Warum sind wir eigentlich Egoisten?

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Thread-EröffnerIn
Lissa
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Warum sind wir eigentlich Egoisten?

Beitrag Mi., 16.01.2013, 14:52

jeder mensch ist egoist?
Was mich angeht,
ich kenne nur Wunder.

Walt Whitman

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Vincent
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 15:27

Lissa hat geschrieben:Warum sind wir eigentlich Egoisten?
Weil wir im Grunde selbstreferentielle Systeme sind. Wir stabilisieren uns selbst, indem wir uns auch ein Stückweit von unserer Umwelt abschließen, uns auf uns beziehen. Daraus schöpfen wir unsere Identität. Identität trennt.

Für mich ist ein menschliches Miteinander ohne 'Egoismus' undenkbar.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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ch123
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 15:32

warum? weil wir unser überleben in allen bereichen zu sichern bestrebt sind.

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Ekel
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 16:04

Wie ist egoist für dich definiert?

Bin ich schon egoistisch, wenn ich stehen bleibe am zebrastreifen, damit ich nicht vor ein auto laufe, oder bin ich erst dann egosit wenn ich nur meinen eigenen vorteil sehe und ohne rücksicht auf andere diesen auch anstrebe?

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montagne
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 16:53

.. weil wir fehlerhafte Überlebensmaschinen sind, die trotzdem funktionieren.

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mitsuko
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Beitrag Do., 17.01.2013, 08:56

Um zu überleben und um ein möglichst schönes Leben zu haben.
Selbst bei übertriebenem Egoismus dürfte letztendlich diese Absicht dahinter stehen.

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Hiob
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Beitrag Sa., 19.01.2013, 10:03

von Lissa: jeder mensch ist egoist?
In dem Moment, wo das Bewußtsein sich selbst wahrnimmt, als eine Art Punkt, von dem aus "es schaut", von einem Körper aus, den es bewegt, von einem Gehirn aus, von dem aus es die Welt erlebt, wird es sich als "von dem Rest abgetrennt" erlebt haben. Im gleichen Moment scheint es sich eingebildet zu haben, dass es sich vor allem anderen beschützen muss. Alles andere, äußere kann ihm gefährlich werden. Vielleicht entstand in dem Moment die Angst. Diese Angst scheint die Grundlage für die Errichtung einer unsichtbaren Mauer aus Methoden, mit denen sich das erkannte Zentrum vor der Welt beschützen will und welche das Lebendige im Menschen umgibt. Die Methoden der Vermeidung schlechtens und Erlangung angenehmens (Charakter) entwickelns sich. Beim einen so, beim anderen so. Später nennt man es Persönlichkeit. Das ganze ist weder gut noch schlecht, es ist da.

Erst indem die Außenwelt diese Methoden beurteilt, entsteht das Werturteil "du bist ein Egoist". Das Werturteil ist also wiederum ein künstliches Produkt, wie auch der sog. Charakter.

Es ist aus meiner Sicht müßig, am sog. Egoismus herumzudenken. Bist du nun zu egoistisch oder zu wenig, ist das Leben durch den Egoismus so kalt und grausam geworden...usw. Weil die Gesellschaft die Bewertung durch einen Trick völlig verwischt und damit benutzt, den Charakter von seinem ursprünglichen Nutzen trennt.

Die Gesellschaft hat die Aufgabe, dich von deinen eigenen Bedürfnissen zu trennen, indem sie alle deine Regungen bewertet und dich von deren Zuverlässigkeit trennt. Das nennt man Kita, Kindergarten oder Schule/Studium. Aufgabe ist es, dass du nicht deinen Urteilen, sondern äußeren Maßstäben traust, Noten oder Bienchen, Zahlen oder später Geld-zählen. Damit bist du zu einem Nutztierchen formbar, was z.B. Ehrgeiz entwickelt oder Bedingungen akzeptiert.

Man könnte also sagen, dass Egoismus für den einzelnen andere Bedeutung hat, als für die Gesellschaft. Oft werden m.E. Wortbedeutungen vertauscht. Du kommst also zu unterschiedlichen Ansätzen. Ein Egoist wäre m.E. ein Mensch, der zunächst auf seine eigenen inneren Bedürfnisse achtet, wie z.B. das Bedürfnis nach Ruhe oder Zeit oder Süßigkeiten. Ich vermute, er kann garnicht ohne Bedingungen auf andere Menschen zugehen, wenn er seine eigenen Bedürnisse nicht achtet. Indem aber dem Egoisten die inneren Bedürfnisse ausgeredet wurden (du bist nicht gut genug), und durch neue Maßstäbe (Geld, Wachstum, Ziele erreichen...) ersetzt wurden, wird der Mensch niemals Befriedigung erlangen...und für die anderen wie ein "immer hungriger", ein Egoist wirken. Er ist aber ein ganz normaler Mensch, der garnicht mehr weiß, was er braucht, ...und strebt daher nach immer mehr und immer besserem...von etwas fremdem.

