Hallo Jannerl,
ich bin vor zwei Jahren unter Narkose operiert worden und möchte dir meine Erfahrungen mitteilen.
Beim Vorgespräch für die Anästhesie habe ich die kPTBS angegeben. Er war sehr fürsorglich, hat alles notiert, und es wurde auch bei sämtlichen Übergaben und beim Aufwachen etc. deutlich spürbar darauf Rücksicht genommen. Ich war auch zu allen Zeiten vollständig bedeckt, das Umziehen geschah unter der Decke etc.
Das Legen in Narkose war der schwierigste Teil, weil mich der Raum und das ganze Setting getriggert haben. Da würde ich beim nächsten Mal sehr viel früher sagen, dass ich große Angst habe. (Als die Anästhesistin meinen Blutdruck gemessen hat, war sie total erschrocken und fragte, was los sei. Ich zitterte schon am ganzen Körper und sagte, dass ich furchtbare Angst hätte – da habe ich
sofort etwas zur Beruhigung bekommen, was super geholfen hat.)
Die OP und das Aufwachen waren gar nicht schlimm. Dass ich angefasst wurde, habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Und von den Medikamenten hatte ich einen erstklassigen Lachflash im Aufwachraum, der alle anderen – Patienten wie Pflegepersonal – angesteckt hat. Das war eine echt schöne Erfahrung.
Was ich unterschätzt hatte, war dann die Nacht im Krankenhaus mit einer fremden Person im Zimmer. Beim nächsten Mal würde ich nach Möglichkeit ein Einzelzimmer bezahlen und mir selbst Tavor mitbringen, um nicht auf die Nachtschwester angewiesen zu sein, falls Panik käme. Nimm viel Zeug zum Hören mit, ein langes Kabel fürs Handy, Ohropax, ein leichtes Buch … alles, was dich gut durch die Nacht bringt, sodass du notfalls gar nicht schlafen musst.
Was mir auch geholfen hat, war, dass ich ganz offiziell Angst haben durfte. Nichts dort geschieht im Geheimen, Schmerzen und Angst können offiziell ausgedrückt und müssen nicht dissoziiert werden.
Du schaffst das.
Herzlich
Kirchenmaus