Zukunft der Psychotherapie in Deutschland

Gibt es demnächst themenbezogene TV- oder Radio-Sendungen? Kinofilme? Fanden Sie interessante Artikel oder Pressemeldungen in Zeitschriften oder im Internet, Bücher oder DVD's? Hier können Sie die anderen davon informieren...
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2928

Zukunft der Psychotherapie in Deutschland

Beitrag Mi., 16.04.2025, 22:02

Warum die Zukunft der Psychotherapie gefährdet ist:

In den kommenden Jahren zeichnen sich erhebliche Veränderungen auf
dem Feld der Psychotherapie ab. Wir erläutern, was sich für
Patienten und Professionelle ändert -- und was das über unsere
Gesellschaft aussagt. Vertiefungsfolge "Zukunft der Psychotherapie

https://www.podcast.de/episode/68304179 ... ehrdet-ist

Finde schlimm, was sich in Zukunft verändern soll. Die Langzeittherapie stirbt wohl aus und furchtbar, dass Patienten Fragebogen ausfüllen sollen, wie erfolgreich die Therapie bis jetzt war, um eine Verlängerung bewilligt zu bekommen…

Werbung

Benutzeravatar

Charlie Foxtrott
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 45
Beiträge: 466

Beitrag Do., 17.04.2025, 11:02

Hallo, danke für den informativen Link.
Das mit der Arbeitsmarktkompatibilität habe ich tatsächlich so erlebt: Mir wurde in der Reha auch unterstellt, meine damalige Arbeitslosigkeit sei die Ursache meiner Beschwerden. Dabei hatte ich den Aufenthalt extra zwischen 2 befristete Jobs gelegt. Die Ärztin entblödete sich nicht, zu sagen, es fehle den Arbeitslosen lediglich an Bildung, darum wüssten die nichts mit sich anzufangen. (habe leider versäumt, sie nach nem Promotionsstipendium zu fragen, da ich ihr ja zu ungebildet war :-P )

Das Evaluationssystem habe ich ebenfalls erlebt und mich genötigt gefühlt, die Antworten zu schönen, da mir sonst mit Abbruch gedroht wurde. Finde ich aus mehreren Gründen Quatsch:
1. Evtl. sitzt man nach 10 Stunden gerade so richtig in der Sch*** drin und es geht einem erst mal schlechter, bspw. auch nach ner Expo.
2. Das bearbeitete Thema triggert ein älteres, schwereres an.
3. Es wird nach unterschiedlichen Schadereignissen gefragt: mal sollte ich einen Durchschnitt aus allen bilden, mal wurde nach dem einen (weniger schweren, aber jüngsten), mal nach dem schwersten gefragt, also Äpfel mit Birnen verglichen und dann: Sehen Sie, die Behandlung tut ihnen doch nicht gut!
Wenn ich bspw. mal PTBS nehme, dann rumms ran an den Tatort, schauen Sie, keine Gefahr mehr, fertig, ab zurück auf Arbeit. Gruslig. Scham bearbeiten dauert m.E. länger oder auch den Mut aufbringen, für anständige Sicherheitsstandards zu kämpfen.
Tatsächlich sehe ich da, wie die Autoren, so etwas wie kollektiven Narzissmus, der die gesellschaftlichen Ursachen von Gewalt ausblendet und das Opfer mal eben 10 Stunden zur Reparatur abgibt, damit es gefälligst wieder funktioniert. Es war eben nicht resilient genug.
Interessant, dass die Depressionsrate im UK so nicht gesunken ist, aber dafür die der Therapeuten gestiegen!
Ich bin heilfroh und umso dankbarer, dass ich, nach eigentlich übermenschlicher Anstrengung und viel zu langer Suche, eine hilfreiche Therapie gefunden hatte und sehe es als moralische Verpflichtung, die gesundheitspolitischen Sprecher/Abgeordneten meiner Wahl entsprechend anzuspitzen.
Fürchte auch, dass nicht wenige dann ihr Heil in der Esoterikszene suchen.

Benutzeravatar

chrysokoll
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 45
Beiträge: 4472

Beitrag Do., 17.04.2025, 11:24

Ob es genau so kommen wird sei mal dahingestellt. Aber offenbar soll genau hier gespart werden.
Nach zehn Stunden ist doch in einer Therapie noch gar nichts passiert, da fängt man doch gerade erst so an.

