Scham wegen Dissoziation

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Betti
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Beitrag Mo., 10.10.2022, 12:10

Ein Glas Wasser steht immer auf dem Tisch. Unangetastet. Ich hab's bisher vielleicht zweimal "angerührt". Aber auch nur weil ich so nen kratzigen Hals hatte und aus dem Husten nicht mehr raus kam. Schlussendlich bin ich selbst fürs Husten auf's WC gegangen, da ich mich dafür so geschämt hatte. :kopfschuettel: Sie meinte, ich kann doch auch neben ihr husten, das stört sie doch nicht. Tja was soll ich dazu sagen...
Shukria hat geschrieben: Mo., 10.10.2022, 09:57 Mhm, hältst du sie denn im Alltag wirklich aus?
...
Oder du arbeitest mehr an der Akzeptanz deiner selbst. Die Therapeutin muss dich nicht gut finden, du musst dich okay finden so wie du bist. Dann kannst du halt manches nicht oder hast Defizite - das haben andere auch na und... Was solls... ☺️
Gut möglich, dass ich einfach gut abgelenkt bin und die Scham daher nicht wirklich in dem Sinne aushalten muss.

Ja das okay finden so wie ich bin ist halt so ne Sache. Mir ist schon klar, dass jeder Stärken und Schwächen hat. Aber an mir sehe ich nur die Defizite. Im Alltag kann ich das Hin und Wieder schon etwas besser aushalten. Es gelingt mir selten, aber doch zu denken, ach egal was der oder die jetzt von mir halten. Diesbzgl bin ich in all den Jahren Therapie schon einen winzigen Schritt vorwärts gekommen. Im großen und ganzen steht mir die Scham aber immer im Weg.

Ich habe Ziele. Beruflich z.B. Aber ich wage aus lauter Scham nicht mal den ersten Schritt. Zuvor muss ich noch besser werden, zuvor muss ich abnehmen (eines meiner Hauptthemen), zuvor, zuvor... Und aus lauter "Zuvor muss ich noch" läuft mir die Zeit davon. Diese Grund- oder Urscham ist so extrem mächtig.

Und ja, in der Therapie wäre vermutlich der beste Platz das zu üben. Aber da ist die Scham gerade am Allerschlimmsten. Ich habe ihr gestern wieder eine Mail geschickt. Und heute morgen nur gedacht "Betti warum, warum nährst du deine Scham so. Hättest du es besser mal gelassen". Ich weiß, dass ich gar nichts zu befürchten habe. Das weiß ich rational. Es fühlt sich aber so anders an. Jedes mal wieder betrete ich ihre Praxis mit den Gedanken "Betti, sie tut dir nichts". :roll:

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Shukria
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Beitrag Mo., 10.10.2022, 14:58

Betti hat geschrieben: Und ja, in der Therapie wäre vermutlich der beste Platz das zu üben. Aber....
Ja möchtest du denn zur Zeit wirklich etwas verändern? Die Frage ist ernst gemeint. Ich hab den Eindruck es ist eher ein" ich sollte etwas verändern " aber du bist noch gar nicht innerlich beim" ich möchte auch etwas verändern"und probiere einfach mal A, B, C... aus., ich nehm den erstmal erhöhten Stress der mit dieser Veränderung in Verbindung steht in Kauf.

Das ist ja auch okay in der Vermeidung zu bleiben. Nur wäre es nichtz entlastender für dich, dir das selber zuzugestehen? Ja mich belastet die Scham, sie schränkt mein Leben enorm ein aber ich bin noch nicht soweit etwas daran aktiv ändern zu wollen weil auch das großen Stress und Unsicherheiten auslöst und ich lieber auf dem vertrautem/bekannten und kontrollierbar Stresslevel bleibe.

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Betti
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Beitrag Mo., 10.10.2022, 18:08

Hmm, eine gute Frage. Aber eigentlich denke ich schon, dass ich was verändern möchte. Sonst würde ich nicht bereits das sechste Jahr in Therapie gehen (selbst finanziert) - so denke ich halt mal. Ich habe vorallem in der ersten Therapie vieles probiert. Bzw die Thera hat versucht mein Schweigen zu durchbrechen, was im Endeffekt ja auch sehr schambesetzt war. Malen, Collage gestalten, Sitzpositionen verändern, spielen, bewegen allgemein. Versucht habe ich fast alles. Die Scham war aber immer mächtiger. Ich habe schon das Gefühl, dass ich da raus will. Sie lähmt mich aber immer wieder so extrem.

