Scham wegen Dissoziation

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Betti
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 14:36

Shukria hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 21:58 Meine Strategien aus der Kindheit sind eher, mich unsichtbar machen, das ist ungefährliche aber das funktioniert nicht mehr im Alltag im Kontakt IST man sichtbar oder es ist kein wirklicher Kontakt.
Ich glaube, dass ist nach wie vor meine Strategie. :kopfschuettel:
Shukria hat geschrieben: Di., 11.10.2022, 21:58 Ich komme eher an meine Themen wenn wir die Scham welche davor liegt bearbeiten. Wie gesagt mal über sprechen, oft über Schreiben aber kleiner wurde sie im letzten halbem Jahr erst durch schrittweises Aushalten/Durchleben mit "Krücken" (Decke, Stuhl wegrücken, Grenze um mich legen mit Steinen) und sie verliert dadurch auch ihre Kraft und die Themen die drunter liegen/die von ihr beschützt werden kommen an die Oberfläche.
Der Gedanke des Aushaltens oder Durchlebens macht mir regelrecht Angst. Aber ich „fürchte“ immer mehr, dass ich da nicht drum herumkomme. Ich muss mit der Decke starten!!!
Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 12.10.2022, 06:10 Zum Beispiel haben wir gestern Mensch ärgere dich nicht in der Therapiestunde gespielt - und während des Spielens war es für mich leichter, über schwierige Themen zu sprechen ohne zu dissoziieren.
Ich finde es toll, dass du dadurch einen besseren/leichteren Zugang zu dir findest. 😊

Meine erste Thera hat es auch über das Spiel versucht. Hat sie vorgeschlagen. Sie hat so vieles versucht um mich „aus der Reserve“ zu locken. Es ist nicht gelungen. Ich habe mich immer und immer wieder gewehrt. Ich habe es ausprobiert, das schon. Aber ich kam/komme mir dann oft so blöd vor (anderes Wort fällt mir gerade nicht dafür ein). Auch wenn ich weiß, dass es dafür keinen Grund gibt. Weil ich immer und immer wieder denke, Betti du musst es doch auch so schaffen. Du bist Erwachsen. Sprich doch einfach an was alles Sache ist. Schließe dich nicht in dir ein.

Die zweite Thera hat mich ziemlich zu Beginn gebeten mit Kissen eine Art Schutzmauer zu bauen. Das war mir dann wirklich zu viel. Ich habe es gemacht. Aber es hat rein gar nichts gebracht. Das ist für mich kein „Schutz“. Die Scham hatte nur noch mehr Möglichkeit sich zu zeigen. Ich kam mir so dumm dabei vor. Da sträubt sich alles in mir…

Manchmal habe ich das Gefühl die "kleine, trotzige Betti" wehrt alles ab. Sie will das nicht. So viele Vorschläge, Gedanken und Ideen. Hier im Forum und von den Theras. Sie will aber ein besseres Leben führen. Das ganz sicher. Sie will endlich im Erwachsenen Dasein ankommen. Wie schafft man das?

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Sindy
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 15:31

Betti hat geschrieben: Mi., 12.10.2022, 14:36 Manchmal habe ich das Gefühl die "kleine, trotzige Betti" wehrt alles ab. Sie will das nicht. So viele Vorschläge, Gedanken und Ideen. Hier im Forum und von den Theras. Sie will aber ein besseres Leben führen. Das ganz sicher. Sie will endlich im Erwachsenen Dasein ankommen. Wie schafft man das?
Hallo Betti,

mein Eindruck ist eher, dass die "große Betti" alles abwehrt und nicht die kleine. Du stellst dich schützend vor die "kleine Betti" und verhälst dich angepasst, höflich und zeigst möglichst keine Gefühle um "nichts falsches" zu machen. Die kleine Betti will aber gesehen werden, mit all ihren Verletzungen und Gefühlen.

Gruß

Sindy

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Shukria
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 15:52

Ich glaub auch das eher die Erwachsene Betti im Heute den Zugang verwehrt, nicht die Kleine von Damals, die will gesehen werden.

