Depressionen nach Mobbing

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Libella
neu an Bo(a)rd!
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weiblich/female, 25
Beiträge: 1

Depressionen nach Mobbing

Beitrag Mo., 21.11.2011, 19:27

Hallo,

ich bin neu hier im Forum und würde gern kurz meine Geschichte erzählen, da ich denke, dass man mich hier versteht und ernst nimmt und mir vielleicht helfen kann.
Ich bin seit 7 Jahren mit meinem Mann zusammen, wir haben ein kleines Kind. Ich habe zwei Jahre in einer kleinen Firma gearbeitet, in der ich schlimm von meinem Chef gemobbt und sexuell belästigt wurde. Daraus hat sich eine leichte Depression ergeben, weshalb ich auch krank geschrieben war. Mittlerweile habe ich eine neue Anstellung gefunden, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es mir immer schlechter geht.
Ich habe den Sinn des Lebens verloren. Ich stehe morgens auf, gehe meiner Arbeit nach, kümmere mich nachmittags um mein Kind und abends um meinen Mann. Mein Mann nimmt mir viel Arbeit ab und versucht mir sehr oft den Rücken frei zu halten. Es ist auch kein wirklich eingefahrener Alltag, da wir auch immer versuchen etwas zu unternehmen, aber irgendwas stimmt mit meinen Gefühlen nicht. Wenn ich meinen Mann küsse empfinde ich nichts, wenn er an Arbeit geht empfinde ich nichts. Auch meinem Kind gegenüber reagiere ich in letzter Zeit öfter (und das schmerzt mich so ungemein) mit Gleichgültigkeit.
Mir ist den ganzen Tag nach weinen. Ich bin nicht mehr glücklich, ich weiß gar nicht mehr, wie sich das anfühlt, richtig glücklich zu sein. Dabei müsste ich so dankbar sein. Mein Mann ist wundervoll und ein großartiger Papa, mein Kind ist umwerfend, wir haben bald ein tolles Haus und finanziell ist alles ok, eigentlich müsste ich so glücklich sein, aber ich bin einfach nur leer und traurig. Warum bin ich so? Warum kann ich mich nicht über das freuen, was ich habe?
Und wie soll das Leben nur weitergehen? Jeden Tag aufstehen, den Alltag verrichten und abends wieder ins Bett gehen-das Leben muss doch mehr zu bieten haben!!! Ich kann mir momentan nicht vorstellen, wie ich das noch so viele unzählige Jahre aushalten soll? Ich bin noch so jug, ist mein Leben jetzt schon zu Ende?
Ich habe mich mein ganzes Leben nie so richtig normal gefühlt, es hat irgendwie immer etwas im Leben gefehlt, dieses Gefühl überkommt mich jetzt so sehr, es frisst mich auf.

Ich war, während ich wegen dem Mobbing krank geschrieben war, auch bei einem Psychiater. Der empfahl mir eine Psychotherapie. Ich weiß, dass ich diese brauche und sie wichtig für mich ist, ich weiß aber nicht, wie ich das zeitlich schaffen soll. Ich habe bei vielen Psychotherapeuten angerufen, aber alle-wirklich ausnahmslos alle-haben mir eine Absage erteilt, weil sie völlig ausgelastet sind. Vor Mitte nächsten Jahres bekäme ich keinen Termin Dazu kommt, wenn ich erstmal einen Termin hätte, wüsste ich nicht, wie ich den noch zwischen einem Vollzeitjob, Kind und Haushalt unterbringen sollte.

Vielleicht gibt es hier ja Menschen, die mich verstehen, die mir keine Vorwürfe machen und mir etwas helfen können.
Mein Mann weiß von meinen Problemen, er steht hilflos neben mir.

Hilfe ich weiß nicht, wie mein Leben weitergehen soll.

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Wie soll mein Leben weitergehen?" auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mo., 21.11.2011, 21:42

Liebe Libella

Ich würde mich nochmal an den Psychiater wenden und ihn bitten, in der Überbrückungszeit, bis Du einen Therapeuten gefunden hast, (sporadisch) für Dich da zu sein in Einzelterminen. Ich finde schon, dass Du unbedingt Hilfe brauchst, klingt nicht gut ...

Wenn Du einen Therapeuten gefunden hast, müssen es ja nicht so viele Termine sein, wenn das zeitlich für Dich nicht drinliegt. Aber wer weiß, vielleicht willst Du das dann, denn Du hörst Dich schon so an, als könntest Du solche Sitzungen dringend benötigen. Vielleicht gibt es Dir dann auch wieder Kraft.

Was ich für mich noch herausfand: Schließe Dich irgendeinem Verein an, das ist auch wie Therapie. Auf einmal bist Du auf einen Schlag mit vielen Leuten per Du und hast mit ihnen ein tolles Gemeinschaftsgefühl und Ziel. Das gibt auch Kraft. Ich bin z. B. in einem Umweltschutz-Verein und erhalte dort sehr viel Zuwendung, obwohl ich noch nicht lange dabei bin.

Lieben Gruß
Elana
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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dsocmh
sporadischer Gast
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männlich/male, 25
Beiträge: 10

Beitrag So., 02.11.2014, 15:55

Hallo Libelle,
ich habe auch eine Psychotherapie begonnen. Ich war zuerst bei einer Beratungsstelle, die an Psychotherapeuten vermittelt und ein Psychologe dort hat einen Kontakt hergestellt.
Wenn das bei dir in der Nähe möglich ist, würde ich so etwas versuchen.

Auch würde ich nicht zu sehr an meinen Grenzen gehen. Wenn du glaubst die Unterstützung durch einen Therapeuten zu benötigen, dann ist das wichtiger als eine Vollzeitarbeitsstellen. Du lebst ja nur einmal.

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Blume1973
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 43
Beiträge: 1528

Beitrag So., 02.11.2014, 20:50

Hallo Libelle,

ich verstehe dich sehr gut. Wenn dein Kind noch ein Baby wäre, hätte ich auf eine Wochenbettdepression getippt.
So wie meine Vorschreiberinnen schon schreiben, eine Therapie wäre sehr hilfreich.
Es sind die kleinen Dinge im Leben, die einem noch erfreuen sollten. Ich rede hier als Depressive zu dir. Ich weiß selbst nicht wo die schönen Seiten des Lebens sind, aber sie waren früher da, also gibt es sie noch, nur sehen wir sie nicht.

Ich habe von meiner Therapeutin letztens einen schönen Denkansatz bekommen:

sie vergleicht mein Leben mit einem Pott, der gerade leer ist. Jetzt muss ich ihn langsam wieder befühlen mit kleinen Sandkörnern, dann kommen kleine Murmeln und dann größere hinein. Die Sandkörner sind ganz kleine Dinge, die sich ein wenig gut anfühlen, die Murmeln sind dann schon ein paar Dinge, die schon ein wenig Freude gemacht haben und so weiter.

Wichtig ist in dem Fall sich die ganz kleinen Dinge aufzuschreiben und daran festzuhalten. Vielleicht ist es ein Lächeln deines Kindes, oder eine Umarmung deines Mannes, oder ein Sonnenstrahl, oder ein warmes Bad, der Moment vorm Einschlafen, wenn sich die Welt so friedlich anfühlt.

Alles Gute auf jeden Fall!
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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