Er wird ja von Dingen, die er nicht braucht, nie satt.

Hiob

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Mio~
sporadischer Gast
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Beitrag Do., 24.01.2013, 21:54

"Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass. Das Gegenteil von Liebe ist Egoismus."

Jiddu Krishnamurti


Vincent
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Beitrag Do., 24.01.2013, 22:04

Mio~ hat geschrieben:"Das Gegenteil von Liebe ist Egoismus."
Dann kann es in dieser materiellen Welt keine Liebe geben, weil es den Egoismus zwangsläufig geben muß. Liebe, wie Krishnamurti sie versteht, ist somit eine Jenseits-Sehnsuchts-Liebe.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Launebär
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Beiträge: 249

Beitrag Fr., 25.01.2013, 05:09

Ich würde als Gegenstück zum Egoismus den Altruismus definieren, wobei mMn kein reiner Altruismus bestehen kann:

- Im Sinne von montagnes "Überlebensmaschinen" muss doch zwangsläufig zu deren Erhaltung ein Teil der Energie dem eigenen System zugeführt werden, da ansonsten das System als Ganzes auseinanderbrechen und es dadurch zu evolutionistischem Non-Sense verkümmern würde.

- Nun könnte man annehmen, dass sich in einem System, in welchem jedes Glied rein altruistisch handelt, sich das wieder ausgleichen würde. Da würde jedoch ein Energieverlust beinhalten, da die (Grund-)Bedürfnisse erst auf unbestimmte Weise den anderen Gliedern kommuniziert werden müssten. Schon insofern, dass der Körper nur dem eigenen Träger die eigenen Bedürfnisse (oft unangenehm bis schmerzhaft) ausdrückt und natürlich nicht der ganzen Gesellschaft, wird biologisch mMn ein gewisses Grad an Egoismus bezweckt.

- Im evolutionistischen Sinn wäre es nicht erstrebenswert, die schwachen Glieder der Gemeinschaft durch altruistisches Verhalten der Stärkeren durchzubringen, da dies die natürliche Selektion verhindern und damit schwache Nachfahren bilden würde.


(Wichtig für mich noch zu bemerken: Was Punkt drei anbelangt, möchte ich natürlich in keiner Weise mit der "natürlichen Selektion" grausame Verhaltensweisen relativieren bzw. dieser Begriff überhaupt auf die neuzeitlichen Gesellschaften beziehen. Das sind nur meine Gedanken zu der Entstehung und zum ehemaligen Zweck des Egoismus. Kann man vielleicht leicht missverstehen.)

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hawi
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Beiträge: 2679

Beitrag Fr., 25.01.2013, 08:06

Warum sind wir eigentlich Egoisten?
Weil wir uns so sehen, weil wir uns mit anderen Menschen vergleichen, weil wir drüber reflektieren, versuchen, etwas zu erfassen, zu beurteilen, zu beschreiben und deshalb irgendwann zum Wort „Egoismus“ gefunden haben. Es nun nutzen, wie Menschen so was nun mal tun.

Zum Beispiel: Selbstbezogenheit! Egoisten gibt es, soweit mir bekannt, nur als Homo sapiens. Dem wird das Wort zugeschrieben. Etwas, das so - wie ich finde - recht bezeichnend für Mensch ist. Das nicht unbedingt so sein müsste, das vielleicht sogar etwas arg begrenzt ist, eine Sehschwäche?
Und soweit es folgend dann lediglich (eitel?) um menschlichen Egoismus geht? Da braucht Mensch dann eine möglichst einfache Sortierung, Einordnung. Gut/Schlecht. Sucht so für sich nach dem Gegenbegriff zu Egoismus.
Dass das so ist, so geschieht? Interessant, bedenkenswert, aufschlussreich finde ich selber genau dies. Nicht so sehr die Frage, sondern dass sie und wie sie gestellt wird, immer wieder, und wie sie dann auch immer wieder zu menschlichen Antworten führt.

Wir sind Egoisten, weil wir uns betrachten, immer auch als etwas sehen, sehen möchten, sehen müssen, das mit dem Rest des Universums nicht vergleichbar ist. Oder?

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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