Soziale Ängste wegen belastenden Erlebnissen

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Wonder
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Soziale Ängste wegen belastenden Erlebnissen

Beitrag Do., 22.12.2016, 14:10

Liebe Forumsmitglieder!

... na toll, jetzt bin ich schon aufgeregt, nur weil ich diesen Thread eröffne
Ich hoffe es ist hier jemand dabei, der mich versteht und mir weiterhelfen kann.

Früher war ich eine fröhliche und unternehmungslustige Person. Ich hatte einen relativ großen Bekannten- und Freundeskreis und hatte das Glück einen Job zu finden, den ich gerne machte. Nun fühle mich oft minderwertig und bin unter Menschen sehr gehemmt, weil ich Angst habe etwas Lächerliches oder Unpassendes zu sagen. Habe Angst, den Kontakt zu meinen verbliebenen Freunden zu verlieren, weil ich etwas falsch machen könnte. Brauche oft Tage, bis ich mich traue sie zu besuchen … neue Kontakte zu knüpfen, schaffe ich derzeit nicht. Ich habe das Gefühl, als hätte ich die Fähigkeit, mich ungezwungen mit Menschen zu unterhalten verloren. Die einzigen Menschen, mit denen ich mich noch "ungezwungen" unterhalten kann, sind meine Familie und meine Eltern.

Hier meine Erlebnisse – wie es dazu kam:
Seit über 15 Jahren arbeite ich im selben Betrieb. Ich verstand mich gut mit meinen Kollegen und Vorgesetzten. Bis 2011, da begann sich beruflich und privat vieles zu ändern.

Eine Kollegin ging in Pension. Mehrere Kolleginnen und ich interessierten uns für diese Stelle. Es brach ein unfairer Konkurrenzkampf aus. Mich schockierte das Verhalten meiner Kolleginnen untereinander und auch mir gegenüber. Ich bekam die Stelle. In den folgenden Monaten kritisierten meine Mitbewerberinnen ständig meine Arbeit. Meine Vorgesetzten waren jedoch zufrieden mit meinen Leistungen. Einer meiner Chefs meinte:“ Die sind nur neidisch, das gibt sich wieder“. Er irrte sich.

Nach und nach wurde von diesen Kolleginnen nicht nur meine Arbeit, sondern auch ich als Person, mein Aussehen, … kritisiert und lächerlich gemacht. Sogar den Job meines Mannes werteten sie ab (er arbeitet in einem anderen Betrieb, sie kennen ihn nur vom Sehen her).

Eine dieser Kolleginnen, welche in der Nähe meines Elternhauses wohnt, verhält sich nun extrem reserviert meinen Eltern gegenüber. Auch mich ignoriert sie meistens, wenn ich sie z.B.: beim Spazierengehen treffe. Vor 2011 haben wir uns gut verstanden und unternahmen öfters gemeinsam etwas. Meine Versuche wieder vernünftig mit ihr ins Gespräch zu kommen scheiterten. Ihre Bekannten, mit denen ich privat Kontakt hatte, sind auch sehr reserviert mir gegenüber. Ich bin bei keiner Silvesterfeier, Party,… von denen mehr eingeladen.

… ich habe unzählige weitere unschöne Dinge erlebt … die lass ich jetzt aber weg …

Ich wurde schwanger . Eine Kollegin, welche mich immer wieder unfair kritisierte wurde meine Karenzvertretung. Sie sagte:“ Sie werde dafür sorgen, dass ich nicht mehr zurückkommen kann. Diese Stelle werde sie behalten.“ Bis zur Karenz musste ich noch viele bösartige Kommentare über mich ergehen lassen. Ich hatte auch keine Kraft mehr mich zu wehren. Mein Vorgesetzter meinte, ich solle sie reden lassen, sie könne personell sowieso nichts bestimmen.

Momentan bin ich noch zuhause bei meinem Kind. Bin gerne bei meinem Baby. Der Abstand zur Arbeit tut mir gut. Meine Erlebnisse belasten mich trotzdem schwer. Vieles kann ich nicht vergessen und ich denke viel darüber nach, was ich hätte anders machen sollen. Ich bin traurig und fühle mich wie eine Versagerin, zweifle an mir selbst und an meiner Menschenkenntnis.

Wie schaffe ich es, meine Erlebnisse zu verarbeiten?
Wie lernt man, wieder selbstbewusst zu sein? Wie kann ich meine Ängste überwinden?
Glaubt ihr, ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten könnte in meinem Fall helfen?

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Tristezza
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Beiträge: 2240

Beitrag Do., 22.12.2016, 18:17

Liebe Wonder, es ist bekannt, dass Mobbing seelisch und körperlich krank machen kann. Manche werden dadurch sogar arbeitsunfähig. Oft hilft nur eine Veränderung der äußeren Umstände, also personelle Veränderungen im Betrieb oder der Wechsel des Arbeitsplatzes. Denn was hilft es, wenn man selbstbewusst ist - die Kollegen können einem das Leben trotzdem zur Hölle machen, wenn sie sich das vorgenommen haben. Sicher wäre es aber sinnvoll, die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, um die psychischen Folgen des Mobbings zu verarbeiten. Es gibt auch spezielle Mobbing-Berater, die dir in konkreten (z.B. rechtlichen) Fragen bezüglich deines Arbeitsverhältnisses weiterhelfen können.


Thread-EröffnerIn
Wonder
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Beiträge: 2

Beitrag Do., 22.12.2016, 20:59

Liebe Tristezza, danke für deine Antwort.

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Naomidav
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Beiträge: 11

Beitrag Fr., 24.02.2017, 07:58

Liebe Wonder

Das tut mir sehr leid für dich. Wenn der Selbstwert im Keller ist, hilft es mir immer wieder folgendes zu lesen.
Es mag sehr ungewöhnlich klingen. Aber ja. Ich oute mich hier.
Ich lese den Psalm 139.

Ich habe selber halbtags nur drei Monate ausgehalten weil ich das Gefühl hatte, nicht wirklich akzeptiert zu werden.
Alles Gute für dich.

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diecouch
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Beiträge: 18

Beitrag Di., 28.03.2017, 02:40

Genieße, was du erreicht hast. Lehne dich zurück. Lächle, die anderen sind nur neidisch und aus diesem Grund verhalten sie sich so.

Wenn du mit dem Genießen fertig bist, suchst du dir einen neuen Freundes- und Bekanntenkreis. Und Arbeitsplatz.

Alles Gute!
Neugier ist die erste Stufe zur Hölle.

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