schöpfung war das chaos, aus dem chaos entstand alles" - er schaute mich gaaaanz eindringlich an, schwieg kurz und wiederholte nochmal: "aus dem chaos entstand alles"
dann wanderten seine pupillen langsam nach oben und verschwanden, da fiel sein arm nach unten - die pupillen richteten sich wieder auf mich und er wiederholte mit eindringlicher stimme: "aus dem chaos entstand alles"

ich war innerlich in höchster panik: hat der mann epilepsie? hiiiiiilfeeee... ich traute mich allerdings nicht, es anzusprechen.

es passierte nochmal, ich weiss zwar nicht mehr, bei welchem thema, aber wieder dieses wegkippen und dann das wiederholen seines letzten satzes...

mir war das ganze nicht geheuer.

jemand, die ihn gut kannte, meinte dann aber später: "du, der war übermüdet und ist einfach nur kurz eingeschlafen... - das passiert dem leider immer wieder!"

jahre später lernte ich ihn privat in einem völlig anderen kontext kennen - und ich erzählte ihm vom meinem ersten eindruck damals. er hat sich soooo ausgeschüttet vor lachen, das war echt klasse. und der satz mit dem chaos wurde so ein running gag unter uns..

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Corumbra Myosotis
Forums-Insider
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weiblich/female, 80
Beiträge: 293

Beitrag Mi., 05.06.2013, 21:28

Klinik. Nachts. Im Gespräch mit dem diensthabenden Psychiater. Zwischendurch klingelt schon zum zweiten Mal das Telefon. Daß er "weiter" muss, ist klar ...

Er: "Ich muss dann mal auf die andere Station. Da ist jemand in Not."
Ich (absichtlich lakonisch): "Dankeschön. Wirklich ... Danke."
Er (braucht einen Moment, dann zurückrudernd, sich fast überschlagend): "Nein, nein, ich wollte damit auf keinen Fall sagen, daß Sie nicht in Not sind! Sie sind in großer Not, das ist mir bewusst [...]!"

Herzig.
-
"It is not nor it cannot come to good:
But break, my heart; for I must hold my tongue.“

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Muschelchen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 32

Beitrag Fr., 07.06.2013, 22:02

War gestern noch total fertig nach Therastunde; Therapeutin hatte dann 2h Pause, sie überlässt mir oft ihren Raum bis der nächste Patient kommt, dann darf ich mich ausruhen, zu mir kommen und sie ist dann zur Not nochmals da.
Absolutes Tabu ist aber SVV in den Therapieräumen von ihr. Allgemein in der Praxis, aber ganz besonders in ihren Räumen.
Sie dann gestern so: "Ich kann mich drauf verlassen, dass du keinen Blödsinn machst, oder?v Ich dann so, unschuldiger Blick:"Ich verspreche nichts, aber ich gehe raus, wenn ich was machen will..." Thera setzt gespielt bösen Blick auf - "... ich meine, geronnenes Blut ist schwer wegzukriegen... und Dellen in der Wand und so, habe ja gerade keine Haftpflichtversicherung..."
Thera erstmal total irritiert, will noch was protestierendes sagen, war erstmal echt verunsichert...Dann aber "Ah du... ah egal. Das passt schon. Immerhin soviel, eigentlich sollte ich froh sein..." und schmunzelte

Ist jetzt nicht sooo lustig für andere, aber finde es immer wieder cool, dass sie mit meiner Ironie umgehen kann, ohne aber das ganze noch anzustacheln.

Später dann, nach fast 2h kommt sie wieder, ich völlig dösselig, schläfrig und entspannt auf ihrer Liege rekelnd: "Ich buche hier 2 Wochen Luxusurlaub, wenn sie weg sind. Man, hat das gut getan hier!"
Da lacht die los, meint, das sieht man mir an und hat sich total gefreut, dass ich wieder um Welten stabiler war...Und dann noch so: "Das sieht ja total gemütlich aus, darf ich mich dazulegen? Ah Mist, nächste Patientin kommt ja gleich..."

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Sa., 08.06.2013, 00:42

Hey, das versteh ich aber, dass Du die Liege genossen hast, ich schlafe bei solchen (meist ärztlichen) Gelegenheiten auch immer ein! Bei meinem Gutachten stand doch tatsächlich: Patientin auf Liege eingenickt.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Marzipanschnute
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 26
Beiträge: 729

Beitrag Sa., 15.06.2013, 13:52

Er (zum wiederholten Male): Sie könnten ja auch einfach mal mit zur Gruppentherapie kommen.
Ich: Ich bin zwar ein bisschen verrückt, aber so verrückt, dass ich mit anderen Verrückten in einem Stuhlkreis sitzen und ihnen mein Leid klagen möchte, bin ich glaube ich noch nicht.
Er (lachend): So nett formuliert hab ich es selten gehört.