Ich glaube, ich habe auch bewusst damals einen Job gewählt in dem ich mich nicht verstecken kann. Nicht in irgendeinem Büro vor mich "hinschämen" kann. Sondern in dem ich mich mir immer wieder stellen muss. Jeden Arbeitstag aufs Neue auf Menschen zugehen muss. Manchmal klappt es ganz gut und ich kann mich so fokussieren, dass ich die Scham vergesse. Manchmal steht sie mir im Tun förmlich im Weg. Aber ich finde, ich bekomme das mitterweile etwas besser hin. Also etwas Wachstum kann ich durchaus erkennen.

In der Therapie ist und bleibt es schwierig. Sie weiß einfach zu viel von mir. Und manchmal habe ich das Gefühl dort darf ich sein. Auch mit der Scham, auch wenn ich sie wiederum nicht aushalten kann. Vielleicht verfalle ich gerade deshalb dort in diese unerträgliche Scham. Weil ich weiß, sie hält das aus? Sie urteilt nicht? Hmm ergibt das Sinn? Ich weiß nicht...

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 10.10.2022, 19:31

die chronische Scham ist halt auch echt was anderes, als das "normale Schamgefühl", was Menschen kennen. Ich verorte deine Beschreibungen eher darin. Daher funktionieren vielleicht auch sehr viele typische Methodiken nicht und du brauchst ggf. einen anderen Blickwinkel oder eine andere Rangehensweise.

Eine Freundin von mir hat sich dem Thema mit somatic experiencing angenähert und für sich da durchaus einen anderen Zugang gefunden. Ich kann leider nichts persönliches dazu berichten, daher werfe ich das einfach in den Raum.

mich selbst belastet chronische Scham durch meine frühen Traumatisierungen und der daraus entstandenen Diagnosen. Mir hat es geholfen die Zusammenhänge zu erkennen, sich dem Thema etwas besser anzunähern. Mit Therapeuten oder anderen Profis kann ich darüber leider noch nicht reden. Irgendwann vielleicht. Vielleicht auch nicht
Zuletzt geändert von Sinarellas am Mo., 10.10.2022, 19:35, insgesamt 1-mal geändert.
..:..

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 10.10.2022, 19:34

Betti hat geschrieben: Mo., 10.10.2022, 18:08 Hmm, eine gute Frage. Aber eigentlich denke ich schon, dass ich was verändern möchte. Sonst würde ich nicht bereits das sechste Jahr in Therapie gehen (selbst finanziert) - so denke ich halt mal.
Was konkret soll sich verändern. Und was DARF sich verändern?
Versuch das für dich möglich klar und konkret zu formulieren. Also nicht "ich will mich nicht mehr schämen"
Sondern wirklich kleinteilige Dinge.

Und dann überleg was der kleinste für dich machbare Schritt wäre um dahin zu kommen. Also der erste Schritt.
Versuch das zu machen, auch gerne vorab in der Therapie ansprechen

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 10.10.2022, 19:45

Was auch intressant wäre, was die konkrete Angst hinter der Scham ist. Also ganz kleinteilig analysieren, vor was genau du da Angst hast dass passieren könnte. Und auch zu sehen welche Normen du im Kopf hast darüber wie du zu sein hast und nicht sein darfst und wer diese Normen aufstellt denen du angeblich genügen musst.

Und diese Glaubenssätze mal einem Realitätscheck unterziehen ob es real wirklich so schlimm und lebensbedrohlich wäre und ob du so überhaupt hinter diesen Normen und Regeln stehen kannst oder ob man die nicht besser entsorgen sollte.

Es gibt da diesen wunderbaren Spruch: Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich völlig ungeniert. Ich kann dir aus eigenem Erleben sagen, das stimmt zu 100%. Scheiss doch drauf was Leute über dich denken könnten.

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Shukria
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Beitrag Di., 11.10.2022, 07:03

Betti hat geschrieben: Manchmal klappt es ganz gut und ich kann mich so fokussieren, dass ich die Scham vergesse. Manchmal steht sie mir im Tun förmlich im Weg. Aber ich finde, ich bekomme das mitterweile etwas besser hin. Also etwas Wachstum kann ich durchaus erkennen.
Ich weiß nicht, es klingt einfach sehr angestrengt was du schreibst. Vielleicht wendest du zuviel Kraft im Alltag auf die Schamgefühle zurückzudrängen. Ein Aushalten/Umgang und in der Situation spüren und trotzdem gut in Kontakt mit dem anderen sein ist das jedenfalls nicht. Eher ein Perfektionieren im Verdrängen 🙄 Bin mir beim Lesen nicht sicher ob du da bezüglich der Scham im Alltag wirklich weiter bist. Vielleicht bleibt dir dann in der Therapie keine Kraft mehr übrig, dort dich dem Schamgefühl im Kontakt anzunähern, wenn du alles im Alltag für die Verdrängung verbrauchst.