Und was meinst du mit "im Erwachsenenleben ankommen" ? Der kindliche Teil wird dich immer begleiten, der wird nicht "erwachsen". Er nervt dich dann nur nicht mehr so hartnäckig weil du gelernt hast ihm gleich mehr Raum und Berechtigung zu geben. Der muss ja dann nicht mehr so laut werden, weil du ihn nicht mehr beiseite schiebst. Also genaugenommen lernt dein Erwachsenener Anteil dann endlich mal auch erwachsen, fürsorglich mit dem kindlichen umzugehen, statt ihn so hart ständig unbeachtet beiseite zu schieben. Da würde ich auch Rabbatz machen an seiner Stelle.

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Montana
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 15:56

Da fällt mir etwas ein, was ich schon als Kind absurd fand. Es geht um Reitunterricht. Wir durften dort nur genau das machen, was Richter in einer Prüfung sehen wollen, z.B. minimale Signale ans Pferd. Mit der Begründung, SO muss das am Ende aussehen, sonst gibt es schlechte Noten. Das funktionierte überhaupt nicht. Und das ist auch völlig logisch, weil man nicht mit dem Ziel des Weges anfangen kann. Das gilt eigentlich für alles im Leben. Es darf Zwischenschritte geben und jeder Mensch braucht die.
Und Betti ist da keine Ausnahme. Die kann auch nicht im Erwachsenen-Dasein ankommen, ohne den Weg dahin gegangen zu sein.
Und du glaubst gar nicht, wie viele Menschen mit dem Körper eines Erwachsenen herumlaufen, aber in Wirklichkeit in ihrer Entwicklung noch an einer anderen Stelle stehen. Die überspielen das nur geschickt.

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Betti
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 16:13

Hmm, so manches kann ich nachvollziehen. Nicht alles. Es mag gut möglich sein, dass sich die Große vor die Kleine stellt. Die Kleine aber gesehen werden will. Meine Thera zeigte mir mal ein Bild. Darauf sah man eine erwachsene Person, welche das kleine Kind hinten auf dem Rücken trägt. Sie meinte, so "sollte" es sein. So wie du Shukria meinst, der kindliche Teil wird mich immer begleiten. Die Thera meinte aber, dass bei mir das Kind vorne sitzt. Vor mir. Vor meinem Kopf, meiner Brust... Es verdeckt sozusagen den Erwachsenen. Und genauso fühlt es sich sehr oft an. All meine Emotionen, die Scham, die schreckliche Wut, der Hass, all das scheint von der Kleinen zu kommen. Sie steuert das. Und um nicht regelrecht damit überflutet zu werden, halte ich als Erwachsener dagegen. Ich wehre mich dagegen um gut funktionieren zu können. Manchmal trage ich mit meiner jüngsten Tochter (sie ist drei) Konflikte aus und frage mich im Nachhinein oft selber, wer ist jetzt trotziger, sie oder ich.
Mir wurde schon mehrmals gesagt, ich sei irgendwo in meiner Entwicklung "hängen" geblieben. Damals dachte ich "die spinnen ja alle". Ich bin eine erwachsenen Frau mit Familie, Job und Co. Ich bin KEIN Kind mehr. Je länger ich allerdings versuche zu eruieren, zu entdecken, zu erforschen warum ich so bin wie ich bin, umso mehr habe ich selber das Gefühl das ich mit meinen Emotionen nicht im Erwachsenen Dasein angekommen bin. Und wenn ich davon rede, dass ich mich zu "wehren" scheine, gegen all eure Vorschläge, dann sehe ich regelrecht die trotzige oder pubertierende Betti da sitzen die sagt "ich mach das alles nicht". Von daher glaub ich auch, dass ich diesbzlg. noch ordentlich an Weg zurück zu legen habe.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 17:58

Evtl könntest du es in einer Kunsttherapie über Bilder oder Tonfiguren ausdrücken?

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Shukria
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 19:22

Ich mag gar nicht mehr so viel dazu schreiben, es wiederholt sich sonst. Nur noch, solange du es als einen Kampf/Konflikt zweier Parteien gegeneinander ansiehst, wird das schwer was zu verändern.

Bei dir klingt das, als hätte dieser jüngere Teil/Scham kein Recht sich so in den Vordergrund zu setzen und du keine andere Wahl als gegenzuhalten (mit Verleugnung /Dissoziationen). Dabei ist dies genauso ein Teil von dir und der Teil nur deswegen so laut weil du bisher nie zugehört hast. Du hast ihn selbst so groß werden lassen. Und trennst selber in Teile.

