Frauenhasser

Forums-InsiderIn 206 Steiermark/Österreich W, 34

Mir ist in meinem Leben, vor einiger Zeit, ein Mann begegnet, der ein, meiner Meinung nach, echt krankhaftes Verhalten Frauen gegenüber zeigt.
Bei dem wiederholt sich dieses Verhalten ständig.

Wenn er mit einer Frau zusammen ist, fängt er nach einer bestimmten Zeit an, diese zu belügen bzw. mit anderen Frauen zu betrügen, alle wissen es nur diejenige weiß das aber nicht, mit der er ja offiziell zusammen ist. Er zeigt seiner jeweiligen Partnerin sein "schönes Gesicht". Er tut jeder Frau, die ihm gefällt schön ins Gesicht, schmeichelt usw. sagt ihr Dinge, die man als Frau natürlich gerne hört, trägt sie auf Händen und lässt diese Frau dann eiskalt ur plötzlich fallen, weil er eine andere kennengelernt hat. Er schafft es nicht offen und ehrlich mit einer Frau zu reden und ihr zu sagen, dass er die Beziehung beenden möchte. Für diejenige Frau ist die Welt mit ihm natürlich in Ordnung merkt nichts, plötzlich erfährt diejenige, dass er eine andere hat. Die Welt bricht natürlich zusammen.

Er hatte mal eine Freundin (die war wirklich arm, hatte null Selbstbewusstsein, war total unsicher usw.) wenn er mit der z.B. in einem Lokal war, hat er vor ihren Augen angefangen mit anderen heftig zu flirten und schmuste auch vor ihren Augen mit einer anderen herum. Sie traute sich nie was sagen, keine Ahnung warum. Er demütigte sie vor anderen Leuten. Sie liess sich das, leider, wirklich lange gefallen. Dann lernte er wieder eine andere kennen, sie merkte das natürlich nicht, alle wussten es nur sie nicht. Er war zu feige ihr zu sagen, dass er die Beziehung beenden möchte, weil er eine andere kennengelernt hat. Sie hat es von seinen Freunden erfahren.

Genau diese "Masche" bzw. dieses Verhalten, hat sich schon sehr oft in seinem Leben wiederholt. Meiner Meinung nach ist es ein Zwang bei ihm , sich so, einer Frau gegenüber, zu verhalten.
Es ist aber nicht so, dass ihm sein zwanghaftes Verhalten kalt lässt. Er hat Schuldgefühle derjenigen Frau gegenüber, die er so verletzt hat.

Ich frage mich nur, aus psychologischer Sicht, was ist bei diesem Menschen einmal passiert, dass er so ein derart krankes Verhalten Frauen gegenüber zeigt, das sich immer wieder wiederholt und es ihm selber dabei gar nicht gut geht Question

Moderatorin 1682 Oberösterreich W, 45

Hallo Herndi,

so einen Menschen kenne ich auch und habe ein bißchen Einblick in seine Geschichte.

Er hatte als Kind nie die Chance auf eine echte Beziehung ... so Vater - Sohn oder Mutter - Sohn. Es gab keinen echten Halt für ihn.

Die Eltern wurden geschieden, als er sieben Jahre alt war. Der Vater Alkoholiker, wollte während der wenigen Kontakte (in der Ehe) zu seinem Sohn, einen "echten" Mann aus ihm machen. Näher will ich da gar nicht drauf eingehen.
Die Mutter schimpft, schlägt und fängt in seiner Pubertät an, ihn regelmäßig mit seinem (schlechten) Vater zu vergleichen ....

Nach zwei gescheiterten Ehen, vielen gescheiterten Beziehungen, so in etwa, wie Du sie beschrieben hast, ist er nun glücklich verheiratet.
Mit einer Frau, welche ihn wirklich liebt, aber sich für ihn nicht aufgeben wird. Es ist, als ob er auf eine Frau "gewartet" hat, die zu sich selbst steht, auf die er sich verlassen kann. Ich wüßte nicht, wie ich es sonst beschreiben soll.

Das ist aber bestimmt nur eine Möglichkeit von unendlich vielen. Ist oder war das Dein Freund, von dem Du sprichst?

Liebe Grüße,
Annemarie

Psychotherapeut 1589 Wien M

Hallo Herndi,

bei dem von Ihnen beschriebenen Mann (ich vermute auch, jemandem, der Ihnen sehr nahesteht oder -stand?) geht es aus meiner Sicht nicht nur um "Frauenhaß" (etwas derartiges gibt es als -wissenschaftlichen- psychologischen Begriff übrigens gar nicht), sondern vor allem auch um instabile und inkongruente Beziehungsgestaltung, Fragen des Vertrauens und des eigenen Selbstwerts. Darüber hinaus vielleicht auch um schwierige frühkindliche Beziehungserfahrungen, die nicht ausreichend verarbeitet wurden.

Insofern handelt es sich um ein komplexes Problem, zu dem man aus der Ferne, ohne Kenntnis und Gespräch mit dem Betroffenen selbst keine seriöse Theorie darüber aufstellen kann, 'was diesem Menschen einmal passiert' sein könnte... Die tragische Folge für seine Beziehungsgestaltungen ist jedenfalls, daß seine potentiellen PartnerInnen sich auf seine teils nicht nachvollziehbaren "Schwenks" einstellen und auf die jeweils "korrekte" Art damit umgehen müßten. Womit klar wird, daß vermutlich nicht nur er es nicht schaffen wird, tragfähige Beziehungen einzugehen, sondern auch die meisten seiner PartnerInnen früher oder später geradezu verzweifeln müssen....

Der Verlauf ist ähnlich wie bei vielen psychischen Problemen: die Betroffenen vermögen die Situation in den entscheidenden Phasen selbst nicht adäquat einzuschätzen (selbst würde er sich dann vermutlich als 'verwegen' bezeichnen...). Gelingt es dann endlich, ist es meist schon zu spät - zurück bleibt die Verbitterung, es wieder mal 'vermasselt' zu haben.

Den betroffenen Frauen kann nur geraten werden, auf ihre Grenzen zu achten und ihm selbst, sich adäquate Unterstützung zu suchen, wenn er seine Beziehungsmuster ändern will.

Freundlichen Gruß
Fellner

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

dazu fällt mir was ein:
Wie kann man frühkindliche Erfahrungen verarbeiten?

Ich meine, daran kann man sich ja meistens nicht erinnern, bei den meisten Menschen reicht die Erinnerung ja max. bis zum Kindergarten zurück.
Macht man das aufgrund des Vermutens, wie es damals als Kind gewesen sein muss, rein aufgrund der Informationen die man hat?

Psychotherapeut 1589 Wien M

Hallo Incah,

diverse Theorien (übrigens gestützt durch die moderne Hirnforschung) besagen, daß so etwas wie "Verarbeitung" (im Sinne von Auflösung) gar nicht möglich ist. Was in der Realität zunächst einmal viel häufiger passiert, ist eine "Neu-Einordnung" mittels diverser psychischer Verarbeitungsmechanismen*.

Was aber mit Sicherheit möglich ist, ist, zu erlernen und bewußt zu erfahren, daß auch andere Erfahrungen möglich sind. Auf eigenen Antrieb ist das aber normalerweise nicht möglich, sondern es braucht - ebenso wie beim Erlernen der ungünstigen Verhaltensweisen - Einflüsse von außen. Sei es durch das Erarbeiten unter zielgerichteter Begleitung etwa per Psychotherapie oder durch zufällige, einschneidende Lebensereignisse, die einen gewissermaßen "gewaltsam" (will sagen: gegen die bisherigen, eigenen Lebensmuster gerichtet) auf "neue Gleise" bugsieren... auch sowas kommt ja immer wieder mal vor (fragt sich nur, ob man/frau auf derlei Wunder immer warten will Wink

).

Herzliche Grüße
Richard L. Fellner

* (auf die werde ich übrigens in einem demnächst auf meiner Website erscheinenden Fachartikel über psychoanalytische Theorien näher eingehen)

Forums-InsiderIn 206 Steiermark/Österreich W, 34

Herr Fellner wrote:

die Betroffenen vermögen die Situation in den entscheidenden Phasen selbst nicht adäquat einzuschätzen (selbst würde er sich dann vermutlich als 'verwegen' bezeichnen...). Gelingt es dann endlich, ist es meist schon zu spät - zurück bleibt die Verbitterung, es wieder mal 'vermasselt' zu haben.

Die Frage ist dann natürlich nur, was mache ich als Opfer dann, weil ich mich nicht rechtzeitig schützen konnte. Und so ein Verhalten natürlich auf der Seele brennt, wie die Hölle.
Der "Frauenhasser" kommt nicht auf direktem Wege auf mich zu und sagt offen und ehrlich, dass es ihm leid tut, es wieder einmal verbockt zu haben. Nein, es kommt dann plötzlich ein "frohe Weihnachten u. guten Rutsch ins neue Jahr". Wie soll man dann damit umgehen ? Denn so ein verhalten tut dann noch mehr weh. traurig

Helferlein 83 Deutschland W, 42

Ja herndi, das tut weh. aber auch mit entschuldigung tut es weh. denn auch dann fühlt man sich "verarscht".

am meisten tut es weh, wenn man emotional sehr mit dem menschen verbunden ist. und man muss schon sehr "tolerant" sein, um solche dinge nicht an sich rankommen zu lassen.

meine erfahrung ist, grenzen ziehen, loslassen. loslassen von dem glauben es könnte sich von alleine "richten". aus der "Schusslinie" verschwinden. bewusst mit dem gedanken leben, es wird evtl. niemals so wie ich es gerne möchte.

ich kämpfe da seit 3 jahren mit. und denkt nicht, dass es nicht auch ein kampf ist für den anderen. er ist der "zerissene" und ich kann mir denken, das dies ein unendlicher leidensdruck sein muss.

ich musste erkennen, egal was ich machte, es war verkehrt. ich habe mit zetteln gesessen mit unsere verhaltensweisen und die darauffolgenden reaktionen angeschaut, weil ich dachte, irgendwo muss das letzte teil des puzzles sein. aber es ging nicht.

liebst du diesen menschen, von dem du schreibst?

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