Auch die Dauer von Therapie ist da ja nicht aussagekräftig eher wirklich wie chrysokoll geschrieben hat ganz kleinteilig zu schauen was sich verändert hat bzw was sich verändern soll.
Die Frage ist ja immer, was verändert sich im Kontakt bzw wie hältst du den, ohne das du aus dem Gefühl der Scham aussteigt. Scham ist wie jedes andere Gefühl, es muss durchlebt und im Kontakt ausgehalten werden, sonst wird es nicht kleiner werden sondern immer größer und die Anstrengung das Gefühl zurück zu drängen um es nur nicht zu spüren auch.

Ich hab mich in der Therapie (und im Alltag) auch furchtbar geschämt, gerade im letztem halbem Jahr. Es ging nicht zu reden oder mich zu zeigen, das meiste lief daher inhaltlich über Mail. Aber ich hab dann wirklich ganz kleinteilig geschaut was ich brauche sowas wie Dinge mitnehmen die sie nicht sieht, sie musste sich zu Beginn der Stunde umdrehen damit ich das auspacken und unter ner Decke verstecken konnte... und das hat sich dann schrittweise verändert. Meist hab ich ihr per Mail vorab geschrieben was ich aktuell ausprobieren will um die Scham besser auszuhalten, wenn wir in der Stunde versuchen in Kontakt zu kommen. Ich über konkrete Themen rede. Inzwischen nehm ich nichts mehr mit und auch Mail ist deutlich reduziert... aber es geht wirklich darum die Scham zu spüren in ihrer ganzen Tiefe und dabei im Kontakt zu bleiben - mit dir und mit ihr - und zu erleben, es passiert nichts Schlimmes. Dann wird es besser. Diese Veränderung funktioniert nicht über Kognitionen. Klar ist es auch hilfreich/wichtig zu verstehen woher die Scham kommt aber wirklich für eine Veränderung/Reduzierung hilft nur das reale Durchleben mit einem Gegenüber und diesen klar wahrzunehmen wie der wirklich reagiert, mit mir umgeht. Da genau hinzuschauen.


Ich hab im Alltag zb viel dissoziiert. Ich konnte nicht sagen wie der andere auf mich reagiert hat, was er gesagt hat, wie der Gesichtsausdruck war, wie die Stimme. Wir haben dazu im Alltag parallel gearbeitet. Mir war das vorher gar nicht klar. Jetzt ist dort auch noch Scham aber ich knock mich im Kontakt nicht mehr aus. Das zu verändern in konkreten Minischritten hat mind 2Jahre gedauert und ist noch nicht wirklich abgeschlossen aber auf nem guten Weg. Dadurch kann ich jetzt viel flexibler auf meine Mitmenschen reagieren weil ich sie wirklich erlebe.

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Betti
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Beitrag Di., 11.10.2022, 14:47

Danke für eure vielen Gedanken und Worte.
chrysokoll hat geschrieben: Mo., 10.10.2022, 19:34 Was konkret soll sich verändern. Und was DARF sich verändern?
Versuch das für dich möglich klar und konkret zu formulieren. Also nicht "ich will mich nicht mehr schämen" Sondern wirklich kleinteilige Dinge.
Das ist wirklich eine gute Frage und kann ich jetzt nicht mal so schnell beantworten. Danke für den Gedankenanstoß.
münchnerkindl hat geschrieben: Mo., 10.10.2022, 19:45 Was auch intressant wäre, was die konkrete Angst hinter der Scham ist. Also ganz kleinteilig analysieren, vor was genau du da Angst hast dass passieren könnte. Und auch zu sehen welche Normen du im Kopf hast darüber wie du zu sein hast und nicht sein darfst und wer diese Normen aufstellt denen du angeblich genügen musst.

