Angehöriger einer histrionischer Person

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kirilb
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Angehöriger einer histrionischer Person

Beitrag Sa., 01.02.2025, 07:49

Meine Frau hat histrionische Züge bzw. solche Störung. Das kann ich natürlich als Laie nicht bestätigen. Was ich als Hauptpunkt beobbachte ist, das Ausmaß der emotionalen Reaktion bei vielen/allen Erreignissen, die in keinem Verhältnis zum Anlass steht. Und natürlich der enorme Hunger nach Anerkennung, sowe ausgeprägte Suggestibilität. Ich habe nach einem Spezialisten-Psychotherapeuten auf diesem Gebiet gesucht, aber nicht gefunden. Manche Therapeuten während meiner Suche haben mir geantwortet, dass ich mind 50% der Probleme mitbringe und dass wir uns beide in Therapie begeben sollten. Was mich etwas überascht, denn man sagt über die Histrioniker, dass sie selbst keine Probleme erkennen und wollen keine Therapie. Ergo ist die einzige Möglichkeit, dass jemand anderer sie zur Therapie führt. Und wenn er das tut, warum ist er autimatisch mitschuldig, nach dem Motto: der Überbringer der schlechten Nachrichten ist auch mitschuldig.

Wie auch immer, ich habe dann einen freien allgemeinen Paartherapeuten (Psychoanalytiker) gefunden und eine erste Stunde nur alleine gehabt. Ich habe über meine Vermutung über meine Frau erzählt. Dann hat meine Frau der Paartherapie zugestimmt. Ich habe auch gesagt, wenn ich Störungen habe, dann will ich diese erfahren und beheben.

Nach 7 Sitzungen sind wir m.M.n. nicht vom Fleck gekommen, bzw nur schlimmer für mich geworden. Er hat mittlerweile ihre Emotionalität hautnah, sowie die schwarz/weisse Sicht auf die Dinge und Vorliebe zur Polarisierung erlebt, dabei steigt nicht tiefer hinein, sondern lässt er einfach an ihm vorbeiziehen. Was er sich aber vorgeknöpft hat ist meine Persönlichkeit. Meine Frau hat die These aufgeworfen, dass ich sie nicht kenne, nicht schätze und mich über ihr setze. Der Psychotherapeut hat dann die Theorie aufgestellt, dass ich "bestimmende/narzistische/autoritäre" Züge habe und lässt die Gespräche überwiegend darum herumkreisen. Meine , Frau sagt, zu ihrer "Verteidigung", sie sei emmotional, weil ich immer rational an die Sache herangehe, dabei habe ich in der Therapie immer gesagt, dass Themen in der Familie mit Ruhe und gemeinsamer Diskussion/Besprechung gelöst werden sollten und nicht durch Wutausbrüche (wie bei meiner Frau). Meine "Diskussionen" nennt sie "Überrollen" und nicht Beachtung ihrer Sicht. Wenn ich frage, was ist ihre Sicht, dann sagt sie, dass ich nie zuhöre und ich sie nicht kenne, ohne ihre Position darzulegen.

Ich frage mich nun, wie kann es weitergehen? Ich habe erfahren, dass eine Psychoanalytische Therapie auf die Ursachen einer Störung zielt, während eine Kognitive Verhaltenstherapie auf die Symptome bzw schnelle Erfolge. Bei uns ist es so, dass wir in der Familie definitiv schnelle Erfolge brauchen, ansonsten ist der Frieden täglich akut gefährdet. Ich habe nichts gegen der Ursachen, aber wie lange kann es noch dauern, bis wir diese erfahren, und dann noch bis Lösungen kommen? Und wie kann mich verhalten, in dieser Situation, wo die "Waffen" plötzlich gegen mich gerichtet sind?

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caduta
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 10:17

Also die 'bestimmenden/narzisstischen/autoritären Züge' kann ich beim Lesen von deinem Post schon irgendwie nachvollziehen. Du klingst hier sehr überheblich gegenüber deiner Frau. Ihr mal eben (als Laie) eine Persönlichkeitsstörung zu unterstellen ist schon ziemlich heftig.