Einfacher wäre es, liebevoll mal in den Arm zu nehmen und zu trösten. Machst du doch sicher mit deiner kleinen Tochter auch wenn sie von ihren Gefühlen mal völlig überrollt wurde (Traurigkeit, Wut, Trotz) und bei ihr Scham hierfür einsetzt als sekundäre Emotion. Dann tadelst du sie doch auch nicht oder ignorierst sie. Annahme und Trost beruhigt schneller und nachhaltiger als ein Wegschieben. Und hilft sich als ganzen Menschen wahrzunehmen.

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Betti
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 22:04

Ja, meine Kinder kann ich trösten, in die Arme schließen, ihnen Mut zusprechen. Sie dürfen alle Gefühle ausagieren.

Aber bei mir geht das halt nicht. Ich kann es nicht. Und ich weiß auch nicht warum. Und ja vermutlich wiederholen sich alle nur noch und ich will es nach wie vor nicht wahrhaben. Eh selber Schuld.

Sorry, hatte heute Therapie und im Endeffekt habe ich wütend auf sie (im Endeffekt mich) die Praxis verlassen. Ich bringe doch nie etwas richtig zustande. Und egal wo, bei ihr oder hier, mir ist schon klar, dass ich den Hintern hoch bekommen muss. Verdammt, ich schaffe es aber nicht besser. Ich habe es wieder mal nicht geschafft nach der besch... Decke zu fragen. Lustigerweise lag heute sogar eine im Raum. Das ist mir noch nie aufgefallen. Und ich bringe meinen Mund einfach nicht auf. Ahhh, was soll das denn alles noch bringen. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen. Sie meinte erst heute, sie sehe einen Fortschritt. Auch an meinen Mails ist das deutlich zu erkennen. Ich erkenne gar nichts. Ich zerstöre mich mehr denn je und hänge in meiner Welt fest, eine Welt die mich nicht mehr auszuspuken vermag. :evil:

Sorry, die Wut geht gerade mit mir durch...

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 12.10.2022, 23:02

Du bist wütend. Das ist doch auch hin und wieder sinnvoll, das zuzulassen, das kann auch Dinge lösen. Die Frage ist dann wie man damit weiter umgeht. Wieder Deckel drauf und runterschlucken?

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Sindy
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Beitrag Do., 13.10.2022, 06:45

Betti hat geschrieben: Mi., 12.10.2022, 22:04 Sorry, hatte heute Therapie und im Endeffekt habe ich wütend auf sie (im Endeffekt mich) die Praxis verlassen.
Wut ist auch ein Gefühl. Wenn du schaffst vor ihr Wut zu zeigen, dann sehe ich das auch als Fortschritt. Ich kann bei meinem Therapeut ab und zu Traurigkeit / Weinen zeigen, aber er fragte mich schon oft, ob ich nicht wütend bin. Ich sagte doch, aber ich kann es nicht zeigen. Von daher bist du in dem Punkt schon weiter als ich.

Es geht auch meist nur in kleinen Schritten. Erwarte nicht, dass du alles was du dir vornimmst in einer Stunde unterbringen kannst.

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Sinarellas
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Beitrag Do., 13.10.2022, 07:28

>" Ich bringe doch nie etwas richtig zustande. "
Alter Glaubenssatz, nimm ihn als diesen auch wahr. Er entspricht NICHT der Realität (egalw as du jetzt für 938247 Gründe findest, warum das geanu so nicht ist)

>"Und egal wo, bei ihr oder hier, mir ist schon klar, dass ich den Hintern hoch bekommen muss. "
Wenn es so einfach wäre, würdest du das problemlos tun können.
Ich denke das macht deine Erkrankung auch mit aus, die negative Bewertung von allem was du schaffst oder nicht schaffst.
Alles die Thematik bescheidenes Selbstwertgefühl und das kommt von damals.

>" Verdammt, ich schaffe es aber nicht besser. "
Und das ist IN ORDNUNG und das REICHT.

> "Ich habe es wieder mal nicht geschafft nach der besch... Decke zu fragen. Lustigerweise lag heute sogar eine im Raum. Das ist mir noch nie aufgefallen. Und ich bringe meinen Mund einfach nicht auf. "
Dann überlege wie du deinen Wunsch anders kommunizieren könntest. Bspw. könntest du jetzt einen Zettel schreiben auf dem dein Wunsch drauf steht und den einfach mitnehmen und übergeben. Oder du schreibst eine E-Mail mit dem Wunsch und so kann sie das anstoßen, was dir verbal nicht möglich ist.
Es hat doch seinen Grund, warum man etwas nicht kann was man möchte und gerade bei eigenen Bedürfnissen und Wünschen ist das für Betroffene wie du die es mit Dissoziation zu tun haben, genau deine Problematik "normal". Das ist nichts,w as man einfach so mit mehr Willenskraft schaffen kann, da laufen andere Mechanismen.

