Trennung, Depression, Alkohol ...

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Thread-EröffnerIn
Biwi
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Trennung, Depression, Alkohol ...

Beitrag Mi., 28.05.2025, 21:53

Hallo liebe Community,

mir ist es in meinem nun 41-jährigen Leben schon öfter schlecht gegangen, aber was ich zurzeit "mitmache" übertrifft alles bisherige :-(

Mein (wahrscheinlich Ex) Partner ist seit letzter Woche in Kroatien als Dauercamper...d.h. er bleibt für sehr viele Wochen.
Der Abschied war ... wie soll ich sagen ... sehr, sehr eigenartig - nicht zuletzt wegen mir selbst.
Ich habe seit längerem mit einem Alkoholproblem zu kämpfen, bin dadurch oft nicht richtig "entscheidungsfähig".
Er hätte mich für kurze Zeit mitgenommen - ich hätte mit Freunden von ihm zurückfahren können.
Im letzten Moment - kurz vor seiner Abreise - sagte ich "nein, fahr' ohne mich."
Warum? Was ging in mir vor?
Die letzten Wochen hat er - wenn wir gemeinsam fortgingen - mit den Kellnerin geflirtet, ständig sexistische Kommentare abgelassen. Es hat mir oft sehr weh getan ... und ich ertrank meinen Kummer zuhause wieder mal mit Alkohol während er weiterzogen ist in andere Lokale (er ist 22 Jahre älter als ich). Er kam letztens um 6 Uhr morgens heim - saß so lange mit einem befreundeten Wirtepaar zusammen.
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen:-(
Es regte ihn so auf, dass ich schnarche, dass er in letzter Zeit oft wutentbrannt sein Bettzeug nahm und sich auf die Couch legte. So ist es auch in der Nacht vor seiner Abreise gewesen.
Dann kamen schon ständig Nachrichten, wann er denn endlich nach Kroatien kommen würde...er ist dort sehr beliebt und ich fühlte mich letztes Jahr dort teilweise wie ein fünftes Rad.
Jetzt sitze ich bei meiner Mutter Zuhause, in meinem Heimatort, den ich unbedingt verlassen wollte... vor 2 Jahren - da kam ich mit ihm zusammen, war überglücklich, wir haben super harmoniert und wirklich viel Spaß zusammen gehabt und auch über alles geredet.
Er ruft öfter an, erzählt von den geselligen Abenden mit den vielen Freunden unten, von ihrem/seinem Alkoholkonsum (sie trinken auch ständig Schnäpse).

Und ich? Ich soll bald meinen Entzug "antreten".
Mir geht es so schlecht dabei, bin so eifersüchtig auf ihn/sein unbeschwertes Leben - mit Alkohol.
Wenn ich mit ihm telefoniere und was trinken möchte zuhause, krieg' ich mich mit meiner Mutter in die Haare ... sie will nicht, dass ich ein paar Bier trinke.
Will in der Früh gar nicht aufstehen, denke ständig an ihn ... was wird er machen, mit wem wird er heute wieder einen feucht-fröhlichen Abend verbringen?
Entsetzlich diese Gedanken und dieses Gefühl in mir ...
... es zerreißt mich fast.
Zum Abschied gab es nur einen Kuss von mir auf seine Wange...dann war er ziemlich schnell - mit dem Kommentar "dass du nicht ganz alleine bist, weißt du aber eh, wenn ich zurückkomme ist die Beziehung vorbei."
Ich betrank mich danach stark und war todunglücklich. Das bin ich nach wie vor.
Aber er meldet sich ja dann wieder und sagt, dass ich ihm auch abgehe.
Ich weiß auch nicht, wie ich meinen Entzug schaffen soll. Ich kann mir einfach nicht vorstellen nie wieder etwas zu trinken.
War früher immer sehr lustig & aufgeschlossen wenn ich Alkohol konsumierte. Jetzt trinke ich oft um meine Gefühle & Gedanken nicht aushalten zu müssen, einfach um mich zu betäuben.
Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Ich habe ihn trotz allem extrem gern, kann mir das Leben ohne ihn nicht vorstellen.

Hat wer ähnliches erlebt und kann mir berichten?

Danke euch im Voraus!

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scacchi
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Beiträge: 81

Beitrag Mi., 28.05.2025, 22:11

Liebe Biwi, das klingt nach einem richtigen Drahtseilakt – Schmerz, Sehnsucht, Wut, Schuld, alles gleichzeitig. Und mittendrin du. Ich glaub dir jedes Wort, und genau weil’s so ehrlich klingt, steckt da auch schon der Anfang drin. Vielleicht ist es nicht der Entzug, der dich verändert, sondern die Chance, wieder bei dir anzukommen. Ganz ohne ihn.

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Thread-EröffnerIn
Biwi
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Beiträge: 14

Beitrag Do., 29.05.2025, 00:54

Scacchi, das hast du total gut formuliert. Darüber muss ich nachdenken.

Als ich vor 2 Jahren das erste Mal mit war, war ich ein anderer Mensch...ich war so gesellig, habe es so gemocht, dass ständig Leute bei uns am Campingplatz saßen ... er lebt das weiter. Hat mir grad vorher erzählt, dass es gestern wieder nach 3 Uhr morgens wurde, weil etliche bei ihm sitzen blieben. Wie kann ich es erklären ... ich habe einerseits das Gefühl, dass es mir jetzt zuviel wäre und andererseits beneide ich ihn so.
Ich würde so gerne wieder "normal" trinken können und gute Gespräche führen können und lachen können...aber ich bin ja alkoholkrank...und er trinkt da unten viel mehr als ich

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caduta
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Beiträge: 422

Beitrag Do., 29.05.2025, 08:41

Liebe Biwi,

vielleicht kannst du es ja auch als Chance sehen? Mit ihm wirst du nie von Alkohol wegkommen. Jetzt ist er weg, du machst einen Entzug und danach steht dir (wenn du es zulässt) buchstäblich die Welt offen. Vielleicht ist das etwas, woran du dich festhalten kannst? Gibt es vielleicht etwas, wovon du träumst?

