Ich brenne für nichts wirklich und bin ständig auf der Suche

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Luisa55
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Ich brenne für nichts wirklich und bin ständig auf der Suche

Beitrag Mo., 28.07.2025, 19:14

Liebes Forum.
Ich, 28 Jahre (w), seit einem Jahr single. Habe mein Leben gut im Griff. Bin Krankenschwester, komme super mit meinen Kollegen aus. Privat habe ich ein ausgefülltes Sozialleben, mache regelmäßig Sport. Wohne alleine, habe meinen Haushalt im Griff… Führe also ein durchschnittliches zufriedenes Leben.

Aber: Ich bemerke schon länger, dass ich mich für nichts so richtig begeistern kann. War in der Schule eher desinteressiert. Habe halt immer nur das Notwendigste gelernt und bin dann durch all meine Prüfungen so mäßig gut durchgekommen.
Ich war schon immer sehr musikalisch, aber das ist nichts, was ich jetzt so unbedingt täglich ausüben muss um glücklich zu sein. Ich habe in meiner Jugend gerne Klavier gespielt, jetzt garnicht mehr.

Eine meiner größten Stärken ist meine soziale Kompetenz. Ich finde sehr schnell Anschluss in Gruppen und bin eine Sympathieträgerin, ohne jetzt eingebildet wirken zu wollen. Aber auch das ist jetzt nicht wirklich etwas, wofür ich „brenne“. Das ist einfach Teil meines Charakters.
Meinen Sport mache ich mehr aus Pflichtbewusstsein/für das gute Gefühl danach, aber ich war jetzt auch nie sportlich ehrgeizig oder wettbewerbsorientiert. Ich gehe laufen und ins Fitnessstudio, und achte dabei einfach für mich selbst darauf, mich stets zu steigern.

Wenn ich mal daheim bin und nichts geplant habe, dann ist mir oft extrem
langweilig. Leider bin ich mittlerweile ziemlich Handysüchtig und ertappe mich oft, wie ich teilweise stundenlang auf Instagram diese dummen Kurzvideos schaue, und dabei garnicht merke, wieviel Zeit vergeht.
Auch in der Arbeit bemerke ich das. Ich mache meinen Dienst nach Vorschrift. Ich bin lieb zu meinen Patienten und Kollegen, und genieße den sozialen Aspekt des Jobs sehr. Aber medizinisch gesehen hinterfrage ich viele Sachen nicht und denke mir oft, dass mich das Ganze doch viel mehr interessieren müsste. Manchmal versuche ich daheim wieder ein bisschen zu lernen, aber werde dann schnell abgelenkt vom Handy.
Habe versucht, wieder mehr Bücher zu lesen, aber auch dafür reicht die Konzentration oft nicht. Ich lande ganz schnell wieder beim Handy.

Ich habe prinzipiell schon Ziele im Leben. Ich möchte wieder einmal einen Partner finden und auch Familie gründen, auch würde ich irgendwann mal gerne ein kleines Häuschen besitzen. Aber ich bin jetzt nicht verzweifelt auf der Suche nach einem Mann. Ich bin offen und geduldig was das betrifft. Aber solange ich keinen Partner habe, wird es mit dem Familie gründen und Haus kaufen (aufgrund des finanziellen Aspekts) nichts. Deshalb sind das für mich Ziele, die ich nicht wirklich alleine verwirklichen kann.
Momentan hadere ich vorallem mit dem beruflichen Aspekt. Ich liebe meinen Job und meine Kollegen und bin gut indem, was ich tue. Aber ich denke mir sooft, ich würde gerne noch viel lernen und ich glaube es wäre noch so viel Luft nach oben. Mir fehlt einfach der Ehrgeiz, mich mehr für die Dinge zu interessieren. Ich muss alle paar Monate mal Fortbildungen machen, und merke dabei immer, wie sehr es mir im Alltag fehlt, neue Dinge zu lernen. Ich bin halt einfach zu faul, mich alleine daheim damit zu beschäftigen.