Fragebögen werden dann halt geschönt werden und die Therapeuten geben Tipps was man wie ausfüllen sollte um eine Verlängerung zu erhalten. Wirklich üble "Spielchen" von Seiten der Verantwortlichen. Es scheint einfach nicht anzukommen dass eine Therapie so viele Kosten spart. Wenn ein Patient in eine Klinik muss, womöglich sogar öfter, oder von Arzt zu Arzt rennt und auch länger ausfällt dann kostet das viel viel mehr.

Es läuft wohl darauf hinaus, dass sich vor allem Leute mit genügend Geld noch ausreichend lange Therapie leisten können.

Benutzeravatar

Philosophia
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 39
Beiträge: 4678

Beitrag Fr., 18.04.2025, 17:56

Ich frage mich grundsätzlich, wie sich alles entwickeln soll. Ich wäre eher für eine grundsätzliche Änderung des Bildungssystems, das z. B. dann künftig Umgang mit Gefühlen und Gedanken lehrt. Und natürlich nen Elternführerschein. Es ist unsäglich, wie viele Menschen ein Bindungstrauma haben und noch bekommen werden - so viele TherapeutInnen können gar nicht ausgebildet werden, um das aufzufangen. Es werden oft fragliche Werte gelehrt, die von sonst was für einer alten Zeit stammen. Um die ganzen emotionalen Schmerzen auszugleichen, wird dann mehr konsumiert, es werden mehr Technologien erfunden, um den Menschen mehr Sicherheit zu bieten und vor dem Tod zu beschützen, der uns eh alle ereilen wird. Ich finde das mittlerweile nur noch absurd. Ich denke, dass TherapeutInnen irgendwann durch KI ersetzt werden (müssen), weil der Bedarf so groß ist und die Mittel so knapp. Passiert ja mittlerweile schon. Denn ja, Traumata lassen sich nicht in 10 Stunden kurieren, oft nicht mal in 10 Jahren. Jedenfalls glaube ich, dass das Problem woanders anzugehen ist, weil sonst der Therapiebedarf in den nächsten Jahrzehnten noch immens steigen wird. Es sollte geschaut werden, dass wir ein anderes Leben führen und das sollte vorgelebt werden können.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

Werbung

Benutzeravatar

Hiob
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 75
Beiträge: 2550

Beitrag Mi., 30.04.2025, 15:57

Es wird wohl um Effizienz und Sinnhaftigkeit für die Wertschöpfung und Nutzbarmachung gehen. Lohnt sich die Therapie, wenn vom Betroffenen keine Arbeitsleistung, keine Beitragszahlungen, Steuerzahlungen mehr zu erwarten sind und ist eine kurze knackige Therapie nicht preiswerter als eine halbherzig-dauerhafte, bzw. ist beim Patienten nach kurzer Zeit überhaupt irgend eine Eigeninitiative zu erkennen oder eben nicht, dann "lohnt es sich nicht". Ich denke, das ist ebenso zu verstehen, wie eine (nun kommende) Arbeitslosenunterstützugn für Arbeitssuchende, statt einer Alimentierung der Arbeitslosigkeit. Wir werden diese Trendwende sehr schnell erleben. Ich hab an mehreren Stellen hier erklärt, warum der Sozialstaat und damit auch das Krankenverwaltungswesen abspecken wird. Es geht um die Vorbereitung auf die Ablösung des Weltwirschaftssystems vom Dollar und damit um Konkurrenzfähigkeit. Außerdem sind die Leute den Reichen lästig geworden, sie sind der Meinung, in Zukunft würden sie von Robotern und Computerprogrammen versorgt und bedient, deshalb legt man immer weniger Wert auf "nutzlose Menschen", man bildet sich ein, dass viele davon überflüssig sind. Das ist gruselig und keineswegs meine Einstellung...an mehreren Stellen kann man es jedoch bereits erkennen. Man beobachte nur mal die Verhaltensweisen der Rentenversicherungsträger.

Dass sich allerdings die Leute nun daran gewöhnt haben, im Krankenverwaltungssystem alles für lau zu bekommen und von ihnen kaum eine echte Mitwirkung abverlangt wird, ist in meinen Augen schon eine dekandente Unsitte geworden. Wenn sich das mal ändern sollte, dürfte es bei Ärzten, Therapeuten und anderen auch wieder mehr um Qualität gehen. Ohne Heilungserfolge kommen einfach die Leute nicht mehr, wenn sie es selber zahlen müssen. Zehn Darmspiegelungen und acht Bluttests gratis sind nicht zwingend heilsamer als ein engagierter Arzt und ein an seiner Heilung interessierter Patient. Und...wer in diesem Bereich tätig ist, der wird zumindest im Stillen schon wissen, dass das auch was für sich hätte und die Erwartungen und Bemühungen wieder auf die Füße stellen könnte.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag