ich bin neu hier im Psychologie-Forum und hoffe auf euren Rat. Ich befinde mich in einer schwierigen Situation mit meiner Frau und weiß langsam nicht mehr weiter. Wir haben seit fast drei Jahren keinen Sex und auch sonst so gut wie keine körperliche Nähe mehr. Ich vermute, dass das Problem mit ihrer generalisierten Angststörung zusammenhängt, aber ich bin unsicher, wie wir damit umgehen sollen – oder ob ich vielleicht selbst das Problem bin.
Meine Frau leidet an einer generellen Angststörung und ist seit dem Tod ihrer Mutter vor etwa 2,5 Jahren in therapeutischer Behandlung. Leider hat sich aus meiner Sicht bisher nichts Grundlegendes verändert, zumindest nicht was unsere Beziehung und besonders die körperliche Nähe angeht.
Wir haben natürlich darüber geredet. In einem der langen Gespräche im Bett hat sie mir versichert, dass nicht ich das Problem bin. Sie sagt, sie habe keine Gedanken an andere Männer oder das Bedürfnis nach jemand anderem. Das Problem liegt in ihr selbst: Wenn ich sie berühre oder ihr auch nur nahe komme, verfällt sie in eine Art Schockstarre. Sie friert regelrecht ein und verkrampft, als würde ihr Körper in Alarmbereitschaft gehen. Erst durch diese Gespräche habe ich verstanden, dass sie sich in solchen Momenten extrem unwohl fühlt und sogar Angst bekommt, einfach weil jemand, selbst ich als ihr langjähriger Partner, in ihren „Safe Space“ eindringt. Sie braucht offenbar einen großen körperlichen Abstand, um sich sicher zu fühlen.
Für mich persönlich ist die Situation sehr schwierig, denn die körperliche Nähe fehlt mir enorm. Gleichzeitig will ich natürlich nichts tun, was ihr Angst macht. Wir beide finden diese Einschränkung richtig blöd und belastend, aber bisher haben wir keinen Weg daraus gefunden. In unserem letzten intensiven Gespräch haben wir beschlossen, dass sie das Tempo vorgibt, in dem wir uns körperlich wieder annähern. Die Idee war, mit ganz kleinen Schritten anzufangen, damit sie sich sicher fühlt. Zum Beispiel hatten wir vereinbart, dass sie – wenn sie bereit dazu ist – mal von sich aus ihren Kopf auf meine Brust legt, einfach um langsam wieder positives Körpergefühl zwischen uns aufzubauen.
Doch inzwischen sind vier Wochen vergangen, und es ist schon wieder gar nichts passiert.
Vorgestern Nacht habe ich im Schlaf unbewusst meine Hand auf ihr Becken gelegt. Es war keine bewusste Aktion von mir – ich hab das im Halb/Schlaf gemacht, wahrscheinlich weil ich Nähe suche. Am nächsten Morgen hat sie es mir jedoch sofort vorgeworfen. Sie sagte etwas wie: „Wir haben doch erst vor kurzem darüber gesprochen, hast du schon wieder alles vergessen?“ Ihr Vorwurf hat mich getroffen. Dieser unwillkürliche Körperkontakt im Schlaf war für sie aber schon zu viel und hat quasi als „Rückfall“ gegolten.
Ehrlich gesagt bin ich langsam ratlos und auch verzweifelt.
Gleichzeitig habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dieses Bedürfnis nach Nähe habe. Ich frage mich manchmal, ob ich zu ungeduldig oder unfair bin. Schließlich kann sie ja nichts für ihre Angststörung. Ich versuche, ihr Freiräume zu geben und habe wirklich Geduld geübt. Es frustriert mich, immer zurückgewiesen zu werden, obwohl sie ja selbst sagt, dass sie die Situation auch doof findet.
Ist bei mir etwas falsch, das mich das Thema so sehr beschäftigt. Bin ich zu sehr fixiert darauf? Sollte ich einfach dankbar sein, dass wir uns emotional nahe sind, und das Körperliche komplett zurückstellen? Oder ist es legitim, dass mich das unglücklich macht? Diese Fragen lösen bei mir selbst Zweifel aus, ob ich nicht vielleicht selbst das „Problem“ bin.
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen in der Beziehung gemacht, vielleicht mit einem Partner/einer Partnerin, der/die unter Angststörung oder ähnlichen Problemen leidet? Wie seid ihr damit umgegangen, und gab es einen Weg, die Intimität langsam zurückzugewinnen?
Liebe Grüße
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