Körperliche Beschwerden im Integrationsprozess

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pustefix
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 386

Körperliche Beschwerden im Integrationsprozess

Beitrag So., 06.04.2025, 13:19

Liebe Forumsmenschen,

mich würde interessieren, mit welchen körperlichen Beschwerden eine Traumabehandlung/ Integration von Erlebtem, Fusion von Anteilen einhergeht/ gehen kann.

Von Zeit zu Zeit habe ich einen sehr starken " Ganzmuskelkater" der sich durch körperliche Aktivität nicht erklären lässt. Dazu eine Art "Grippegefühl",
es fühlt sich fiebrig an, habe aber keins. Dazu Kopfschmerzen, manchmal Halsschmerzen. Oft 3 bis 4xTage, dann ist es wieder weg.

Von Zeit zu Zeit habe ich auch sehr schwere Migräneanfälle, ich meine es ist die Folge wenn einige Anteile gleichzeitig rumspinnen und ich quasi " nicht mehr Herr im eigenen Haus bin." Da helfen dann auch keine Medikamente. NACH dieser Tortour geht es mir immer sehr gut, es ist Ruhe im Kopf, als hätte jemand die " Resettaste" gedrückt.

Ab und zu war ich deshalb schon beim HA,
aber die Befunde sind immer o.k und dann vergesse ich das auch wieder sodass ich es seither beim Therapeuten ( noch) nicht angesprochen habe, weil ich immer dachte, war halt ein Infekt.

Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen, speziell Befinden NACH Traumakonfrontation und Fusion von kindlichen Anteilen.

Allen einen schönen Sonntag wünscht euch
Pustefx

Werbung

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4121

Beitrag So., 06.04.2025, 16:56

Hallo Pustefix,
bin kPTBS-betroffen, Fusion/Integration von Anteilen spielt bei mir allerdings keine Rolle.

Zunächst mal eine Rückfrage: Tritt das denn vor allem im Zusammenhang mit dem auf, was therapeutisch /traumaintegrations-mäßig bei dir gerade so passiert? Kannst du da einen Zusammenhang erkennen? Ist das neu, dh das gab es früher nicht?

Ich kenne im Zusammenhang mit emotional anstrengenden Therapiestunden/phasen vor allem eine extreme Müdigkeit/Erschöpfung, dh ich habe dann ein unendlich großes Schlafbedürfnis und dem folge ich dann meistens auch, wenn es irgendwie möglich ist. Und bei immer wiederkehrender Erschöpfung spielt ja auch chronischer Stress ganz sicher eine Rolle, was ja bei Trauma praktisch gegeben ist.

Inzwischen denke ich, dass mein Immunsystem und auch mein Nervensystem anders arbeitet als die "Norm" es vorsieht. Ich weiß inzwischen auch, dass ich neurodivergent bin, dh ich verarbeite viele Innen- und Außenreize anders. Da sind bei mir solche Krankheitsgefühle (ohne "wirklich" krank zu sein) oft auch das erste Warnsignal, dass gerade zu viel los ist und zu viel auf mich einstürzt. Dann versuche ich inzwischen, zu verlangsamen, für innere und äußere Ruhe zu sorgen. Früher habe ich das nicht gemacht und das hat mir ganz eindeutig nicht gut getan. Diese Krankheitsgefühle kenne ich aber schon "immer", auch in der Kindheit schon.

Körperlich kriege ich ganz selten Fieber, meine Normaltemperatur ist weit unter Durchschnitt (35,5 - 35,8). Dh ich fühle mich bei 36,8° schon so wie andere mit richtig Fieber, weil mein Immunsystem arbeitet ja, auch wenn die Temperatur noch nicht die Grenze zum "offiziellen" Fieber überschritten hat. Das ist ja auch nur ein Durchschnitts/Normwert, der irgendwann mal festgelegt wurde, weil das die "Normalverteilung" irgendwie abbildet. Was ich dann mache, ob ich mich wirklich krank ins Bett lege oder einfach ein wenig verlangsame, hängt von der Gesamtsituation ab.

Und, nicht zu vergessen, es gibt auch körperliche Dinge, die sich so auswirken können. Allergien z.B. und die Wechseljahre haben bei mir nochmal ganz neue Dimensionen von komischen, unerklärlichen Schmerzen (die aber dann auch wieder weg sind nach ein paar Tagen) oder Mich-körperlich-nicht-gut-fühlen hervorgerufen... ::? Kann das auch bei dir eine Rolle spielen?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pustefix
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 386

Beitrag Mo., 07.04.2025, 12:00

Liebe Lisbeth,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich werde etwas später antworten.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
pustefix
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 50
Beiträge: 386

Beitrag Sa., 17.05.2025, 08:20

Weil es mir gerade so gut geht, kann ich mich
auf mein eigenes Thema in dieser Diskussion nicht einlassen.
Die " Anteile" die das Thema diskutieren wollten sind grade nicht aktiv.
Irgendwie " spooky", aber ich kann es nicht besser beschreiben......

