Hallo liebe Mitglieder,
nachdem ich nun einige Zeit immer wieder überlegt habe, ob ich mich hier anmelde und vorstelle, ist der Entschluss nun gefasst, in der Hoffnung, auf etwas Rat, Hilfe und Unterstützung zu stoßen. Dabei habe ich jedoch keine feste Erwartungshaltung, sondern bin einfach offen für alles, was mir auf meinem Weg hilft.
Nun etwas zu mir...
Ich bin 40 Jahre und habe eine Frau und tolle und gesunde Kinder. Ich bin Lehrer an einer Förderschule. Habe einen kleinen, aber guten Freundeskreis und wenn es die Zeit erlaubt, beschäftige ich mich gerne mit Sport, dem Garten oder ich werke gerne.
In den letzten Jahren habe ich zunehmend an mir beobachten können, dass die Aufs und Abs des Lebens, die ja völlig normal sind, mehr und stärker werden. Das kam alles so schleichend doch irgendwie waren da immer wieder Phasen, in denen ich folgendes bei mir beobachten konnte: Antriebslosigkeit, keine Freude mehr an Hobby, Menschen gemieden, etc... Mir war schon klar, was das für Warnsignale sind und als mich dann auch noch mein Umfeld auf mich bzw "meine Art" ansprach, war mir klar, ich muss etwas tun. So habe ich vor knapp 2 Jahren zunächst einen Termin beim Hausarzt gemacht. Dort habe ich meine eigenen Beobachtungen und Empfindungen geschildert. Nach einem Screening stand dann eine "Anpassungsstörung" im Raum und er gab mir eine Liste mit Psychotherapeuten aus der Umgebung. Dort habe ich mich bei einer auf die Warteliste setzen lassen um evt zunächst eine weitere Einschätzung bekommen zu können. Das ist nun ca. 1 1/2 Jahre her und es gab bis heute keinen Termin.
Ich habe die Zeit selbst genutzt und mich viel mit mir und meinem Körper und meiner Psyche befasst. Ich habe mein Sportpensum erhöht. Versuche mehr auf meinen Körper und meine Verfassung zu hören, lebe achtsamer, etc... Das alles funktioniert mal besser und mal schlechter aber letztlich blicke ich mit einem gewissen Stolz auf die zurückliegende Zeit, weil ich vieles in eine gute Richtung gelenkt habe und vielleicht "schlimmeres" verhindert habe.
Aber warum suche ich evtl Hilfe?
In den letzten Wochen war mal wieder ein kleines Loch da. Nichts gravierendes, aber gewisse Anzeichen waren für mich erkennbar. Mittlerweile weiß ich jedoch viel mehr über mich, was mir gut tut, wo ich nein sagen kann, was mich stresst, usw. Die Phase ist überwunden und vielleicht darf man auch nicht Gefahr laufen, alles gleich zu überinterpretieren. Denn schlechtere Phasen gibt es ja nun immer mal.
Ich bin innerlich deutlich "klarer" geworden (mir fällt kein passenderes Wort ein). Mir hilf diese Klarheit und ich weiß um mich Bescheid. Allerdings gibt es eine Sache, die in meinem Leben immer wieder eine Rolle spielt, die ich in mein Selbstkonzept nicht schlüssig integriert bekomme, was dann immer wieder dazu führt, dass ich ins wanken komme und diese Klarheit verloren geht und womöglich schlechtere Phasen kommen. Ich weiß aber auch, dass diese Sache Imme rein Teil meines Lebens sein wird und ich sie nicht los werde. Man könnte sagen: Fluch und Segen oder eine gewisse Hassliebe. Ich bin durch meine Erkenntnisse der letzten Monate davon überzeugt, dass genau diese Tatsache, ein evtl letztes Puzzlestück sein könnte um "stabiler" zu sein.
Verzeiht mir bitte, dass ich das zunächst sehr vage und unbenannt lasse. Es ist etwas sehr persönliches und zT schambehaftetes, was vermutlich hier (noch) gar nichts zu suchen hat.
Nun habe ich mich hier angemeldet, um evtl einige Impulse zu bekommen, wie Widersprüche in einem Selbstkonzept aufgelöst werden können. Ich schätze das ganze so ein, dass es nichts ist, womit ich direkt Hilfe durch eine Therapie benötige. Andererseits komme ich selbst auf meinem eingeschlagenen Weg an dieser Stelle nicht weiter. Dabei ist mir bewusst, dass es schwer ist konkrete Hilfe zu bekommen, wenn man das Kind nicht beim Namen benennt. Vielleicht ergibt sich mit der Zeit aber auch das ein oder andere hier.
Für die Möglichkeit des Austauschs hier möchte ich euch schon einmal danken und wünsche einen schönen Abend.
LG Thomas
Moin und Hallo
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Weltengänger
- Helferlein

, 63 - Beiträge: 119
ThomasNDS hat geschrieben: Mi., 08.10.2025, 20:37 Nun habe ich mich hier angemeldet, um evtl einige Impulse zu bekommen, wie Widersprüche in einem Selbstkonzept aufgelöst werden können.
Sei willkommen, Thomas!
Du erinnerst mich an einen Musiker gleichen Vornamens, nämlich Thomas Engel, der in Köln und im Rheinland nur "Thommy" genannt wurde. Er war in den 70ern Sänger und Frontmann zusammen mit den sehr populären Bläck Fööss (übersetzt: Nackte Füße). Er und die Gruppe waren überaus beliebt, ihre Lieder sangen sie in Mundart, hatten Charme und den typischen ironischen Witz, wie er in Köln gepflegt wird und eigentlich nie langweilig wird. Doch Thommy trat nach großen Erfolgen aus der Band aus, wozu es eigentlich keinen Grund gegeben hatte. Auch Bandmitglieder sprachen davon, dass er einfach nicht mehr Schlagzeug spielte, wie er es sonst getan hatte. Offensichtlich war er trotz des Erfolges innerlich an einen Punkt gekommen, der ihn zu einer Veränderung veranlasste. Er verlor die Lust am Alten und bedurfte nach Neuem. Er versuchte das Neue, indem er eine andere Band gründete in ähnlicher Art der Bläck Fööss, aber das hielt nicht lange. Vermutlich war es nicht die Veränderung, die notwendig gewesen wäre. Er versuchte sich noch als Schauspieler im TV. Ob das die Veränderung war, die seine Seele suchte, weiß ich nicht. Jedenfalls tauchen plötzlich Brüche im Leben auf, die eine Veränderung veranlassen. Bei einem Psychotherapeuten könnte es heißen, dies sei eine Krankheit, bleibe lieber so, wie du bist, wobei das Schicksal doch nur seine Ansprüche stellt und wenn man diesen nicht gerecht werden kann, wird man wirklich krank.
Was du als "schambehaftet" bezeichnest, wird etwas sein, das du dich nie gewagt haben wirst und sich jetzt durchdrücken will. Womöglich sind es sexuelle Wünsche, die dich von deinem braven und an sich erfolgreichen Leben in eine andere Richtung drängen. Das muss nicht heißen, dem einfach salopp nachgehen zu sollen, denn es könnte eine Prüfung des Schicksals sein, moralische Verantwortung höher zu stellen. Es kann auch heißen, dem konservativen Leben mehr Beweglichkeit zubilligen zu sollen, aber trotzdem die Verantwortung nicht aus den Augen zu verlieren. Insgesamt mag es eine Prüfung sein, ein neues Maß an angemessener Verantwortung zu finden.
Viele Grüße von
Weltengänger
Vielen Dank für deine Antwort.
Die Geschichte von Thommy kannte ich so nicht. Mag daran liegen, dass ich nicht aus dem Rheinland komme und es auch nicht so meine Musik ist. Aber das, was du damit stellvertretend veranschaulichst, kenne ich. Vermutlich ist es in einer gewissen Lebensphase auch ganz normal, dass der Wunsch nach einer Umorientierung oder Neuausrichtung aufkommt. In welchem Umfang und Ausmaß mag sehr unterschiedlich sein. Vielleicht ist es in der Lebensphase um 40 die sogenannte Midlife-Crisis. Gefühlt ist man jetzt an dem Punkt, wo man alle großen Ziele erreicht hat und wenig Veränderungen anstehen. Ausbildung beendet und fest im Job angekommen, Partnerin gefunden - Familie gegründet - Familienplanung abgeschlossen, Haus gebaut/gekauft und sesshaft geworden. Damit bin ich jedoch absolut fein und sehr glücklich drüber. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass alles so gut geworden ist, wie es bis hier ist. Dass jetzt aber mal hier und da kleinere Wünsche nach "was Neuem" oder Veränderung da sind, halte ich für normal. Es beläuft sich bei mir auch nicht auf die großen Sinn-Fragen.
Mit deiner Vermutung bezüglich des sexuellen Aspekts liegst du richtig. Und hier ist es mir erst einmal wichtig, dass es absolut nicht falsch verstanden wird. Mir geht es nicht darum, dass ich diesen Teil hier im Forum ausleben möchte oder einen Reiz darin sehe, so etwas auszudiskutieren. Ich möchte damit auch nicht hausieren gehen.
Das Problem liegt darin, dass ich schon seit langem von diesem Teil von mir weiß. Spätestens seit der Pubertät war es mir klar und es bekam für mich einen Namen. Rückblickend gab es seit Kindheitstagen für mich aber schon diese Bedürfnisse. Es ist also nichts, was jetzt völlig neu auftaucht bzw unterdrückt wurde.
Das Problem liegt für mich schlicht darin, dass ich phasenweise etwas hasse, mir "weg-wünsche", mir unangenehm ist, nicht in mein Selbstbild bekomme, was ich andererseits immer wieder genieße, was mir gut tut, was mir beim Abschalten Hilfe ... Dabei ist es sogar so, dass meine Frau davon weiß und mir gewisse Dinge ermöglicht und zT sogar unterstützt. Also müsste ich objektiv gesehen sogar sagen, dass alles gut ist und ich mich in einer begünstigenden Situation befinde. Aber, irgendwie steht mein Kopf mir immer wieder im Weg.
Ein Aspekt der dabei evtl auch noch zum Tragen kommt, ist die Frage nach dem warum? Ich würde mich selbst als "Kopfmensch" bezeichnen. Ich kann vieles zerdenken, mache mir viele Gedanken und ich möchte immer gerne alles nachvollziehen können und Gründe kennen, warum Dinge sind, wie sie sind. Obwohl mich dieses Thema ja nun quasi mein Leben lang begleitet, weiß ich bis heute nicht, warum dieser Aspekt der Sexualität ein Teil von mir ist. Ich finde keine Antwort, was evtl auch zu einer gewissen Unzufriedenheit führt. Ich rede mir ein, dass ich leichter damit umgehen könne, wenn ich die Ursache/den Grund kennen würde. Letztlich muss ich mich aber dann damit zufrieden geben, dass ich mir sage: es ist, wie es ist.
... und dann kommen wieder Phasen wo ich denke: Hätte ich "es" mal nicht, dann wäre mein Leben um so vieles einfacher.
Ist darin irgendein Muster zu erkennen? Folgen meine Gedanken und mein Verhalten einem bestimmten Muster, was für irgendwas charakteristisch oder typisch ist?
Die Geschichte von Thommy kannte ich so nicht. Mag daran liegen, dass ich nicht aus dem Rheinland komme und es auch nicht so meine Musik ist. Aber das, was du damit stellvertretend veranschaulichst, kenne ich. Vermutlich ist es in einer gewissen Lebensphase auch ganz normal, dass der Wunsch nach einer Umorientierung oder Neuausrichtung aufkommt. In welchem Umfang und Ausmaß mag sehr unterschiedlich sein. Vielleicht ist es in der Lebensphase um 40 die sogenannte Midlife-Crisis. Gefühlt ist man jetzt an dem Punkt, wo man alle großen Ziele erreicht hat und wenig Veränderungen anstehen. Ausbildung beendet und fest im Job angekommen, Partnerin gefunden - Familie gegründet - Familienplanung abgeschlossen, Haus gebaut/gekauft und sesshaft geworden. Damit bin ich jedoch absolut fein und sehr glücklich drüber. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass alles so gut geworden ist, wie es bis hier ist. Dass jetzt aber mal hier und da kleinere Wünsche nach "was Neuem" oder Veränderung da sind, halte ich für normal. Es beläuft sich bei mir auch nicht auf die großen Sinn-Fragen.
Mit deiner Vermutung bezüglich des sexuellen Aspekts liegst du richtig. Und hier ist es mir erst einmal wichtig, dass es absolut nicht falsch verstanden wird. Mir geht es nicht darum, dass ich diesen Teil hier im Forum ausleben möchte oder einen Reiz darin sehe, so etwas auszudiskutieren. Ich möchte damit auch nicht hausieren gehen.
Das Problem liegt darin, dass ich schon seit langem von diesem Teil von mir weiß. Spätestens seit der Pubertät war es mir klar und es bekam für mich einen Namen. Rückblickend gab es seit Kindheitstagen für mich aber schon diese Bedürfnisse. Es ist also nichts, was jetzt völlig neu auftaucht bzw unterdrückt wurde.
Das Problem liegt für mich schlicht darin, dass ich phasenweise etwas hasse, mir "weg-wünsche", mir unangenehm ist, nicht in mein Selbstbild bekomme, was ich andererseits immer wieder genieße, was mir gut tut, was mir beim Abschalten Hilfe ... Dabei ist es sogar so, dass meine Frau davon weiß und mir gewisse Dinge ermöglicht und zT sogar unterstützt. Also müsste ich objektiv gesehen sogar sagen, dass alles gut ist und ich mich in einer begünstigenden Situation befinde. Aber, irgendwie steht mein Kopf mir immer wieder im Weg.
Ein Aspekt der dabei evtl auch noch zum Tragen kommt, ist die Frage nach dem warum? Ich würde mich selbst als "Kopfmensch" bezeichnen. Ich kann vieles zerdenken, mache mir viele Gedanken und ich möchte immer gerne alles nachvollziehen können und Gründe kennen, warum Dinge sind, wie sie sind. Obwohl mich dieses Thema ja nun quasi mein Leben lang begleitet, weiß ich bis heute nicht, warum dieser Aspekt der Sexualität ein Teil von mir ist. Ich finde keine Antwort, was evtl auch zu einer gewissen Unzufriedenheit führt. Ich rede mir ein, dass ich leichter damit umgehen könne, wenn ich die Ursache/den Grund kennen würde. Letztlich muss ich mich aber dann damit zufrieden geben, dass ich mir sage: es ist, wie es ist.
... und dann kommen wieder Phasen wo ich denke: Hätte ich "es" mal nicht, dann wäre mein Leben um so vieles einfacher.
Ist darin irgendein Muster zu erkennen? Folgen meine Gedanken und mein Verhalten einem bestimmten Muster, was für irgendwas charakteristisch oder typisch ist?
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