Fetisch durch Pornos?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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hans8
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Fetisch durch Pornos?

Beitrag Mi., 12.02.2014, 17:19

Hey Leute,

also ich erzähle euch jetzt mal meine Geschichte. Ich habe sehr früh, ich schätze mal so mit 13/14 Jahren, angefangen ziemlich intenstiv Pornos anzuschauen. Das ist denke ich schonmal grundsätzlich nicht gut, aber in meinem Fall waren es sogar BDSM-Pornos. Im Besonderen habe ich mich Pornos angeschaut mit Facesitting, ich habe dabei glaube ich ein großes Entspannungs- und Geborgenheitsgefühl verspürt. Merkwürdigerweise habe ich diese Pornos nie wirklich mit meinem realen Leben in Verbindung gebracht, sondern eher als parallel Welt angesehen. Ich habe deshalb auch nie gedacht, dass es meiner Beziehung zu Mädchen schaden könnten. Mit 18 hatte ich dann meine erste Freundin, war auch alles toll soweit. Das Problem war nur die Sexualität, weil mir normaler Sex keine wirkliche Befriedigung gebracht hat. Ich habe dann auch versucht meine Fantasien innerhalb der Beziehung umzusetzen, dass heißt ich habe versucht sie dazu zu bringen diese Sachen mit mir zu machen, das ging aber ziemlich schief. Sie fand das ziemlich abstoßend.
Ich habe dann außerdem parallel auch immer weiter diese Pornos geschaut was sie sehr verletzt hat. Nachdem die Beziehung dann vorbei war hat sich meine Neigung scheinbar verändert. Ich konnte mir die üblichen Pornos jetzt einfach nicht mehr anschauen, weil ich riesige Schamgefühle hatte. Ich wollte diese Neigungen jetzt auch einfach nicht mehr haben, weil ich nicht wollte, dass sie auch meiner nächsten Beziehung schaden.
Habe dann auch irgendwann aufgehört diese Pornos zu schauen. Mir ist dann auch aufgefallen, dass mich Fantasien über relativen normalen Sex erregen können, Handjobs und sowas auch. Merkwürdigerweise kommt es mir jedoch so vor, dass die BDSM eine ganz andere Ebene bedienen. Kann ich schwer erklären. Es bedient irgendwas sehr tief in mir drin.
Naja meine Frage wäre jetzt, ob es sein kann, dass ich mir diese BDSM Neigung quasi selber durch meine Pornos geschaffen habe (?) Und ob man diese vielleicht im Rahmen einer Therapie wieder los werden kann (?) Ich habe auch einfach das Gefühl, dass diese Ebene mir generell schadet und das da mitterweile noch mehr Dinge dran hängen, wie zum Beispiel geringes Selbswertgefühl.

Sorry für den langen Text

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Silencia
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Beitrag Mi., 12.02.2014, 21:42

hallo hans!

Ich kenne diese Problematik selbst (mag für einen Mann dennoch anders sein als für eine Frau). Grundsätzlich gucke ich auch eher harte Sachen und habe dann im "realen" Leben Probleme eine normale Sexualität zu führen.

Ich selbst bind avon überzeugt, dass mir das schadet, aber ich glaube auch, dass der grund für diese "neigung" nicht das Porno gucken ist, sondern etwas anderes. Ich weiss bei mir woran es liegt, unter anderem auch weil ich eine Therapie mach.

Daher bin ich schon sehr zuversichtlich dass du das mit einer Therapie in den Griff bekommen kannst (allerdings scheint es so, als ob es sich mittlerweile selbst "Gebessert" hat?)
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wie macht man weiter, wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen, manchen Schmerz der zu tief sitzt und einen fest umklammert.

