Shukria hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 18:37
Zugewandtheit spüren, wenn einem die Emotionen als Kind antrainiert wurden geht nicht.
Es wäre zielführende wenn du klar benennen könntest an welchen ihrer Handlungen du erkennen könntest, du festmachen kannst, das sie dir zugewandt ist
Das macht Sinn, was du schreibst. Ich kann ja manchmal Wärme und Herzlichkeit spüren, aber dazu muss ich einem Menschen vertrauen - und daran scheitert es meistens. Ich sehe ja, dass sie sich Zeit nimmt und dieser Satz oben nicht nach einem trotzigen „ja dann mach doch was du willst“ klingen soll, sondern nach Druck rausnehmen. Ich würde das nur gerne spüren, also das mir warm ums Herz wird, weil ich fühle, dass sie mich mag, wertschätzt und mir zugewandt ist. Aber ich spüre rein gar nichts. Ich weiß nicht, ob es die Depression ist, meine Verlustangst, meine vielen schlechten Erfahrungen oder ob sie mir zu wenig gibt (weil sie nicht will oder kann ist ja erst mal irrelevant). Aber offenbar bin ich wohl zu verkorkst, um das Gesehene in Gefühle zu verwandeln. Und die Depression tut offenbar ihr übriges daran.
caduta hat geschrieben: Do., 20.07.2023, 21:39
Eigentlich klingt das für mich nach sehr viel Zuwendung von ihrer Seite. Ich frage mich, ob du vielleicht eine andere Art der Zuwendung suchst und deshalb so enttäuscht bist? Eher so wo das Kind die Zuwendung der Mutter?
Das kann und wird sie dir aber nicht geben. Sie ist Psychotherapeutin. Sie kann dir nur zeigen wie du lernen kannst dir selbst diese Zuwendung zu geben.
Daran habe ich auch bereits gedacht. Mit meiner Psychiaterin hatte ich genau diesen Effekt. Das war vor Jahren. Ich habe sie irgendwann plötzlich idealisiert, ich wollte immer mehr in ihrer Nähe sein und ich hatte kurzweilig sogar eigenartige Fantasien sexueller Natur. Viel später kam ich dahinter, dass das offenbar eine sehr starke Übertragung war und ich sie einfach sehr liebte, aber platonisch, so wie man eine Mama lieb hat. Sie hat mich das aber von ihr aus auch direkt spüren lassen, mit ihren Worten und Blicken, ihrer Körperhaltung und -sprache, dass sie „auf meiner Seite steht“. Sie hat mich auch umarmt, als ich damals bei ihr zwei Mal komplett zusammenbrach. Sie gab mir immer das Gefühl, willkommen, geborgen und gewollt zu sein. Das tat meiner Seele wirklich gut. Aber die Psychiaterin ersetzt nunmal keine Therapie.
Diese Gefühle spüre ich bei meiner Therapeutin aber nicht. Ich suche sicherlich einen Mutterersatz, das ist mir klar, aber deshalb nahm ich bewusst keine Therapeutin, die vom Alter her hin kommt (wie das bei meiner Psychiaterin der Fall war; meine Therapeutin ist gerade mal 6 Jahre älter als ich), weil ich dachte, dass das evtl. nicht sehr förderlich ist. Abgesehen davon: gibt es in der Schematherapie nicht sowas wie „Nachbeelterung“? Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz genau, was das sein soll. Aber so wie ich das verstanden habe, geht es darum, dem inneren Kind eine alternative Ausgangssituation zu ermöglichen, indem der Therapeut kurzfristig in die Eltern Rolle schlüpft.
Nichtsdestotrotz weiß ich was du meinst - trotzdem: ich möchte einfach Zugewandheit, Wärme, Herzlichkeit und Sympathie spüren. Ich weiß, dass sie nicht meine Mutter sein kann und das werde ich nie erleben dürfen. Trotzdem wäre etwas Wärme, die man evtl. auch einem Freund entgegen bringt, schon Balsam für die Seele. Wenn ich damit auch zu viel verlange, dann weiß ich nicht, wie ich mich bei ihr geborgen fühlen soll. Wenn ich sie nicht einmal als „Freundin“ betrachten darf, dann ist sie eher in der Kategorie „Bekannter“ und damit verschließe ich mich wieder. Einem Bekannten erzähle ich sicherlich nichts von Missbrauchserfahrungen. Aber wie gesagt: vielleicht erwarte ich zu viel.
Wenn es darum ginge, was ich mir von ihr wünsche, wäre das Folgendes: herzlicher mit mir sprechen. Mir mit Worten, Gesten zeigen, dass sie mich mag und wenn ich es gerade nicht kapiere, was sie macht, dass sie mir das sagt, dass sie das jetzt für mich tut. Mich spüren lassen, dass sie sich sorgt um mich, dass sie mir zuhört, weil sie das will und nicht, weil sie muss.
Aber vielleicht ist das zu viel? Oder vielleicht ist sie eben sehr distanziert? Oder vielleicht bin ich so daneben, dass ich es nicht spüre, obwohl es da ist? Und warum hilft sie mir nicht, es zu spüren? Oder mache ich es ihr unmöglich? Tut sie sich zu wenig an? Bin ich beschränkt und verstehe ihre Zeichen nicht? Warum wird sie dann nicht direkter?
Ich kann mit diesen Fragen irgendwie nichts anfangen und drehe mich im Kreis.