Reverie hat geschrieben: Mo., 16.06.2025, 19:36
Sich getrennt zu fühlen von den Menschen durch diese „Filterschicht“ die Du beschreibst, muss Dich sehr einsam gemacht haben. Auch wenn dieser Filter einmal wichtig war, so ist es jetzt ein Segen, dass er brüchig geworden ist und Du Dir erlauben kannst, Zuwendungen anzunehmen.
Ich habe mich in Jahren 2017-2018 einsam gefühlt, doch auch wenn es außerhalb dieser Zeit anders war, gab es die Perspektive der Einsamkeit, weil dieses Trauma und der Filter dafür gesorgt haben, dass ich nur zurück und in die Gegenwart blicken konnte, aber nach vorne fehlte mir die Zuversicht. Ich hatte Zukunftsangst, die mich begleitete und gleichzeitig, sie war mein stärkster Treibstoff, mein Leben und wie ich handle, zu ändern. Ich spürte, ich mache mein Glück von einer relativ kleinen Gruppe meiner lieben Menschen abhängig, wenn ich das weiter so machen würde, wie vorher... und größerer Teil von ihnen hat ihr Lebensmittelpunkt normalerweise weiter weg von mir, in meiner Heimat.
Reverie hat geschrieben: Mo., 16.06.2025, 19:36
Ich merke das bei mir, dass die erlebten Verletzungen nach wie vor sichtbar und fühlbar sein können, aber durch viel Positives heute in meinem Leben habe ich einen anderen Blick auf die Welt.
Ich werde nicht mehr so von dem früher Erlebten beherrscht. Darüber bin ich sehr froh.
Das hast Du schön geschrieben. Schon die seltener aufkommende Angst einordnen zu können und sie dann mit dem neuen Blick überwiegen zu können, macht das Leben leichter.
Als ich meine Freundinnen aus verschiedenen Kollektiven dieses Jahr untereinander bekannt machen wollte (sie wollten das auch) und es war schon im Gang, habe ich Angst bekommen. Ich hatte Angst, dass die Situation eine Dynamik zwischen ihnen und mir auslösen könnte, welche dazu führen würde, dass ich sie alle verliere. Sie haben auf eine Nachricht von mir gewartet, doch ich entschied mich, einen Tag abzuwarten, und war dann tatsächlich am nächsten Tag wieder ruhig. Ich habe sie als vertraute Menschen gesehen und dann war das plötzlich kein Problem mehr und ist bis heute so.
Es hat mir viel bedeutet, zu erkennen, dass meine Freundinenn die Verbundenheit mit mir brauchen, so wie ich. Dass uns das alle kreuz und quer verbindet. Dass diese Verbundenheit vielleicht bei ihnen mir gegenüber auch 'schon immer' da war. Und ich war um sie damals bemüht, so wie ich konnte. Vielleicht hat auch dieses gefühlt unerreichbares Bemühen, damals zum Teil auch durch Angst vorangetrieben, für die Verbundenheit gesorgt, die wir zwischen einander heute finden. Das tröstet mich heute, dass auch das damals Früchte trug, auch wenn ich das konsequent übersehen habe.
Reverie hat geschrieben: Mo., 16.06.2025, 19:36
Das kann ich sehr nachvollziehen, Fairness. Dazu passt eine Zeile aus dem Lied „Morning Has Broken“, das Wind gestern in ihrem Bog veröffentlichte (Danke Wind!). Da heißt es „Mine is the sunlight, Mine is the morning“. Das finde ich sehr schön, weil darin eine optimistische Lebenseinstellung voller Zuversicht und Vertrauen, dass alles gut wird, ausgedrückt wird. Und auch Dankbarkeit und Zufriedenheit.
Das werde ich mir dann anhören... danke.