Es sind schon 4 Wochen her, seit Diskussionsstart,....
Ich habe immer noch so " Zeitverschiebungserleben".

Werbung


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4197

Beitrag Sa., 17.05.2025, 09:04

Hallo Pustefix,
ich hatte/hab als Hauptdiagnose ne dissoziative Identitätsstörung und lebe mittlerweile schon ne ganze Zeit als "Integrierte", kenne also diese inneren Zustände recht gut aus eigener Erfahrung.

Und ja, ich hatte grade bei den Integrationsprozessen ähnliche körperliche Symptome.
V.a. die Kopfschmerzen/Migräneanfälle, weil in meinem Hirn die Post abging und es sich anfühlte, als ob sich die Innenpersonen per "Drehtür" die Klinke in die Hand geben mit "Vornesein".
Da kann ich auch heute noch nachvollziehen, dass einem da regelrecht der Kopf platzt, weil ja auch neuronal "gefunkt" wird wie doof und sich die Synapsen neu verbinden etc., also neue "Wege" gebahnt werden im Hirn.
Da kann eventuell auch für ne Zeit ein speziell für Migräne zugelassener Betablocker ein bissl Abhilfe schaffen, frag mal deinen Doc danach.

Was du sonst beschreibst, kenn ich v.a. in Bezug auf die Fibromyalgie, v.a. die Muskelschmerzen und das Entzündungsgefühl, sowohl in Bezug auf Muskeln, Faszien und Sehnen (als hätte ich überall ne frisch aufgeflammte Sehnenscheidenentzündung), als auch grippeähnlich als systemische "Infektion", mit dicken Mandeln oder anderen Lymphknoten, Halsschmerzen, den für Infektion ganz typischen Kopf- und Gliederschmerzen, sogar mit "Schnupfen" und Nebenhöhlenbeschwerden, was nach ein bis drei Tagen wie von Geisterhand von selbst verschwindet, als wäre nichts gewesen.

Das kenne ich auch im Zusammenhang mit ME/CFS (chronisches Fatiguesyndrom), aber die kommt bei mir von ner Influenzainfektion, kann sich aber auch als körperliche Folge von chronischem starken Stress über längere Zeit ausbilden.
Da wäre dann auch als Vorbeugung schon Pacing angesagt, falls dir der Ausdruck was sagt.

Ansonsten hat mir grade in den ganz wilden Integrationszeiten angepasste körperliche Bewegung/Sport am allerbesten geholfen, diese Zustände ohne zusätzliche Gesamtverschlimmerung danach zu überstehen.

Ernährung ist auch wichtiger, als man meinen möchte. Bei mir half v.a. "entzündungshemmendes" Essen und viel trinken an Tee und Wasser, ohne Kohlensäure.

Und dann natürlich das Übliche bei Traumaverarbeitung : Ausgleich schaffen mit Entspannungsübungen oder Physiotherapeutisches, was Schönes und Wohltuendes in der Freizeit als festen Bestandteil wahrnehmen, soweit das alles geht.
Bei mir war das meist Kontakt mit Tieren, z.B. therapeutisches Reiten oder von Bekannten die Hunde beknuddeln. :-)

Und ich hab immer mal wieder noch was zum "Austoben" gebraucht. Also im Körper "eingefrorene" Affekte ausagieren, die durch die Verarbeitung/Integration in Fluss gekommen waren. Z.T. therapeutisch in Somatic Experiencing, z.T. über ganz simplen Kampfsport/Draufschlagen/Raufen. :-)

Am wichtigsten finde ich aber bei dem Ganzen, dass du gut auf deine eigenen Impulse, Bedürfnisse und Wünsche guckst und dir erlaubst, was immer dir dazu einfällt an helfenden und lindernden Maßnahmen auf deine Art umzusetzen.

Viel Kraft wünsch ich dir und halte durch und bleib dran, es lohnt sich, weil man "hinterher" dann doch weit mehr Frieden in der Seele hat und sich noch mal ganz anders erleben kann.


Kako
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 52
Beiträge: 1

Beitrag Sa., 17.05.2025, 20:22

Hallo, bei mir zieht es auch herum, je nachdem, was gerade aktiv ist. Darmschmerzen, Schwindel, Übelkeit und seit ein paar Monaten Armschmerzen. Mittlerweile weiss ich aber, "wer" das ist oder woher die Schmerzen kommen und weshalb sie da sind. Wenn mir das bewusst wird, dann ist es oft gleich viel besser.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag