Ich habe gestern alle Folgen der Serie Good American Family gesehen und habe eine Frage: In der dritten Folge wird bei einer Hauptperson eine Bindungsstörung diagnostiziert und die Therapeutin empfiehlt ihren Adoptiveltern, sie wie ein Baby zu behandeln, obwohl sie im Grundschulalter (ca. 7Jahre) ist. Das heißt, sie muss auch gefüttert und getragen werden und in einem Gitterbett schlafen. Der Sinn dahinter ist, dass sie auf diese Weise Liebe und Zuneigung kriegt, die sie in ihrer frühen Kindheit nie hatte.
Gibt es wirklich Therapeuten, die so eine Behandlung bei Kindern mit einer Bindungsstörung empfehlen? Wenn nicht, wie kann so eine Therapie sonst ablaufen?
Therapie Bindungsstörungen
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neugierig88
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theweirdeffekt
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Ich kenne das Prinzip der Beelterung / Reparenting. Nicht in dem Sinne, dass man dann tatsächlich wie ein Säugling behandelt wird. Sondern eher als einen Therapeuten der sich positiv emotional zugewandt, interessiert verhält und ua dadurch Stabilität & Sicherheit vermittelt.
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen
Ich hoffe doch stark, dass es das nicht gibt in der Realität. Wenn doch, dann fällt das unter Kindesmissbrauch.
Das wäre hochgradig übergriffig.
Es kann sein, dass bei nicht zum biologischen Lebensalter passender emotionaler Reife Sinn macht, in frühere Entwicklungsphasen zu schauen, ABER: das passiert nicht durch vordergründig infantilisierendes Verhalten.
Babys schlafen auch nicht in Gitterbetten weil das Zuneigung symbolisiert, sondern weil aus dem Bett fallen gefährlich ist. Ja, manchmal wirken auch "Schlafnischen/-höhlen" auch nach dem Kleinkindalter beruhigend auf Menschen. Dafür braucht es aber keine Gitter und auch da ist wieder die Freiwilligkeit entscheidend. Bettgitter gegen den Willen und ohne Gefahr im Verzug (zB. aus dem Bett fallen wegen Lähmung, Epilepsie o.ä.) ist eine freiheitsentziehende Massnahme und damit bewilligungspflichtig.
Babys werden ggf gefüttert, weil es motorisch (noch) nicht anders geht/bzw eigentlich eher, weil das Umfeld das selbstherumexperimentieren nicht unbedingt erträgt. Für die Entwicklung des Essverhaltens, vom Schluckakt bis zum Sättigungsgefühl, ist das "Hand zum Mund führen" extrem wichtig. Also ist Füttern eines Menschen, der eigentlich selbst essen kann, komplett daneben. Ausnahme: Der Mensch wünscht sich das aus Grund X selbst. Kinder in der Autonomiephase eher nicht...es ihnen aufzuzwingen wäre übergriffig.
Sichere körperliche Zuwendung, wo VOM KIND GEWOLLT ist existenziell für die gesunde psychische Entwicklung. Sich aufdrängen, erzwingen dagegen sehr schädlich.
Wenn dich die emotionale kindliche Entwicklung interessiert: "Das Alter der Gefühle" von Sappok/Zepperitz ist ein sehr lesenswertes Buch.
neugierig88 hat geschrieben: Mo., 12.05.2025, 12:02 Das heißt, sie muss auch gefüttert und getragen werden und in einem Gitterbett schlafen. Der Sinn dahinter ist, dass sie auf diese Weise Liebe und Zuneigung kriegt, die sie in ihrer frühen Kindheit nie hatte.
Das wäre hochgradig übergriffig.
Es kann sein, dass bei nicht zum biologischen Lebensalter passender emotionaler Reife Sinn macht, in frühere Entwicklungsphasen zu schauen, ABER: das passiert nicht durch vordergründig infantilisierendes Verhalten.
Babys schlafen auch nicht in Gitterbetten weil das Zuneigung symbolisiert, sondern weil aus dem Bett fallen gefährlich ist. Ja, manchmal wirken auch "Schlafnischen/-höhlen" auch nach dem Kleinkindalter beruhigend auf Menschen. Dafür braucht es aber keine Gitter und auch da ist wieder die Freiwilligkeit entscheidend. Bettgitter gegen den Willen und ohne Gefahr im Verzug (zB. aus dem Bett fallen wegen Lähmung, Epilepsie o.ä.) ist eine freiheitsentziehende Massnahme und damit bewilligungspflichtig.
Babys werden ggf gefüttert, weil es motorisch (noch) nicht anders geht/bzw eigentlich eher, weil das Umfeld das selbstherumexperimentieren nicht unbedingt erträgt. Für die Entwicklung des Essverhaltens, vom Schluckakt bis zum Sättigungsgefühl, ist das "Hand zum Mund führen" extrem wichtig. Also ist Füttern eines Menschen, der eigentlich selbst essen kann, komplett daneben. Ausnahme: Der Mensch wünscht sich das aus Grund X selbst. Kinder in der Autonomiephase eher nicht...es ihnen aufzuzwingen wäre übergriffig.
Sichere körperliche Zuwendung, wo VOM KIND GEWOLLT ist existenziell für die gesunde psychische Entwicklung. Sich aufdrängen, erzwingen dagegen sehr schädlich.
Wenn dich die emotionale kindliche Entwicklung interessiert: "Das Alter der Gefühle" von Sappok/Zepperitz ist ein sehr lesenswertes Buch.