LG, caduta

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chrysokoll
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Beiträge: 4472

Beitrag Do., 29.05.2025, 10:23

Biwi hat geschrieben: Mi., 28.05.2025, 21:53 Und ich? Ich soll bald meinen Entzug "antreten".
Mir geht es so schlecht dabei, bin so eifersüchtig auf ihn/sein unbeschwertes Leben - mit Alkohol.
es wäre sehr gut wenn du dich jetzt auf dich konzentrieren würdest! Auf dein Leben.
Nutz den Entzug. Das ist ja nur der Anfang, da folgt ja hoffentlich eine längere Reha. Da könntest du diese Dinge bearbeiten, genauer anschauen und auch dein zukünftiges Leben entwerfen und angehen.
Du wollest weg aus dem Ort, weg von der Mutter. Ohne Alkohol hast du die Chance auf ein freies, selbstbestimmtes Leben. Ist das nichts was dich motivieren und locken könnte?


ziegenkind
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Beiträge: 3673

Beitrag Do., 29.05.2025, 11:08

Vielleicht hilft auch der Gedanke, wie endlos langweilig das Gelaber unter An- oder Betrunkenen sein kann.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


theweirdeffekt
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Beiträge: 742

Beitrag Do., 29.05.2025, 18:02

Oder du säufst weiter. Richtig frei wirst du dann bloß nie sein.

Auch wenn dich dein vernebeltes Suchtgehirn aus Angst vor dem Entzug gerade vom Gegenteil überzeugen will.

Du wirst nüchtern auch gesellig sein. Du wirst nüchtern auch Spaß am Leben haben, Freunde treffen. Du kannst es dann sogar vielmehr genießen. Weil die „Freiheit“ nicht künstlich erlogen sondern echt ist. Ohne am nächsten Tag einen Filmriss oder sich blamiert zu haben. Ohne Kater. Ohne andere Suff-Peinlichkeiten.

Du schaffst das, wenn du das willst. Du verdienst, dass es dir gut geht.

Alles Gute!
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen

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Solage
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Beitrag Do., 29.05.2025, 18:47

Also, manche Dauercamper können auch nur Saufkumpanen sein. Die kommen hauptsächlich zum Trinken zusammen. So wirkt das auf mich nach deinen Schilderungen.
Ich bewundere dich sehr, dass du jetzt auf deine Gesundheit achtest und bei all der Trauer, des Abschieds von der Sauferei, in Zukunft auf DICH ACHTEN willst!
Chapeau!!!
Zuletzt geändert von Solage am Do., 29.05.2025, 18:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Solage
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weiblich/female, 48
Beiträge: 2928

Beitrag Do., 29.05.2025, 18:49

Geselliges Leben ist nicht zwangsläufig mit Alkohol verbunden. Im Gegenteil!

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Nili
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Beiträge: 367

Beitrag Di., 03.06.2025, 14:25

Was ich nicht verstehe, warum "musst" du den Entzug machen? Willst du oder musst du? Du "musst" auf jeden Fall wollen! Wie kam das denn alles? Dass nun ein Entzug ansteht? Machst du danach noch weiter Therapie? Erzähl gern noch was mehr.

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Thread-EröffnerIn
Biwi
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weiblich/female, 37
Beiträge: 14

Beitrag Mi., 04.06.2025, 23:26

Danke für euren Zuspruch und eure Antworten!
Ich habe hier letztens einen langen Text geschrieben und dann war er plötzlich weg.

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Thread-EröffnerIn
Biwi
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Beiträge: 14

Beitrag Mi., 04.06.2025, 23:32

@ Nili: Es ist der dritte "Anlauf". Habe einmal abgebrochen und einmal gleich wieder zu trinken begonnen.
Trank schon immer gerne ein Feierabendbier, aber das würden dann 3-4. Als mein Vater schwer erkrankte (Magensonde) und ich ihn zum Großteil pflegte, trank ich noch mehr. Ich verkraftete das alles nur schwer.
Nach seinem Tod hatte ich etliche "Aussetzer".
Naja, bin ein sehr tiefsinniger Mensch, der zuviel nachdenkt und zu oft traurig ist.
Wenn ich den Entzug mache, ist die Beziehung auch vorbei - wie soll es gehen, wenn er immer fortgeht?

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Thread-EröffnerIn
Biwi
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Beiträge: 14

Beitrag Mi., 04.06.2025, 23:39

@ Caduta: mein größter Traum ist, dass ich wieder die "Alte" bin ... ich konnte so viel lachen, war so glücklich mit meiner Ursprungsfamilie ... den Kindern meiner Schwester, den Geschwistern, mit meiner Mutter...und dann...habe ich alle aufs Tiefste beleidigt, sehr viel zerstört.
Ich war immer eher introvertiert und ruhig. Warum ich vor 2 Jahren plötzlich nur mehr Wut und Hass für alle Familienmitglieder empfand ... ich weiß es nicht.
War das alles der viele Alk?
Aber dann verliebte ich mich richtig - eben in einen um 22 Jahre älteren Mann. So hatte ich noch nie zuvor gefühlt.
Mir ging es dann 9 Monate richtig gut, ich trank auch weniger, fühlte mich glücklich.
Aber seit einem Jahr (!) bin ich wieder depressiv und in der Suchtspirale.

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