Beitrag
Do., 04.11.2021, 18:43
Tinnitus,
ich glaube, ich weiß, was Du meinst - auch wenn es vielleicht hilfreich wäre, wenn Du etwas konkreter würdest mit Blick darauf, was genau Du machst, wenn Du Dir Steine in den Weg legst und Deine Therapie gefährdest.
Ich habe gewütet, meine Therapeutin zur Täterin gemacht und ihr immer und immer wieder die übelsten Absichten unterstellt.
Was hat geholfen?
1. Mit dem Schämen aufhören und begreifen, dass es gute biographische Gründe für mein Misstrauen, meine Angst vor Abgelehnt und Ausgelacht-Werden und meine Panik vor einem Menschen gab, der mir wirklich nahe kommt.
2. Immer wieder genau hingucken, versuchen herauszukriegen, (i) wie fängt das an, (ii) was hat das ausgelöst (iii) was hilft mir beim 107en Mal vielleicht ein bisschen schneller als sonst herauszukommen aus dem Wut/Angst-Film (eine der ersten Sachen, die ich begriffen habe: Ich wandle Angst in Wut um, weil die für mich einfacher ist. Eine weitere Erkenntnis: ich wüte und streite und kämpfe, weil ich den anderen, in dem Fall meine Therapeutin, dabei auch spüre, das aber gleichzeitig nicht so "gefährlich" ist.
3. Sprechen statt Tun: Sich selber interessiert beobachten: Was mache ich da eigentlich? Irgendwann fand ich es total aufregend, mir gemeinsam mit meiner Therapeutin auf die Spur zu kommen.
Das klingt ganz einfach, ist aber wahnsinnig schwer. In meiner Therapie habe ich Jahre damit zugebracht. Ungeheuer anstrengend. "Geschafft" hatte ich es in meinen Augen in dem Moment, in dem ich mich beim Wüten gleichzeitig freundlich kommentieren konnte.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.