Ich weiß, dass es vielen Menschen so geht wie mir. Viele Menschen haben ihren Alltag und nicht jeder hat irgendwelche ausgefallenen Hobbys, für die er brennt, sind aber trotzdem glücklich. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, ich bin ständig auf der Suche nach MEHR bzw. diesem Feuer in mir, aber ich finde es einfach nicht.
Ich spreche zB. in meiner Arbeit öfter mit Ärzten. Darunter sind wirklich viele, die absolut für ihr Fach brennen. Die es lieben, zu lernen und Menschen zu helfen.
Ich spiele deshalb auch schon seit längerem mit dem Gedanken, Medizin zu studieren. Ich weiß jedoch nicht, ob es einfach nur ein weiterer Versuch ist, mein „Brennen“ zu finden. Oder weil es mich wirklich so stark interessiert. Abgesehen davon wäre ein Medizinstudium in meinem Alter relativ spät, und das Familie gründen dadurch natürlich erschwert (weil KEIN familienfreundlicher Beruf, vorallem nicht die ersten Jahre im Job). Abgesehen davon müsste ich da wohl wieder zu meiner Mutter zurück ziehen, weil nebenbei arbeiten und €800 Miete bezahlen ist da quasi unmöglich. Außerdem bin ich mittlerweile einen gewissen Lebensstandard gewohnt, auf den ich wiederrum ungern verzichten möchte.

Dann frage ich mich auch, ob ich es bereuen werde später, wenn ich zB. jetzt nicht wenigstens versuche, ins Medizinstudium reinzukommen. Ich hab noch mein ganzes Berufsleben vor mir. Und ich habe momentan so das Gefühl, mir irgendwie selber beweisen zu müssen, dass mehr in mir steckt, ich mehr kann etc.

Sorry für den wirren Text. Zusammenfassend habe ich das Gefühl, für nichts zu brennen. Gleichzeitig glaube ich, dass noch so viel mehr in mir steckt und ich soviel mehr machen oder lernen könnte. Aber ich bin auch faul, und irgendwo tu ich mir schwer, meine Komfortzone zu verlassen.
Geht es jemandem ähnlich, oder hat irgendwelche Gedanken dazu?

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Candykills
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Beitrag Mo., 28.07.2025, 20:53

Ich meine, es gibt inzwischen so einen Beruf zwischen Krankenschwester/MFA und Arzt. In meiner Gastro-Praxis gibt es so jemand. Die führt mit mir die Gespräche, die früher der Arzt geführt hat und dieser macht dann bei mir nur noch Ultraschall. Dadurch wird der Arzt gut entlastet und der Job bringt wohl auch einiges an Verantwortung mit sich, lässt sich aber vermutlich von Ausbildung und Job mit späterer Familienplanung besser verbinden. Kam mir so spontan, dass das vielleicht etwas für dich wäre.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Weltengänger
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Beitrag Di., 29.07.2025, 00:07

Luisa55 hat geschrieben: Mo., 28.07.2025, 19:14 Habe versucht, wieder mehr Bücher zu lesen, aber auch dafür reicht die Konzentration oft nicht. Ich lande ganz schnell wieder beim Handy.
Liebe Luisa,

Bücher und Bücher sind längst nicht dasselbe, denn es kommt auf den Inhalt an. Hast du diesen Aspekt denn noch nicht entdeckt? Es klingt so mechanisch, als ob ein bloßes "Bücher lesen" bereits etwas Bedeutendes sei. Wenn's brennt, kommt die Konzentration beim Lesen von Büchern wie von selbst - es müssen eben die mit richtigem Inhalt sein.
Wo suchst du die Bedeutung, liegt sie in der Welt, unter der Geselligkeit als Person anerkannt zu sein oder im Geist?

für ein Medizinstudium sollte man vorher schon das Gefühl des "Brennens" gehabt haben. Das gilt eigentlich immer für etwas, man lernt etwas kennen und fühlt sich davon plötzlich wie magisch angezogen. Das muss aber nicht immer gleich so sein, man kann auch schon etwas kennen und erst später ein "Brennen" dafür entwickeln.

Mir scheint, du willst aus deinem regelmäßigen und braven Alltagsleben zwar heraus, kannst aber seine Mauern nicht durchbrechen, denn es fehlt der innere Mut dazu, lieber wird nicht danach Ausschau gehalten, sondern es soll nach dir Ausschau halten.

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caduta
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Beitrag Di., 29.07.2025, 15:41

Nur so ein Gedanke: hättest du vielleicht Lust ins Ausland zu gehen? Für mich war und ist das immer ein großer Motivator. Und als Krankenschwester sollte das ja nicht so schwierig sein?

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~~~
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Beitrag Di., 29.07.2025, 17:36

Luisa55 hat geschrieben: Mo., 28.07.2025, 19:14 Geht es jemandem ähnlich, oder hat irgendwelche Gedanken dazu?

Ich habe nur ein paar Gedanken dazu: Ich denke, jeder Mensch ist das ganze Leben auf einer Suche. Das wird nie enden. Jeder sucht das Glück oder wie du es nennst das "Brennen".
Ich denke, es gibt niemals DAS einzige wahre und richtige. Das ist eine Illusion. Es geht nicht darum irgendwo anzukommen. Es geht nur darum zu laufen.

Die meisten Menschen suchen ihr "Brennen" ein Leben lang bis zu ihrem Tod ohne es jemals zu finden. ist einfach der Antriebsmotor des Menschen.

Ich bin eher viel zu euphorisch, kann mich in alles positive und negative reinsteigern, würde mir eher etwas mehr Ruhe wünschen. Langeweile kenne ich leider gar nicht. Denke, das ist unter anderem auch Veranlagung, wie viel Emotionen in welcher Stärke man empfinden kann.

Beim Lesen von deinem Text hatte ich aber trotzdem irgendwie das Gefühl, dasa da irgendwas ist, was dich hemmt.
Hab aber absolut keine Ahnung, was das sein könnte. Kann nur raten, vllt Versagensängst, Angst vor Entäuschung, Perfektionismuns ...... oder vllt denkst du, du darfst nicht in deinem Leben einfach n bisschen Rumprobieren und es muss immer DAS Richtige getan werden. Oder was auch immer. Vllt liege ich auch falsch.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Nili
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Beiträge: 367

Beitrag So., 03.08.2025, 17:31

Die Frage ist halt, warum du überhaupt für was "brennen" musst. Wenn du es grad nicht tust, dann ist das so. Dann hast du vielleicht nur nicht das eine gefunden, mit dem das bei dir klappt, oder eben, du hast sowas gar nicht. Ich finde, nicht jeder muss Leidenschaften haben. Ich versteh aber trotzdem, dass du irgendwie nicht zufrieden bist mit deinem Leben, das hört man doll raus. Und das ist vielleicht was du eigentlich suchst. Zufriedenheit. Und irgendwie vielleicht auch mehr dich selbst? Reisen hilft da vielen, Horizont erweitern, du könntest in dem Zusammenhang auch als Krankenschwester auf Einsätze von Ärzte ohne Grenzen. Medizin studieren um vielleicht auch mal für was zu brennen, halte ich für Schwachsinn. Wenn du das jetzt schon nicht tust und nicht Zeit vorallem Motivation und Konzentration zum lernen hast, wirst du es als Ärztin nicht mehr haben. Ich denken, es wäre einfach viel an der Zeit sich mit dir zu beschäftigen. Wer bist du? Was tut dir gut? Woher kommt der Mangel, die Unzufriedenheit, das "brennen" wollen?
Viele Grüße

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münchnerkindl
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Beitrag So., 03.08.2025, 19:21

Ich denke du hast ein Problem mit Leere im Leben. Die du mit ständigem Entertainment zudeckst. Du musst nicth mehr für irgendeine Ablenkung brennen sondern lernen mit dir selbst auf eine positive Weise zu sein sodass du nicht ständig vor dir selbst weglaufen musst weil du dich ohne Zudröhnung mit Aktivitäten nicht aushältst.

Ich würde mit Selbstliebe und Selbstmitgefühl anfangen damit du einen postivien Bezug zu dir selbst bekommst, dann kannst du dich auch problemlos mit dir selbst einfach so entspannen.

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