Ich erzähle was und bearbeite dabei mein Haargummi in meinen zittrigen Händen. Irgendwann kam das was kommen musste, das Haargummi flog einmal durch das halbe Therapiezimmer, wir guckten beide auf die Stelle wo es hingefallen ist.
Ich (murmelnd): Entschuldigen Sie.
Er: Alles gut. Nur... Können Sie das da liegen lassen? Das nächste Mal geht das nämlich nicht so glimpflich aus und ich kriege dieses Metalldings ins Auge und erblinde.
Und das sagte er mit so einer Ernsthaftigkeit, dass ich einfach nur lachen musste.
Ich hab dann stattdessen ein Taschentuch zerfummelt während ich weitersprach.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Lady Amalzia
Forums-Insider
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weiblich/female, 35
Beiträge: 227

Beitrag Mo., 17.06.2013, 10:47

Irgendwann letztes Jahr.
Er (in Bezug auf meine gefühlt überzogene Abhängigkeit zu meinem Elternhaus): "Frau Amalzia, wie alt sind Sie? Ende Dreissig, Anfang Vierzig?"
Ich gucke böse. Er:"Oh! Verdammt... äh... ich hab das hier auf meinem Zettel falsch gelesen... (und dann leise) `tschuuuuuldiguuunnnnggggg!!!

Ein paar Sitzungen später. Gleiches Thema. Er (grinsend): "Bevor ich mich jetzt wieder in die Nesseln setze, frage ich lieber. Wie alt sind Sie, Frau LA? Ich: 34! Er: "Ach, doch noch so jung!" Ich:"Ach, doch noch so charmant!" ...

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oli
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 42
Beiträge: 2

Beitrag Mi., 19.06.2013, 15:52

Zur Erklärung vorab: Meine Thera ist so gut wie blind, sie kann nur ansatzweise hell und dunkel unterscheiden:

Sie hatte grade ein für mich recht peinliches Thema angesprochen und ich wusste nicht so recht was und wie ich darauf antworten sollte. Es war mir so peinlich, dass ich mich im Zimmer umsah um irgendein anderes Thema zu finden, mit dem ich sie "ablenken" könnte.
Nach einer kurzen Weile des Schweigens fragte sie mich was denn grade los ist.
"Ich suche nach einem Mauseloch, in das ich verschwinden kann."
Thera: "Frau oli, es ist nicht nötig in ein Mauseloch zu kriechen, ich seh sie sowieso nicht."
Ich fand das irre wie cool sie mit dem Thema umgeht.

oli

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Miezle
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 16

Beitrag Do., 20.06.2013, 13:27

Was für ein schöner Thread!

Ich erzählte meiner Therapeutin, dass ich zu Hause den Backofen geputzt habe, obwohl ich eigentlich was zu Essen machen wollte und ich plötzlich überall nur noch Dreck sah und mich verzettelte und schlussendlich einen Riesenwutanfall bekam, weil ich das alles nicht so sauber bekam, wie ich mir das vorstellte. (Bin Burn Out Patientin u.a.)

Sie: Das nennt man Identifikation mit dem Aggressor.
Ich: *grübel* Ah, ja... Mit dem Backofen??
Sie: Nein! Mit deiner Mutter.
Ich: Ach so...! *überleg* Meine Mutter ist der Backofen???
Sie: *augenverdreh* Vergiss es...

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Wandelröschen
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weiblich/female, 50
Beiträge: 994

Beitrag Mo., 24.06.2013, 12:36

Das für mich lustige ereignete sich zwar nicht in der Therapiestunde sondern aus einem Gespräch mit einer Freundin, aber es ging ja um meine Therapie.
Zur Situation:
Beim Treffen mit ihr zog ich Bilanz. Inzwischen bin ich in der Therapie (mache VT) an einem Punkt angelangt, wo ein unheimliches Vertrauen meinerseits gegenüber meinem Therapeuten vorhanden ist (war bei meiner Ex-Thera nie so weit). Ich lass ihn in Sphären blicken/eindringen, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich erzählte meiner Freundin von einer Situation und sie meinte, das sei so ein Mitschwingen von meinem Therapeuten. Ich entdecke immer mehr Ressourcen, bringe immer mehr ein. Auch von seiner Seite kommt sehr viel Input. Ich traue mich immer mehr, neue Wege zu beschreiten, was Neues auszuprobieren, es entsteht so viel neues. Na ja, und da fasste ich mal zusammen, was wir so in der letzten viertel Stunde besprochen hatten und wir konnten uns nur noch wegschmeißen vor lachen:

Ich öffne mich total, damit mein Thera tief in mich eindringen kann. Es gibt ein gegenseitiges Mitschwingen, ich bringe was ein, er gibt was dazu, so das was neues entstehen kann.
Ein Schelm wer Hintergedanken hat – und hoffentlich hat Freud nicht mitgelesen.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Siri81
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weiblich/female, 33
Beiträge: 238

Beitrag Di., 25.06.2013, 10:58

Schwierige Stunde, nachdem zuvor ein Termin von seiner Seite aus abgesagt worden war und ich damit nicht umgehen konnte.