Warum lässt du deine Frau nicht einfach mal so sein wie sie ist und schaust, ob nicht vielleicht doch etwas an der Aussage oben dran ist und woran du vielleicht arbeiten könntest in eurer Beziehung? Vielleicht auch im Rahmen einer (Einzel) Therapie? Und ja, eine Verhaltenstherapie wäre da vermutlich zielführender.

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Nili
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 13:29

Kann da Caduta zustimmen. Du hast Probleme mit dem Verhalten deiner Frau, sie hat sogar eingewilligt in die Paartherapie, was sie dort erzählt scheint sehr nachvollziehbar und passt zusammen. Ich denke auch es wäre sinnvoll wenn du eine Therapie machst. Du kannst sie nicht ändern, sondern nur dich. Wenn sie wirklich eine HPS hat, dann ist es auch sinnvoll wenn du Therapie machst, wenn du damit nicht klarkommst.

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Nili
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 13:49

Es ist by the Way, auch echt sowas typisches, dass narzisstisch tendierende Männer meinen, ihre Partnerin hätte irgendne Störung wie histrionische Ps oder auch Borderline, dass selbst diagnostizieren, ja dann klar ist von wem die Probleme kommen, wer die gestörte Person ist, die Schuldige...

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Entknoten
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 18:54

Also man kann in einer Beziehung nicht dem anderen "seine" Störung vorhalten und erwarten, dass der "andere dann schon repariert wird, dann läuft die Beziehung."

So, wie sich das liest, übernimmst Du keine Verantwortung. Wenn man das nicht macht, ist man seinem Gegenüber immer hilflos ausgeliefert. Es ist aber auch sehr bequem, weil man sich seine eigenen Muster nicht anschauen muss und ggf. an sich arbeiten muss.

Natürlich ist es einfacher, den anderen dazu zu bringen, an seinem Verhalten zu arbeiten, damit man erst gar nicht getriggert wird.

Das Problem ist aber, dass eine Beziehung immer einer gewissen Dynamik unterliegt. So löst ein anderer fast immer andere Verhalten bei mir aus als der aktuelle Partner.

Demnach wäre es doch zielführender, sich die Dynamiken zwischen Euch anzuschauen, statt der Partnerin eine fragliche Diagnose aufdrücken zu wollen. Denn eine Diagnose führt evtl dazu, dass sie sich so sehr mit den Verhaltensmustern dieser Diagnose so sehr identifiziert, dass sie am Ende keine Möglichkeiten mehr hat, an sich zu ändern, weil sie ja eben die Diagnose XYZ hat.

Wäre es nicht sinnvoller, anzuschauen, wer wie agiert und daran zu arbeiten und Lösungen zu finden? Aus dem "Du bist" ein "wir wollen" zu machen und zu schauen, wie ihr gemeinsam an der Beziehung arbeiten könnt, was Euch fehlt, welche Bedürfnisse ihr habt und was am Ende auch einfach nicht zu ändern ist. Denn Liebe ist manchmal auch einfach radikale Akzeptanz dessen, was ist.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
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kirilb
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:06

Danke für die Kommentare, diese schätze ich sehr! Jetzt der Reihe nach:

1. Zur Diagnose: Ich habe mich im Internet und mit Büchern informiert. Ich habe nur eine Ähnlichkeit aller Symptome in ihr gefunden. Ob sich die Diagnose bestätigt, wird ja der Therapeut sagen. Deswegen habe ich ja die Paartherapie organisiert. Wie sonst kann ein Angehöriger das Problem melden und hätte ich da überhaupt nicht über HPS sprechen dürfen? Und ist jeder, der ein Problem meldet automatisch "bestimmendend/narzisstisch/autoritär"? Darf man denn hier nicht eine Vermutung äussern? Übrigens sie hat parallel eine Einzeltherapie angefangen und mich dort beim Therapeuten "bestimmendend/narzisstisch/autoritär" dargestellt. Nach der oberen Logik ist sich auch nicht korrekt vorgegangen, richtig? Ist sie überheblich in solchem Fall? Jetzt will mich Ihr Therapeut sehen, damit er sich ein direktes Bild von mir machen kann. Mir macht das nichts aus, dass sie mich so dargestellt hatte, der Therapeut wird schliesslich entscheiden. Bitte hier Eure Ansichten teilen, dann kann ich sofort sehen, wie man richtig ein Problem meldet. Hätte ich HPS gar nicht erwähnen dürfen, nur die Probleme/störende Symptome ansprechen?

2. Bei meiner Frau stören mich nicht alle HPS Symptome, sondern nur jene bei welchen sie mich direkt oder indirekt angreift (Wutausbrüche, Manipulationen, Verdrehungen). Die "Frau nicht einfach mal so sein wie sie ist lassen", würde heissen, nachwievor Konflikte in Kauf nehmen und übrigens nicht nur gegenüber mir, sondern gegenüber den Kindern. Sie sind auch Leidtragende. Und "arbeiten an der Beziehung": sehr gerne, z.B. bei Konflikt gemeinsam sich Zeit nehmen und ohne Angriffe mit Pro und Kontra Argumente besprechen. Das habe ich immer ihr vorgeschlagen. Sie kann aber ein längeres Gespräch als 5min nicht ertragen und beginnt mit den Angriffen/Wutausbrüchen/Weinen usw.

3. Soll ich eine Einzeltherapie machen? Parallel zu der Paartherapie, oder erst Einzeltherapie dann die Paartherapie? Wenn Ihr meint, das Einzeltherapie für erstmal sehr helfen wird, werde ich das auf der Stelle machen. Ich will die Familie erhalten, eine Scheidung kommt nicht in Frage für mich, und bin bereit alles zu tun, was nötig ist. Ich habe bislang nicht über Einzeltherapie nachgedacht, ich dachte man sollte die Probleme "gemeinsam" lösen. Aber wie könnte mir die Einzeltherapie helfen? Ich habe folgendes Bild über mich, dass ich immer versuche, in Ruhe über Probleme zu reden und andere einzubeziehen und gemeinsam entscheiden. In der Familie haben wir viele solche Beispiele und diese gebe ich immer an, womit ich zeigen will, es geht doch!

4. Und zur Frage Psychoanalyse vs KVT. Wenn ich Einzeltherapie beginne, soll ich eine KVT machen, weil sie schnellere Ergebnisse liefert? Und liefert den die KVT gar keine Ursachen einer Störung, sondern arbeitet nur an den Linderung der Symptome?

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Nili
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:13

Dass dich der Therapeut sehen will, um sich von dir ein Bild zu machen ist irgendwo zwischen sehr merkwürdig...eher ungewöhnlich. Aber ok.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:13

Wir können hier nicht feststellen ob und welche psychische Störung deine Frau hat. Wir können auch nicht feststellen welche psychische Störung du hast oder nicht hast.

Evtl ist sie ja tatsächlich stark histrionisch und du bist narzisstisch. Auch möglich.

Was ich hier hilfreich finden würde: Lerne gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Es mag sein dass deine Frau auf Dinge emotional überreagiert. Darauf hast du keinen Einfluss. Aber worauf du einen Einfluss hast ist wie du dann mit der Situation umgehst.

Und eins muss man halt auch sagen. Und ich gehe jetzt mal davon aus dass die Verhaltensweisen die deine Frau hat die dich stören nicht neu entstanden sind sondern dass sie die schon hatte als ihr euch kennengelernt habt. Du hast sie so wie sie ist kennengelernt und geheiratet. Und jetzt soll sie sich ändern?

Meine Meinung, wenn du wirklich nicht mit ihrem Verhalten klarkommst dann musst du dich trennen.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:16

kirilb hat geschrieben: Sa., 01.02.2025, 19:06
3. Soll ich eine Einzeltherapie machen? Parallel zu der Paartherapie, oder erst Einzeltherapie dann die Paartherapie?

Das könnte sinnvoll sein um für dich rauszufinden ob und unter welchen Bedingungen du die Beziehung fortführen willst.

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Nili
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:16

Und bzgl. deiner eigenen Therapie musst du schauen, wo du dich wohlfühlst und wo du einen Platz kriegst. Das Verfahren ist meiner Erfahrung nach eher irrelevant. Oft zumindest.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:18

Wobei hier keine Krankheit besteht, von daher gibt es keine Indikation von der Krankenkasse eine Therapie bezahlt zu bekommen.

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Nili
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:20

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 01.02.2025, 19:18 Wobei hier keine Krankheit besteht, von daher gibt es keine Indikation von der Krankenkasse eine Therapie bezahlt zu bekommen.
Naja, das muss ja der Therapeut erstmal feststellen. Das wissen wir ja nicht!!! Wenn er nichts mit Krankheitswert feststellt, wird er das mitteilen und es kann zumindest bei ihm keine Therapie stattfinden. Ein anderer Therapeut, kann das auch wieder anders sehen.

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kirilb
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:42

1. Warum ist es merkwürdig, dass mich ihr Therapeut sehen will? Er kann sich doch nicht nur auf ihrer Worte basieren?

2. "Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens" von Rosenberg: schon bestellt, danke für den Tipp!

3. Ja, meine Frau war immer so. Nur, es gibt gewisse Trigger, die an Häufigkeit zugenommen haben: 1. Stress im Beruf, 2. Stress mit Kindern 3. Ich nicht zuletzt (aus ihrer Sicht). Die Schwelle für eine Überreaktion ist bei ihr deutlich niedriger geworden.

4. Trennen ist keine Option, da sie sich selbst und die Kinder schädigt (auch wenn ich weg bin). Ich bin überzeugt, das ist ein temporärer Zustand! Sie hatte vor paar Jahren Panikattacken und hatte bereits Einzeltherapie, sie hat immer noch psychosomatische Leiden, sie hat Stimmungschwankungen und dieses Verhalten überträgt sich sichtlich auf das eine Kind (Teenager). Und schliesslich ich kann vieles ertragen (habe ich bereits mehr als 20 Jahre), für mich wäre es auch ok, wenn wir beide sich über unsere Symptome bewust sind und versuchen diese zu reduzieren, bzw den anderen nicht zu provozieren. Das kann man lernen, davon bin ich überzeugt!


Entknoten
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:46

kirilb hat geschrieben: Sa., 01.02.2025, 19:06 4. Und zur Frage Psychoanalyse vs KVT. Wenn ich Einzeltherapie beginne, soll ich eine KVT machen, weil sie schnellere Ergebnisse liefert? Und liefert den die KVT gar keine Ursachen einer Störung, sondern arbeitet nur an den Linderung der Symptome?
Ich halte zuviele Therapien für nicht zielführend. Wenn ihr zuviele Therapien mit zuvielen Therapeuten macht, kommt ihr auf keinen grünen Zweig. Das ist wie mit Kanonen auf Spatzen schießen.

Hast Du mal geschaut, ob ihr eventuell Bindungsthemen habt? Also erstmal nach Bindungsangst und Verlustangst geschaut, wie Stefanie Stahl zum Beispiel propagiert?

Es ist nämlich interessant, erst einmal da zu schauen, bevor man tiefergehende Diagnostik betreibt.
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Cicero

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kirilb
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Beitrag Sa., 01.02.2025, 19:52

1. einverstanden bzgl zu viele Therapien! Aber ich kann es so machen, dass erst ich zur Einzeltherapie, evtl an mich die Probleme bereinige soweit wie möglich und wir in der Zwischenzeit die Paartherapie pausieren.

2. "Bindungsthemen" auch interessant, werde auch mich vertiefen, danke!

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