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Helferlein
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Beitrag Sa., 15.03.2014, 13:09

Hallo hans8,

mal ein paar ganz grundsätzliche Fragen. Laut Forum bist du 20 Jahre alt, stimmt denn das? Deiner Beschreibung entnehme ich, dass du dir deiner eigenen Sexualität sehr bewusst bist und diese auch auslebst (-> Pornos), während deine partnerschaftliche Sexualität sich im Moment auf die Erfahrungen mit deiner Ex-Freundin beschränkt. Ist das soweit richtig?
Ich kann dir natürlich nur aus meinem eigenen Erfahrungsschatz antworten. Und da kommen erst mal noch ein paar weitere Fragen auf. Prinzipiell ist es wohl so, dass sich gewisse Vorlieben wie Fetische, BDSM, etc. schon sehr früh manifestieren. Hast du denn eine Erinnerung daran, dass dich der Gedanke an Fesseln, Hilflosigkeit, etc. schon in deiner Kindheit besonders fasziniert hat? Ich persönlich glaube, dass das Konsumieren von Pornos die eigene Sexualität nicht grundlegend verändern kann. Und ich bin auch der Meinung, dass die *eigene* Sexualität etwas sehr intimes und persönliches ist, das nicht zwangsläufig in einer Partnerschaft ausgelebt werden sollte. Es verwundert mich daher etwas, dass du diese Spielarten tatsächlich mit deiner Freundin ausleben wolltest, denn das kenne ich so nicht. Aber wie gesagt - das ist natürlich meine persönliche Erfahrung und nichts anderes! Im stillen Kämmerlein stehe ich auf so einiges was ich im echten Leben niemals ausleben wollen würde. Und es verwundert mich nicht, dass z.B. BDSM in eurem Alter bei deiner Partnerin nicht besonders ankam. BDSM ist, soweit ich das verstehe, ein Spiel mit wichtigen Regeln. Dabei geht es vor allem um absolutes Vertrauen, denn als der beherrschende Part musst du in der Lage sein, die Situation stets richtig einzuschätzen und niemals die Grenzen deines Partners zu überschreiten. Du trägst sozusagen die volle Verantwortung, und das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das ist schon etwas anderes als ein paar spielerische Klapse auf den Allerwertesten. Einem 20jährigen würde ich in einer solchen Situation auch schwer vertrauen - gerade im Alter zwischen 20 und 30 entwickelt sich die Persönlichkeit eines Menschen ganz erheblich, und mit 30 wirst du darauf zurückblicken und dich wundern, wie du mit 20 meinen konntest, schon alles im Griff zu haben.

Aber ich schweife ab.

Wichtig ist hier eigentlich nur das Folgende:

- hattest du bereits früher Interesse an Hilflosigkeit, Fesseln, etc.?
- siehst du dich selbst als Teil deiner Fantasien oder bist du ein Beobachter?
- genießt du die Intimität mit deiner Partnerin so, wie sie ist, oder hast du konkrete Ideen, was du gerne tun würdest?
- was sind deine sexuellen Erwartungen in einer Partnerschaft?

Wie gesagt - ich glaube nicht daran, dass man die Sexualität eines Menschen grundlegend verändern kann. In gewisser Weise ist dies anscheinend möglich, doch nur innerhalb gewisser Parameter. Mach also nicht die Pornos für deine Fantasien verantwortlich. Mir könntest du gewisse Pornos 24 Stunden am Tag vorspielen ohne dass ich etwas anderes als Ekel empfinden würde, während andere Dinge eben schon während meiner Kindheit erschreckend präsent waren (und ich spreche hier von der mir eigenen Sexualität, so weit ich mich eben erinnere. Ich war nie Opfer sexueller Gewalt!).

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SüdlichderNordsee
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Beitrag Sa., 15.03.2014, 13:41

Eine kleine Info am Rande
Die Neigung zu BDSm ist keine Krankheit.
Sie ist eine Neigung, ein Fetisch oder wie auch immer ich das Kind nennen möchte.
Sie ist nicht "weg zu therapieren ".