Ich: "Na ja, es ist ja schon ziemlich übertrieben, wenn man wegen eines abgesagten Termins rumheult, wütend und enttäuscht ist."
Er: "Als Automechaniker würde ich das jetzt auch für ziemlich übertrieben halten."
Ich: "???"
Er: "... aber als Therapeut finde ich das völlig nachvollziehbar und verständlich."

Ihn mir als Automechaniker vorzustellen, der mir gerade einen Werkstatttermin abgesagt hat - und ich, die daraufhin in Tränen ausbricht - das hat mich selbst unter den vielen Tränen in der Stunde zum Lachen gebracht
"Dinge sehen wir nicht so, wie sie sind,
sondern so, wie wir sind."

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Fast Forward
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weiblich/female, 24
Beiträge: 369

Beitrag Di., 25.06.2013, 14:48

Mir wurde mein Handy gestohlen, was ich meinem Thera mitgeteilt hatte. Am Freitag hatte ich ein Neues und erhielt von ihm folgende SMS:
"Bist du's? Ich bin's!"

Ein Glück, dass mein Paps - dessen Handy ich gerade benutze - die Nummer gespeichert hatte (vor etlichen Jahren hat mein Thera mal im Schulpsychologischen Dienst der Schule meines Paps gearbeitet), sonst wäre diese SMS sehr sinnlos gewesen...

Mir verschließt sich heute noch der Sinn dieser SMS, aber es war lustig.

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Schutzengelchen
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weiblich/female, 20
Beiträge: 174

Beitrag Do., 27.06.2013, 14:41

Thera: Frau xy sie sind ja schon ein bischen stachelig
Ich: Ja klar, ich bin halt ein Kaktus
Haben dann beide gelacht
Wer im Gedächtnis seiner
Lieben lebt,
der ist nicht tot, der ist nur fern;
tot ist nur, wer vergessen wird.

Immanuel Kant

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Marzipanschnute
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 26
Beiträge: 729

Beitrag Di., 02.07.2013, 23:07

Er holt mich aus dem Wartezimmer ab, wir gehen nach oben, er schließt die Tür auf, ich stehe unsortiert im Raum herum, weil er beim Reinkommen ins Wartezimmer sagte, wir würden uns eigentlich sofort auf den Weg nach draußen machen. Dann sucht er ein Buch aus seiner Tasche, legt es auf den Tisch, schaut mich an.

Er: Eigentlich müssen wir uns gar nicht hinsetzen, wir wollen ja eh sofort los. (setzt sich hin und schaut mich verwirrt an weil ich noch immer mitten im Raum stehe) Wollen Sie sich heute gar nicht setzen?

Da konnte ich dann vor Lachen nicht mehr. Es war einfach so herrlich , weil er sich innerhalb eines Atemzuges so widersprochen hat und dazu sein erstaunter Blick, weil ich so gar keine Anstalten machte mich in den Sessel zu setzen.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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WhoCares
Helferlein
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weiblich/female, 30
Beiträge: 114

Beitrag Do., 11.07.2013, 22:12

Vorweg, ich mache meine Therapie auf Englisch und auch wenn ich keine Analyse mache ist meine Thera Analytikerin.

Ein enger Freund von mir geht bald zur Yale Universität und da es lange unsicher war, ob er hier in der Nähe bleibt oder eben weg geht, wollte ich das meiner Therapeutin sagen.

Allerdings sagte ich nicht "xyz goes to Yale", sondern ich sprach das "Yale" aus wie "jail" (was auf Deutsch Gefängnis heisst). Auf Englisch ist der Satzbau "xyz goes to jail" grammatikalisch korrekt. Noch während ich es sagte merkte ich die falsche Aussprache, fing an zu grinsen und sagte, dass das ein ehrlicher, ganz normaler Versprecher war und frug ob wir das einfach ignorieren können.

Meine Thera lachte kurz etwas gehaessig und sagte dann mit einem dicken Grinsen im Gesicht: "Nein!"
Ich musste auch grinsen und wusste, dass sie mich das nicht einfach übergehen lassen wird und sagte trotzdem: "Aber…"
Thera: Hier in der Therapie gibt es keine unbedeutende Versprecher. Beschwer dich nicht bei mir sondern bei Freud.


ich fand die Situation total zum Lachen... was da Gespraech ueber den Weggang des Freundes leichter machte...
"Could be worse ... could be raining" (aus Young Frankenstein, 1974)

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