>"Sie meinte erst heute, sie sehe einen Fortschritt. Auch an meinen Mails ist das deutlich zu erkennen. Ich erkenne gar nichts."
Lass sie konkret werden: Wo können sie genau was deutlich erkennen? Klare Worte können da was bewirken.
..:..

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Betti
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Beitrag Do., 13.10.2022, 09:13

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 12.10.2022, 23:02 Du bist wütend. Das ist doch auch hin und wieder sinnvoll, das zuzulassen, das kann auch Dinge lösen. Die Frage ist dann wie man damit weiter umgeht. Wieder Deckel drauf und runterschlucken?
Ja ich bin oft wütend, sehr oft. Aber es löst rein gar nichts. Und ich habe bisher keinen Umgang gefunden mit dieser Wut. Egal ob einfach schreien, alleine im Auto zum Beispiel oder Bewegung oder oder… Sie beherrscht mich. Tag für Tag.
Sindy hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 06:45 Wut ist auch ein Gefühl. Wenn du schaffst vor ihr Wut zu zeigen, dann sehe ich das auch als Fortschritt.
Diese Wut sieht meine Thera nicht. Sie sieht bei mir gar keine Gefühle. Ich kann sie vor ihr nicht zulassen. Manchmal merkt sie es, dass es in mir brodelt. SIE merkt vermutlich mehr, als mir lieb ist. Aber raus kommt da nichts. Diese Wut bleibt in mir. Bis ich ihre Praxis verlasse. Und dann im Auto geht’s los. Um mich runter zu bringen stopfe ich dann unnötigen Müll in mich hinein, sehr viel. Und spätestens daheim kommt es dann zur Selbstzerstörung.
Diese Wut endet immer in der Selbstzerstörung. Ich kann gerade nicht anders mit ihr umgehen. Das ist schon Dauerthema in der Therapie. Meist löst die Therapie selber aber nicht so einen krassen Wutanfall aus. Oft ist es mein Alltag. Zu wenig Schlaf, die Kids die fordern, die Gedanken, die dann wieder und wieder kreisen, auch um die Therapie. Aber gestern hat sie ganz zum Schluss den verkehrten Knopf gedrückt und es war vorbei. Keine Zeit mehr darüber zu reden bzw. ist es ihr glaube ich nicht wirklich aufgefallen, was dieses banale Thema bei mir ausgelöst hat. Es ging ja nur um meinen Alltag, darum dass ich gefühlt nichts auf die Reihe bekomme. Obwohl das so nicht stimmt. Aber ich kann es nicht sehen.

Mein einziger Gedanke war nur mehr „Betti schmeiß alles hin, lass die Therapie sein. Es wird alles nur schlechter.“ Sie hat mich schon öfter gefragt ob ich es noch aushalten kann. Sie weiß, dass ich seit Monaten sehr mit mir kämpfe. Schön langsam habe ich das Gefühl ich will nicht mehr. Ich will nicht mehr kämpfen. Es ist so verdammt anstrengend. Dieser ewige Kampf, diese tausend Gefühle die mich zu überschwemmen scheinen. Mit denen ich Großteils nicht umgehen kann. Und ich merke dann oft, dass einmal die Woche Therapie nicht ausreicht. In mir ist so vieles, was ich aber dann sowieso nicht ansprechen kann. Es explodiert förmlich in mir. Und ich drehe fast durch. Und Klinik ist keine Option. Aber so ist es auch nichts mehr. Ich will einfach wieder ein normales Leben führen. Ach verdammt, das wollen eh alle hier ich weiß. Aber es scheint gerade nicht mehr greifbar… :kopfwand:

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Betti
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Beitrag Do., 13.10.2022, 09:22

@ Sinarellas, ja du hast mit vielem Recht. Es tut gut zu hören, dass das alles sein darf. Aber für mich ist es nach wie vor so schwierig. Ich kann es nicht annehmen, für mich. Ich will endlich raus aus dieser Endlosschleife, die mich immer mehr und mehr hinunter zieht. Es gibt Tage, da schaff ich es etwas. Da sag ich mir "ach Betti jetzt reiß dich doch am Riemen und lass das nicht zu, du schaffst das". Aber diese Tage sind so selten. Ich will einfach wieder normal sein. Und wie du sagst, ich kann mich anstrengen was ich will, es geht nicht. Ich fühle mich einfach nicht "normal". Ich versuche meinem Mann manchmal zu erklären, was da alles in mir abläuft. Er wird es nie verstehen. Weil er nicht meine Vergangenheit hatte.