Es ist sicher möglich sich im Rahmen von Therapie darüber klar zu werden, ob und in welcher Form ich den Fetisch leben möchte. Dazu kann ich auch nur raten. Die Entdeckung der Neigung kann zu heftigen emotionalen Turbulenzen führen.

Welche Muster und Bewertungen im Hintergrund laufen "muss" jedes selbst erkennen.

Ich wünsche viele gute Erfahrungen auf Euren Wegen.
sagt SüdlichderNordsee, die ihre Erfahrungen mit dem Thema hat

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Krang2
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Beitrag Sa., 29.03.2014, 22:28

Ich glaube auch, daß Pornos keine Neigungen "erzeugen" können, aber ich glaube, daß sie zu unrealistischen Erwartungen und Einstellungen bezüglich Sexualität führen können und somit den Zugang zu erfüllender Sexualität mit einem realen Partner verstellen können, und zwar ganz UNABHÄNGIG davon, ob es sich um Kuschelsexpornos oder um diverse Fetische handelt. Pornokonsum führt außerdem dazu, daß man abstumpft, fast schon wie bei der Gewöhnung an Drogen. Man verliert das Gefühl für sexuelle Kommunikation, es geht nur noch um "Stimulation". Das ist so ähnlich, wie ständiger Medienkonsum bei Jugendlichen allgemein Kommunikationsfähigkeit (aber auch anderes wie z.B. Kreativität) herabsetzt. Pornos verblöden die Jugendlichen also genauso, nur eben in sexueller Hinsicht. In einem Porno wird einem etwas Fertiges vorgesetzt, etwas Künstliches, oftmals mit bezahlten Schauspielern, die das nur für die Kamera machen und selbst keinerlei Lust oder gar Intimität verspüren. Aber gerade Jugendliche denken fälschlicherweise, das hätte dann etwas mit echter Sexualität zu tun und sie müßten das ähnlich umsetzen, um zu "funktionieren". Das finde ich schädlich, und nicht die Tatsache, daß es sich um BDSM handelt. Wenn du solche Neigungen hast, fände ich es sinnvoller, sich eine gleichgesinnte Partnerin zu suchen, um deine Sexualität kennenzulernen und auszuleben - nicht zwischen Pornos und normalem Sex zu pendeln.

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Beitrag Mo., 31.03.2014, 16:23

Hey du,

lass mich deinen Beitrag mal aufdröseln.... Ich hoffe, ich kriege das hier hin mit den Zitaten etc.
[..] ich glaube, daß sie zu unrealistischen Erwartungen und Einstellungen bezüglich Sexualität führen können und somit den Zugang zu erfüllender Sexualität mit einem realen Partner verstellen können, und zwar ganz UNABHÄNGIG davon, ob es sich um Kuschelsexpornos oder um diverse Fetische handelt.
Dem stimme ich zu. Ganz einfach aus dem Grund, dass unser Zugang zur Sexualität heute ein ganz anderer ist als es zuvor je möglich war. Während unsere Eltern und Großeltern noch ganz auf sich allein gestellt waren, und im Normalfall nur ihren Angetrauten als Vergleichsbild hatten, sind wir heute in der Lage dazu, uns alle möglichen Menschen nackt anzusehen. Dies hat, meiner Meinung nach, zwangsläufig die Auswirkung, dass wir uns mit anderen Menschen vergleichen und uns auch gerne mal fragen ob wir eigentlich so in Ordnung sind. Dasselbe gilt für unsere Partner. Wir haben heute den direkten (Internet)Vergleich, und tendieren dazu, das Gesehene als "normal" bzw. "abnormal" zu bewerten. Das ist wohl nicht ungewöhnlich - Menschliche Neugier. Wir sollten uns jedoch darüber im Klaren sein, dass unsere eigene Sexualität damit nichts zu tun hat. Und das scheint einigen Menschen heute schwer zu fallen, was aber überhaupt nicht sein muss. Die eigene sexuelle Erfahrung hat mit Pornos jedweder Art überhaupt nichts zu tun, und das eigene Körperbild sollte sich nicht an jenen Damen und Herren orientieren, die ihren Beruf schließlich nur deshalb ausleben, WEIL sie eben besonders ansprechend sind.
Man verliert das Gefühl für sexuelle Kommunikation, es geht nur noch um "Stimulation". Das ist so ähnlich, wie ständiger Medienkonsum bei Jugendlichen allgemein Kommunikationsfähigkeit (aber auch anderes wie z.B. Kreativität) herabsetzt.
Auch hier stimme ich zu. Ich persönlich habe die Erfahrung zwar noch nicht gemacht, doch orientieren sich, will man dem denn Glauben schenken, gerade junge Männer oft an der "vorgelebten" Sexualität, wie sie in den Medien und Pornos (wobei man hier nicht immer differenzieren kann...) dargestellt wird. Dabei geht es nicht mehr um partnerschaftliches Zusammensein sondern darum, wie viele Stellungen man beim ersten Mal ausprobiert hat. Ob man das alles für bare Münze nehmen kann weiss ich auch nicht. Es amüsiert mich höchstens. Ich kann mir allerdings schon vorstellen, dass der ein oder die andere glaubt, dass es nur darum geht, "gut" im Bett zu sein, und möglichst viele Spielarten anzubieten.

Was deinen Kommentar bezüglich der Kreativität betrifft ... ich wünschte, ich könnte hier ein Gegenbeispiel bringen. Doch ich kann es nicht. Ich selbst bin ein Produkt des Internets - sprich, ich hatte Zugang zu den Anfängen Mitte der 90er Jahre und erinnere mich deutlich an die Zeit "mit" und "ohne" Computer/Internet. Und es ist tatsächlich so, dass der Zugang zu immerwährender Kommunikation auf allen Kanälen meiner Kreativität geschadet hat. Während ich als junger Teenager noch begeistert die Möglichkeiten der Textverarbeitung zum Schreiben von Kurzgeschichten nutzte, und die ersten Scanner stolz meine zeichnerischen Ergüsse digitalisierten, fühle ich mich heute nur noch abgestumpft und leer.
Man verbringt seine Zeit damit, im Internet zu surfen. Das muss nicht unbedingt Nonsens a la Facebook sein - es reicht völlig, dass einem diese Welt der Reizbefriedigung zur Verfügung steht. Ein weiterer Effekt ist natürlich, dass einem jeden zwangsläufig klar wird, dass seine eigene Kreativität völlig bedeutungslos ist. Jeder halbwegs "ernsthafte" Künstler hat dies natürlich längst geahnt, doch das Internet liefert knallharte Beweise. Und nicht genug damit ... während man zu meiner Zeit einem gewissen künstlerischen Standard folgte, ist es heute an der Tagesordnung, dass 11jährige ihre persönlichen Ergüsse der Welt präsentieren, und erwarten, dafür hochgelobt zu werden.
Hinweis: Zu meiner Zeit (die wirklich nur ein paar Jahre zurück liegt, die gesellschaftliche Entwicklung ist unglaublich!) wäre niemand auf die Idee gekommen zwei kopulierende, gezeichnete Gestalten als künstlerisch wertvoll zu betrachten. So "frei" die liebe Kunst auch sein mag ... so gelten doch gewisse Grundsätze, die unsere heutigen Generationen nicht mehr verstehen. Kritik ist nicht erwünscht. Doch ich merke gerade, dass ich wieder einmal wahnsinnig abschweife. Und ach, ich könnte stundenlang Geschichten erzählen. Es hat schon etwas ungemein faszinierendes, "direkt dabei" gewesen zu sein. Ähnlich müssen die Menschen bei der Einführung des Telefons oder der Telegrafie gefühlt haben. Die zwei Welten sind ganz klar abgegrenzt.

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