Nicht reden können in Traumatherapie

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Pantoffeltierchen
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Nicht reden können in Traumatherapie

Beitrag Fr., 21.02.2025, 21:10

Hallo zusammen!

Wenn ihr in der Therapie an den ganz schwierigen bis traumatischen Themen seid, kommt es bei euch auch oft vor, dass ihr dann nicht mehr reden könnt? Ich habe heute beim erzählen einer Episode, die er bald mal mit EMDR angehen will nicht mehr reden können. Also in wirklichkeit habe ich 1-2 Sätze stockend geflüstert, der Rest war nur noch non-verbal. Ich werde oft leise in solchen Situationen, erzähle flüsternd, stockend. Diesmal habe ich z.T. gar nicht mehr geschafft zu reden. Habe genickt und den Kopf geschüttelt und auf seine Fragen damit reagiert, aber halt es nicht geschafft zu reden. Er hat zum Schluss die 3-2-1-Übung gemacht und als er begonnen hat ich solle doch drei Dinge im Raum benennen und gefragt hat, ob das geht habe ich zunächst genickt und war mir dann nicht sicher, wie ich meine Körper jetzt dazu zu bringe das Wort "Polster" auszusprechen. Ging nach einer gewissen Zeit aber und dann ab der zweiten Runde wars dann kein großes Problemmehr. Kennt ihr das auch von euch? Oder wenn nichtwie reagiert ihr auf solche Themen? Zittert ihr? Weint ihr? Redet ihr viel/schnell/wenig/langsam? Ich bin immer maximal angespannt, weinen kann ich nie...
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Beitrag Fr., 21.02.2025, 22:40

Hallo Pantoffeltierchen!
Pantoffeltierchen hat geschrieben: Fr., 21.02.2025, 21:10 Ich habe heute beim erzählen einer Episode, die er bald mal mit EMDR angehen will nicht mehr reden können. Also in wirklichkeit habe ich 1-2 Sätze stockend geflüstert, der Rest war nur noch non-verbal. Ich werde oft leise in solchen Situationen, erzähle flüsternd, stockend. Diesmal habe ich z.T. gar nicht mehr geschafft zu reden.
Wie ist denn da der Zusammenhang zum EMDR? Ich fragte mich gerade wieso du etwas erzählst, wenn du es mit EMDR bearbeiten sollst? Es wirkt wie ordentlich triggern bevor es dann losgeht? Ich bin allerdings nicht auf den neuesten Stand.

Viele Grüße
candle
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Pantoffeltierchen
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Beitrag Fr., 21.02.2025, 22:50

Naja, dazu gibt’s mehrere Antworten denke ich. Erstens stehe ich da auf der Bremse, weil ich keine Ahnung habe ob ich mich dann wirklich traue mich auf Emdr einzulassen, ich habe da echt Angst davor, dann sind wir aktuell noch am Punkt „erstellen einer traumalandkarte“ und dann wars vom Thera glaube ich auch anders angedacht, ich glaube er wäre eh gerne gleich mit Emdr eingestiegen, da habe ich halt nicht mitgemacht. Er hat es am Anfang angeboten und meinte am Schluss dass er halt schon denken würde, es sei weniger belastend diese Themen mit Emdr anzugehen als sich so zu konfrontieren, aber bei mir kommt da halt eher noch mehr Angst auf. Das ist mir zu nahe, zu wenig Schneckenhaus. 🙈
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candle.
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Beitrag Fr., 21.02.2025, 22:56

Wovor hast du denn Angst?

candle
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Pantoffeltierchen
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Beitrag Fr., 21.02.2025, 23:03

Kann es gar nicht benennen. Davor dass er näher rutscht (habe eine übergriffige therapieerfahrung bei einem früheren thera), davor ihn dabei anschauen zu müssen. Davor zu viel oder zu wenig zu fühlen. Davor, dass Dinge hoch kommen, mit denen ich nicht umgehen kann. Davor, dass es nicht wirkt und mir das peinlich ist. Davor dass er mich dabei anschaut und mir das peinlich ist. Davor, dass ich dann in der Situation es nicht schaffe zu sprechen. Davor, dass ich bei so einem Thema in seine Richtung schauen muss.

Seufz…
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Pantoffeltierchen
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Beitrag Fr., 21.02.2025, 23:05

Ich wusste schon vorher dass er emdr anbietet. Aber männlich, in Fahrweite und traumatherapie ist echt Mangelware und die die es gibt haben alle den Schwerpunkt Emdr. Ist halt gerade „modern“ und ja in den Studien auch wirksam…
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Beitrag Fr., 21.02.2025, 23:27

Da bleibt nur zu sagen, dass du es nicht machen wirst, dann ist die EMDR vom Tisch und du reduzierst damit die Ängste.

