Danke für eure vielen Gedanken und Worte.
chrysokoll hat geschrieben: Mo., 10.10.2022, 19:34
Was konkret soll sich verändern. Und was DARF sich verändern?
Versuch das für dich möglich klar und konkret zu formulieren. Also nicht "ich will mich nicht mehr schämen" Sondern wirklich kleinteilige Dinge.
Das ist wirklich eine gute Frage und kann ich jetzt nicht mal so schnell beantworten. Danke für den Gedankenanstoß.
münchnerkindl hat geschrieben: Mo., 10.10.2022, 19:45
Was auch intressant wäre, was die konkrete Angst hinter der Scham ist. Also ganz kleinteilig analysieren, vor was genau du da Angst hast dass passieren könnte. Und auch zu sehen welche Normen du im Kopf hast darüber wie du zu sein hast und nicht sein darfst und wer diese Normen aufstellt denen du angeblich genügen musst.
Und diese Glaubenssätze mal einem Realitätscheck unterziehen ob es real wirklich so schlimm und lebensbedrohlich wäre und ob du so überhaupt hinter diesen Normen und Regeln stehen kannst oder ob man die nicht besser entsorgen sollte.
Welche Normen ich im Kopf habe, wie ich zu sein habe weiß ich ganz genau. Und wer diese Normen „damals“ aufgestellt hat weiß ich nur zu gut. Mir wurde mittlerweile, in meinem Erwachsenen Dasein, schon sehr oft gesagt „Betti wir mögen dich genau so wie du bist“. Aber ich kann es nicht glauben. Weil ich mich eben so gar nicht mag wie ich bin.
Diese Normen und Regeln sollte man ganz sicher entsorgen. Da sie mit der Realität meist nichts (mehr) zu tun haben. Aber das Wie dahintern…
Shukria hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 07:03
Ich weiß nicht, es klingt einfach sehr angestrengt was du schreibst. Vielleicht wendest du zuviel Kraft im Alltag auf die Schamgefühle zurückzudrängen. Ein Aushalten/Umgang und in der Situation spüren und trotzdem gut in Kontakt mit dem anderen sein ist das jedenfalls nicht. Eher ein Perfektionieren im Verdrängen

Bin mir beim Lesen nicht sicher ob du da bezüglich der Scham im Alltag wirklich weiter bist. Vielleicht bleibt dir dann in der Therapie keine Kraft mehr übrig, dort dich dem Schamgefühl im Kontakt anzunähern, wenn du alles im Alltag für die Verdrängung verbrauchst.
Das Perfektionieren gelang mir schon immer sehr gut. Ich habe schon den Eindruck, dass ich es im Alltag etwas besser hinbekomme. Aber mag sein, dass es im Endeffekt einfach ein Verdrängen ist. Weiß nicht. Ich kenne es nicht anders. Die Scham einfach Aushalten, ich glaube das ist es tatsächlich nicht. Aber die Scham im Alltag zulassen UND dann noch in der Therapie damit näher in Kontakt treten, das würde mich glaub ich aktuell komplett überfordern.
Shukria hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 07:03
Scham ist wie jedes andere Gefühl, es muss durchlebt und im Kontakt ausgehalten werden, sonst wird es nicht kleiner werden sondern immer größer und die Anstrengung das Gefühl zurück zu drängen um es nur nicht zu spüren auch.
Wenn ich das lese stellt es mir regelrecht die Nackenhaare auf. Das Schamgefühl muss durchlebt werden… Oh Mann, wie es scheint habe ich wirklich noch nichts weiter gebracht was die Scham betrifft. Ja ich will sie weghaben. Das wäre mir am liebsten. Nichts durchleben oder aushalten müssen. Wie so vieles gerade.
Schön langsam frage ich mich, ob nicht genau dieses Thema in der Therapie priorisiert werden sollte. Ich komm sonst vermutlich nie an meine vielen anderen Themen ran. Ich schreibe ja auch sehr viel. Sprich Inhalt bekommt meine Thera eigentlich nicht wenig. Aber darüber reden ist wieder eine komplett andere Welt. Dann tauche ich nämlich wieder ab in meine Welt und dissoziiere was das Zeug hält (und ja, manchmal will ich da nicht raus) um mich dem Ganzen nicht stellen zu müssen.
Hmm und ich glaube ich weiß auch schon was ich als erstes schaffen muss. Ich muss sie endlich mal um eine Decke bitten (oder selber eine mitbringen). Damit ich mich vielleicht nicht mehr so ausgeliefert und „beobachtet“ fühle. Dieses beobachtet fühlen alleine triggert nämlich schon extrem und lässt die Scham ins Unermessliche steigen. Aber ja, ich kann ihr vermutlich nicht sagen sie soll mich nicht mehr ansehen. Das haben wir in der letzten Therapie versucht. Ich bin gelegen, mit Decke auf der Couch (war keine Analyse) und sie saß hinter mir. Ging voll daneben, da ich extrem schweigsam und dadurch in Dissoziationen gefangen war. Die letzte Thera hat das sehr oft nicht mal mitbekommen, sondern einfach (mit mir) geschwiegen. Es war schrecklich und hat rein gar nichts gebracht.
Ist das nur für mich so schlimm, dieses angesehen/beobachtet werden? Wie geht es euch damit? Ich weiß woher das kommt, dass ich dieses beobachten (ich nenne es mal so) nicht aushalte. Es befördert mich manchmal regelrecht in die Vergangenheit. Und das ist oft unaushaltbar. Aber wie sollen Therapeuten (abgesehen eben von Analyse) denn sonst so richtig auf ihre Klienten eingehen, wenn sie Mimik, Gestik und Co nicht mal mitbekommen?