Und diese Glaubenssätze mal einem Realitätscheck unterziehen ob es real wirklich so schlimm und lebensbedrohlich wäre und ob du so überhaupt hinter diesen Normen und Regeln stehen kannst oder ob man die nicht besser entsorgen sollte.
Welche Normen ich im Kopf habe, wie ich zu sein habe weiß ich ganz genau. Und wer diese Normen „damals“ aufgestellt hat weiß ich nur zu gut. Mir wurde mittlerweile, in meinem Erwachsenen Dasein, schon sehr oft gesagt „Betti wir mögen dich genau so wie du bist“. Aber ich kann es nicht glauben. Weil ich mich eben so gar nicht mag wie ich bin.
Diese Normen und Regeln sollte man ganz sicher entsorgen. Da sie mit der Realität meist nichts (mehr) zu tun haben. Aber das Wie dahintern…
Shukria hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 07:03 Ich weiß nicht, es klingt einfach sehr angestrengt was du schreibst. Vielleicht wendest du zuviel Kraft im Alltag auf die Schamgefühle zurückzudrängen. Ein Aushalten/Umgang und in der Situation spüren und trotzdem gut in Kontakt mit dem anderen sein ist das jedenfalls nicht. Eher ein Perfektionieren im Verdrängen 🙄 Bin mir beim Lesen nicht sicher ob du da bezüglich der Scham im Alltag wirklich weiter bist. Vielleicht bleibt dir dann in der Therapie keine Kraft mehr übrig, dort dich dem Schamgefühl im Kontakt anzunähern, wenn du alles im Alltag für die Verdrängung verbrauchst.
Das Perfektionieren gelang mir schon immer sehr gut. Ich habe schon den Eindruck, dass ich es im Alltag etwas besser hinbekomme. Aber mag sein, dass es im Endeffekt einfach ein Verdrängen ist. Weiß nicht. Ich kenne es nicht anders. Die Scham einfach Aushalten, ich glaube das ist es tatsächlich nicht. Aber die Scham im Alltag zulassen UND dann noch in der Therapie damit näher in Kontakt treten, das würde mich glaub ich aktuell komplett überfordern.
Shukria hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 07:03 Scham ist wie jedes andere Gefühl, es muss durchlebt und im Kontakt ausgehalten werden, sonst wird es nicht kleiner werden sondern immer größer und die Anstrengung das Gefühl zurück zu drängen um es nur nicht zu spüren auch.
Wenn ich das lese stellt es mir regelrecht die Nackenhaare auf. Das Schamgefühl muss durchlebt werden… Oh Mann, wie es scheint habe ich wirklich noch nichts weiter gebracht was die Scham betrifft. Ja ich will sie weghaben. Das wäre mir am liebsten. Nichts durchleben oder aushalten müssen. Wie so vieles gerade.

Schön langsam frage ich mich, ob nicht genau dieses Thema in der Therapie priorisiert werden sollte. Ich komm sonst vermutlich nie an meine vielen anderen Themen ran. Ich schreibe ja auch sehr viel. Sprich Inhalt bekommt meine Thera eigentlich nicht wenig. Aber darüber reden ist wieder eine komplett andere Welt. Dann tauche ich nämlich wieder ab in meine Welt und dissoziiere was das Zeug hält (und ja, manchmal will ich da nicht raus) um mich dem Ganzen nicht stellen zu müssen.

Hmm und ich glaube ich weiß auch schon was ich als erstes schaffen muss. Ich muss sie endlich mal um eine Decke bitten (oder selber eine mitbringen). Damit ich mich vielleicht nicht mehr so ausgeliefert und „beobachtet“ fühle. Dieses beobachtet fühlen alleine triggert nämlich schon extrem und lässt die Scham ins Unermessliche steigen. Aber ja, ich kann ihr vermutlich nicht sagen sie soll mich nicht mehr ansehen. Das haben wir in der letzten Therapie versucht. Ich bin gelegen, mit Decke auf der Couch (war keine Analyse) und sie saß hinter mir. Ging voll daneben, da ich extrem schweigsam und dadurch in Dissoziationen gefangen war. Die letzte Thera hat das sehr oft nicht mal mitbekommen, sondern einfach (mit mir) geschwiegen. Es war schrecklich und hat rein gar nichts gebracht.

Ist das nur für mich so schlimm, dieses angesehen/beobachtet werden? Wie geht es euch damit? Ich weiß woher das kommt, dass ich dieses beobachten (ich nenne es mal so) nicht aushalte. Es befördert mich manchmal regelrecht in die Vergangenheit. Und das ist oft unaushaltbar. Aber wie sollen Therapeuten (abgesehen eben von Analyse) denn sonst so richtig auf ihre Klienten eingehen, wenn sie Mimik, Gestik und Co nicht mal mitbekommen?

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Montana
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Beitrag Di., 11.10.2022, 18:20

Ich fühle mich weniger angeguckt, wenn ich meine Brille absetze. Dann sehe ich nämlich nicht, wo genau der Therapeut hinschaut und wie seine Mimik dabei ist. Also sitze ich oft einfach ohne Brille in der Therapie.

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Scars
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Beitrag Di., 11.10.2022, 19:48

Montana hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 18:20 Ich fühle mich weniger angeguckt, wenn ich meine Brille absetze.
Danke Montana, dass ich nicht die Einzige bin, die das so macht. Ich wurde mal gefragt: „sehen Sie eigentlich auch ohne Brille gut??“ - öhm, nein. :lol:
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Sydney-b
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Beitrag Di., 11.10.2022, 20:04

Das mit der Brille ist sehr lustig und einfallsreich. :lol:

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Shukria
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Beitrag Di., 11.10.2022, 21:58

Doch ich finde es auch voll schlimm wenn die Aufmerksamkeit so auf mir liegt, wenn ich so angesehen werde. Meine Strategien aus der Kindheit sind eher, mich unsichtbar machen, das ist ungefährliche aber das funktioniert nicht mehr im Alltag im Kontakt IST man sichtbar oder es ist kein wirklicher Kontakt.

Ich komme eher an meine Themen wenn wir die Scham welche davor liegt bearbeiten. Wie gesagt mal über sprechen, oft über Schreiben aber kleiner wurde sie im letzten halbem Jahr erst durch schrittweises Aushalten/Durchleben mit "Krücken" (Decke, Stuhl wegrücken, Grenze um mich legen mit Steinen) und sie verliert dadurch auch ihre Kraft und die Themen die drunter liegen/die von ihr beschützt werden kommen an die Oberfläche.

Was mir übrigens auch sehr geholfen hat ist IN der Stunde bei großer Scham und Sprechblockade in der Stunde aufzuschreiben was (noch) nicht auszusprechen ging und darüber zusammen in Sprache zu finden. Warum soll schreiben wenn es außerhalb der Stunde hilft nicht auch in der Stunde unterstützen sollen. Das Aufschreiben wird von alleine weniger und der Sprechanteil mehr.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 06:10

Kann ich so auch bestätigen: ich schäme mich sehr viel und dissoziiere viel zu viel (noch) - was mir (manchmal) hilft: etwas anderes tun und quasi nebenbei über das, was schwierig ist erzählen.
Zum Beispiel haben wir gestern Mensch ärgere dich nicht in der Therapiestunde gespielt - und während des Spielens war es für mich leichter, über schwierige Themen zu sprechen ohne zu dissoziieren.

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Sindy
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 12:44

Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 12.10.2022, 06:10 Kann ich so auch bestätigen: ich schäme mich sehr viel und dissoziiere viel zu viel (noch) - was mir (manchmal) hilft: etwas anderes tun und quasi nebenbei über das, was schwierig ist erzählen.
Zum Beispiel haben wir gestern Mensch ärgere dich nicht in der Therapiestunde gespielt - und während des Spielens war es für mich leichter, über schwierige Themen zu sprechen ohne zu dissoziieren.
Das mit dem Mensch ärgere dich nicht spielen finde ich interessant. Hast du den Vorschlag dazu gemacht oder die Therapeutin? Falls du es vorgeschlagen hast, wie hat sie reagiert und wie hast du es begründet?

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Betti
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 14:16

Scars hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 19:48
Montana hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 18:20 Ich fühle mich weniger angeguckt, wenn ich meine Brille absetze.
Danke Montana, dass ich nicht die Einzige bin, die das so macht. Ich wurde mal gefragt: „sehen Sie eigentlich auch ohne Brille gut??“ - öhm, nein. :lol:
Ja das habe ich tatsächlich auch mal bemerkt, dass es dann anders/leichter ist. Ich hatte einige Monate Probleme mit den Augen (zum Teil jetzt noch) und sogar mit Brille total verschwommen gesehen. Da ist mir aufgefallen, dass ich es in der Therapie oft "angenehmer" finde, wenn ich nicht alles mitbekomme. :anonym: Da mich das schlechte Sehen allgemein aber so gestresst hat, war es keine Option für mich es bewusst herbei zu führen.

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