Ich hab von sowas tatsächlich schonmal gehört. Es wird zum Teil in den USA praktiziert, oder wurde. Aber ich hab nur so ganz grob was dazu im Kopf. Ob es dort als wirksam und professionell gilt, keine Ahnung. In Deutschland ist so eine "Therapie" ziemlich sicher nicht gängig und anerkannt, aber du kannst es ja im Zweifel einfach mal googeln.
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Doch gibt es zb in der Jugendhilfe bei extrem bindungsgestörten Kindern UND sogar Jugendlichen.
Ich habe selber einige Fälle am Rande miterlebt.
Auf den ersten Blick mag dies übergriffig erscheinen, aber vorher sind alle anderen Hilfen schon gescheitert gewesen und dies quasi die letzte Hilfe in Form eines Beziehungsangebotes welches dem emotionalen und sozialem Entwicklungsstand dieser Kinder/Jugendlichen entspricht.
Es ist ein sehr kleinschrittiger Weg aber er funktioniert, wenn das Helfernetz drumrum einen langen Atem hat von 2-5Jahren oder länger
Ich habe selber einige Fälle am Rande miterlebt.
Auf den ersten Blick mag dies übergriffig erscheinen, aber vorher sind alle anderen Hilfen schon gescheitert gewesen und dies quasi die letzte Hilfe in Form eines Beziehungsangebotes welches dem emotionalen und sozialem Entwicklungsstand dieser Kinder/Jugendlichen entspricht.
Es ist ein sehr kleinschrittiger Weg aber er funktioniert, wenn das Helfernetz drumrum einen langen Atem hat von 2-5Jahren oder länger
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neugierig88
Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast

, 36 - Beiträge: 8
@Shukria
Macht man das auch bei Erwachsenen?
Hinweis Admin: Fullquote (unnötiges Komplettzitat) entfernt - bitte lesen Sie die Netiquette (Benutzungsregeln) des Forums! Siehe Link im Menü oben. Danke.
Macht man das auch bei Erwachsenen?
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@Shukria: Gibt es dafür seriöse Evidenz? Die würde ich gerne nachlesen.
Es ist auch noch etwas anderes, ob ein Mensch etwas möchte oder es ihm aufgedrückt wird.
Die Arbeit mit den sozial-emotionalen Entwicklungsständen darf nicht dazu dienen jemandem etwas wegzunehmen und aufzudrücken.
Und vor allem: Was heisst Erfolg? Ein Individuum, dass sich fügt? Erlernte Hilflosigkeit?
Es ist auch noch etwas anderes, ob ein Mensch etwas möchte oder es ihm aufgedrückt wird.
Die Arbeit mit den sozial-emotionalen Entwicklungsständen darf nicht dazu dienen jemandem etwas wegzunehmen und aufzudrücken.
Und vor allem: Was heisst Erfolg? Ein Individuum, dass sich fügt? Erlernte Hilflosigkeit?
Erfolg heißt das die Jugendlichen den eigenen Wunsch entwickeln nicht mehr mit einer Babyflasche ins Bett gebracht zu werden und eine eigene Motivation entwickeln sich immer altersgerechter verhalten zu wollen, aus sich selbst heraus und nicht weil irgendjemand das von ihnen erwartet.
Es ist ein hochtherapeutisches Herangehen entweder in entsprechenden ausgebildeten Pflegefamilien oder in therapeutischen Wohngruppen oder in der Eins zu Eins Betreuung, da sind dann 5-7Fachkräfte zusätzlich angestellt, um eine Jugendliche zb von 14.00-22.00Uhr jeden Tag! auch WE und Feiertags einzeln zu betreuen inclusive zu Bett bringen. Das hatte ich alles schon. Und sorry, fügsam sind diese Kinder und Jugendlichen die das brauchen! definitiv nicht. Die sind vorher schon aus 6Einrichtungen geflogen und alle anderen 30-40angefragten lehnen alle ab. Niemand will mehr mit denen arbeiten. Die bleiben dann über 1Jahr oder länger in der Inobhutnahme. Da bleibt dann nur 1:1, also eine ISE (intensive soziale Einzelbetreung) während der Inobhutnahme als zusätzliche Maßnahme.
Mir ist nicht bekannt das es das für Erwachsene auch gibt, aber ich kenne mich auch nur in der Hilfelandschaft der Kinder-und Jugendhilfe aus
Es ist ein hochtherapeutisches Herangehen entweder in entsprechenden ausgebildeten Pflegefamilien oder in therapeutischen Wohngruppen oder in der Eins zu Eins Betreuung, da sind dann 5-7Fachkräfte zusätzlich angestellt, um eine Jugendliche zb von 14.00-22.00Uhr jeden Tag! auch WE und Feiertags einzeln zu betreuen inclusive zu Bett bringen. Das hatte ich alles schon. Und sorry, fügsam sind diese Kinder und Jugendlichen die das brauchen! definitiv nicht. Die sind vorher schon aus 6Einrichtungen geflogen und alle anderen 30-40angefragten lehnen alle ab. Niemand will mehr mit denen arbeiten. Die bleiben dann über 1Jahr oder länger in der Inobhutnahme. Da bleibt dann nur 1:1, also eine ISE (intensive soziale Einzelbetreung) während der Inobhutnahme als zusätzliche Maßnahme.
Mir ist nicht bekannt das es das für Erwachsene auch gibt, aber ich kenne mich auch nur in der Hilfelandschaft der Kinder-und Jugendhilfe aus
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