Ich "kenne" dich hier ja nun auch schon einige Jahre hier im Forum und habe die ersten Posts gelesen, die gar nicht so weit von diesen Beitrag entfernt sind. Siehst du denn rückblickend positive Entwicklungen bei dir?

candle
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Pantoffeltierchen
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 06:44

Ja, doch - auch wenn es der Post vilelleicht nicht vermuten lässt, ich bin ein ganz ein anderer Mensch als damals als ich begonnen habe zu schreiben, habe mich in vielen Punkten sehr weiterentwickelt und habe in/mit der Therapie viele Punkte durchbekommen. Themen sind bei mir oft träge und ich bearbeite oft immer wieder die selben Themen bis sie wirklich durch sind. Weiß aber nicht, ob das bei anderen anders ist. 🤷‍♀️

Emdr möcht ich noch nicht ganz ad Acta legen, in der (guten) vortherapie hat „nur drüber reden“ bei diesem einen Thema nicht zum Ziel geführt…

Dennoch frage ich mich eben, ob bei traumatischen (tue mir nach wie vor schwer dieses Wort für mich zu akzeptieren) Themen es allen so geht, dass reden unmöglich wird? Schließlich beinhaltet das Wort ja, dass es um eine Belastung geht, die für normale Bewältigungsmechanismen zu groß ist 🤔
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 10:15

Pantoffeltierchen hat geschrieben: Sa., 22.02.2025, 06:44 Themen sind bei mir oft träge und ich bearbeite oft immer wieder die selben Themen bis sie wirklich durch sind. Weiß aber nicht, ob das bei anderen anders ist.
Ja, bei mir ist es anders, weil ich noch nie irgendwas durchgearbeitet habe. Von daher finde ich das wirklich gut, dass du dran bleibst bis ein Thema durchgearbeitet ist!
Emdr möcht ich noch nicht ganz ad Acta legen, in der (guten) vortherapie hat „nur drüber reden“ bei diesem einen Thema nicht zum Ziel geführt…
Hm, damit hälst du dir aber auch einen Unsicherheitsfaktor offen bzw. hebst diese Methode als Hilfe hoch, die sie vielleicht gar nicht sein kann. Egal was du wählst, mußt du dafür offen sein. Meinst du das wirst du irgendwann sein? Hast du dich mal über EMDR informiert? Es gibt ja auch etliche Videos dazu. Vielleicht hilft das dir das leichter zu machen oder dich wirklich dagegen zu entscheiden. Mir geht es um diese Schlupflöcher, die "man" sich damit eröffnet und die eigentlich nur ablenken.
Dennoch frage ich mich eben, ob bei traumatischen (tue mir nach wie vor schwer dieses Wort für mich zu akzeptieren) Themen es allen so geht, dass reden unmöglich wird? Schließlich beinhaltet das Wort ja, dass es um eine Belastung geht, die für normale Bewältigungsmechanismen zu groß ist 🤔
Aha. Verstehe. Das heißt also, dass du das gar nicht als Trauma begreifst und dir es lächerlich vorkommt darüber zu reden? Vielleicht hilft es dir auch dich über "Trauma" zu belesen? Oder aus der Perspektive eines "Freundes" darauf zu schauen wenn dir die Geschichte dann erzählt würde um zu schauen, ob du das dann anders bewertest?

Ich denke nämlich, dass der Vergleich mit anderen über das Nichtgelingen eher kontraproduktiv ist, statt darüber zu reden was eigentlich das Problem ist. Das weißt du ja an sich auch.

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 11:35

" ob bei traumatischen (tue mir nach wie vor schwer dieses Wort für mich zu akzeptieren) Themen es allen so geht, dass reden unmöglich wird?"

Ja und zwar immer, wenn:
- es so Scham belastet ist, dass es das Innerste erschüttert hat
- man so lange depriviert war, dass man nur noch sich selbst trauen konnte und auch das schon schwer ist
- oder die Erschütterungen so groß waren, dass nicht reden eine Coping-Strategie ist
- oder es valide Gründe im Innen gibt, die verbieten dahinzusehen oder darüber zu sprechen
- usw.

gibt schon so einige Gründe
..:..

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Louna
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 11:50

Hallo Pantoffeltierchen,

ich kann auch oft nicht reden / sprechen. Bin auch mehrfach traumatisiert und es ist in der Therapie Ok wenn nichts mehr geht. Manchmal malen wir oder zeigen etwas mit Figuren und wenn wir Ganz "weg" sind und auch nicht mehr reagieren können, redet meine Therapeutin über den Weihnachtsmann oder den Osterhasen.
Aber immer soweit dass wir noch gut wieder nach Hause kommen.

Also ja, das was Du schreibst, ist nichts Außergewöhnliches.
Es muss eben auch Dein Therapeut verstehen wenn gar nichts mehr geht und Dich irgendwie auffangen oder ablenken oder sowas.

Bei uns gibt es auch im Innen welche die nicht sprechen dürfen oder das auch nicht können. Das muss alles beachtet werden.

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 14:52

@candle:

Hm, ja klar, bei anderen fällt es leichter zu akzeptieren wenn sie sich „so aufführen“ wie ich. Und ja, vielleicht ist das, dass ich immer sage, ich führe mich auf das eigentliche aufführen. Und ja, eigtl ist es auch nicht wichtig, ob es ein Trauma war, sondern nur dass es mir damit nicht gut geht. Und ja, es haben mir auch schon zwei Theras bestätigt, dass sie das so sehen, dass das ein Trauma war. Mein letzter meinte „wenn das nicht schlimm gewesen wäre würden wir jetzt nicht hier sitzen und Sie nicht so reagieren“ Und eigentlich bin ich ja, weil das ein Teil von mir schon weiß zum traumatherapeuten gewechselt. Eigentlich…

Über Trauma und emdr habe ich eh schon viel gelesen. Zum Teil fühle ich mich recht angesprochen, ja… emdr Videos sind für mich immer so unrealistisch, das sind ja meist kein echten Klienten, die können alle problemlos und ohne Zögern reden. Ich glaube das ist nicht immer so. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen, dass das immer so idealtypisch abläuft. Aber die Studien sind schon recht überzeugend und ich bin ein Freund der evidence based medicine 🤷‍♀️
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 14:59

Pantoffeltierchen hat geschrieben: Sa., 22.02.2025, 14:52 @candle:

Hm, ja klar, bei anderen fällt es leichter zu akzeptieren wenn sie sich „so aufführen“ wie ich. Und ja, vielleicht ist das, dass ich immer sage, ich führe mich auf das eigentliche aufführen.

Hat dich in deiner Kindheit der Täter/die Täter indoktriniert dass jede Äusserung der Abwehr gegen diese Behandlung ein unangemessenes "aufführen" ist?

Weil irgendwie müssen diese hartnäckigen Gedanken ja in deinen Kopf gekommen sein. Von alleine haben sich die mit Sicherheit nicht installiert.

"Führ dich nicht auf" ist ja auch so ein Täter-Sprech :roll:

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 15:01

@ sinarella:

Danke. Mit dem vorletzten fühle ich mich angesprochen irgendwie…

@Louna:

Danke für deine Erfahrungen. Osterhase und Weihnachtsmann. Ich glaube das würde mich auch zurück bringen 🤭 mein Thera hat’s eh sehr zugewandt und mit Ruhe begleitet. Hat eine Zeit lang fragen gefragt die mit Kopf nicken/schütteln beantwortbar waren und mir immer wieder gesagt, dass das Vergangenheit und lange her ist. Und am Schluss hat er eben eine achtsamkeitsübung gemacht und sich meine wochenpläne erzählen lassen. Ich glaub schon, dass ich dort gut aufgehoben bin…
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Beitrag Sa., 22.02.2025, 17:49

Pantoffeltierchen hat geschrieben: Sa., 22.02.2025, 14:52 das sind ja meist kein echten Klienten, die können alle problemlos und ohne Zögern reden. Ich glaube das ist nicht immer so. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen, dass das immer so idealtypisch abläuft. Aber die Studien sind schon recht überzeugend und ich bin ein Freund der evidence based medicine 🤷‍♀️
Ich war auch angetan von der EMDR, aber ich habe eher keine Angst neue Dinge auszuprobieren.
Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, dass viel geredet wurde. Ich mußte nur die Gefühle und die Szenerie im Kopf generieren, mich auf das EMDR konzentrieren und "das war es" dann auch. Und die Ergebnisse haben sich auch dauerhaft gesetzt und sind nicht wieder aufgetaucht.
Ich hätte das auch gerne weiter gemacht, aber das hat sich bisher nicht ergeben.

Was ich sagen wollte: Es ist ja gar kein Problem sich dagegen zu entscheiden. Du hast ja die Freiheit dich immer wieder neu dafür zu entscheiden. Ich finde es leichter mit einer festen Entscheidung zu leben als mir eine Tür offen zu lassen um dann hin- und her zu ängsteln. Ich bin ja auch kein Hellseher und weiß was in Zukunft kommt?

candle
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