Ich habe der Thera gestern noch eine SEHR wütende Mail geschrieben. Es ging nicht anders. Und in dieser habe ich auch deponiert, dass ich es nicht geschafft habe wegen einer Decke zu fragen. Also das weiß sie zumindest schon mal.

Meine Tendenz ist aktuell aber immer noch nach Flucht. Nicht mehr hingehen. Nichts mehr aushalten müssen. Nichts mehr hochkommen lassen. Alles wegdrängen um zumindest ein Gefühl von Normalität zurückzubekommen. :-((

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Sindy
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Beitrag Do., 13.10.2022, 10:47

Betti hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 09:13 Diese Wut sieht meine Thera nicht. Sie sieht bei mir gar keine Gefühle. Ich kann sie vor ihr nicht zulassen. Manchmal merkt sie es, dass es in mir brodelt. SIE merkt vermutlich mehr, als mir lieb ist. Aber raus kommt da nichts. Diese Wut bleibt in mir. Bis ich ihre Praxis verlasse. Und dann im Auto geht’s los. Um mich runter zu bringen stopfe ich dann unnötigen Müll in mich hinein, sehr viel. Und spätestens daheim kommt es dann zur Selbstzerstörung.
Solange du die Gefühle nicht in dem Moment auslebst und zeigst, ist es kein Wunder, dass die angestauten Gefühle sich dann später entladen. Irgendwann muss man es rauslassen und du lässt es bewusst dann raus, wenn es keiner sieht.

Aus meiner Sicht ist die grundsätzliche Frage, welche Angst dahintersteckt, wenn du vor ihr deine Gefühle zeigst? Was sagt deine Angst, was dann schlimmes passiert? Diese Frage musst du auch nicht hier im Forum beantworten, sondern für dich selbst und vorallem ehrlich dabei sein.

Ich z.B. traue mich auch oft nicht Gefühle zu zeigen, weil ich immer noch (aufgrund meiner Verganenheit) daran glaube, dass es gefährlich ist wenn ich Gefühle zeige. Das ich mich dadurch verletzbar machen würde. Selbst bei meinem Thera der mich bisher nie verletzt hat, kommt diese Angst ab und zu wieder. Mir hat es geholfen immer nur in kleinen Schritten etwas mehr Gefühle zu zeigen um zu sehen wie er reagiert.

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Shukria
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Beitrag Do., 13.10.2022, 11:20

Betti hat geschrieben: Ich habe der Thera gestern noch eine SEHR wütende Mail geschrieben. Es ging nicht anders. Und in dieser habe ich auch deponiert, dass ich es nicht geschafft habe wegen einer Decke zu fragen. Also das weiß sie zumindest schon mal.
Ist doch super. Ich hab das in der Stunde auch nicht geschafft und war dann hinterher mega sauer auf mich und hab dann per Mail das geschrieben und darum gebeten das mir meine due Decke gibt, ohne das ich was sagen muss und ohne das sie mich fragt, weil ich nein sagen würde. Am Anfang hab ich sie sogar (per Mail) gebeten sich umzudrehen damit ich in Ruhe für mich prüfen kann wie ich die Decke nutzen will.

Das dauert alles und ist ein Prozess. Mache Sachen kann man auch auf nen Zettel schreiben und direkt zu Beginn geben, dann muss man keinen verbalen Einstieg finden. Ist doch alles okay.

Vielleicht schaust du such mal mehr was geht. Du hast immerhin wahrgenommen das sie eine hat und das du nicht in der Stunde drum bitten kannst. Es ist dann an dir nen anderen Weg zu suchen. Das ist eher wie ein Irrgarten. Jeder Weg der nicht funktioniert hat ist kein Scheitern, sondern bringt dich der Lösung einen Schritt näher :) 👍

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