ich möchte nach einigen Jahren eine zentrale Erkenntnis mitteilen, die wir hier vielleicht diskutieren könnten. Vielleicht ist es jemandem in seiner/ihrer Psychotherapie ähnlich ergangen.
Ich habe 300 Stunden AP gemacht, danach weitere 100 Stunden selbstfinanziert. Die ersten 80 Stunden beim ersten Analytiker brachten mich wirklich weiter, weil er mir gegenüber eine besondere Stärke zeigte. Als Mann war mir das wichtig, weil ich in der eigenen Familie überwiegend mit sehr schwachen Männern und gleichzeitig dominanten Frauen (teilweise auch ziemlich hysterisch) konfrontiert war. Von der Kindheit an. Ich brauchte also diese, sagen wir einmal körperliche Stärke, weil mir das auch vorbildhaft erschien. In diesem Analytiker fand ich eine Person, deren Lebensweise mir durchaus attraktiv erschien.
Nach etwa 100 Stunden wechselte ich - ich musste, weil er wegzog. Wechsel zu einer älteren Analytikerin: Ausgesprochen nett, ausgesprochen humorvoll, ich durfte "frech" sein - alles schön und gut. Doch irgendwie war das wirkliche Leiden in der Therapie - das in der ersten Analyse so heilsam war - verschwunden. Ich konnte über meine Erlebnisse sprechen, Träume deuten, Phantasien ausbreiten - das alles möchte ich nicht missen. Allerdings hatte ich zunehmend das Gefühl, dass ich die analytischen Sitzungen primär selbst leite, mich nur in dem bestätigen lasse, was ich ohnehin dachte. Diese Stunden waren aber durchaus "Erlebnisse" - ich dachte mir in Phantasien, dass das Leben so ewig weitergehen könne. Das, was im realen Leben Schwierigkeiten bereitet, wird halt nicht angegangen, dafür werden Phantasien ausgetauscht. Eine Ersatzbefriedigung, die immer so weiter gehen könne. 2020 beendete ich dann nach weiteren 100 Stunden die Therapie, weil irgendwie "die Luft raus" war.
Jetzt ist mir - da ich wieder in einer absoluten Stressphase stecke - bewusst geworden, dass ich mich ja auch überhaupt nicht "verändern" konnte, weil ich mit Beginn der Therapie gleichzeitig in Arbeitsphasen einstieg, die von mir alles forderten (selbstständig). Ich muss mir den Lebenstraum eines großen Hauses in der Großstadt erfüllen - und dafür müssen eben alle Kräfte gebündelt werden, und seien es noch so lange Arbeitstage. Gleichzeitig ist mir in einer schlaflosen Nacht gestern bewusst geworden, dass ich in einigen Jahren 30 bin, und ich auf diesem Wege weder zu einer Familie komme, noch Freundschaften halten kann, geschweige denn neue aufbauen. Es geht nur noch um Arbeit, Arbeit, Arbeit, Geld, Geld, Geld. Ich muss es leider so drastisch formulieren. Das wurde alles durch die Therapie weiter beflügelt, anstelle mir einmal zu sagen: es reicht.
Jetzt denke ich daran, eine Verhaltenstherapie zu beginnen, doch gleichzeitig wird mir klar, dass dieses Arbeiten eine Veränderung meinerseits - neue Erfahrungen, Austausche, Begegnungen - völlig verhindert. Ich werde dann wieder - wie schon in der Analyse sooft - sagen müssen: Ich habe einfach keine Zeit, mich zu verändern (was faktisch ja im Grunde auch stimmt). Veränderung braucht doch auch Freiräume - ich scheine diese aber sukzessiv zugeschüttet zu haben.
Oder müsste man vielleicht einfach sagen: Du willst dich ja gar nicht verändern?
Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand hier etwas beisteuern könnte
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